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STEU.FEC D
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^Porwotri
f eit fielen Sagten ift bei ©.=K. ei« Vertreter ber fird^t. titurgifchen Borf Triften, ge*
funber äftljetffcher Brincipien unb grünbticher hiftorifdher Belehrungen, ein offener
Bote über ben materiellen Beftanb ber im 3aljre 1874 gegrünbeten ftirdjenmufif*
fdfjute unb eine befdheibene ©innahmSquelte für biefetbe gewefen; — üom öorliegenben
achten 3ahrgange hofft unb münfdjt bie untergeichnete [Rebaction baS gleiche 3 eu 9niB P
erhalten, ba8 ihr, beffer ben tierehrt. Mitarbeitern tion muftfatifchen, politifdfjen unb
wiffenfdjaftttdjen Btättern 2)eutf<hlanb8 unb beB 2lu8tanbe8 gu S^eit getoorben ift: „ber
<S.=K. fei ein Wiffenfchaftlid) unb praftifch belehrenbeS muftfalifcheS Sahrbuch", beffen 3n*
halt nicht tierfdhtuinben, fonbern nach Satiren noch bteibenben ÜBerth bewahren werbe.
SEBir erlauben un8 gur Begrünbung biefer Hoffnung für ben erften B unc * auf bie
2lrtifet tion ffr. 3. ©etbft unb Dr. ©djeng, für ben gWeiten auf bie auSgegeidhnete ©tubie
tion P. SEheob. @<hmib, fowie ben tion außergewöhnlicher Betefenheit unb ibeater Gattung
geugenben 2trt. SBatter’S, unb bie objeftitie, als Kritif mufterhafte 2tbhanbtung SZBeber’S
hinguweifen. 2)er ©efdfjithte unb gorfdjung ftnb bie 2trbeit 2B. Bäumfer'8 unb bie geift-
fprühenbe ©auferie P. Beneb. Braunmülter’8, ber bitbenben Unterhaltung ber SDtatog
©chwabl’8 gu anehut’8 3ofeph gewibmet, unb auch bem $untor ift burch ben betannten
Bfeubontjm „o. 3Riri8" unb in bem ©ebichte „©hormeifterS SEroft" in origineller SBeife
Rechnung getragen, ©o lange tüchtige Kräfte wie bisher ben 3nhatt be8 ©.*K. beforgen,
braucht ber Unterzeichnete für ben SBerth, bie Berbreitung unb ben moralifchen ©rfotg
be8 „SahrbuiieS"*) nicht bange gu werben, unb fann feine ©orge um fo energifdfjer
ber Siegelung tion internen unb ejternen 2tngelegenheiten ber K.=2R.>©cf). guwenben.
Bach biefer ©eite hi« fann ba8 Safjr 1882 als ein wichtiger 2tbf<hnitt in ber
©efdjidfjte ber hicflgen ©chule für fircht. Btufif begeichnet werben.
2118 biefetbe im 3ahre 1874 tiorgefchtagen unb gegrünbet worben war, tonnte fte
nur beftefjen unb gebeihen burdh bie OpferwiUigteit hicfigcr muftfalifcher Kräfte, welche um
©otteB Sohn gratis Unterricht ertljeitten, burch bie Betheiligung tion wenigftenS fe<h§ Ber«
föntidhfeiten, welche bie ©<hule befuchten unb burch ihren SüRiethbeitrag bie [Rente für bie
gemachten ©dhutben aufbringen halfen, unb burdh ein Knaben=3nftitut, in bem ftch a!8
fteinfter £heit bie ©opraniften unb 2tttiften be8 2)om<hore8 befanben, währenb bie übrigen
©ontiictoren, für weldhe eingetne SRäumtichfeiten be8 ©ebäubeB ber K.=2R.=©<h. nöthig
*) gür ba« 3lu«lanb ift ber ron bie[cm Sa^rgangc ab fo eingerichtet, ba& baß (Salenbarium unbe=
fcf>abet toeggelaffen toerbeu fann, unb fo ber „ßalenbcrftembel" befonbcrß für Oefterreid) crfpart bteibt. fccmuns
geartet glaubten mir im £iublicfe auf bie ct^mologijt^e Söcbeutung reu (Satenbarium (ftefye (E.=Ä. 1880, SSormort)
ben bisherigen $itet beibchalten $u foüeit.
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IV
waren, ben SRcft ber Slnnuitätenfdjutben tilgten. 2:aS war genau beferen ein fummer*
PolteS, riSfirteS ®afein, unb man mußte jebeS 3ahr befürchten, ob nicht bur<h Ginberufung
ber geliehenen Selber ober SBegfatt beS einen ober anbern FaftorS ein irreparabler SRife
entfteljen Werbe.
®iefe gefährliche Situation hat {ich, wie ber Untergeichnete mit Sauf gegen Sott
hier öffentlich mittheilt, burdj eine [Reihe prooibentieRer Söeränberungen wie mit einem
Schlage gum 33eften geänbert. $ie beiben Käufer fonnten an ein Weibliches Unterrichts*
unb GrgietjungSinftitut, wenn auch mit SBertuft, fo bo<h mit größerem Sewinn für ben
materiellen SBeftanb ber Ä.*2R.*S<h. berfauft, unb ftatt ihrer ein anbereS Sebäube erworben
Werben, baS nach allgemeiner Slnfidjt als preiswftrbiger gegenüber ben oertauften Objecten,
als rentabler unb für ben 3wect entfpredjenber bezeichnet werben muß, ba bie Sdjutben*
Taft eine oiet geringere geworben, unb bie SSerginfnng beS fthpotheffapitatS in ber SBeife
feftfteht, baß audh otjue SRiethbeiträge ber ttRufifeteoen nur ein lucrum cessans, nicht
aber auch ein damnam emergens fich ereignen fann. Facit: 3>ie ff.*ÜR.*Sch. in [Re*
genSburg fleht feit Gbarfamftag beS 3at)reS 1882 nach adhtjährigem SRühen als folche
ba, unb ift nicht mehr 3ufättigfeiten auSgefefct, fonbern fann baran benfen, ein „Stamm*
fapital" gurücfgulegen, um gu rechter 3 e ** hie Gonoertirung ber bisher als „Sßrioat*
unternehmen" betrachteten Schute für fircht. 2Rufif nach Ginbotung ber nötigen
Sanction firchttcher unb weltlicher SSehörben in eine „Sfirdjtiche SIRufiffdhuIe" bewert*
ftetttgen gu fönnen.
2lu8 biefen 2Rittheitungen Werben bie üerehrt. ßefer ber „Ff. 93t. für fath. ft.*3R."
für bie am 15. 3uni b. 3. im 9tngeige*93tatt enthaltene „93efanntmachung" baS richtige
S3erftäitbniß gewinnen, unb bie Srünbe einfehen, warum ber Untergeichnete bie [Regelung
ber „StnlehenSfdjeine" fo bringenb urgirt. ©r möchte baS gweiteStabium ber St.=2R.*S<h.,
bie ßooStrennung beS Unternehmens üon feiner Sßerfon unb bie bauernbe Setbftftönbigteit
ber Schute unter bem Scfju&e ber firdht. unb meltl. 93ehörben erreicht fehen. Sßenn aber
aus oortiegenben JtuSführnngen ber Schluß gegogen werben wollte, „man Dergidjte auf
bie Unterfiüfcung unb £ilfe her GäcilienoereinSmitglieber, man habe jefct erreicht, WaS
man Wollte unb Brüfte ft<h, bie erbettelten Selber fo fchnett gurüctbegahten gu fönnen k., u
fo weiß ber Untergeichnete üorerft nur auf 93itb unb S3orwort im 6.=ß. üon 1878 hingu*
weifen unb bie S3erftdherung gu geben, baß er ohne bie Beihilfe ber geliehenen Summen
baS er ft e Stabium nicht hatte burchtaufen fönnen, unb baß er beSwegen auch für bie 3u*
funft um bie materielle Uuterftü&ung ber bisher fich für bie Sache intereffirenben BereiuS*
mitglieber unb Sönner bringenb bitten muß.
®ie oben erwähnte „Befanntmachung" fott nun auch an biefer Stelle gum Slbbrucf
gelangen:
„$ie8. unb 9.3iehung her StntehenSfcheine gu Sunften ber firdhtichcn ÜDtufiffcfjute
in [RegenSburg betr."
„$er Untergeichnete fegt mit bem 10. Sluguft b. 3. feine Stelle als Oomfapeffmeiftcr
nieber, um bringenben titerarffchen Arbeiten unb Stubien in 3tatien nachfommen gu fönnen.
3um [Rachfolger ift §. $. ÜRidhaet patter ernannt, oerbieibt jeboch an feinem bisherigen
Bofien als StiftSfapettmeifter ber Gottegiatfirdje, ba bie Functionen in ber Gatfjebralc
unb bie 3nfpectton ber SJompräbenbe $. £. 3gn. SIRitterer aus SBrigcn übernehmen fott,
ber oon feinem §od)W. Fürftbifchof gu biefem 3u>ecfe Urlaub erhielt."
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V
. „3n ben 2Serfeältniffen ber feit bern 3afere 1874 gegrünbeten Sdjufe für fircfefidfee
SWufif tritt feine toefentlicfee Sfenberung ein. $. Q. SWicfeaef patter batte bie ©fite, für
ben näcfeflen 9. Stur« bie SSorftanbfcfeaft gu übernehmen, bie »om Untergefcfeneten bisher
bocirten Säefeer »»erben »on $. $. 3gn. SDtilterer nnb §. 3ofepfe Kennet beforgt teer*
ben; in ben lebten Monaten beB fturfeB toirb er fidj teieber am ttnterri^t beteiligen
fönnen."
„Sie abminiftratfbe Seite ber Scfeufe befeftft ber Unterzeichnete in ftäuben, bis er in
ber Sage ift, bie SWobilien nnb 3mmobiIien fcfeufbenfrei nnb ohne Saften fibergeben
gu fönnen, „„unb bie Scfeufe in eine fitcfefiefee Stiftung mit obrigfeitficfeer Sanction nnb
SorporationSredfeten unb einem burdfe Statuten gu beftimmenben 23erroaftung8ratfe um*
guteanbeln.""
2fm 1. September b. 3. nun feätte bie 8. unb 9. 3^ un 0 ber 8fnfefeen8fcfeeine gu
©unften ber flrcfef. 3W.*Sdfe. ftattfinben füllen. Sa aber ber Unterzeichnete in biefer 3 e 't
feinen Urlaub angutreten gebenft, fo Hefe er biefelbe bereits am 27. 3Wai b. 3. in fibficfeer
SBeife tiornefemen, unb pubficirt fcfeon jefet baS Kefuftat ber Soppefgiefeung. STuS ben
nocfe »orfeanbenen 25 Serien famen nndjftefjenbe gehn Serien mit je 100 Turnern
a 10 Jh gum 2Sorfcfeein:
„Sie Snfjaber »on SfnfefeenSfefeeinen aus ben eben begeicfeneten Serien finb gebeten,
ifere Soofe an ben Unterzeichneten bil Ifittgftmb 1. @ef»tttnbtt b. 3. eingufenben,
um Kapital unb trejfenben 4% 3> n8 in Gmpfang gu nehmen. Ser Kadjfafe ber
3infen gu ©unften ber fircfeficfeen ÜJiufUfdjufe geftaltet ficfi mit jebem Safere gu einer
banfenSmertfeeren SBofeftfeat, ba g. 23. bie 3infe»t »on 10 Jh., teefcfee im Safere 1876 ge*
liefeen würben, feeuer bereits mit 2 Jh. 40 X, bie »on 100 Jh. gar mit 24 Jh. feonorirt
»erben mfifeten. Sefefealb erfucfee icfe aucfe biejenigen Sßerfonen, teefcfee Kumern aus ben
nocfe reftirenben 15 Serien befifeen*) nnb bi« ^ittfe» fü* bitftlbttt &e<Ut=
ftUtiefK«, ifere Sorberung gleichfalls bis gum 1. September biefeS SafereS gu anti*
cipiren, um bie 3tof«rtafi nidfet gu erfeöfeen; benn eS ift jefet angenefemer unb billiger,
eocntuell ©inem ©laubiger eine gröfeere Summe fcfeufbig gu fein, als »iete Heine ®cfeul=
ben in mefereren feunbert Rauben gu teiffen."
„Siejenigen Sreunbe unb ©önner ber fircfelicfeen SHuftffcfeule in KegenBburg, teefcfee
Stapital unb 3»nfen gang ober tfeeifteeife fdjenfen, leiften natfirlicfe ber oben auSge*
fprocfeenen Sntention beS Unterzeichneten ben größten SBorfcfeub, unb teerben in bem auBffifer*
ficfeen23eriefete,toelcfeer nacfe SIbfoföirung fämmtlicfeer 23erpfficfetungen gegenüber ben ©laubigem
bis gum Safere 1884 alfen 23etfeeifigten gugeftelft »erben teirb, on erfter Steife afS
§ouptwofeitfeäter mit -Warnen aufgeffifert teerben."
„Um unnfifeen unb »erbriefelidfeen Kecfamatfonen »orgubengen, ben eben ermähnten
23ericfet gu»erffiffig abfaffen unb baS Sacit ber materieifen Situation ber Sdfeufe für fircfe*
' *) ©iS ISngfienS 1. (September 1883 (offen audj bie no$ reftirenben 15 Serien, mel^c bem SilgungSprau
getnap für bie 10., 11. unb 12. in ben 3 a *)* en 1886—1888 befiimmt mären, jurücfbcjabü mcrben; eS
finb folgenbe: 4, 5, 12, 14, 19, 26, 28, 31, 36, 44, 46, 48, 54, 55, 60.
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VI
ließe OTuflf bis 3 um 3aßre 1884 mit Sicherheit unb ©enauigfeit gieren gu fönnen; 6 e*
merle icf} auSbrüdlfcß, baß gorberungen für SlutehenSfcßelne ttad) beut 1« «September
1888 Hießt mehr heriicffuhttgt »erben fönnen. Siefe Slnfünbignng fießt in öoHftem (Sin*
Hange mit ber Stotig ber StnleßcnSfcßeine: „„©egogene ßoofe*) mäßen innerhalb 12 Mo¬
naten Dom Sage ber SJerloofung ab gur 3aßtung präfenttrt »erben, außerbent ftnb bie«
feiben gutn Söeften ber SJtufiffdjule berfallen.""
„Schließlich bitte ich »obt gu beamten, bafe idj fämmtlicße fjrorberungen für 2 tn=
leßenSfdßeine, Welche in ber bont 1. September 1882 bis 1. SOlai 1883 ge*
macht »erben (»egen längerer SlbWefenßeit bon StegeuSburg) erft im ßaufe beS fDtonatS
SJtal 1883 befriebigen !ann." — Soweit bie SJefanntmacßung.
2BaS ben Verlag beS (L«K. anlangt, fo »irb laut üftittfjeilung im SSorWorte beS
<L«K. 1882 @. YI bie Suchßanblung bon 3 fr. duftet and) heuer ben achten Saßrgang
übernehmen nnb bie früheren 3aßrg8nge (üon 1876 angefangen) beforgen, — ein Won«
nigeS ©efüßl für ben Untergeicßneten, ber lange nicht glauben wollte, baß man, ohne
große SWüßen nnb empfmblicßen ©(haben tragen gu wollen, ben „©el&ftberlag" nicht
riSfiren foHe.
Slun ftnb bie Stenten ber K.*2Jl.«©ch. gn befprechen, nämlich: 1) Sie SlnleßenSfcßeine,
refp. bie gefdjenften 3>"fen unb Kapitalien. lieber biefen Sßunft bitte ich ben in borfteßen*
ber Sefanntmacßung gugefagten StecßenfcßaftSbericht abguwarten, unb bis längftettS 1884
©ebutb gu haben. 3<h fann nur conftatiren, baß bon ben 10 am 27. SJiat b. 3- gego«
genen ©erien bis 1 . ©ept. b. 3. circa 4000 Jk. an Kapital unb 3tn8 gnrücfbegaßlt
worben finb, ba 6 berfelben nicht befefct waren, alfo auch nicht begahlt gu werben brauch«
ten. 2 ) Ser ®.=K. für 1882 ertrug 500 JL Honorar, Welche ©untme ohne Slögng ber Kaffa
übergeben würbe, ba bie berehrl. SDtitarbeiter — wie baS auch für ben 3ahrgang 1883
mit aufrichtigem, öffentlichem Sanfe auSgefprochett werben muß — auf jebe JSegaßlung ebel«
müthig 83ergi<ßt geleiftet haben. 3) fjür bie Harmonium fonnte bie ©umme bon 840 ß>.
berbucht werben. Ser SSerluft, ben ber Somdhor, bie aftufiffcßtile unb bie Familie burdh
ben im Februar b. 3. nach fcßwerer Kranfheit erfolgten Sob beS £>. ©eb. Dbermeier,
welcher 32 3ahre lang mit größtem föifer unb <Sefdt>icf, mit Slnhänglicßfeit unb ©el&ft«
lofigfeit an ber ©atßebrale gebient hatte, erlitten haben, Hingt heute noch fcßmerglicfj in
ber ©eele beS Untergeichneten nach, — ber §err gebe ihm bie ewige Stube 1 ©eit
1. September hat §. 3of. Slenner baS ©efcßäft ber ftarmoniumbeftelluiig übernommen, unb
»irb eS noch erweitern (flehe borliegenbeh Kal., ©. 101). 4) Sie 5ßaleftrina=81uSgabe
fchreitet tüchtig boran, fo baß ber Untergeichnete auch ihretwegen ftdh nach 3 talien begeben
muß, um bie noch befecten SRateriatien für bie lefcten SBänbe gu rechter geit completiren
gu fönnen. Sie „^aleftrinagefeUfchaft" gäßlt bisher 148 fiebere SWitglieber (ftatt ber ge«
hofften 300); bemungeaeßtet ift gu hoffen, baß bie gleiche gaßl, angeregt bureß baS
monumentale Unternehmen nnb ben unfehlbaren SBertß ber gebotenen SJteifterwerfe, bem
SSereine nod) beitreten werbe. Sarum erfueße ich wieberholt, bie auf ©eite 104 abge«
bruefte ©ubfcriptionSeinlabung nicht unberücfftdbtigt gu laffen. 3m Sluguft 1882 würbe
•) 811« bereit« oerfallen gelten alfo bie ©erien ber 1. 3^ c ^g bon 1877: 24, 25, 34, 16, 13, ber
2. 3i c $ im 9 bon 1678 : 27, 6, 3, 35, 51, ber 3. 3ic$ung &on 1879: 56, 22, 21, 39, 49, ber 4. nnb 5. 3i^tnig
bon 1880: 15, 17, 23, 33, 37, 38, 4t, 43, 45, 53. 2ttit bem 1. ©cptemfcer 1882 berfallen bie ©djeine ber
6. nnb 7. Siebung bon 1881: 7, 9, 18, 30, 40, 42, 50. 52, 58, 59. TO£t bem 27. Wlai 1883 berfallen bie
©eriennumern ber 8. nnb 9. 3^^nig biefe« 3 a 6re«; mit bem 1. September 1883 cnblic§ bie nod) rcftireiu
ben oben notirten 15 ©erien.
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VII
ber 13. unb 14. 83anb (4. unb 5. 23udj ber ÜReffen) berfenbet. fjrßr baS 3a^r 1883
erfd^elnt ber 15. ©anb (6. ©udj ber Neffen) unb ber 29. (2 Sßdjer 5 jiimmtger SRabri*
gare), bamit bie berehrlidjen ©u&fcriöenten ben SWeijler auch in biefer ©tplgattung fennen
lernen, unb nidjt burcb bie nunuterbrochene ^Reihenfolge ber SWeffen ermübet »erben; int
3aljre 1884 folgen bann ber 16. unb 28., 1885 ber 17. unb 27. S3anb u. f. tu.
3rßr bie SKuSgabe bon Drlanbo’8 »Magnnm opus musicum« ftnb noch feineStoegS
bie nötigen Abnehmer*) gefunben; baljer möge bie borjährige ©intabung nochmal? an«
Hopfen unb bie ßlunbe machen. 2>iefelbe lautete: „Oie 2$eilnaljme, toefc^e unfere ©eftrebungen
in perborragenben firdhenmufitalifdhen Äreifen gefunben ^aben, ermutigt ben SRebafteur
beS (£.«&., mit einem neuen ©roject an bie Öffentlidhleit ju treten, unb jur ©ubfcription
auf eine in 10 ©artiturbänben in ©ti<h, SluSjiattung unb ©reis (ä 10 Ä für bie ©ub»
fcribenten, im ©uchhanbel 15 Jb) ber ©atejtrinaauSgabe gleiche, innerhalb 10 3n^ren
^erjufteHenbe Gbition be§ mit SRedht berühmten, »irttidh großartigen ©ammelwerleS bön
Orlandus di Lassus einjulaben, baS ben 2.itel „Magnnm opus musicum“**)
führt. SDiefeS SOBerf enthält 516 ßRotetten, flbettniegenb mit tir<hli<h liturgifdhem Xejte,
unb jtoar 12 jtneifiimm. mit Sejt, 12 ©olfeggien***) ohne Sejt, 24 2Rot. ju brei, 100
ju hier, 167 ju fßnf, 170 ju fed)§, 24 }u ad^t, 2 ju neun, 3 ju $e$n, 2 ju jtoßlf ©tim«
men, unb mürbe bom fei. ÄanonituS Dr. Äarl ©ro8!e bollftänbig nach bem
Originalbrucf in ©artitur gebradjt. ©o biel müßeboße Siebe §u ben mitten, ein fo
mertljbofler ©dhaß,f) ber noch baburdh an 3ntereffe geminnt, baß ©roste ju jeber ber
516 ÜRumern in prägnanten SBorten fein Urtßeil Aber ben mufitalifcßen ©inbrucf nieber»
fcßrieb, fofl mit ©otte§ £)ilfe unb ber Unterjiüßung aller fär bie iirdfenmufilatifdje Steform
ernjilidh begeijlerten Ämtßfreunbe nicht länger in »eiteren Äreifen unbefannt bleiben.
3um ©elingen biefeS Unternehmen? bßrfte auch bie (Erinnerung beitragen, baß
©aleftrina, ba§ §aupt ber tömifdhen ©<hule, unb Orlanbo bi Saffo, ber größte
ßtieberlänber, im Saßte 1594 aus biefem Seben gefdßieben ftnb. SBenn bei leßtetem eine
©efammfauSgabe feinet Sßerle bei ber großen ßRenge berfelben unausführbar fdßeint, fo
bßrfte fidhet bie ©efammtebiiion ber bebeutenbjlen Sammlung, bie bon ben ©ößnen Or«
lanbo’S beforgt »utbe, bei 300 ©erfonen in unb außer ®eutf<hlanb fo biel Entlang finben,
baß nodh bor 1894, »ie bie ©efammtauSgabe ber *2ßer!e ©ierluigi’S, fo auch bie lObän«
bige ©artitur bom magnum opus Orlando’s fertig al? ßRonument für biefe beiben großen
ffomponiftcn beS 16. 3ahrf>. in ben J&änben aßet greunbe ber „Sitten" ijt. SlmbroS
bemerlt jur ©dhilberung Orlanbo’? burdh ©roSle:*t)
•) Um re<$t aufri^tig ju fein, t§eilt bie föebaftion tyrem ©erforedjen gemäfj, (fte§e E.sÄ. 1882 ©ortoort
9tnm.) traurig aber ungebeugt mit, bafe i$r bi« jum heutigen ©age 16 ©ubfcribenten jugefagt §abenl ppuga®
toenig, fagt aber biel.
**) ©er genaue ©itel lautet: Magnnm | opus musicum | Orlandi de | Lasso Capellae Ba-1 yaricae
quondam | magistri. | Complectens omnes | cantiones quas motetas vulgo vocant, tarn antea editas
quam hactenus nondum | publicatas n. III. IY. Y. VI. VH. | IIX. IX. X. XII. | yocum. A | Ferdinando
Screnissi- | mi Bavariae Ducis Maximiliani | Musicorum praefecto, et Rudolpho, eidem Principi | ab
Organis; Autboris flliis summo Studio col- | lectum, et impensis eorundem | Typis mandatum. | Cum
grat: et Privil: Sac: Caes: Majest: Authori concesso. | Monachii, ] Ex typographia Nicolai Henrici. |
MDCIV. 8 ©timmbanbe in golio.
•♦*) 6ie§e ©ottoort ju ©ertalotti’« ©olfeggien, cbirt ton gr. X. 4>aberl, ©erlag fccn gr. duftet.
t) ©ie 5pro3fe*f($e ©ibliot^ef ift Eigentümerin biefer mit ftaunenSfcert^em gleite unb eifernem SSiUcn
burc^gefü^rten Är.beit ©ie^e 1877, SebenÄffijje Dr. ©roÄfe 1 « oon ©. 3a(ob, ©. 38.
*t) ©icb« Mus. div. I. ©. Einleitung, unb Hmbro«, ©tupfgef^. 3. ©. ©. 35.
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Original from
UNIVERSfTY OF MICHIGAN
„'bei ißnlcjirims tritt mcbt bß-s Eidjtbeür, 2ieben§foürbige, wenn tmr fo jagen nit-Acn
„Sugdbafte" ;$u Sage, bd§ ^ebermaitn fogteid) anmutbet, bie Ijöäjjle .fönfKctifdje t^eisöeit
in, fdjditbar fdbjiDerjiänbWbeii ftotmen, ©8$irnl> Crlcmbo 1 « SRuftt tiefere, Wnllcte
»ort geringerer ^runuttj als bie Mufit be§ äRömerä, batjer fte beim für ben «jU« (iinbnuf
nidjt tu gteidjetn Utaaße gemmnenb fein tarnt; bi§ bei näherer Sefattntföafiiijre; Sptadje
in itjrer giinjtn geiftigen (Seroatf berftänbliäj tuirb."
Ob tiefer jweitt SUtfruf ben gtt»iinf$ie» ©rfolg Tjaben jöitb? Unfere ’SDetnfe wirb
rfaäj' Wie •■öcfi Ijcijjen:
'
$f*. JkaßetC.
'Äegehäötirg, 1. September 1882.
|. ■ p
j ' 1 • *
. .
-c 4 j :
Go. gle
Original from , ]
UNIVERSITY OF MICHIGAN J
jtafenöer
3ahr 1883 ift nach ber gregorianifdben ober
Qf oerbefferten S^^nung ein gemeine« 3ahr imb
gahlt bürgerlich 365 Sage.
Jetlrecfittttttg.
©ie golbene 3<*hi ift = 3, bie haften (b. i. bie
3a^l ber Saae gtotfeben Neujahr unb bem lebten Neu*
monbe Oorher) = XXII, bie Sonneng irfelgalji = 16,
ber Nörncr 3^«gahl ober Indictio = 11, ber Sonntag«*
buepftabe = ö. — ©arau« cntrechnet fich Septuagefinta
am 21. 3anuar, Stfchermititoocfc am 7. gebt., Ofterooll*
monb am 23. ©tärg, Dftcrfeft am 25. ©tärg, ßreug*
tooefcenfonntag am 29. Slpril, Himmelfahrt <£hnfii am
3. ©tai, ^fingftfonntag am 13. ©lai, ©riuitati« ober
©reifaltiglcit«feft am 20. ©lat, grohnleidbnam«fefi am
24. ©lai, nnb ber 1. Slboentfonntag am 2. ©egember.
3£ott bm Hier
©er SB int er für 1882/83 beginnt im 3^** 1882
am 21. ©eg. Nacht« 11 U. 20 ©t. ©er grühlingj^
anfang ift am 20. ©tärg 1883 Nacht« 11 U. 37 ©t.
©er Sommer fängt am 21. 3 l| ni Slbenb« 7 U. 57 ©fc.
an. ©ie HunbÄtage beginnen am 23. 3 ul * ©lorg.
6 U. 51 ©t unb enben am 23. Slug. Nachmittag« 1 u.
33 ©t. ©er H^&fi beginnt am 23. Sept. ©orm. 10 U.
29. ©I. ©er ©Sinter für 1883/84 tritt am 22. ©egbr.
früh 4 Uhr 51 ©Knuten ein.
gönnen - unb $R<mb*fhtßerttiflre*
3m3fth^ 1883 toerben gtoei Sonnen* unb gtoei
©lonb«finfterniffe ftattfinben, Oon benenjebo<h feine
in unjerer @egcnb fieptbar fein toirb.
©ie erfte ©tonb«finfterni& ift eine partielle.
Sie beginnt am 22. Slpril 11 Uhr 49 ©Kn. ©orm.
mittl. Münchner 3«it unb enbet 1 Uhr 1 ©Kn. Nacfc
mittag, ©ie ginfteraifj, beTen ©röfee 0,088 be« ©tono*
©itrehmeffer« beträgt, ift im toeftlichen SCbeite Norb*
amertfa’«, in Sluftralien unb im öftlichen Slften fichtbar.
©ie erfte Sonnenfinfternife ift eine totale. Sie
beginnt überhaupt am 6. ©lai Slbenb« 8 Ubr 11 ©Kn.
uno enbet am 7. ©tat 1 Uhr 17 ©tin. ©te Sotalität
beginnt in 154° 52" öftl. 2. 0. ©r. unb 35° 21' fübt
©r. unb enbet in 274° 8' öftl. 2. unb 14° V fübt ©r.
©ie ginftemife toirb fichtbar fein in ber füblid&en Hälfte
be« grofjen Dcean« unb theiltoeife im Öftlichen Sluftralien
unb in Central = Slmerifa.
©ie gtoeite ©tonböfinfterntfj am 10. ©ftober ift
eine partielle unb bauert bon 6 Uhr 46 ©Kn. ©torgen«
bi« 8 Uhr 36 ©tin. ©ie ginfternifc, beren ©röfee 0*28
be« ©tonb = ©urchmefjer« beträgt, toirb im toeftlichen
Slfrifa unb ©uropa unb in Stmcrifa fichtbar fein.
©ie gtoeite Sonnenfinfternife ift eine ringförmige,
' beginnt auf ber ©rbe überhaupt am 30. Dftober Slbeno«
9 uhr 56 ©tin. unb enbet am 31. Oft. 3 Upr 51 ©tin.
früh. ringförmige ?Ph a f c beginnt in 126° 23' öftl.
8. b. ©r. unb 41° 34' nörbl. ©r. unb enbet in 223°
18' öftl. 2. unb 5° 25' nörbl. ©r. ©ie ginfternifj ift
gu fehen in bcT nörblichen HWe großen Dcean«
unb theiltoeife in ben öftlichen Äüftengebietcn Norbaften«
unb im toeftlichen Norbamerifa.
SPottbs - gaupttefiatten.
3airaar. fiepte« ©iertel ben 1. um 1 Uhr 37 2ttin-
Nacpm. Srüb unb Nebel. — Ncumonb ben 9. ©torg.
6 U. 47 ©t. Scpnee. — ©rfte« ©iertel ben 16. Nacht«
I U. 34 ©t. ©eränberlich. — ©ollmonb ben 23. ©torg.
8 Uhr 2 ©Kn. Nebel. — fiepte« ©iertel ben 31. ©orm.
II Uhr 13 ©Knuten. H e * ter *
gfebrnar. Neumonb ben 7. Slbenb« 6 Uhr 57 SNin.
Negcn unb Schnee. — ©rfte« ©iertel ben 14. ©orm.
10 Uhr 42 2ftin. Sehr beränbetllch. — ©ollmonb ben
22. Nacht« 1 U. 5 SR. Ntifb.
3Rürj. 2efcte« ©iertel ben 2. 2^org. 6 U. 13 fN.
Scfinee. — Neumonb ben 9. früh 5 Upr 19 SNinuten.
Scpön unb heiter. — ©rfte« ©iertel ben 15. Slbenb«
: 'giofisen.
9 Uhr 18 2ftin. ©eränberlich. — ©ollmonb ben 23.
Slbenb« 6 Uhr 51 ©tau Srüb. — 2efcte« ©iertel ben
31. Slbenb« 9 Uhr 8 ©lin. Schnee.
Styrit. Neumonb ben 7. Nachm. 2 Uhr 23 ©tin.
Scpön unb toarm. — ©rfte« ©iertel ben 14. ©orm.
9 U. 36 ©t. n^ter. _ SBottmonb ben 22. Nachmittag«
12 U. 14 ©t. mit einer unfiAtbaren ©ionb«finftemt|.
Negcn. — Sefcte« 93iertel ben 30. ©torg. 7 Uhr 50 ©l.
Negen unb Schnee.
©lat. Neumonb ben 6. Slbenb« 10 U. 45 ©*. mit
einer unfichtbaren Sonnenfinfternijj. Srüb unb Negen.
— ©rfte« ©iertel ben 13. Nacht« 11 U. 41 ©*. Schön,
©ollmonb ben 22. früh 3 tyx 58 ©lin. Nebel. —
2efcte« Viertel ben 29. Nachm. 3 Uhr 9 ©t. Schön
unb heiter.
3«ui. Neumonb ben 5. früh 6 Uhr 59 ©Un. ©er*
änberlich. — Crfte« ©iertel ben 12. Nachm. 3 U. 28 ©t.
Heiter unb toarm. — ©ollmonb ben 20. Slbenb« 5 U.
18 ©t. Negen. — 2efcte« ©iertel ben 27. Slbenb« 8 U.
24 ©t. Sehr toarm.
3ttli. Neumonb ben 4. Nachm. 3 U. 50 ©t. SBarm
unb feud^t. — Crfte« ©iertel ben 12. ©torgen« 8 Ubr
36 ©Minuten. Negen. — ©ollmonb ben 20. früh 4 Upr
17 ©Knuten, ©eränberlidh. — 2efcte« ©iertel ben 27.
Nacht« 1 Uhr. Heiter.
fttuguft. Neumonb ben 3. früh 2 U. 13 ©t. Sehr
toarm. — ©rfte« ©iertel ben 11. früh 2 Ubr 16 ©Kn.
©eränberlich. — ©ollmonb ben 18. Nachm. 1 U. 40 ©l.
Schön. — 2efcte« ©iertel ben 25. ©torg. 6 Uhr 18 ©K
Negen.
September. Neumonb ben 1. Nachm. 3 Uhr 1 ©t.
Negen. — Crfie« ©iertel ben 9. Slbenb« 7 Uhr 24 ©K
Hefter. — ^ollmonb ben 16. Slbenb« 10 Uhr 28 ©Kn.
Neblig. — 8efcte« ©iertel ben 23. Nachm. 1 Uhr 37 ©t.
Scpön.
Cttober. Neumonb ben 1. ©Sorg. 6 Uhr 41 ©Kn.
Negen. — <Srfte« ©iertel ben 9. ©orm. 11 Uhr 6 ©K
Se|r oeränberlich. — ©ollmonb ben 16. ©torg. 7 Uhr
32 ©Kn. mit einer unfichtb. ©lonb«finftemifj. H c Üer.
— 2epte« ©iertel ben 23. Nacht« 12 U. 5 ©fc. Neblig.
— Neumonb ben 31. Nacht« 12 Uhr 43 ©Kat. mit einer
unfichtbaren Sonnenfinfternifj. H c 'tcr.
Nobentber. fSrftc« ©iertel ben 8. früh 42 U. 51 ©t.
Schnee unb Negen. — ©ollmonb ben 14. Slbb«. 5 U|r
24 ©Kn. Äalt. — 2efctc« ©iertel ben 21. Nachm. 2 Uhr
30 ©Kn. $rüb. — Ncumonb ben 29. Hbenb« 7 Upr
41 ©Kn. Schnee.
Stgember. (Srfte« ©iertel ben 7. Nachm. 12 Uhr
33 ©Kn. fcrüb unb Schnee. — ©ollmonb ben 14. früh
4 U. 15 ©K Negen. — 2epte« ©iertel ben 21. ©torg.
8 Uhr 55 ©fcht. Neblig. — Ncumonb ben 29. Nachm.
1 Uhr 46 ©Knuten. £rüb.
3>te $nafetn6ertage für 1883 flttb:
I. ©er 14., 16. unb 17. gebr. — H. ber 16., 18.
unb 19. ©lat — in. ber 19., 21. unb 22. September.
— IV. ber 19., 21. unb 22. ©egember.
%atdU ber ßetuegfichm Stifte.
«». .
^ et
Stfcher*
©Ktttooch.
Dftem.
^pngften.
1 .
Slboeatt«*
Sonntag.
i 883
~yrgebr” 1
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13. ©lai
P27 ©egbr.
1884
27. gebr.
! 13.
Slpril
1. Juni
30. Noo.
1885
18. gebr.
1 5.
Slpril
24. ©lai
29. Wo».
1886
10. ©lärg
| 25.
apvii
13. 3uni
28. Not).
1887
23. gebr.
10.
Slpril
29. ©tai
27. Noo.
1888
14. gebr. j
1 .
Slpril
20. ©lai
3. ©egbr.
1889
6. ©lärg
21.
Slpril
9. 3uni
1. ©egbr.
1890
19. gebr.
6.
Slpril
25. ©lai
30. Noo.
1891
11. gebr.
, 29.
©lärg
17. ©lai
29. Noo.
1892
2. ©tärg
17.
Slpril
5. 3uni
27. Noo.
1893
15. gebr.
1 2.
Slpril
21. ©lai
3. ©egbr.
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615
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44. ©onntag. (25. ©onnt n. $f.) Co.: Com ©türm auf bem Stteere. HNattlj. 8, 23—27.
4
6.
Äarl Sorrorn. Sitat.
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431
1039
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9t.
©mmerid). ^adjarial.
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3).
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SN.
©ngefbt. ftlorenj. SBittibalb.
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©ottfrieb. 4 getr. 2ftart. )
ja
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Ktt.
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Stnbreal ÜtbeQ. Xrppljon.
10
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2 5
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45. ©onntag. (26. ©. tu $f.) Co.: ®om guten ©amen. SRattb. 13, 24-
SO.
11
3)1. ©cfyufcfeft. SDtartinul, 33.
fff
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7 7
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235
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SN.
ÜJlartinul, $apft. Kunibert.
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12
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419
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352
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©tanillaul Äoftfa. Xtbaful.
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13
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418
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14
SN.
SSeneraitb. S3ona. Sucunb. ©
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14
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15
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Seopotb. Ütlbert b. ©r.
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15
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415
519
745
16
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16
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414
616
854
17
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gtorinul. ©regor. §ugo.
17
716
413
720
953
46. ©onntag. (27. ©. n. f$f.) Co.: ®om ©enffornlein. flftattlj. 13, 31—
35.
IS
6.
Otto, 2lbt. £ilba. ©ugett.
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SN.
©lifabetf) b. Xt)ür. fßontian.
M
19
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M
20
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®ltg
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3).
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117
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©.
Sodann b. Äreuj. Stjrpfogon.
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47. ©onntag. (28. ©. tu ¥f.) Co.: Som ©riuel ber «ertoüftung. 2WattIj.*4,15-35.
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ftonrab. ^ßetrul b. Sttej.
SßirgiUul. Sittjitbi^. Ottmar,
©üntfjer. Quba u. Simon.
9?atbot. QUuminata.
8Inbreal. ©onftantia.
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c?'wrf ung ad)t fird|ßd)er ßunft, wie e§
Jf£f ftet) feit einem fjal&en Saculunt
unb barilöer auf aßen ihren ®<?
bieten geltextb mad)t, eiu $urüdgreifen inttfj
ber ütef. gefebiiräbteK unb Wenig gelaunten
niittclalierlidien ip^tföfop^ie gut Seite gebt.
(Sin tief innerer ifnjammenfjüng waltet hier,
unb berfelbe (Seift, bev jum eirreir trieb,
führte nofhwenbtg auch junt anbern bin.
Senn 2co &IIJ. »o« ber £wdiwörte be§
©i«$&8 Sß'etrV;jaüä, atrf bie HjbilofoPbie beg
beHigett itbomftg weift als auf ben Stern
jütb Serit einet Wttbre« fJlenaiffance bfefer
Sifienidjaft, fo wrfit er. bamit auch ben
unb S<|eitei(üein bat, bei einge-
ittffen werbet? niü| in ben Sluföau bet wiebet
erftonbenen ftrcljtfdwn Stunft, foß tiefer Saii
ftff unb bauernb fteljen. Unb gerabe bie
Sf onlurtft, bic eigentlich jute^t in beii- wieber?
gefdjlDffencH Zeigen ^eiliger fünfte trat, hnt
gut geifian, ficb uacb folgern fefbeit §ötf
unt3ufeb«t, bamit Was fte gleihfain inftinE*
Hu begänne«, mef)t unb meijr ratfoneß?
SSaftS gewinne, Steine bet übrigen fdjbneu
fünfte Wirb fo in’S ßeben uttb treibe« bet
Setifcben biucingejogeu, wie bie Sofltunft;
feine ift iebeni Sinnen unb Üftiunett be§
fffienfd&e» fo fbmpatWfil), wie fte. ffienu
fte cdfo Über bie SdjWefle beS^eiijgtfjmng
tritt, fo muh fic ft cf) fiat uttb bnititd) fasen
fönneu, was fit mitbringeu fann unb batf,
unb wag fte brauften (affen faß unb muh.
g-fir földjeUrteile ift fte aber an adne uttb
folibe Sjirinclpien gewkfeu, Welche fte nahir-
gemäh junäcbß twn eitler auf pofttW Iirdk
lid)tm Stanbpimfte fteljenben stunftlebre —
Sleftbelif, fälk$üä) »on einer bem flxc^Ii<jf»en
:(äeiffe erttfpvedfeWben T bpit ihm getrogenen
unb geleiteten SbUofpphie Verboten muh.
3 Me SUtflfi, weint fte trt bk ffircfje tritt, bürt
nidjt auf, fhtnft 311 fei«, nnb Üjr 3 Berf witb
nidjl um fo «kl fird)lid)cr, als e§ fiel) un-
fünftleriftf) attläfet. ?lber ebenfo Wenig jfmtu
bie: firdjlidw J^aitft mit ©ruiibniifdjantmgeu
predtit fomtnat, tyefdje ber fttrsfje fremd
ober iljr fogar fdmurftradg entgegen fiubv-
§S trifft jeborf) bteS iebtere in «uferm fhinft*
leben .unb fiunfttinrfen um io iddjter ju,
2
Da« £cmftfd)5nc in Der ftir^cnmnfik.
als bie ftunftroiffenfcbaft fctbft baS Äinb
einer 3 c *t iß» bie fcf>on tängft mit ben alten
ßebrtrabitlonen oornebm gebroden batte, fo
baß mir, roo immer mir mit biefen mieber
angebunben haben, gum borneberein bemerfen
ntüffen, baß eigentlich fcbon ber Rame
üteßbetif, sicat lucus a non lucendo,
nicht baS bezeichne, roaS mir uns unter 5ßbi s
lofopbie ber ftunft benfen müffen.
DiefeS gur Rechtfertigung unfereS SÖor=
babenS, ba§ Sunftfdjöne in ber ftirdjenmuftf
an ben Sbiiofopbemen beS heiligen DbomaS
gu meffen, auf beffen Autorität ber ©äcitien*
fatenber ja auch fcbon früher in ähnlichen
fragen btagemiefen bat.*) Daß mir aber
gunädjft auf feine RuSfprüdje in ber Summa
theologica un8 bcfchräufen, bat einmal ben
praftifcben ®runb, baß biefe mehr als
jebeS anbere feiner SBerfe in ben §änben
Sieter ßdj befinbet unb fo ber ßefer leichter
an bie Duette felbft geben fann. Sobamt
aber beftimmte unS biegu auch bie Dbatfadje,
baß bie Summe nicht nur mehr ats jebeS
anbere feiner SBerfe bie Stnßdjten beS ijeiti*
gen ßebrerS in unfrer Ofrage enthält, fon*
bern auch als bie ftrone aller übrigen bie
Refuttate aller Strbeit, bie Reactionen alter
©inbrücfe, bie Slnfcbauungen ber gangen ßc*
benSerfabrung biefeS ®enie3 uns überliefert.
®erabe in Sachen ber Sanft ftnb nun biefe
J SRomente bon bödjfter Sebeutung. Da bleibt
mehr als je mabr, baß jeber ein Stab feiner
3eit iß. SEBir brauchen nicht gu fürchten,
mit folgen Stufftettungen ber tbomiftifcben
Sfbdjotogie gu roiberfprecben, bie immer unb
überatt beftrebt ift, bie einige Dbätigfeit
beS einen SRenfdjen beroorgufebren.
DaS Beben beS heiligen DbomaS oon
3tguin fällt in eine Seriobe reicher, fräftt*
ger ©ntroicfetung firdjticber Sunft unb er
entfaltet feine miffenfdjaftticbe Dbätigfeit eben
ba, mo beute noch bie Denfmate firdjticber
Sunft für baS Serftänbniß, baS Streben
unb baS Schaffen biefer Seit genugfam geugen.
25ir motten hier nicht auf bie ©inbrücfe
feiner früheren ßebenSperiobe binmeifen, fon*
bern nur an baS erinnern, maS in ben ®e*
ßcbtSfreiS beS gum tiefen Denfer berange*
reiften jungen ÜJtanneS eintrat unb notroen*
big auf einen ©eiß oon fo beröorragenber
iJaffungSfraft beftimmenb mirfen mußte.
Sötn unb $aris, mo ber Zeitige
*) ©i«bf 1880 ©. 48 ff., @. 70; 1881
®. 1—20 mit Bern Silbe BeS fjl- S^omaä. £ieSReb.
1245—1260 meitte, maren in jenen 3abren
unftreitig beröorragenbe Stätten beS StrebenS
unb Schaffens firchticher Sunft. 3ß Deutfeh*
taub überhaupt reich an baulichen SRonu*
menten ber fpätromanifdjen ©poche, fo ift
bodj befonberS baS ®ebiet oon Sötn nebft
ben angrengenben Dißrlften gerabegu auSge*
geichnet burch eine große 3 a bt berartiger
Rtonumente. 2tm Sdjluffe beS gmeiten De*
genniumS beS für bie firdjticbe Saufunft fo
michtigen 13. SabrbunbertS batte SH ber o
bie Rpoßetfirdje üoffenbet. ®roß*St.
Rlartin batte in umfaffenber Üßeife eine
©rneuerung unb über feiner mittleren Sier*
ung itt fübner ©onftraction einen mächtigen
Dburmbau erhalten. 3m 3abre 1227 fanb
St. ®ereon feinen Stbfdjtuß, roo pch ben
fpätromanifchen Dbeilen bereits formen ber
??rübgotbif einreiben. 3roifdjen 1233—48
fällt bie ©rneuerung oon St. ©uniber t,
mit fchtichter ®efammtantage unb @ruitb*
gügen, roetdje bem Stite beS 12. 3abrbun*
berts entfprechen. Die fogenannte Dauffa*
pelle ber StiftSfircbe St. ®eorg mit ihren
ftarfen ßifenen unb mit reidjgegtiebertem
Socfet; bie älteren Dbeite oon St. Rn*
breaS mit ber gtängenb auSgeßafteten ©nt*
pore auf ber Sßeßfeite; St. üftarien in
ßpSfirdjen, ber ©bor üon St. Seoerin,
Dbeite üon St. ißantateon — altes Sei*
fpiete einer ebetbecoratioen Sebanblung —
gehören in bie 3abre 1220—40. Die
jüngfte romanifebe ffirebe SölnS, St. ©uni*
bert, mürbe 1247 ober 48 üom ©rgbißbofe
Sonrab üon Hocbßaben eingemeibt, atfo
nur ein 3abr guüor ober fogar in bemfetben
3abre, ba Sruber DbomaS oon Stguino mit
feinem ßebrer SttbertuS üon fßariS nach ber
Rbeinftabt gurücfgefebrt mar, um feine rühm*
reiche ßebrtbätigteit gu beginnen. 2tm Dage
ber Sigitie oon SRariä Himmelfahrt fenfte
©rgbifchof flonrab ben ®runbftein ein gum
Stölner Dom. 2Bet<b’ ein reiches rühriges
Schaffen! Sollte ein fo lebhafter ®eift mie
ber beS bamatS erft 23 3aljre gäbtenben
SruberS DbomaS oon bemfetben unberührt
geblieben unb nicht gum Denfen unb Sinnen
über Sunft unb ihre SBerfe angeregt toorben
fein? Stanb bodj an feiner Seite fein
ßebrer Rtbert, ber fcbon ber Sage nach mit
altem biefem Sunßßbaffen in innigfter Ser*
binbung mar,*) unb gmangig 3abre fpäter
*) ©ine Befonnenere, weniger national ber*
rannte Beurteilung Ber Ibatfadjen bat fcbon
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9a* Ettnßfd)5tte in ber &ird)cmnn|ik.
3
(1271—1278), ba DßomaS in Neapel an
feiner Summe fdjuf, ben ©ßor beS Domini*
fanerflofterS nach bem SSorbilb beS DomeS
erbaute. UebrigenS muß ben Sßrebigerbrö*
bern überhaupt an ber raffen Verbreitung
ber ©otßif ein befonberer Anteil gugefprodjen
toerben. (Sine fo bebeutenbe Slitgabl wiffen*
fcßaftlich gebilbeter, weitgereifter 2Jiänner
mußte bon felbft wirffam baju beitragen,
bie neuen ©rrungenfcßaften weiter gu Per*
breiten. Sie waren im eminenten Sinne
SBeltbürger unb, nitfit gebunben an öftere
OrbenStrabitionen, mußten fie in einer Seit,
welche ftch ohnehin fo lebhaft für d»riftli<fie
ftunft intereffirte, bie ftunbe non ber neuen
Vauart -unb ihren Vleiftern rafch in bie
ffrembe tragen. So fiiiben fitfi benn auch
thatfäcßtich bei ihnen unb ben ffrangiS*
fanern frü^gotfiifcfie Äircfien in ziemlich großer
SÄngaßl.
Vier Saßre fiatte Vruber DßomaS in
fiöln als Beßrer Perlebt, als an ihn ber
Auftrag erging, ftcfi wieberum nach VariS
gu begeben, tiefes bot eben bamalS alles,
waB ein Vtann Pom (Seifte beS ^eiligen ftcfi
wünfthen fonnte, um ftch eine Vhtfofopßie
beS Stunftfcßönen gu conftruieren. fturg gu*
Por h°(te Sßeter üon SJiontereau baS
Vijou ber ©otßif — bie Sainte Chapelle
ooüenbet unb fcfiuf gerabe an ber grauen*
fapeHe Pon St. Germain-des-Pres, Welche
ebenfalls ein SDieifterftüd feiner flunft war.
Sin ber Notre-Dame fucßte man rührig
bie Schöben eines gerftörenben VranbeS
wieber gu heben, arbeitete aber babei in
formen einer auSgebilbeteren (Sothif. Sluch
Malerei unb Sculptur wirften hier gum
reichen Scßmude beS ©otteSbaueS mit, unb
bie SBeftfa^abe ber Notre-Dame geigte aff*
möhlich ©ebilbe, welche burcfi benSluSbrud
Jhofien ©rnfteB, wie ftiller Slnmut, burch ben
‘Stempel innerer (Sntpfinbung, burcfi glftd*
liehe ©efammtanorbnung eine ibeale Schön*
heit anftreben. Stoch heute beftfcen gfranf*
reicfiS großartige ftatßebralen reiche Vefte
Pon ©laSgemölben aus jener 3eit. ©in
längft jugegebeu, bajj ber ftölner ®om feine Vor*
Silber in granfreidf), junSthfi an ben (Satyebralen
Von Slmieit« unb ©eauöaiS $u flicken §abe. Xritt
er bo$ faß unvermittelt in bie 9teif)< ber roma*
nifeßen Sauten ein, Welche mir eben Verzeichnet
haben. Sollte ber Aufenthalt beS groben SUbertuS
in VariS von 1245—48 hier etwa ein Sitibeglieb
bilben unb ber SBunbermann bo<b »enigftenS burch
feinen moralifeben Ginfiufj ber erfie Saumeijier
oeS JtBlner SDomeS fein? —
ÜJtoment bürfen Wir bei allem biefem nicht
überfeßen. Ohne im minbeften ber roma*
nifeßen Vauperiobe ben Vorwurf gu machen,
fie hafte noch gu fefir an ben antif*ßeibnifchett
Drabitionen, fann man boefi behaupten, bie
gotßifcße habe ftch Öen christlichen Sin*
fdjauungen unb 3 mp Ulfen oiel mehr ange*
feßmiegt. So unwahr eS wöre, bie ntSncfi*
ifeßen Vteifter ber erfteren als Beute hingu*
ftetten, welchen baS Verftänbniß fehlte für
ben StuSbrud cfiriftlidher 3been, fo gerecht*
fertigt ift bie Veßauptmtg, baß baS Streben
ber lefeteren fefion beSßalb bem Theologen
fhmpathifeßer fein mußte, Weil fte ben 3n*
halt ißrer ffimbolifefien ©ebilbe tiefer ber
©laubenSleßre entnahm. SBenn geiftreieße
ftenner ber ©otßif ifire Dome eine tßeo*
logifcße Summe in Stein nannten, fo be*
geidjnet bieS fefion genügenb ben Stanbpunft,
ben ber fjürft ber Dßeologie gu ihren SBerfen
einnehmen mußte. Daß es ißm an ©m*
pfänglicßfeit fiieffir nicht gebrach, läßt nicht
nur fein ©enie gum norneßerein erraten,
fonbtrn bieS beweifen auch gur ©enüge bie
tief empfunbenen, fangreießen Stropßen feiner
fißmnen für baS Officium Pom aHerßeiligften
Sacramente. Da laufdjen wir gleicßfam bem
©cßo, Welches bie SBerfe firefitiefier fiunft für
ben ©ult unb bie SBoßnftätte beS eueßari*
ftifeßen ©otteS waeßgerufen haben in ber
Seele beS engelgleicßen ßeßrerS. Da flauen
wir — eine treffenbe 3Cuftration gu unfrer
Stubie — ben dürften ber heiligen VJiffen»
feßaft herantreten an bie heilige Donfunft.
SBaS biefe ißm entgegenbringen fonnte, wer*
ben Wir fpöter gu fcßäfcen oerfueßen. Daß
er ißr reicßlicß geboten, begeugen bie alten
unb boefi unvergänglich frifefien ©ßoralmelo*
bien beS Pange lingua unb Lauda Sion.
SBenn SKenbelSfoßn — einer ber feinftfüßli*
gen Donmeifter ber ntobernen ftunftperiobe
— biefe Sequeng für eine feiner eblen Don*
feßöpfungen wählte, fo war eS jebenfatlS
nießt ißr bogmatifdjer ©eßalt, fonbern woßl
ber tief muftfalifefie SReig ber Dichtung, was
ißn ßlebei beftimmte — baS aWuftfgefüßl
beS DicßterS. SBaS hätte biefeS empfunben
unter ben ©inbrüden ber SBerfe eines Vier*
luigi unb Vittoria? Ohne 3weifel baSfelbe,
was feinen großen ©ommentator fjrang
Suareg,*) ben 3eitgenoffen beiber, be*
*) ©uartj fam gegen Slufang VovemberS
1278 noeß 8tom, wo er 7 3ab« »eilte. Seiner
erften Sorlefung wohnte ©regor XIII. perfönlicß
bei. fcentfelben ?ßapfle »ibmete 1584 Valäftrina
1 *
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4
Das ftun0fd)iw( in «t ßird)tnmu|il:.
wogen, ber fircßlicßen ßunftmuftf ein »arme»
2Bort ju reben.
2)a» ftunfifdßaffen bon Stöln unb Sßari»,
bom beniftßen 3fif»ein unb ben frangöfifcßen
ßanben fdjtoß EeineSWeg» bie ftunfteinbrücfe
bcS Bruber» £ßoma» bon 2Tqnin ab. ©ein
eigene» Baterlanb unb 1263 fogar ba» ent»
ferntere ©nglanb boten tßm biefe nodj in
reifer 3?üHe, bi» er 1267 §u Bologna ben
erften !Eßeil feiner Summa theologica ber*
öffentlicßte, Weldßer er in ben leßten 3aßren
feine» SebenS ben größten 3Tt»eit feiner wißen»
fd^aftrid^en Btufe »ibnrete. 9?ur in einem
einjigen 21rtifel befaßt ft<ß ber Zeitige ge»
rabeju mit ber ftirißenmufif, inbem er bie
Srage beantwortet, ob man fidj beim ©otte?»
bienfte be» ©efange» bebieneu foHe.*) 2)ie
Antwort ift eine bejaßenbe allerbing» mit
getoiffen ©infcßtänfungen fomoßl in Beäug
auf bie 2Trt unb SBeife, wie awß in Beäug
auf bie ßerbeiguäiefjenben nutjtfalifcßen SDtittel.
Unfere ©tnbie bat ftcfj nun ben 3wecf Dor»
gefeßt, ba» wenige, »a» ber ßeilige Seßrer
in blefer 3frage bietet gu vertiefen, e» auf
feine Brincipien guröcfgufüfjren unb in feinem
innern 3ufantmenßange su erflären, wie ftdf)
biefer an» bem großen Sßcrfe feine» SebenS
— ber Summa theologica barftellt. 2)a»
burcß gewinnt bie Stubie audß ben Borteil,
bie furä ßingetoorfenen, für ftcb abgefcbloffenen
©äße über ben ftircßengefang in ißrer £rag=
Weite bemeffen gu fönnen, um barau» sn
entleiben, wie weit üon einer Slccommo»
bation für fpätere, öerfd&tebene Berßältniffe
unbefdßabet ber erften Brincipien bie SRebe
fein fönne. S)enn bie praftiftßen Urteile
über fhmft unb ftunftwerfe Werben fteß mit
ben gfortfdjritten ber 3eit naturgemäß er»
weitern unb änbern; fönnen aber babei nur
in fo Weit ©arantie für ißre SBabrbeit unb
SRicßtigfeit beanfprmßen, al» fie mit eben
biefen unoeränberließen Brincipien im ©in»
flange fteßen.
®ie üerfcßtebenen ©runbfäße uun, welcße
bie Summa theologica ba unb bort ge»
Iegentli(b auffteUt unb burcß welcße ein ©in»
(eine Cantica oanticorum. ®a§ man biefeS ffierf
noch fpätet im römift^en Collegium tiiobl fannte
unb fcßäßte, bejeugt P. IHrcßer (f 1680), ber bie
©teile amore langues in ber ottete Introduiit
als paradigma affectae amoris p reift. Sßittoria
mar 1573—74 Änpellmeifter ant Collegium Ger-
manicum gemejeu.
*) 2. 2 .'ie q U . 91. a. 2. Utrumin divinis lau-
dibus sint cantus assumendi.
blicf gewonnen Wirb in bie ©eneft» be» tßo»
miftifcßen ©nburteile» über Sircßengefang
unb StircßenmufiE, gruppiren ftcß wefentlich
in brei Slbteilungen, Welcße wir in ißrer
logif<ßen©ntwi<feInng»folge borffißren: 1. bie
Brincipien Dom © cßönen unb ber fcßöne«
ffunft; 2. bie Brincipien Don ber !£on»
funft, 3. biejenigen begüglicß ber firdj*
ließen Sonfunft.
2)a»©<ßöne unb bie feßöneftunft.
©8 finbet fuß in ber ganäen ©umme nur
eine einige ©teile, wo bet ^eilige flar unb
bünbig eine förmlicße ©eftnition be» ©cßönen
gibt, unb nueß biefe ift apofterioriftifcß unb
gibt eigentlich nidjt ba» Sößefen, fonbern bie
SBirfung be» ©cßönen an. 3« ber 5: $aupt»
frage be» erften Sfßeile», wo er al» Bor»
frage snr Slbßanbtung über bie ©üte unb
BoHfommenßeit ©otte» ben allgemeinen Be*
griff be» ©Uten eingeßenb erörtert, gibt er
Sur Beftimmnng be» Unterfcßiebe» gwifeßen
®ut unb ©cßön ben Begriff be» leßteren,
inbem er »örtlfcß fagt: „3)a»@cßöne ge»
ßört gur ©rfenntnißfraft, benn ffßou
nennt ntan, wa» angefdfjaut gefaßt; w e»*
ßalb ba»©cßöne in bem gebüßrenben
Berßältniffe befteßt, ba ber ©iuu
fein ©efallen finbet in gingen dou
richtigem Berßältniffe al» in etwa»,
ba» ißnt äßnlicß ift. $enn aueß ber
©inn ift etwa» wie Bernunft (ßat g.e*
wiffe Sleßnlicßfeit mit ber Bernunft), gleicß 1
wie jebe ©rfenntnißfraft."
®iefe Don jeßer al» flaffifcß anerfannte
©teile müffen wir einer eingeßenberen ©je*
gefe unterwerfen unb sunäcßft ä« biefem
3»edfe ißre einäeluen ©lemente auSfcßeiben.
1. 35a», wa» wir feßön nennen, wirb
Dorab al» ©egenftanb unfre» ©rfenntnißber»
mögen» begeidßnet. *) ©8 muß alfo Dor allem
eine SBaßrßeit fein.
') 1. p. qu. 5. a. 4 ad 1. Pulohrum autem
respicit vim cognosoitivam: pulohra enim dicun-
tur, quaerisa plaoent; unde pulohrum in debita
proportione consistit; quia sensus deleotatur in
rebus debite proportionati8, sicuti in sibi ßimi-
libus, nam et sensus ratio quaedam est; et omnis
Yirtus oognoscitiva. (5§ ift fdjtoer cvftnblid^, tüit
man biefe Stelle in §o^em ©rabe bunfel begetd^nen
fonnte, menu man fie in iljrem 3uianmien§angc
mit ber t^omiflifc^ert auffafjt, bie tu tfr
atlerbingg eminentjur©eltuitgFommt. ?iberatore,
Stöcfl, ®utberlet u. f. m. futb alfo im guten
fftedite, »enn fie einer Sc§öntyeit§tljeorie tm ^er^
ftänbniffe ber fc^olaflif^eu ^P^Uofop^te gerabe biefe
Stelle al§ locus classicus tooranfteßeit.
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6
9a« fiunßfd)9ne in itr f ird)cnmu|ik.
Unfer ©rfenntnifjüermögen Dermag nun
auf Derfdjiebene Sßeife einen ©egenftanb gur
S3orftelIung gu bringen, beren eine wir als
einSdjauen, eine Stnfdjauung begegnen
wollen — bie birefte ©rfenntnifj, ber ei*
gentüm liehe begriff im ©egenfafce gurn
übertragenen. $>iefe Slnfchauurtg tritt
ein, Wenn baS ©rfennbare bem ©rfenntnift*
oermögen fi<b barftellt burtb eine ©rfenntnifj*
form, welche nicht Don einem fremben ©egen*
ftanbe bergebolt nnb übertragen wirb, fon*
bem oon bem gu erfennenben ©egenftanbe
felbft entnommen ift — per speciem pro-
priam. ©ine natürliche ftolge biefer @r*
fenntnifjart ift eine größere ßeidjtigfett unb
fflarbeit in ber Sluffaffung beS atfo ©r»
faitnten. ©benfo natürlich folgt barauS eine
geipiffe SBefriebigung, ein ®efallen, baS
gwar in jeber ©rfenntuifj liegt, hier aber
Wegen biefer ßeidjtigfeit unb Klarheit fich
intenfiDer geltenb macht.
Sin einer anbern ©teile erflürt fi<b ber
©eilige näher über biefeS ©efaHen im
Schönen als gum eigentlichen SBefen beS*
felben gehörenb. ©S befteht in ber fRuhe,
welche baS ©trebeoermögen in berSlnfdjau*
ung beS ©djönen finbet,') unb bie hier ge*
fteigert wirb, weil burch bie SSefchaffenheit
beS ©egenftanbeS beffen ©rfenntniß im gan*
gen ©rfenntnijjDermögen nach aßen feinen
concurrierenben Jhätigleiten mit einer ge*
wiffen ßeichtigfeit oor ftch ging, ober beffer
— oor ftch geht. *2)a8 ift fcf)ön, beffen
©rfenntnifj felbft wohlgefällt.*)
2. Stad) ber 3beenleljre beS heiligen
ShomaS müffen mir nun in ber Slnfdjau*
ungSerfemttnifj ein bopptlteS conftitutiDeS
©lement unterfcheibcn, baS finnliche unb
baS g ei ft i ge. 3ebeS hat feine eigentünt*
liehe £hätigfeit, unb gerabe baS finnliche
') 1. 2ae; qu. 27. a. 1. ad 3. ad rationem
pulehri pertinet, quod in ejus aspeciu seu oo-
gnitione quietetur appetitus. T>er ^eilige gef)t
fier luic oben üoii ber ©irfuug au«, toeöljalb er
and) oben liidjt jagt: pulchra sunt, fonberti di-
cuntur. 6o nennen toir bie Urfarfje einer ber*
artigen Sßiifnng in unS. —
*) $arin befielt nac$ bem ^eiligen eben ber
Unterfc^ieb sroifdjjen 6$Ön nnb @nt. ©nt (b.
§. pf)t)fifd) gut) ift aber, toaS idjledjtljin baS 23e*
ge^ruugSoermögen befriebigt; fdjon ift toa§ in
feiner 2Sa§rncljnntng felbft, als folget befriebigt.
Pulchrum addit supra bonura quendam or-
dinem ad vim eognoscitivam; ita quod bonum
dicatur id quod simpliciter complacet appetitui:
pulchrum autem dicatur, id cujus ipsa ap-
prehensio placet. 1. 2^; q. 27. a 1. ad 3.
famt fchon beShalh bei ber Slttfdjauung
nicht in ben ©intergrunb treten, weil eS ftc©
um ein ©rfenntnifebilb hanbelt, baS unmittel*
bar bem ©rfemttnifjobjefte felbft entnommen
ift. Offenbar wirb für bie ©rfenntnifj*
anfdjauung beS Schönen biefe Shätig*
feit beS Sinnes befonberS betont unb feine
Teilnahme an ber SBirfung beS ©efaHenS
gerabegu in ben Sßorbergrunb gefefct. Senn
nachbem ber ©eilige erflärt hat, bafj wegen
jenes ©efallenS baS Schöne Dor allen eine
gebfihrenbe (debita) 2Ser£)ä£tnißmäßigfeit gur
©rfenntnifjfraft im allgemeinen einfdiliefjen
muffe, weift er bie StotWenbigfcit berfelben
inSbefonbere für ben Sinn nach. Serfelbe
fönne feine Dolle Stedjnung, fein ©enügen
nur ba fiubeu, wo baS Object ihm ent*
fprechenb jugerichtet ift b. h. ba, wo eine
SKahrheit ftch gang unb gar finnfällig bar*
fteüt. 3n biefem pralle ift ihm nämlich fdjon
alles geboten, was feines ShunS unb Sßal*
tenS ift für baS 3uftanbefommen beS ©r*
fenntnifjacteS. ©r ift fogufagen ber SJtühe
Überhoben, gur SStlbung neuer ©rfenntnifj*
formen mitparbeiten, unb gmar um fo mehr,
als ftd) fein SSilb leicht unb flar burch baS
Object felbft barbietet, welches freilich bie
hiegu nötigen SBebingungeu in fich tragen
muß. 3um Söeweife feiner SluffteHung ap=
pettirt ber ©eilige an bie Statur unfrer ©r=
fenntnifjfräfte überhaupt. Sßie unfer höheres,
geiftigeS ©rfenittnifjoermögen nach bem
3eugniffe unfereS innerften'SewufjtfeinS um
fo mehr fein ©enüge finbet, je angemeffener
eine Sßahrheit feiner jJaffungSfraft ift, fo
finbet ein ähnliches ©enügen ober ©efaüeit
auch im finn liehen ©rfenntnifjoerntögeii
ftatt, wie benn überhaupt gwifdjen ben ©r*
fenntnifjfähigfeiten eine gewiffe Sleljnlichfeit
beS ©anbelnS unb ßeibenS befteht.
3. S)iefeSluffaffung finbet ihre nähere S8e*
ftätigung unb Grflärung überbieS auch burd)
eine ©loffe. Welche ber ©eilige ßehrer an
ber fdjon citierteu Stelle macht. l ) ©r weift
auf ben Sprachgebrauch ©in, ber Sicht*
bares unb ©örbareS als fdjöit begeich*
net, nicht aber waS bem ©efehmaeffinne
') 1. 2^e qu. 27 a. 1. ad 3. illi sensu« prae-
cipue respiciunt pulchrum, qui maxime cogno-
scitivi sunt scilicet visus et auditus rationi de-
servientes; dicimus enim pulchra visi-
bilia et pulchros sonos. ln sensibilibus all-
orum sensuum non utimur nomine pulchritudinis;
non enim dicimus pulchros sapores aut
od ores. —
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Das finiflfdjöne in Itr ftirdnnmnßk.
7
ober bem ®erudjfinne fthmeidjelt unb ge*
fällt, unb bemerft, baß auf baS 6djöne
oortoiegenb jene Sinne fich begiehen, welchen
in borgüglicher Seife bie ©rfennt*
niß gufommt, toäfjrenb mir baS beu an*
beren ©innen Sinnfällige nicht als ft^öit
begeidjnen. 2)abei bergißt er nicfjt, noch auS*
brücflich gu bebeuten, baß auch biefen be*
borgugteren ©innen jene SSegiefjung eigen
fei als „ben Wienern ber SSernunft",
b. b- in fofern jte gur SarfteHung einer
Sahrheit für bie geiftige ©rfenntniß ein*
treten.
4. ©benbafelbft mirb eine meitere Wich*
tige fjrrage bünbig gelöft. Sie unter*
fdjeibet ftch gut unb fdjön? ®ut unb fd^ön,
beißt eS, finb eigentlich in ber Sache baS*
felbe unb nur in ber Slrt ber SluffaffUng
berfcbieben. 3« m Sefen beS ©Uten ge*
hört, baß in ihm baS Verlangen unb ©tre*
ben gur 9tuhe fommt; gum SEBefen beS
Schönen aber, wie fcbon gejagt würbe,
baß biefeS Streben feine Sftuhe in ber Sin*
fdEjaumtg ober ©rfenntniß finbet. $a8 Schöne
gibt mithin bem ®uten einfachen eine ge*
wiffe SSegiehung beSfelben gnm ©rfenntniß* 1
»ermögen. ®ut ift, was einfach in
unferm SBunfcf»en unb Sollen wohlge*
fällt, fchön ift, waS gerabe in feiner Saßr*
nebmung biefeS Sohlgefallen erregt. 1 ) ©8
ift jebodj hi« gunächft nicht bie Siebe Dom
moratifchen ®uten, fonbern eigentlich nur
o on bem, was phhftfdj flut ift. ffalfch wäre
eS, aus biefen Sorten folgern gu wollen,
alles Unjtttlidje fei eo ipso fcbon unfchön.
— Sir Werben fogleicf) fehen, welche not*
wenbige ©onfequengen für ben moralifdjen
3nhalt beS fchönen ObjecteS aus unterer
tbomiftlfdjen SJegriffSbeftimmung beS Schönen
ftch ergeben, Raffen wir aber gut>or bie ge*
wonnenen Stefultate gufammen.
Slach ber ßehre beS ^eiftgen EEljomaS ift
alfo fchön eine Sahrheit, welche in einem
augemeffenen finnlichen Seichen ober
') 1. o. Pulchmm est idem bono sola ratione
differens. Cum enim bonum sit, quod omnia
appetunt, de ratione boni est, quod in eo quie-
tetur appetitus. — Sed ad rationem pulchri
perdnet, quod in ejus aspeeta seu cognitione
quietetur appetitus.Et sic patet, quod
pulchrum addit supra bonum quendam ordinem
ad vim cognoscitivam; ita quod bonum dioatur
id quod simpliciter oomplacet appetitui; pulch¬
rum autem dicatur id cujus apprehensio ipsa
complacet.
Silbe fich barftellt. $iefe Sfogemeffenheit
muß fowohl eine objectibe als auch fubjec*
tibe fein, b. h- biefeS 3^$*« muß bem gu
repräfentirenben Objecte unb ber percipiren*
ben 3facultät entfprecßen. Seibe ©temente
müffen gufammenwirfen — bie überfinn*
HcheSahrheitunb ihre fiunfällige Sor*
fteüung. fehlte bie erftere, fo bliebe bie
Sernunft unbefriebigt, weil fie überhaupt
nur burch bie Sahrheit befriebigt Wirb,
fehlte baS anbere, fo mangelte gum eigent*
liehen ©enuffe, gur gangen Sefriebigung bie
angemeffene SorfteHung, Worauf ber
Serftanb uaturnotwenbig angewiefen ift.
Mißbehagen, Ueberanftrengung, Grmübung
Wären bie nädjften (folgen biefer Unguläng*
lichfeit, ber ©egenfafc jenes ®efallenS, waS
wef ent liehe Sirfung beS Schönen ift.
®ieS ®efallen, bie rjdoyrj ber Sitten, hot
feinen pfhdjologifcben ®runb einerfeitS in
ber bie ©efammtnatur beS menfchlichen ©r*
fenntnißoermögenS richtig erfaffenbett, gleich*
fam harmonifth ftimmenben 25arfteHungS*
Weife beS betreffenben ObjecteB, anbererfeitS
in einer mit ber ©inheit ber menfehtichen
Statur gegebenen Harmonie unb Spmpathie
ber ©eelenfräfte. Vermöge biefer geht bie
burch baS Objeft gebotene SSefriebigung beS
finnlichen GrfenntnißöermögenS über in
baS geiftige, welches neben bem in ber
erlangten Sahrheit ihm geworbenen ®e*
nügen auch noch ben©enuß miterhält, ben
oerwanbten, ihm fo innig geeinten Sinn
gleidjfam befonberS befriebigt gu wiffen.
SiefeS geiftige Genießen ergeugt im
Sillen jenes SohIgefallen, jene (freu*
be, bie, gleidjfam überfließenb, in mehr ober
minber mächtiger 3teaction im finnlichen 89e*
gehrungStiermögen fich geltenb macht.
®arin liegt ber Srunb ber intenfen
Sirfungen beS Schönen auf bie Seelen*
fräfte, fomie ber lebhaften, oft gewalttätigen
Steaction berfelben auf baS als fchön er*
faßte Object. ®aS ift bie geheimntßoolle
Jfraft jener menfdjlidjen SEhätigfeit, welche
baS ©töne gur SDarftetlung gu bringen fudjt
— ber ftunft. S)aS Schöne faßt — paeft
ben gangen Menfchen, bringt, wenigfteitS
momentan, alle feine fträfte in ©armonie
nnb läßt ihn fein ©egnügen in fich f elber
finben. SltterbingS fann biefeS feine $)auer
haben. Mit ber gangen ®eWalt feines 23e*
gehrenS muß ftch ber Sille nach jenem ®ute
hingetrieben fühlen. Welches ihm fo gut be*
fommt. So erregt baS Schöne bie ftam*
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"T’*!
8 Das fiuit(lfd)önt
menbfte alter Seelentßätigfeiten — bie Siebe
beS 2BoßlgefatfenS (amor complacentiae). —
S)a 8 alfo ift bie SBebeutung beS Sßötten
für baS Seelenleben unb bie Seelentßätigleit
be3 SDtenfßett in ber pßpfifßen Drbnung.
(58 ift unnötig, su Bemeken, baß fte in ber
ntoralifßen Drbnung nißt abnimmt, fou#
bertt ftß fteigert. 3 mei fünfte ftnb, wo
ba 8 Sßöne biefe berührt ober biefmeßr in
i^ren ^ö^ern ftreis eintritt. (Sinmat ba,
wo ba3 fittliße ©efefc feine Straft geltenb
maßt auch gegenüber ben Seelen»
t^atigfeiten a !8 folßen, infoferne fte
unter bem ©ommanbo be 8 freien SBittenS
fteben. Sobann ba, wo baS Sßoßlgef allen,
welkes in ber SBaßrnehntung be 8 Schönen
liegt, sunt Begehren unb ©enießen be3 fßö»
nen DbjefteS felbft naturgemäß übergeht.
(58 fatut nämlich bem IDlenfßen nie uttb
nintmer ein folßeS erlaubt fein, wo immer
©otteS ©efcß, fei eS als natürliche ober
als pofitibe SßittenSnorm e3 verbietet.
2 >a 8 Uitfittliche Wiberfprißt wefentliß
bem ^Begriffe be 8 Schönen infofern, als für
ein unftttlicheS Dbject SSernunft unb SBitte
jenen ©enuß nicht gulaffett föttnen, ber
eine wef ent liehe SEBikung be 8 Schönen
fein muß unb ber nicht oerfümmert werben
barf, wenn ber Söegriff be 8 Schönen boll»
fommen realifiert werben fott. freilich
werben uttS bie 3 ünger unb ©pigonen einer
Stant’fcßen gtßit mit ihrer ©rnnblehre bon
ber 2lutonomie ber SSernunft unb bom 2 )?en*
Jßen als Selbftgwecf biefen Sßluß nicht
‘gutaffen. Sie gu wiberlegen ift hier nicht
ber 5f}(afc, ba fi<ß ber Stoß gegen ein etßi*
fcßeS uttb nicht blo 8 auf ein äftßetifßeS
ißrincip im bollen Sinne beS SBorteS richten
müßte. ©3 liegt jeboß auf ber §attb, wie
tief biefer SBiberfprnß in bie ftrage eintritt,
ob ein Stunftmek fteß Selbftgwecf fein fönne,
ober nicht, ©erabe in ber unberföfjnliß Der»
fcßiebeneit Seantwortung biefer fjrage öffnet
fieß ber flaffenbe Spalt, welcher Sunftmiken
unb Sunftmerfe nuferer £age bon einanber
trennt, ^ebenfalls ift eS für bie tßomiftifcße
23egriffSbeftiinmung eilt bebeutenbeS SSotnm,
baß ftß att ißrer §anb eine fo wiberfprucßS»
Doll beantwortete Stage, wie bie über bie
f <h ö n e $arftettung beS Unfitttißen, fo fßlißt
unb einfach löft. Ohne bie SJtöglißfeit un»
bebiitgt abgufpreßen, wogegen leiber bie
Stnnftgefßißte mit ißrer 2 Birflißfeit pro»
teftieren mürbe, meist fie biefelbe boeß als
unerlaubt unb unbereinbar mit bem
in ber fiirdttnmufik.
botlfommenen, unbekümmerten SBegriff beS
Scßönen fßleßtßin gurücf.
2 luß einige anbere notwenbige Sol*
gerungen aus ber fBegriffSbeftintmung beS
Schönen, wie ber Slguinate fte gibt, erWeifen
bureß ihre notorifdje tttißtigfeit unb teilweife
bureß bie ßeißtigfeit, womit fte pfijßolo»
gifeße Jßatfließen erflären, glcicßfam im tttücf»
fßtuffe bie SBaßrßeit unb tttißtigfeit ber tßo*
miftifßen ^Definition. So, um nur auf e i n e 8
aufmerffam 31 t maeßen, erflärt ftß barauS
jene auffaltenbe SSerfcßiebenßeit, weiße in
• SBegug auf bie ©mpfänglißfeit für Slufnaßme
beS Sßönen, auf ^Beurteilung ber ©rfßeiu*
ungen beSfelben, auf feine fittlicßen Söirf»
ungen tßatfäßtiß unter ben üfienfßen ßerrfßt.
SBenn je, fo ift eS für ftunft unb ftunft»
1 Wert Waßr: quot capita tot seusus. $ie
! geiftige ©ntmicfelung unb SluSbilbung, bie
I religiöfe tttißtung, bie fittliße Haltung,
| ber ©ßarafter beS SubjecteS müffen bom
' entfßeibenften ©inffuß fein. Sogar pßßfi»
| ologifße unb patßologifcße Momente
fönnen wenigftenS mittelbar eine Sßirfung
bon fßmer bereßenbarer ©nergie auSüben. 1 )
®aB Überwiegen ber finnlißen Kräfte gegen
bie geiftigen wirb baS ©rette, baS ©emaltige,
auß baS Stoße noß für fßön gelten laffen
— eS Will bie ÜDlaffeumirfung. S)er ftttliß
bekommene ftttenfß finbet ba noß fein ©e»
faßen, wo ber Seffere ftß bott ©cfel unb
Slbfßeu abwenbet. Äranfßaft gereiste ober
abgeftumpfte Organe maßen für ©inbrüde
beS Sßönett unentpfittbliß, ober laffen eS
wibermärtig, ßäßliß erfßeinen. Selbft eine
einfeitig berfolgte geiftige Stißtung fßeint
ben Sinn für baS Sßöne gu ertöten. ®aS
Urteil über baS Sßöne bebarf nißt min»
ber als baS über SBaßreS unb ©ute§
ber SBilbung, Stißtigftettung, Serbefferung
unb IBefeftigung. @8 ift gubem im ßoßen
©rabe ber 2Serbilbuttg auSgefefct, weil bem
Sßönen gegenüber bie Derfßiebenften fub»
jectiben Kräfte in’S Spiel geraten unb baS
Dbject felbft lange nißt mit ber Sormbe*
ftiuimtheit, biefer Slbgrenguttg bor bie 2 ln=
') DiefeS gilt »orjügliß »on ber SRttfif,
wo bie Unbefttmmtljeit ber DarfteHung mit ber
(Snegungsfraft be3 ÄunftmittelS bem Spiele ber
'■ßßantafie befonberS »orarbeiteit. SDie Definition:
„ 6 d)ön i|l baS, toaS bie ißßantafie 311
einem naturgemäßen Spiele angnregen
»ertnag*, läßt eine giemlid) richtige Sluffafjnng
31 t, wirb aber ba§ ßier unb weiter oben @e|agte
nießt eiitfräften, fonbern efjer fteigeru.
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Wmm .
gßt pf, iiy JRtSÖt
10
Da* Ännflfdjönf in b« fiird)nimn|tO.
fdjauung unb baS Urteil tritt, toie eS beim
SSBabren unb ©Uten ber gall ift.
©3 bleibt un8 noch eine ^frage gu be-
anlmorten übrig, »eldje mit ber 3bee beS
Schönen unb beffen Sßefen auf’S engfte Der*
bunben ift, nämlid) bie, ob auch baS Stein*
geiftige fdjön präbiciert »erben föntte?
2)ie Slntwort lautet babin, bafe baS ©ei*
ftige nur in fo »eit für uns fchön »irb,
als eS ficb in einem entfpredjenben finn*
Heben Silbe üorftellt. fjeblt biefeS,
ober ift eS nicht entfprecbenb, fogar
»iberfpreebeub unb ben Sinn oerlefcenb,
fo fann oott einem ©eiftigfcbBnen für uns
nicht bie Siebe fein. S)aB Sieingeiftige wirb
alfo mir ba ftcb f cb ö n barfteilen taffen, »o
eS feine überfinnlicbe Sßabrbcit in ein unS
unb ihm ntöglidjft entfprecbenbeS analoges
SBbantaftebilb fleiben fann. ©8 »irb aber
biefe Sorftetlung ftets in fo fern abgefdjwäcbt
fein, als fte nicht bureb ein eigenes, fonbern
bureb ein frembeS, entlehntes Sitb gefdjiebt,
unb fo baS 35Jof>IgefaCteu an ber Sorftettung
unb in ber 8lnfd)auung fid> teitt. Oie Ser*
nunft muß ficb eingefteben, bajj baS, maS-
ihr gefällt, »egen ihrer eigenen Unguläng*
liebfeit baS höhere, Seffere, SBabrere für
fie oerfümntert, oorentbält, entfteitt. So,
wenn unS ber Äftnftter einen ©ngel malt.
2BaS unS gefällt ift eigentlich bie feböne
tnenfcblicbe ©eftalt, in ber ber Äünftler unS
ben reinen ©eift öorjtellt. S)aS aber, »aS
ben ©ngel eigentlich auSmacbt, »irb burdj
baS Silb oerbüflt, entjogeu, gebt uns bnreb
bie ftitnlicbe OarfieHung oerloren. Unfer
Segriff t>on einem ©ngel fann in ein fdjöneS
ißbontafiebilb gefleibet, ber ©ngel febäu
Don uns gebaebt »erben, aber er felbft
fann nicht fcbön fein. 2Bofjl aber fönnen
wir fagen, in ihm fei bie Schönheit. $er
heilige St»» 08 unterfdjeibet in feiner Summe
mit einer einjigen SluSnabme genau gwifeben
pulchrum unb pulchritudo. Schon biefe
forgfältige Sdjeibung in ber SEßabl ber 3Bort*
bejeiebnung muft eS nabe legen, bajj auch
im Scgriffe ein »irflicber unb »efentlicber
llnterfcbieb gu ©runbe liege. 3n ber 2f)ot
ift eS fo. Pulchrum ift ein Sein, baS unS
iu feiner SBabrnebmung gefällt, alfo eoncret
mit feiner SBirfung. auf unfre fubjectiue £bä*
tigfeit. Pulchritudo bagegen ift ein Sein
ohne Sejiebung auf unS unb unfere SSJabr*
nebmung, alfo rein objectiö, boef) fo geeigen*
febaftet, bajj eS in eine Sejiebung gu unS
unb unferer 2lnfrf)auuttg treten fann, in bem
eS entweber bureb fei» eigenes ober bureb
eilt analoges SBilb fo ficb uufrer Slnfdjau*
ung borftetlt, bajj biefe felbft unfer ®e»
fallen erregt. 2)ie Schönheit ift alfo baS
formale ©lement im febötten Object. Sie
ift in ihm, »aS bie SBabrbeit im SEBabren,
bie ©üte im ©uten ift.
Sie ©runblebren ber Summa theolo-
gica über bie Schönheit laffen fid) in
folgenbe fünfte faffen.
1. 2)ie conftituierehben ©lemente
beS ScbönbeitSbegriffeS ftnb:
Sollenbung — ©benmajj — Klarheit
ober ©lang. 1 ) /
SfeineB biefer brei ©lemente barf bem
fdjönen Objecte gur Schönheit gänglicb
fehlen, roobl aber geftattet baS Überwiegen
beS einen ober beS anbern ober oon groeien
aus ihnen baS ^urücftreten ber beibett übrigen
ober tegiebungSroeife beS brüten. Übrigens
nimmt bie SoHenbung (perfectio — in-
l tegritas) 2 ) bie erfte Stelle ein, fo bajj je
mehr in ficb abgefdjloffen unb PoHenbet baS
Object ift, befto höher feine Schönheit, ita*
türlidj ceteris paribus, ftdj fteigert. 2>iefeS
beutet auch ber heilige Sebrer an, wenn er
fagt, bajj baS oerfümmerte, unfertige, Per*
ftümmelte fdjon att ficb unfebön, bäjjlidj fei. s )
Sludj entgeht ihm bie Semerfung nicht, bnfe
i »ir unS in unferm praftifdjen Urteile mit
| einem intenfen ©rabe eines biefer Sorgüge
j über ben Mangel ber anbern leicht begnü*
gen, inbem Wir g. 33. auch bem Schönheit
gufpreeben, »aS mit lebhafter ftarbe uns
entgegentritt. 4 )
2. 3n ber Sehre bon ben £ugenben
fommt ber ^eilige »ieberholt auch auf bie
g e i ft i g e unb f i 111 i cb e Schönheit gu fpreebeu.
Sie beftebt barin, bajj §anbel unb SBanbel
beS Slenfcbeit im richtigen Serhältniffe gur
©ntwicflung feiner Sernunft, gum ©rabe ber
l ) 1. qu. 39. a. 8. Ad pulchritudinem tria
requiruntur. Primo quidem integritas 8ive per¬
fectio; quae enim diminuta sunt, hoc ipso tur-
pia sunt, et debita proportio, sive consonantia;
I et iterum claritas, unde quae habent colorem
I nitidum, pulchra esse dicuntur. 2Jergl. 2. 2»e
qu. 145. a. 2., xoo ber Jpeilige ;u>ed entfpre$eub
nur bie beibeu Elemente beä (Sbeumafjeg unb ber
^tar^eit aitfiifpt, inbem bie perfectio al3 fd)ou
Uor^anbeu angenommen roirb.
*) perfeotio unb integritas — Sb'oÖenbung uitb
lluöerlefotljeit faßen in eineä $ufammen, mie pro¬
portio — (Sbenmafj unb consonantia — lieber^
einftimmung, (Sinflang, Harmonie.
3 ) 1. c. 4 ) unde quae habent colorem ni¬
tidum pulchra esse dicuntur.
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Do* finnftfdjöne in bet ftircftenmnfift.
11
ißm geworbenen ©rfenntnlß flehen.') ©ie
fällt in eines gufamnten mit ber fittlfdjen
2BoHfommenhett. Damm ift biefe geiftige
©<$önfjeit and) jeber Dngenb eigen, mit
23orgug aber jener ber SRäßfgfeit (tem-
perantia), einmal, »eil biefe in allem auf
baS rechte ÜJtaß — baB ©Oenmaß ßiugielt;
fobann, »eil fie borab ber geijtigen ©nt*
fteUnng beS 9J?enfcßen unb beffen §erab=
»firbigung entgegenarbeitet. 2 )
3. ©inen überaus tiefen unb großartigen
©ebanfen fpridfjt ber Doctor angelicns auS,
»enn er in bie Kontemplation unb in
baS contemplatioe Sehen bie eigentliche
Srnnbgrube ber Schönheit fefct. „Denn bie
©chönheit befteßt in einer gemiffen
Sichtfülle unb im richtigen Serßält*
niffe. ©ineS aber wie-baS anbere
finbet man grfinben in ber Vernunft,
Welcher fo»oßl baS fläreitbe Sicht
eigen ift, als auch gufommt, bie ge*
büßrenbe Drbnung in ben anbern
Gingen ßerguftellen. Unb eben beS*
»egen »irb bie ©cßönßeit an fid) unb
»efentließ in bem befcßauücßen Se*
ben gefunben, weites in ber SS er*
fianbeStßätigfeit befteßt." s ) Die©cßön*
beit bat gu »efentlidjen ©lementen bie bei*
ben genannten, Welche Wieberum toef entließ
in unferer SSernunft f5cß finben, inbem fie
als ©rfeitntnißoermögen natnrnotwenbig 2idjt
unb Klarheit befagt, als baB Ißringip alles
DenfenS unb UrteilenS aber bie llrfacße aller
Drbnung ift. Welche baS richtige S3erßältniß
allenthalben £»erfteHt unb auBmacßt. Da alfo
ift für uns am lauterften unb reidhften bie
Schönheit gu finben, »o bie SSernunft fefbft
in ihrer reinfiten unb reiebften Dßätigfeit ftdb
befinbet. Das aber gefchieht in beren con*
temptatioen Seben, baS bie SSetracßtung
ber SBahrßeit gum erften unb oorgüg*
l ) 2. 2ae qu. 145. a. 2. pulchritudo spiritualis
in hoc consistit, quod conversatio hominis sive
actio ejus sit bene proportionata secundum
spiritualem rationis claritatem.
*) 2. 2*w qu. 141, a. 2. ad 3. quamvis pul-
chritudo conveniat cuilibet yirtuti, excellenter
tarnen attribuitur temperantiae etc. oergl. qu 180.
a. 2. ad 3.
s ) 2. 2ae qu. 180. a. 2. ad 3. dicetfdum, quod
ulchritudo consistit in quadam claritate et de-
ita proportione. Utrumque autem horum ra-
dicaliter in ratione invenitur; ad quam pertinet
et lumen manifestans, et proportionem debitam
in aliis ordinäre. £t ideo in vha contemplativa,
quae consistit in actu rationis, per se et essen-
tialiter inrenitur pulchritudo.
lidjften 3*clc bat. Doch nicht jebtoebe
UBaßrljeit bietet biefeS 3<«f/ fonbern allein
bie göttliche, »eil ihre Slnfdjanung baS
©nbe unb 3W beS gangen menfdjticben Se*
benS ift. So lehrt ber oerflärenbe Straßl
enblidjer ©rfenntniß gur Duelle alles Sich*
teS unb aller Drbnung, gur erften llrfacße
aller @eßönfjeit unb alles ©djönen gurücf
— gu (Sott, ber ift universorum con-
sonantiae et claritatis causa.
' DaS ift ber Slbfcßtuß ber ©djönßeits*
theorie beS Slquinatert, biefeS bie tieffte
(Srunblage einer Sfunfttßeorie in feinem
©inne. 68 fcheint faft, als b a & e fie ber
princeps musices bem 3?eieß ber Döne über*
geben in feiner herrlichen SWotette: Iutro-
duxit me rex in cellam vinariam, or-
dinavit me in caritate. SBenrt fo baS
©chöne unb bie Schönheit erfaßt »irb,
bann »erben fie bem feßaffenben Sünftler
ein föftlidjer SSorn, boeß nicht, um gu be*
täubwt, gu berüdten, alle ©cßleußen finnlidher
Suft gu öffnen, fonbern bie Siebe, baS Drän*
gen unb Süingen unfrer innerften ffräfte gu
orbnen, gu erheben, gu heiligen. Da tteßt
(SotteS SSanner 1 ) über bem ffünftter unb
feinem Sßerfe. fjür ben erhabenen Drang,
biefen Wahren furor divinus ber Sitten,
fueßt er „in georbneter Siebe" ben SfuBbrucf
feines SfunftmittelS, nicht arm unb farg,
fonbern reich unb in Sülle — fulcite
me floribus, stipate me malis! lieber
feinem Sßerfe aber liegt jener rußige, »arme,
ßimmlifcße ©lang, ber mit überirbifdjer SDicrgie
auS ben tefcten Daften ber Sftotette heraus*
bringt — quia amore langueo.*)
•) 3m §(bräiit^tu lautet ber jtoeite ^ßeil be8
SSerfeS »örtlich: unb fein ©anittr über mir ift
Siebe.
*) S)ie Rührung ber 5 Stimmen ift hier Don ’
feinfter Xecßnit unb geaäljltefler ©enfipung ber
einfachen Jiimfimittel. Snngfam, in »eiliger ©r*
roegung, gehen öier ber fünf Stimmen (2 Jeitore)
bem Schluffe gu, toährenb bie fünfte (l.Xenor —
quintus) fid) noch einmal fräftig in bie §öhe
jch»ingt, um nach einer prachtDoüeit .Quarten*
feutung Vom g in’8 d auf biefer Quinte auSju*
Hingen mit bem ©orte langueo, beffen lefcten Saut
ber Sopran mit einem Sefunbenjchritte in bie groge
STerg erreicht, bie hier um fo mirffamer antlingt,
aI8 im oorhergehenben Safte ber anbere Jeuov
noch baS b fang. Wan glaubt babei ben flerben*
ben ©ierluigi ju fdhauen unb neben ihm ben
^eiligen mit bem liebetoeiten §erjen. Sßer übri*
geuS eine iutereffante ©aradele gieren unb einen
|iochmeifier mit bem anbern Dergleichen toid, halte
biefe ©teile neben eine ftimmungSDerroanbte au8
©agiterS „©arfi fal“ — ÄlaoieraicSgug ©. 248,
2 *
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
12
Das fiunflfdjönt in ®er fiirdjcnmn|ik.
©teilen mir jefct noch bie tbontiftifdjen
©runbfäfce für bte fchöne ftunft felbft
fachgemäß gufammen. @ie gruppieren fi<h
roieberum um brei §auptmomente, um ben
■Begriff ber fdjönett ftunft im 2111*
gemeinen, um bie ©igenfefjaften beS
Zünftlers unb um bie beS Sunftroerf eB.
3)ie ftunft im allgemeinen toirb in
ber Summa theologica begeichitet als baS
richtige SBerfta'ttbmf? für ein beftimmteS 2Bir»
fen. 1 ) $)e§balb wirb gum Sbunftfc^affen üor
altem erforbert bie richtige 21nttenbung ber
Bernunft.*) Sie fünftlerifcbe Sflätigfeit ift
mithin eine acht menfdjliche unb gäljlt, meit
gum borneberein an bie SSernuttft gebunben
unb auf biefe auSbrücfiid) angemiefen, gu
unfern oornebmeren Sbatigfeiten. S)er ®rab
l>er SSernunftifjätigfeit ift aber nidjt berfelbefür
jebeS fünftlerifcbe §anbeln, er ift halb höher,
halb geringer. S)a mo bie Bernunfttbatigfeit
Porwiegenb beanfprudjt toirb, mo alfo bie gei*
ftige $bätigfeit oor^errf<f>t, haben mir bie
fogenannte freie Sfunft, mo biefe bor ber
förperlichen gurüeftritt, erbalten mir bie
nt e d) a n i f cf) e Sunft. S)er Unterfcbieb gmifeben
artes liberae unb artes serviles toirb alfo
burdj baS DJlafj ber eigentlich geiftigen £l)ätig*
feit beftimmt.*) greie fünfte merbett fie
genannt, roeit ber Btenfcb feilte Freiheit
in feiner ©eele befifct unb bie ©eele
(©eelentbätigfeit) beim SBerfe ber freien Sfunft
mehr gum 21u8brucfe fonirnt. SJefebalb ftnb
auch bie freien fünfte bie eblerett, menn
fie auch an unb für ft<b bom SEßefen ber
Äunft nicht ntebr haben, als bie attberen. 4 )
tt>o bei beS Slmfortaö ©orten: „©terben —:
einige ©nabe!" ba§ üftotit) ber ©terbefeljns
fud)t eintritt. ©cnieS im ©djafjen — 3n>ei
Jfrmflfdjöpfintgen — unb toie üevjdjieben! $>ie
Summa theologica unb — bie $ljiIo[opl)ie ©c^opeit«
IjaneiS unb #artmaun$ in ber ß'unft. —
löfung betn Grlofer!"? —
') 1. 2»c qu. 57. a. 3. ars eafc recta ratio
aliquonim faciendorum.
*) 2. 2ae qu. 47. a. 2. ad 3. omnis applioatio
rationis recte (rectae — recta) ad aliquid facti-
bile pertinet ad artem.
3 ) 1. 2ao q U . 57. a. 3. ad. 3. Quiounque ad
liujusmodi opera rationis habitus speculativi or-
dinantur dicuntur per quandam similitudinem
artes, scilicet liberales, ad differentiam illarum
artium, quae ordinantur ad opera per corpus
exercita, quae sunt quodammodo serviles, in
quantum corpus serviliter subditur animae, te
homo secundum aniniam est liber. . . .
*) 1. c. Neo oportet, si liberales artes
sunt nobiliores, quod magis eis conveniat ratio
artis.
S)er ^eilige oinbiciert alfo bem ftunftfdjaffen
unb ber fünftlerifdjen £bätigfeit grunb*
faßlich jene erhabene ©tellung, meldje bie
menfcf)tcfie Kultur ihnen immer unb überall
gumieS. ®r batte Bleifter unb <Sefeffen beifi
unb mübfam in ihren Baubütten febaffen
feben unb baS fünftlerifcbe ©lement an ihren
©ebilben hob fte in feinen 2lugett meit über
bie banbmerfSmafeigeS^batigfeit, unb ber (Seift,
ber fo mächtig aus biefen formen fpracb,
febien ihm fo frei unb feffelloS gu malten,
bafj ein foltfjeB S:bun nur in freier Sfunft
ben redeten tarnen gu finben febien.
S)ie ©igenfebaften beS StüitftlerS.
©8 muff immerhin intereffant fein, mie ein
Btann bon ber Bitbung. eines SbomaS bon
Slquin mitten in funftfertiger unb fchaffenS*
froher 3eit ftch bie SDteifter geartet bachte,
melche feinen hoben begriff bon Sfunft unb
fünftlerifcher Sbätigfcit gleicbfam in’S ©on*
trete gu überfefcett hatten. 68 ift, fo toenig
e8 erscheinen mag, bo<h ein ©iücf ©ultur*
gefehlte, ma8 hier feine ©umme bietet,
©rft faßt er ben ftünftler als folgen. 9H<bt
feine Stbficht, fonbern biegäbiflfeit unb
5 e r t i g f e i t gur Sßrobuftion macht ben Zünftler
aus. 1 ) 2lu<b bie Sfunftfertigfeit beS
Zünftlers macht feilt SEBerf noch nicht.gum
Äunftmerfe, fonbern nur ihn fähig, ein folcbeS
gu febaffen.*) S)a8 SJtafj gttr Beurteilung
beS ÄünftlerB ift in feinem f ünftlerifdben
Urteile gegeben. Um fo gröjjer ift er, je
reifer, je forgfättiger unb cntfdjeibenber, je
bemühter, je mehr beabftcbtigenb ftch baSfelbe
im SEBerfe offenbart; meSbalb mir bem Zünftler
ben mit Slbftcbt begangenen Berftojj gegen
ein Äunftgefeh leichter bergeiben, als ben
unbemufjtett unb fo bie Unfenntuifj beSfelben
oerratbenbett gehler. *)
®ie moralifchen ©igenfehaften beS
SfünftlerS fiub gegeben in folgenben ©äfcen:
35ie Sutift als foldbe bebarf ber £ugettb
unb ihres ©influfieS nicht; moI)l aber ber
*) 1. 2«c qu. 57. a. 3. Non enim pertinet ad
laudem artificis, in quantum artifex est,
qua voluntate opus facit, sed quäle sit opus,
quod facit.
*) 1. c. nec ars, nec habitus speculationis
faciunt bon um opus, quantum ad usum . . . .
sed solum quantum ad facultatem bene agendi.
3 ) 2. 2 l o qu. 47. a. 8. Perfectio artis con-
sistit in judicando, non autem in praecipiendo.
Ideo putatur melior artifex, qui volens peccat
in arte, quasi habens rectum judiciura, quam
qui peccat noletfc, quod videtur ex defectu ju-
dicii.
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHtGAN
Eaä finitJf^Snr in &ct 8 ir 4 )tnmo(ife.
18
Äfrafifcr, bannt er ötf»! mib rcdjt feine Sfunft
übe. 8a niiife ifjn ble (Smdtrfgfeit teilen,
treu trab gewiffenijaft feinet übernommenen
s 4}flti!)t narftgufomtnen.') v’fnrfj m feine fünft?
l'erifdie Siibtgfeit gut tidmgen (Mtung gu
bringen bebarf ber Äürifiler beS morölifdkn
JpaUeä.
getbüöerftfifiblkb üerbietet btt ^eilige
bem Sünftkr jekn ffifibrnuclj feinet Ära#
31» tßrobutftoo öö« ffierfen, we(% feie @{ti=
liefest feftift tu Sfnbern gw fdjjafetQcn'Pek
mögen. Zitiert Ijertlfö« Sfcfegef feiner
ißftidtktt cis Mufifex trab SJienf^ f?a£t er
bent fdntrfciiben äb'eifiev im jWeiten £()ette
feinfS, Serfef bor, wenn er greifet
„lieber »{-IjJet ist einem Stbgetjen »on bet i
„Orbmtng pm JMe befielt, f» fmm im !
„iftfnfiinevfe auf hoppelie 2 ßeife gefegt wer?
„beit ; einntol' boburd), bnjj her SfitafHer non
„feinem ©ortbetgmede fidj. entfernt «nb fo
„cigcntHift gegen feint Sunfi fünbigl, g, 3 ik
„wenn et mit ber SlbfnSi, etwas gutes 311
„teilten, ein Sßfufdjtoetf liefert ÜLaS anbere
wenn er abirrt »am gemeinfamen
„,tfk‘e k§ mtnfc&UtfyenßebtnS, unb auf biefe
,Mxt mfifjfe er feer ©iinbe gegeben werben,
„Weitit et ein fe^te^leS SfBetf beß&fidjtigt
»unb eS, um einen Sf «bereit 3 « täufdjen, aus»
„füörte. 0m ©ürtbe trifft im ffünflttr
„aiierbtitgS feen Sölenfcben utib nidjt benftSitfi? |
„Tot aß fofd;en, WeSljaib er wegen beS erften j
„geitlerS atSÄunftfer, wegen kS gweiten aß j
„SKenfcb fWutbig geijaUeirtoirb."
Tuc.Sigenf djaften be§ ftunfi Werfe S i
eabticö ffelteU fidj bu’c in fofgenben »Säßen|
1. 2k>r alicnt noltoenkg ifi bie äef'te faffeo?
iedjnifdje {SoTtcebfion beSfelben, „beim ba§
tun ftwetf m tt % f»$ in ber 3bre be$
ftünfHetS ooltenbei barftelten.-*)
2, JJebeS ^uitffmcrf imterfiegt ben (Sefefcen
') 1. '/•••• (ja ö7, « 3. ad 2. nt homo bene
atater arto quut» habet reqoiritUr bona volnn-
tto, quae pwttcitnr per virtnteiD moralem,
Ariife’t por jnetitiam inclmaiur, ut opos Adele
..fat'fai ' ■ , • !•'
’) & qi. hl. a. 4. ad. 2 .
’} t. 2«'- qu 2t. a: 2. ad 2
*} I» qtt, 5S. a. 2. 1
feiner Alraft, bie fefbff Hjreii JUtsgattg roefrm
lieb tw« ben itir efgenen ^iinciipien nimmt’|
2 ?c§f)gib mtiB, WüS att bem äunfüoetfe an
fiit ungeteimtetf^eint, audj berÄünft Wibei^
fpredioi, brr e.S pgebört — 3. Sas bie
fitflid)e ©elte fcer ©adie 6 etrifft, fo ifi eS
üöcrfmibt, ifmtfimecfe gn prubuctcren, bie au
fiefj bagn niigetbau frab, gnr Siinbe gn ner?
filkfU- ffin bagegen nur ber 2 /ii§bt »iiitfi.
$£ bagu Bringt, ifi f^re SiuSfiibriiivg itidjt
b'efbßieit fSrrtbfi^ ftintmt ber 'öciflge Bet
?iufiifi{ «nb ^orbenrag ^fatg'S 6 cf, ba| bie
ftaarlicftc Suetortiat uerjjfH^tft fei, fi'utft?
letif^fi ^robnctfoiten, bk, wenn and) an ndj
ni<^l tranfaubt, bnd) tßatfäujlit^ bcs öfteren
inigbroudit werben, gu pcrbteien. *j
3Jcr Effer wirb gugeben, bafi in btefeu
wenigen ©äben bie wagten Wonnen einer
ädjictt ffunft unb Äimfttifätigfeit gegeben
finb — 3 beale, bie tfertoir?(icf)t eine jebe
Straft febei .geit gu beit rbeifteir mib ibeat]iet(
©(iSbfungeH befähige» mu§. @r wirb f#fi
bcrau»füi)fen; wie in Btefeu Wenigen ©fifeeu
1 te|i ber gaiije (Seift eütet äd)t d)rifili(|ep
ÄBuftperjobe fpiegeft. m frab bie SDome
bcS 13,3nbrWraberfS, »an Weftbett ber gfirfi
bet ^^eoiögte fld) Sfünftmapmen ablaS, trab
in feinen ©orten gtfdinet er baS itcffettbc
öifb ber jdjft^ten, frommen, fttiiftoerftart?
bigen 'Slciftcr. welche foidje ©erfc fdtnfett
g« (Soiteb iS&teri trab feiner Slutter nebft
affet ;
2Bir Wollen W«ft öffgeaiewen iSsttftbröt?
einieit ileäf Lioctör «»gafetfs ftldjt weiter
betfaigeii, HiiSgcftattef mit bem (Stempel
ber ifim eigenen ^efiftrantbelt «nb Äfarptö
entbeitren fie Ieid)t olles SonitnentarS irab
fagen alles ans tldi felbft. ®i« follen un§
baS iefte trab hefte Tta% «bge&e«, wenn wir
unfere Stubic auf ifjt fifgercS unb eigen!?
it^fteS (Sebiet führen — gut Itonfwnft «nb
gut firdfiBWeu iPinfif, —
P. 2?, §4mi& S. J.
•Sdbfird).
(JortfeWrag folgt,}
*.J[ ) qa. 22 .n. 2, — Ott-39, ft. 7. —
1 Sw.^u 75. a. t ß il 4
*} $. «ju, 16 . 9 . a 2 aJ 4 .
Go. gle
gKcBer die a&tive ^Sef^eifigung des l^ofäe#
am fituröifdjen <£ir(ß«tgefang.
^7T1 n * n ber ^eberfchrift angebeutete
QScJm grage tnüpft fid> nicht blofj ein theo*
retifcheß, fonbern auch ein eminent
praftifc^e^ gntereffe. Scheint ja hoch
auch fte für bie ffiirtfamfeit beß Ed*
cilienoereinß eine Slrt Sebenßfrage »erben gu
»öden, unb g»ar nicht allein bort, »o bie ©e*
»ohnheit beß allgemeinen ©olfßgefangeß in ber
Sanbeßfprache ber SBiebereinfübrung beß litur*
giften ©efangeß faft unüberfteigliche £inberniffe
entgegengufefcen broht, fonbern audh bort, »o fleh
baß ©oll bemÄirchengefang gegenüber rein paf*
fio unb barum ben ©eftrebungen beß Edcilien*
oereinß gegenüber apathifch oerhdtt. Stimmt
man bagu bie »ahrhaft toloffale Untlarbeit unb
Oberflddblic^Feit, bie fich begüglich biefeß ©egen*
ftanbeß noch allenthalben geltenb macht, fo bürfte
eine fachgemdhe grünbliche Erörterung beßfelben
1. oorn gerichtlichen unb 2. oom praftifchen
Stanbpunft auß alß eine banfenß»erthe Sluf*
gäbe erfcheinen. gnbem toir biefelbe im gol*
genben gu löfen oerfuchen, ftnb toir »eit ent*
fernt, baß Stefultat unferer Erörterung alß ein
ooUfommen abfchliehenbeß gu betradbten; eß ge*
nügt unß, bie SlufmerFfamFeit auf ben ©egen*
ftanb gu lenfen unb gur Söfung ber Stoße einen
©eitrag 3U liefern.') Sluch mag eß nicht über*
flüfftg fein, außbrücflidh gu betonen, bah »ir
unß hier nicht mit ber Enttoidtelung unb ©erech 5
tigung beß fachlichen ©olfßgefangeß überhaupt,
fonbern gang fpecieU unb auSfd&liefjlich mit ber
beg litur giften ©olfßgefangeß gu befdjdftigen
haben.
I. $ef<$i<$ttf4e fntoldUfstitd«
3 n gelehrten unb ungelehrten ©üdhern aller
Slrt »irb alß gerichtliche Shatfaehe conftatirt
unb betoiefen, bah man fub in ber Äirche oon
Anfang an, bem ©eifpiel Ehrifti unb ber Sipo*
ftel folgenb, beim ©otteßbienft beß ©efangeß be*
bient habe. Sie Unterfudhungen gelehrter gor*
fdber über beffen mufifalifchen ©efchaffenheit ha*
') ©oriibergefcnb unb im 3“f a mmenlj<mg mit anbereit
fragen ift unfere 0frage in öerfdjiebenen 3a$rgg. oon ©itt’«
g(. ©t. unb Mas. s. berührt toorben; »ergt. gl. ©I. 1870
6. 85 ff.; 1871 <S. 57 ff,; 1873 0. 5; 1874 @. 64; Mas. s,
1872 6. 24 unb 57. — ©oit braltifdjen ©crfudjen ermahnen
mcr Ijier fogleidj bie uon ©. flflcttenleiter tjeraitfgegebtnen
„tfiturgifdjMi ©oU«gefängc*, ÄemJjtcn. $cft l—3 enüjaltenb
©etycr, Requiem, efjoralmeffe, Litanei.— Hu<$ bie SDtoljr’föen
©efangbiicbet mit Ujren nieten lateinifäen C^otalmeffen unb
©etycrgefängen ftnb ber einfüfjrung Iiturg. ©otftgefünge fefjt
förbertidj. '
ben biß jefct nur gu einem fieberen Stefultat
geführt, bah man barüber nicht oiel Sichereß
»eif*. Sie anbere, ebenfo »ichtige grage: »er
ben gotteßbienftlidhen ©efang in ben erften Saht*
bunberten außgeführt resp. »eichen Slntheil baran
bie Stenge ber ©laubigen gehabt unb »elcheß
fein Inhalt ge»efen, »irb feiten grünblich erör*
tert; ‘) man geht mit allgemeinen Stebenßarten
barüber hin»eg unb gibt fich bei ©erufung auf
bie 3 ^ugniffe ber Äirdhenodter nicht bie SJtübe,
g»iWen liturgifchen unb aufeerliturgifd&en ®e*
fangen gu unterfeheiben. 6o hat man im 3^it*
alter ber Sluffldrung ohne »eitereß bie ©ehaupt*
ung aufgefteUt, bie feitbem alß eine 2lrt lanb*
Idufigeß Slfiom feftgehalten unb ungdhligemal
nadhgefdhrieben »orben ift, ber ©efang ber erften
3 ahrhunberte fei bur<h»eg allgemeiner ©olfß*
gefang na^ ärt beß im 18 . 3ahrh. beliebten
beutfeh s proteftantifchen SJtufterß ge»efen; erft
fpdter fei berfelbe bureh ben auß ben Älöftern
ftammenben„Ghoralgefang" oerbrdngt »orben. 1 )
©rünbete man ja hoch (gum Shcil bi§ tief in’ß
19 . 3 ahrh. herein) auf biefeß Slfiom, alß auf bie
eingige hiftorifd^e unb hauptfddhüd^e bogmatifche
©runblage bie gorberung: SBieberherfteHung ber
alten Äirchenbißciplin — allgemeiner ©olfßgefang
in ber Sanbeßfpradhe I SJtan tonnte nun g»ar
ben Steuerern beß 18 . gahrh. entgegenhalten,
»aß fchon ber gelehrte Sarb. ipoftuß gegen bie
Steuerer beß 16 . gahrh- geltenb gemacht hatte:
ber ©laube ber Slpoftet muh unbebingt feftgehal*
ten »erben, bagegen fann. fidh ber Stituß unb
man^eß Slnbere mit ber Seit anbern, ja eß tann
eine foldhe Slenberung unter Umftdnben fogar
nüftlidh fein, nur barf fie nicht but<h SBifffür
eineß Eingelnen, fonbern burch bie Slutoritdt ber
Äird^e gesehen, »ie fidh thatfddhlich (g. ©. be*
güglidh ber ©ufcbißciplin, beß gaftenß, ber ©üter*
gemeinfehaft u. Sl.) oiele unb grofje ©eranber*
ungen ooUgogen haben. 3um Ueberfluh fteht
nun aber jeneß beliebte Slyiom aud^ hiftorifch
auf fehr fdh»achen gühen; eß ift, »ie »ir fehen
»erben, ein ©robuft oberPdchlidher SJtihberftanb*
niffe unb abfichtlicher Saufdhungen. Eine nähere
©etradhtung ber dlteften Siturgie geigt bieß un*
»iberleglich. Slderbingß muh gur Entfd^ulbigung
ber gerügten Oberfldchlidhfeit beigefügt »erben,
bah bißlang bie Äenntnih ber dlteften (apofto*
lif^en) Siturgie eine fehr unooHfommene unb
») <5aci(.rÄat. 1878 0. 14.
*) ©ergt. 6acil.^at. 1881 6. 24.
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
15
tlcbrr sie akttne ßd^eiligung des Holkes am liturgifd)cii fiirdjengffaiig.
mangelhafte mar. 9?albern bie fcharfftnnigen
Unterfuchungen neuerer ©eiehrten hierüber bei 5
Iere« Sicht oerbreitet haben, ftnb mir in ben
Stanb gefe&t, mit anndbernber Sicherheit auch
bie grage $u beantmorten: meiner Slrt ber litur*
gifche ©efang ber erften gahrhunberte unb mel*
che« ber Slntbeil be« Golfes baran gemefen fei ?
2Bährenb man früher bie in ben fog. apofto*
lifchen Gonftitutionen mitgetheilte, unter bem
9tamen ber „clementinifchen" belannte Siturgie
für eine reine Vrioatarbeit hielt, über beren Ur*
fprung unb 3»ecf bie Meinungen fehr au«ein*
anbergingen, hat ber gelehrte Dr. g. $robft
burd& genaue Vergleichung mit ben Schriften ber
erften gahrhunberte ben übergeugenben 9tadjmei«
geliefert, bafj eben jene Siturgie im SBefentlichen
bie non ben Slpofteln überlieferte, in ben erften
3 gahrhunberten gebräuchliche gorm ber SDte&=
geier miebergibt. *) Da« SRefultat feiner Untere
fuchung gipfelt in bem Safce: „Die Siturgie
ber apoftolifdjen Gonftitutionen 1 ) ift bie all ge*
meine fatholifche, mie fie in ben brei
erften gabtbunberten in Hebung mar unb
bie Siturgien ber oerfchiebenen Äirdjen haben in
biefer 3eit hi« auf Heine Differenzen mit ein*
anber übereingeftimmt." Erft oom 4. gahrhun*
bert an gibt e«, namentlidh im Orient, perfchie*
bene Siturgien, bie fich, unter ^Beibehaltung ber*
felben mefentlichen ©runbformen, bur<h Äürgun*
gen ober Grmeiterungen bon ber „gpoftolifchen*
unterfdjeiben.
6ine mi<htige ©rgdnjung unb Unterftüfcung
erfuhr ber bon Dr. Vrobft gelieferte 9tacbmei«,
inbem Dr. Videll meiter ben 3ufammenhang ber
fog. clementinifcben Siturgie mit bem Vafcha*
ritu« ber guben unb ber Ginfebung«feier mit
bielem Scharfftnn unb übergeugenben ©rünben
bartbat. 8 ) Daburcp ift bie feitber beftanbene
Äluft gmifchen ben dlteften befannten Siturgien
(au« bem 4. unb 5. gahrh-) unb ber apofto*
lifdhen 3eit au«gefüüt, ber apoftolifche Urfprung
ber jefct geltenben römifd&en Siturgie nachgemie*
fen 4 ) unb un« bie SDtöglichfeit gegeben, oon ber
Einrichtung ber apoftolifd&en Siturgie, alfo auch
*) Dr. $. $robfi, bie Liturgie in ben 3 erften 3ahr=
hunbcrten. Tübingen 1870.
7 ) (Sine für je übeTficptli<he SDarftcttung biefer Siturs
gie fammt ben toitptigjien für SUtcr unb ©ebrarnp
fprechcnben ©rünben fiepe 6. 3 —37 ber fogleic^ ju
citirenben S^rift bon »irfeO. 8. fotgenbe ttotc.
s ) »itfeU, aWcffe unb $afcpa; ber apoftolifäe Ur=
prung ber SÄefjliturgie unb ipt genauer «nfcplufc an
bie ©infe^ungSfeier ber pl. ©uepariftie burep SpriftuS
au« bem 5pa}<paritual naepgetoiefen. Wa inj, 1872. —
ergangungen bagu entpatt ber Huffap „£>ie ©ntftepung
ber Siturgie au« ber ©infepungSfcier " bon Bicfett in
bet 3eitfchr. für fatholifche Geologie, 3nn«brucf 1880,
6. 90 ff.
4 ) $ergf. ©iefett a. a. O. 8. 125 ff.
oon ber Stellung be« ©efange« unb bem Slti*
tbeil be« Volle« baran ein im ©rofjen unb ©an*
gen genaue« Vilb gu machen. 1 )
j gragen mir alfo: melche @efange«theile mei«t
bie Siturgie ber 3 erften gahrh. auf unb melier
' Slntheil fam baran ben ©laubigen gir? Slntmort:
3>er ©efang beftanb im 2Befentlichen barin, bafe
| ba« Voll burch furge SRefponforien fleh ben um*
I fangreichen ©ebeten be« Diafon unb Vriefter«
I anfchlofj, mitunter auch bem Voriänger (ober
I ben Vorfdngern) antmortete.
gn ber Siturgie ber apoftolifchenGon*
i ftitutionen befchränft ftch ber Slntheil be«
j Volle« barauf, bafj e«
a) in ber Vormeffe auf bie oielen ©ebete
be« Diaforf für ßateepumenen, Gnergumenen,
' ©laubige, Vüjjer u. f. m. mit „Kyrie eleison“
| antmortete, mooon ber befannte, oft citirte C. 6.
! fagt: Vei all bem, ma« ber Diafon oorbetet,
| antmortet ba« Voll mit Kyrie eleison unb oor
j ÄBem bie Äinber. — Da« je&ige neunmalige
, Kyrie ift, mie fchon ber hl. ©regor I. au«brüdli<b
j bemerft, nur ber Ueberieft jener alten, litanei*
artigen Goflefte.*)
b) in ber 9Weffe ber ©laubigen
«) ben ©rufe be« Vifchof«: ber griebe ©otte«
fei mit euch Sillen — beantmortet mit: unb mit
beinern ©eifte (hierauf ber grieben«fujj);
ß) gum Veginn ber langen Danffagung (Vrd*
fation) bem Vifchof antmortete, genau mie e«
noch Kfct gw Veginn ber Vrdfation gefchiebt,
mäbrenb e« am Schluffe berfelben mit bem Vi*
fdbof ba« Dreimalheilig in folgenber gorm reci*
tirte: „heilig, heilig, heilig, $err ©ott Sabaoth;
ooü ift ber ipimmel unb bie Grbe Deiner £err*
Iid^feit. ©elobt in Groigleit. Simen.* (Benedictus.)
y) Die Doyologie am Schluffe be« Äanon«
mit „Amen“ unb ben abermaligen grieben«grufj
mit: Et oum spiritu tdo beantmortete;
d) oor ber Gommunion auf bie SBorte be«
Vifchof«: „ Da« ^eilige ben ^eiligen * antmor*
tete: „Giner ift heilig, Einer ^err, Giner gefu«
Ghriftu«, gum Sftuhme ©otte« be« Vater«, (in
gloria DeiPatris), gepriefen in Gmigteit. Simen.
Ghre fei ©ott in ber $>öhe unb griebe auf Grben
ben STOenfchen guten SöiHen«. ^ofanna bem
Sohne Daoib«, gelobt ber tommt im Kamen
be« fterrn. ©ott ber ^jerr, er ift un« erfchienen
(Pb. 117,24,25). £ofanna in ber ^öhe.* Offen*
bar haben mir hier Slnfang unb Schluß be«
je«igen ©loria, be« Venebiftu« unb in ben 2Bor*
ten be« 117. Vfalme« einen Kad^flang be« alt*
teftamentlichen „^aDel" (jur geier be« Öfter
lamme«).
*) 93crgL ben SSortlaut berf. bei ^robft a. a. O.
258—275.
*) »iefett a. a. O. 6. 126.
Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
16
Hebet Me aktioe äefijciligung bes Holkes am litnrgifdjcn ßirdjcttgffang.
2Bo bie Orbnung bei ber Gommunion be*
fchrieben mirb, »erben in biefer Siturgie auch
„Sänger" ermähnt; auch mirb gefagt, bajj mäh-
renb berfelben ber 33. ®falm gebetet »erbe, am
Schluffe aber beigefügt: SBenn „ber Sfaflirenbe"
geenbigt bat k. — eine ®emerfung, bie, mie mir
halb feben merben, im 3ufammenbang mit an*
beren 3*ugniffen für bie ®ortrag«meife ber ®fal*
men bon Jntereffe ift.
Sie gleite Ginricbtung meifen bie alten £i*
turgien auf, bie un« au« bem 5. Jabrbunbert
überliefert finb. 2Bir führen beifpiel«meife au«
ber Siturgie be« bl- SJtarfu« unb Jafobu« an,
■ma« für ben ©efang bon ®elang ift. (Ueber bie
römifebe Siturgie bergl. $robft S. 341 ff.)
Sie fog.Siturgie be« bI- SDlarfu0 mufeum’«
Jahr 450 in ihrer je&igen ©eftalt borbanben ge*
mefen fein. Sie läfet ficb mit giemlicher Sicher*
beit auf ben bl- Sltbanafiu« unb in ben mefent*
lieben fünften auf apoftolifche Ueberlieferung
gurüdfübren. *)
Jn berfelben merben eigne Sänger niefet mit
biefem Stamen genannt, aber mobl borau«gefefet,
menn e« beifit: „Sie (mer?) fingen; „Gingebor*
ner Sohn unb Sogo«* ober „fie lefen ben ®er«".
Sem Solfe bagegen merben gugetbeüt:
a; eine SJtenge bon Stntmorten mie in ben
übrigen Siturgien;
b) ba« Srifagicn: „^eiliger ©ott", mie 4 in ber
Jafobu«liturgie;
c) bie SBorte »Unb gleifch gemorben ift bom
heiligen ©eifte" nach bem ©ebete ber ®rotbefi«
(Opferung);
d) »heilig, heilig, heilig, £err" naebbem be*
reit« ber ®riefter e« am Schluffe ber Sanlfag*
ung gefprochen;
e) ba« Sater unfer, mogu ber ®riefter bie
Ginleitung betet;
f) gut Gommunion auf ben Stuf; „Sa« ipeilige
ben£eiligen;" — „Gin ^eiliger Sater, Gin b*i ;
Uger Sohn, Gin heiliger ©eift, in Ginigfeit be«
be« bl- ©eifte«. Simen." —
g) gur Gntlaffung am Schluffe: „Amen. £er
Stame be« iperrn fei gepriefen."
Sie fog. Siturgie be« bl. Ja tob u« mar
jebenfaü« um*« Jahr 450 in ber un« borliegen*
ben ©eftalt im ©ebrauch unb enthält ohne 3»ei=
fei manche Seftanbtbeile apoftolifeber Ueberlie*
ferung. 2 )
Jn berfelben merben bem Siafon, ben ©än*
gern unb bem Solle ©efänge gugetbeüt.
Sen Sängern fommt gu:
a) ba« Srifagion in ber Sormeffe: £ei*
liger ©ott, heiliger ©tarier, heiliger Unfterb*
l ) »ergl. Sßrobft 6. 318—334.
*) *S. $robfi ©. 295—318. ©tanfcehnn ftirb
in fciefer Siturgie bem ^rieftcr gugettyeilt, ebenjü au^
bie SCnfaugSmorie be$ Gloria.
lieber, erbarme bicb unfer. Ocfet nur noch am
Gbarfreitag.)
b) Alleluja bor ben biblifd&en Sefungen. Stach
benfeiben »beginnen bie Sorlefer ben Sob*
gefang ber Gberubim": „G« fchmeige alle« ftetb*
licbe gleifdb, e« ftebe ba mit gurebt unb 3iUern.
SlHe« Srbifdhe fibminbe au« ben ©ebanfen, benn
ber Äönig ber Äönige, ber Jperr ber Herren,
Gbriftu« unfer ©ott gebt bernor, um geopfert
unb ben ©läubigen gur Speife gegeben gu mer*
ben. Sor ihm her geben bie Gböre ber Gngel
mit aller Stacht unb £errfcbaft, ba« Slngefidbt
oerbüüenb unb ben £pmnu« rufenb; Sllleluja."
o) unmittelbar bor Seginn be« langen Sani*
gebete« (®räf. unb Ganon) antmorten fie auf
bie Slufforberung be« ®riefter«: £o<b preifet ben
£errn mit mir unb laffet un« feinen Stamen er*
höben : „Ser heilige ©eift möge über bicb
tommen unb bie Äraft be« Slllerbödbften bicb
übersatten."
d) nadh ben gürbittgebeten am Schluffe be«
Ganon« antmorten fie auf bie Slufforberung be«
Sriefter«: Sorgüglicb unferer aübeiligen, unbe*
fiedten, über Sille« gelobten grau, ber ©otte«*
gebärerin unb immermäbrenben Jungfrau —alfo:
„SBürbig ift e«, bafc mir mabrbaft bich, bie
©otte«gebärerin, bie immer Selige unb burebau«
Unbefledte, bie SJtutter unfere« ©otte«, bie ber*
ebrung«mürbiger al« bie Gberubim, unbergleicb*
bar herrlicher al« bie Seraphim, bie ohne Set*
le&ung ©ott ba« SBort geboren, bicb bie mabr*
hafte ©otte«gebärerin preifen." — „gerner
fingen fie: Sir, ®egnabigte, jauebjet jebe«
@efd)öpf, ba« ^eer ber Gngel, ba« ©efcblecbt ber
3Dlenfchen, geheiligter Sempel, geiftige« ®arabie«,
Stubm ber Jungfrauen, au« ber ©ott gleifdj unb
^inb mürbe, unfer bon Gmigfeit feienber ©ott,
ber beinen Schoofi gum Sbrone mad^e unb bei*
nen Seib umfaffenber al« bie Fimmel. Sidb,
®egnabigte, preift jebe« ©efeböpf; 9lubm fei Sir \“
e) gur Gommunion auf bie Slufforberung be«
Siaton: Saffet un« im grieben be« £errn pfal*
liren — „Äoftet unb fe&ct mie füfi ber ^err ift/'
Sem Solle finb gugetbeüt:
a) gasreiche Slntmorten auf ba« ©ebet be«
Siafon unb ®riefter«: Amen, et cum spiritu —
am öfteften Kyrie eleison (g. ®. bor ber Gom*
munion 12 mal);
b) ba« „heilig" bor ber Gonfelration in fol*
genber gorm: „heilig, heilig, bcilig ift ber £err
Sabaotb; boll ift ber Fimmel unb bie Grbe fei*
ne« Stubme«: Jpofanna in ber Jpöbe, gelobt, ber
tommt im Stamen be« iperrn, $ofanna in ber
£öbe;"
c) nach ben Gonfetration«=2Borten über ben
Äelch „£err mir berlünbigen feinen Sob unb be=
fennen feine Sluferftebung." Unb halb barauf
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17
#tbtr Mt aktive fittijcilignng Ms Mike» am litttrglfdjen firdjtngtfang.
„erbarme bich unfer, £err, ©ott, allmächtiger
Sater."
d) Saä „Sater unfer" — worauf ber ^rieftet
fortfährt: „Unb führe unä nicht in Serfuchung."
e) Sor ber Gommunion auf bie SBorte: „baä
^eilige ben fieiligen" — „einer ift heilig, einer
$err, 3efu8 Ghriftuä, jur ehre ©otteä beä Sa»
terä, bem ehre von ewigfeit au ewigfeit."
f) Stach ber Gommunion: „©elobt, ber fommt
im Flamen beä £errn" — unb bann (brechen
bie Siatonen unb baä Solf: „$etr erfülle un=
feren 'IJlunb mit beinern fiobe unb unfre Sippen
mit ffreube, bah wir beine ehre verherrlichen,
ben ganzen Sag beine Roheit" unb abermal:
„Sffiir banfen bir, Ghriftuä unfer ©ott, weil bu
unä gewürbiget haft, beinen fieib unb bein Slut
3 U empfangen, jur Stacblaffung ber Sünben unb
jum ewigen Seben. 2Bir bitten bid), behüte unä
©ütiger unb fiiebevoßer oor ber Serbammung."
eine Sifferena jeigt ftdh in ben angeführten
fiiturgien bejüglidh beä Saternofter, welcheä bie
beiben Unteren bem Solfe auweifen, währenb eä
bie „apoftolifdje" nicht anführt. Sein fehlen in
ber (enteren ift ein biä jeht noch ungelöfteä
Problem; an einer anbeten Stelle erwähnen eä
bie apoftolifchen Gonftitutionen in einer 2Bei(e,
bah man auf ben ©ebrauch in ber fiiturgie fehlte-
hen barf, *) waä auch auä einer Stelle beä heil,
©regor heroorjugehen Weint.’) fjür unä genügt,
bah eä, wo eä in ber fiiturgie oorfam, von ben
©läubigen mit bem fßriefter gemeinfehaftlich (laut)
gebetet (gefungen, tecitirt) würbe*) unb jwar
refponforienartig, inbem ber $ rieftet bie Ginleit*
ung betete, bann baä Solf bie Sitten biä jur
leftten, welche ber Sriefter wieber aufnahm, apn*
IW wie er biefelbe auch jeht noch im Libera
fortfetet.
3m Uebrigen führt unä bie ^Betrachtung bet
alten fiiturgien ju bem (Refultat, welcheä Srobft
in bieSöorte aufammenfaht: 9tadj Ginbänbigung
ber euchariftifchen ftaterie 4 ) (Opferung) fprach
ber SiWof ober Sriefter baä Sanfgebet (Srä*
fation), währenb beffen baä Soll ftill betete.
SJiefeä ©ebet nahm bei weitem ben gröfi*
ten Sbeil ber Ureier ein. Saä Soll war
alfo bamalä bei ber ÜDteffe nid^t mehr
aftio alä heut au Sage (genauer: alöinber
heutigen römiWen Siturgie). fflenn jeht in
gewiffen ©egenben bie ©läubigen baä
Amen,et cum spiritu tnoetc. nicht felbft
‘) ©er Steopppt fott baä ©ater unjer beten, wie eä
»on ber gememjcfjaftUdmi ©erfammtung ber ©läubigen
»errichtet teirb. C. A. L 3. cp. 18. ©tobft, a. a. 6.
t. 408. »etgl. baf. ©. 254.
’) ©tob», ©. 355.
*) S. ©robft a. a. O. 6. 409.
*) ®*e Siturgie begann bamatä mit ©efeingen unb
Sürbittegebeten, wie noch iept bie ßharfreitagätiturgie.
refponbiren, fonbem baä ein fte bertretenber
Gbor thut, fo ift baä nicht Scbulb ber fa=
tholifchen fiiturgie," bie ja felbft noch am
Pater noster ben ©läubigen Slntbeil Iäjst (burch
baä sed libera nos a malo).
®ah in ber 3eit biä auf ©regor I., wo (ich
. auf bem ©ebiete ber Siturgie manebfadje (unwe=
fentliche, formelle) Seränberungen voHgogen, we=
ber in ber Sheorie nodj in ber Srayiä bem Solfe
eine wefentlid) gröbere Setheiligung am liturgi*
Wen ©efang augeftanben worben ift, bebarf wohl
faum eineä befonberen Seweifeä. SIBaren ja
manche äenberungen in ber Siturgie felbft gerabe
burch ben Umftanb bebingt, bah mit ber auneb*
menben Sluäbreitung bet Äirche bie lebenbig«
innige Sheilnahme beä Solfeä baran abnahm
unb aum Sheil unmöglich würbe, Währenb anbrer*
feitä bie naturgemähe Gntwidelung unb Slnwent*
ung reicherer 2Jtelobien im Äirchengefang eine
aftioe Setheiligung beä Solfeä an bemfefben in
gröberem Umfang wohl ebenfowenig förbern
mochte. 2Bobl wirb unä oom heil. Slmbroftuä
berichtet, bah er ftdh bemüht habe, baä Soll aur
Setheiligung am Jfirchengefang mehr berangu*
aieben; ieboch ift über bie Statur beä ambrofiani*
Wen ©efangeä fehr wenig Sichereä befannt,
ebenfo barüber, wie weit ftch biefe Setheiligung
auf ben eigentlich liturgifchen ©efang erftreefte.
2Baä wir barüber wiffen, läht Permuthen, bah
aHerbingä viele ber ambroftanifchen ©efängemehr
für ben gemeinfamen Sortrag ber ©läubigen
berechnet waren, bah biefelben inbeffen auch nichtä
Snbereä alä SBed&fefgefänge in furaen melobifchen
Sähen, (Refponfotien, mit bewegten unb burch 2Bie=
berholung geläufigen ?lcclamationen, auch fipm--
nen in einfachen ffieifen Waren, woburch ber
funftvollere, von Gantoren auäaufuhrenbe ©efang
awar in etwa beWwnft, aber nicht auägeWloffen
Werben fonnte. 1 )
©ana evibent ift bie Sache feit ber burchgrei*
fenben unb biä jeßt mahgebenben (Revifion unb
(Reformation ber fiiturgie unb beä Äirchengefangeä
burch ©regor ben ©rohen, ber babei, wie befannt,
im ffiefentlichen nichtä Steueä fdjuf, fonbem waä
er vorfanb, fammelte, orbnete unb regelte. Gä
blieb bie Orbnung unb Ginfachheit beä SRefpon*
foriengefangeä, ber eine wirtliche Setheiligung
ber ©läubigen an ftdh juläht; nur in bem Um*
fang refp. ber 3abl ber Stefponforien trat eine
SeWränfung ein, ba bie Siturgie felbft bebeu*
tenbe Slbtürgungen erfahren hatte. Sagegen
waren bie neu binaugefommenen ©efänge (wie
3ntroituä, Offertorium, Gommunio) entmeber au
einer 3eit entftanben, wo eine intenfivere Sheil*
nähme beä Solfeä am flirefjengefang Won nicht
*) ©. Safob, bie Jtunft im ©ienfte bet Ritä)t. in.
Stuft, ©. 381. Oerbert, de eantu et mus. I, p. 44.
3
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18
Heber Die aktive fietheiligiutg bei Volkes am liittrgifd^en tirdjengefaiig.
mehr ftattfanb, ober fte toaren nach Inhalt unb
gorm gar nicht beregnet unb geeignet, SBoIföge-
fange gu fein. Sie SJtelobien, »eiche ©regor
oorfanb, componirte unb in feinem Antiphona-
rium fammelte, toaren leineStoegS fo einfach unb
leicht, toie manchmal behauptet toorben ift unb
auch leineStoegS für ben 3Raf)engefang beftimmt;
im ©egentheil: „biefer ©efang (beS heiligen
©regor) toar nie für bie Ausführung burd) baS
Solf berechnet unb tonnte eS nicht fein. Gr oer*
langte oielmehr eine Schule, in toeldjer eigene
Sänger für folgen Sortrag gebilbet »urben,
toährenb bem Solle nur ber einfachere, oom hl-
©regor gleichfalls georbnete unb mit ben ©efefcen
feiner Somoeifen in Uebereinftimmung gebrachte
Sfalmengefang (f. barüber unten), bie unoerän*
berlichen, ftetS gleichbleibenben Iiturgifchen ©e=
fange 3 . S. Kyrie u. bergt., Stefponforien unb
£>pmnen überlaffen toerben tonnten." 1 ) Sie oon
proteftantifd^en SchriftfteHern (gortelu.A.) auf*
gefteHte unb in lath- JBerfen leiber oft genug
nachgefchriebene*) Sehauptung, bah ber fog.
gregorianifche ©efang nach feiner eigentlichen,
urfprünglichen Seftimmung oon gangen ©emeim
ben gelungen »erben follte, unb bah ihn bagu
fein Gharafter (näml. baS oöHig gleiche Serhält*
nih, in bem alle feine Söne gelungen toerben, too*
bei »eher SlpthmuS noch SKetrum gu beobachten
ift!!) oorgüglich gefchidt mache, beruht auf fo
abfoluter Unfenntnifj ber Sache, bah Schlecht
mit ooHern 9tec3E>t fagt: „GttoaS Seichteres, nur
auf inbioibuelle Shantafie ©egrünbeteS läht ftdh
bem StibUfum nicht mehr bieten."*)
2Jtan toirb in bem Bisherigen eine Aeu&er*
ung über ben $ f a I m e n g e f a n g oermifet haben,
ber boch nach bem einftimmigen 3*ugniffe beS
AlterthumS eine he^orragenbe Stellung im gofc
teSbienftlichen Sieben einnahm unb tooran nach
bemfelben 3eugniffe gerabe baS Soll befonberS
betheiligt toar. 3nbem toir biefem ©egenftanb
nunmehr unfere Aufmerlfamleit gutoenben, toirb
eine genaue Setrachtung beSfelben nicht eine
SBiberlegung, fonbern oielmehr eine Seftätigung
beS ©efagten ergeben.
3unächft ift auS ber Anorbnung ber alten
fiiturgien erftchtlich, bah ber eigentliche Sfatmen*
gelang bei SBeitem nicht in bem Umfange einen
Seftanbthei! ber fiiturgie im ftrengen Sinne b. h-
ber geier beS heil- SJtehopferS bilbete, toie man
ftch bieS meift oorguftellen fcheint. Sie „apofto*
Iifche" fiiturgie ertoähnt beS SfalmengefangeS,
toie toir oben gefehen, nur bei ber Ausheilung
ber hcil.Gommunion; oon bem altteftamentlichen
») 3*^ «. a. ©. 6. 384.
? ) ©ergl. ftcumair, ©cfä. ber chriftl. Äimft I. 33.
0. 273; ©otlenS, ber beutfe^e Ghoralgefang 6. 116.
3 ) Schient, ©efeb. ber #ir<hcnmufif. 6. 14.
„ 6 allel" (Sf. 113—118,) an beffen Stelle bie
„Santfagung" Oßräfation unbGanon) getreten
toar, ift nur im „SenebittuS" ein Ueberreft ge¬
blieben. An einer anberen Stelle ermähnen bie
apoftolifchen Gonftitutionen allerbingS noch einen
Sfalmengefang gtoifchen ben alt* unb neutefta*
mentlichen fiefungen (toorauS baS jefcige ©rabuale
entftanben ift), toomit eine Sladhricht SertullianS
übereinftimmt. Sagu lam fpäter ber fßfalmen*
gelang gum gntroituS unb gum Offertorium, fo
bah man mit Stecht ben ©efang ber Sfatmen
als einen toidhtigen, ja toefentlichen Seftanbtheil
ber (früheren toie ber jehigen) fiiturgie begeichnen
lann, toährenb man boch auch toieber 3 «ugniffe,
bie oon einem fehr auSgebehnten ©ebrauch ber
Sfalmen beim ©otteSbienft überhaupt hanbeln,
nicht ohne toeitereS oon ber SJtejjliturgie oer-
flehen barf. 1 )
Sobann ift oon grober 2Bi<htigteit, fidh oon
ber SortragStoeife beS SfalmengefangeS eine Kare
Sorfteüung gu machen. Sie apoftolifche fiiturgie
ertoähnt, toie oben bemerlt, nur einen Sfal*
Urenben, nicht eine SWehrheit, toaS bie apofto=
lifchen Gonftitutionen näher bahin erllären, ein
Sorfänger fpreche (finge) bie Sfalmen, toährenb
baS Soll je ben lebten SerS toieberhole.*)
mit fiimmt eine gange SBolle Oon 3 cu 0 n iff cn3 )
überein, auS benen ftch ergibt, bah biefe refpon*
forifebe SortragStoeife bie urfprüngliche unk ge-
toöhnliche toar, bie ohnehin, toie mit Stecht $xobft
*) ©ergl. bie ©enterfungen föeifcht’S in M. 8. 1872
e. 17 ff.
2 ) Constt Ap. 1. IL c. 57... et populus ex-
trema versuum succinat.
3 ) ©. biefel&en bei Gerbert, de cantu et mus. I.
p. 46 ff. — SBergl. Pothier, Mel. greg. p. 240. —
S)ic gric<hi|'chtn 2tuSbrüctc ^icfür finb: vnoipaitetv,
vntjyely, vnaxoveiVj wa$ im 2atcinif<hcn burdj
8uccinere=refponbirenb cinfaacn toie berg eg eben toirb.
SBergl. Montfaucon bei Gerbert 1. c. p. 47. 3)tan
geftatte un« bin bie ©emerfung beS gelehrten Dr.
©iefett (a. a. 0. 0. 92, Sinnt.) über biefen ©egenftanb
mitgutheiten: SDafi 9tefponbiren toirb — vnnxovtiv,
genannt, ein SBort, toelcheb in biefer ©ebeutung nur
als Ueberjchung beS h e ^ r - c anaj öerftänblich ift, toeil
le^tereS zugleich „erhören" unb „antworten* bebeutet.
gür baS 9tefponforium finben toir fc^on bei bem heil.
9ttethobiu8 bie ©ejei<hnung vnaxotj, welche mithin
bem Urfpruitg unb ber ©ebeutung nacb ben bei ben
fhrifchen ©Triften üblichen 3Cu$brücten Annitha unb
Epjana genau entbricht. SScnn Sertuttian fagt, mau
füge bem ©efang ber Valuten „Älleluja" unb jene Krt
ton Spfalmcn ^iegu, mittelft beren bie Stnwefenbeu
refponbiren, fo meint er mit ber „^falmenart" furge,
allgemein bekannte 2lcclamationen, ^falmterfc unb
metrifche 3 € i ten ^ mit toelchen ftch ba* 9 ail J c am
©efange betheiligte, SDiefe Sftefponforien tourbeit ent--
Weber erft am ©nbe beS gattjen ^falme« gelungen, wie
unfere Slutiphonen, ober fte tourben nach je einem ober
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19
Utbtt Me aktioe Bett)tUtguu9 Iw Volkes am Ittnrgifdjcii fiirdjengcfatig.
hemetft, 1 ) 90113 t>er Sage bet Damaligen Ghnften
entfpra<h, ba faum an 3 unebmen ift, bie ©rofjgaht
ber ©laubigen habe bie Bahnen aus Dem ®e*
Dächtniffe 3 U beten Dermodjft. Ohne 3&wf e l |
mit biefem Umjtanb ba« betannte Setbot bet
6 pnobe non Saobtcäa im 3 u ? ammcn ^ n Ö\^ a ^
Siemanb aufier ben ©ängem, bie auf bet Sühne
43 lmbo) flehen, au3 bem Suche (membrana) lefen,
fingen foBe. — hiernach mar bie BRenge be§
Sottet aud) bei bem fo febt gerühmten Sfat*
mengefang, mo<hte et in obet aufcet Der Siturgie
ftattfinben, in feiner ahberen ffieife betheiligt, als
Durch furge, ftereotp-pe Sintmorten, Durch
bie eS bem ©efang bet ©änger obet Älerifer fith
anfcplofj ober mit bemfelben abmedjfelte. Son
biefen Stefponfoden obet Slntiphonen,
bie ftcb im fir<hli<h*n Officium bis beute erhalten
haben (oetgl. bie Sefponforien gut BRatutin, bie
respons. brevia 3 u ben iporen, bie Sintiphon
3 um ^nbitatorium), fmb benn auch, feie ©erbert
nachtoeijt*) bie ©teilen gu nerfteben, »eiche
lagen, baS Soll, bie gange ©emeinbe
habe bie Seltnen gelungen.
Sehnliches gilt »om ©efang ber „£pmnen # \
$lud) bie metrifcben #pmnen enthielten, toie SideH
bemerft, „SRefponforien*, toelche auS einem ober
einigen Serien beftanben unb na<b ieber ©trophe
loieberholt tourben; bie ©riechen nannten biefeS
ftefponforiunt ßppafoe, bie ©ptet Unnitba.
2Rit DoBer ©icberheit fönnen mit fie gtoar bei
jenen erft feit bem hl* SRethobiuS, bei biefen
gtoei ©erfcn beSfettcn ttneberholt, tMc in unjetem 3 n2
bttatoriuw... 5E>Ufe föefoonbirtoeije ftnben »it f<h<m
in ben ^falmen jflfcfi angetcanbt; fo toar ber 135. $falm
Don bomherem bafüt beftimmt, bafc ber Sftefrain: „benn
auf en>ig mähret feine ©nabe", nach febem ©er« oon
ber ©emeinbe gefungen toeroen fottte. 3 n Mn urfpröng?
lieh gufatnmengehörigen ^falmcn 41 unb 42 ftnbet fl<h
ein ftefrainfcer« am 6chlufje jeher ©trobh«* ®ie oriem
talifchen Triften begannen übrigen« f<hon früh M« #
flleichbleibenben ein toechfetnbe« töefeonforium gu
fingen....
l ) a. a. D. ©. 362. cf. Card. Thomasi bei ©erbert
1. c. . . . id quod postulabat ratio ejusmodi m-
stitationis nempe ut rudis populus psalmos caneret,
quos nec de libro lageret nec memoria teneret:
unde necesse erat verba ei pauca prseberi repe-
tenda, ut membratim emsimque totum psalmum
percurreret — Uebrigen« gibt fchon ßhr^foftomu«
biefen ©runb an: Versumenim patres nostri, qui
esset sonorus et sublime aliquod dogma
contineret, populum succinere sanxerunt, quando
•quidem totum psalmum ignorabat
*) 1. c. I. p. 48; bergl. bie Äufibrücfe „ecclesia
responsoriis psalmorum resultat (Ambrosius) ober:
„responsio devot« concionis“ (Hilarius) ober: „uno
canente Chorus consonando respondeat“ (Isidor)..«
„psalmos, quorum clausulis respondeant, qui simul
sunt“ (TertuL).
feit bem bl. (Spbrem naftweifen. äbet ißr jübi*
fftet Urfptung »irb burft ben Beriftt Bb'lo’S
über bie Jberapeuten fifter gefteüt, naft »elftem
biefe metriffte öpranen befaßen, beren Strophen
naft berfftiebenartigen ©ftematen gebaut toaren.
S)iefe öpmnen, oon benen einige ffton jur 3 eit
Bbilo ’8 al« alt bejeiftnet »erben tonnten, »ur*
ben ent»eber oon jtoei ab»eftfelnben (Jhören ge«
fungen ober nur oon einem Sorfänger, wäbrenb
alle älnwefenben am ©ftluffe ber Strophen in
ba« Stefponforium einftimmten."')
3)aju tommt, baß, »ie abermal« fßrobft naft«
ge»iefen h fl t, bie älteften 3 eugniffe, »elfte oon
ben $pntnen unb Sobgefdngen ber ©briften reben,
mit ben betreffenben Slu«brüdten niftt fo»obi
Sieber unb @efänge überhaupt bejeiftnen »öden,
al« vielmehr bie Siturgie felbft, beren £auptbe*
ftanbtbeil bie »om Sifftof gefproftene unb oom
Solfe beantwortete „S)an!fagung* ober ,, 2 ob»
preifung" (eucharistia) bilbete. 9Jon biefet
„3)anffagung“ fagt 3 uftin, baß in ißr naft 8 lrt
eine« Spmnu« ®ott gepriefen werbe unb »erftebt
barunter eine in gehobener Sprafte gegebene ®r«
jäblung bejfen, »a« ®ott burft ©hriftu« an ben
fDtenfften getban. Siefelbe Sebeutung legt noft
fDtetbobiu« ben Sorten $pmnu« unb Obe bei,
inbem er fagt: „$ie (Srjäblung be« £eileS, ba«
ift bei un« bie Obe." 3tun ift in ber Sbat bie
ältefte „ 2 )antfagung" (fpäter jur $räfation ab«
getürjt) eine mit Sobprei« »erbunbene auSfübr*
lifte (Srjäblung ber $eil«tbaten ®otte«, »elfte
oon bem 39 ifftof allein feieriift gefproften unb
oon ben @läubigen mit Simen beantwortet würbe.
3öenn be«balb j. SB. 3 gnatiu« oon Slntioftien
(t 107) bie ©laubigen ermahnt, fift öfter« jur
„(Suftariftie,* jum „Sobe* ©otte« ju oerfammeln
unb bie« näher erflärt burft bie Slufforberung,
„in ©nbeit mit bem SBifftof (Sbriftu« ju befin«
gen" ober „bem SSater ein Soblieb burft (Sbriftu«
ju fragen" unb »enn in ben SDtartpreratten be«
^eiligen erjäblt »irb, baß man feinem Sunffte
entfpreftenb, fift oerfammelt habe, „um @ott
al« bem ©eher ade« ©uten ben ippmnu« ju
fragen," fo ift llar, baß man unter folften adge=
meinen SIu«brücten eben niftt« Slnbere« al« bie
Seiet ber Siturgie bejeiftnen »odte, wobei niftt
irgenb ein „Sieb' naft unfeten Begriffen, fon*
bem ber ,, 6 pmnu«," ba« „neue Sieb" jur 3)ant*
fagung füt bie ©obltbaten ber (Srlöfung ben
Öauptbeftanbtbeil bilbeten, an »elftem bie Wenge
ber ©läubigen nur burft turje SRefponforien be«
tbeiligt war. Beftätigt »irb biefe Sluffaffung
ihrem gaitjen Umfange naft burft ben betannten
Beriftt be« Bliniu« über bie (Sbriften; er tonnte
oon gefolterten Siatoniffen (miuistrae) nur er«
fahren, baß fie fift Sonntag« oerfammelten, um
') Bitfta a. a. O. ®. 93 9tote 43.
3*
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20
«Ubtt bit aktive flttbtUtsnitj bt» Volkes am lilnrjifdittt fitnptngtfaag.
Gßriftug alg ©ott mec^feltoeife (secum invicem)
ein Sieb (carmen) ju fingen, ffiäre hierunter
ein Heiner, aut Siturgie ni<f)t wefentlicß gelpörenbeg
Sieb gemeint, fo ließe fuß biefe Stntmort mit bet
djriftlicben SBaßrßaftigteit nicfjt vereinigen. 3)et
Stifter fragte naeß ber Sefdjaffentjeit be8 cßrift--
licßeit ©otte8bienfte8. Sie SBaßrßeit »erlangte,
baß fte toenigfteng einen #auptbeftanbtßeil
begfeiben angaben. ffleitereg augjufagen »erbot
ihnen bie Slrcanbigciplin. 5)er ftaupttßeil
bet alten Siturgie toat aber bag fDanfgebet,
bag 3uftin wie 3renäu8 unb Glemeng 31. einen
&pmnu8 nennen. Unter bem „carmen“ be8
fßliniug ift barum bag Santgebet au »erfteben,
wie unter bem .Sieb" beg 3gnatiu8 unb bem
„$pmnu8" feiner 2tften. 3)a8 Sanfgebet ftebt
aber für bie Siturgie überhaupt; benn aparte
potiori fit denominatio. 2)a8 „wecßfelmetfe"
ertldrt fnb ßinlänglicß burdb Seacßtung beg Slßecß-
felgefangeg, ber bag $anlgebet einleitete. 1 ])
Süßte gana »on ben lanbläufigen SSorfleHungen
»erf^ieben ift boeß bag Silb, bag fuß ßieraug
»on ber Siturgie unb bem ©efange ber früheren
3eiten ergibt! SSor toie vielen unllaren unb gätij«
Ii<b falfcßett SSorfteHungen fönnte man fuß be=
waßten, wenn man bie Steuerungen ber atten
ScßriftfteHer nicht oberflächlich unb mit ber Stille
beg 19.3abrb- betrachten, fonbern im 3ufammen*
bang mit ihren ©tunb= unb ©efammtanfebau*
ungen auffaffen wollte!
Gg erübrigt ung noch bie Söfung eineg fc^ein-
baren 2Biberfprucße8, welche auch auf bag SBefen
unb ben ©runbeßarafter beg liturgHcEjen ©efan--
geg ber Kirche ein beachtengwertbeg Streiflicht
werfen bürfte. 2)ie beit. Kirchenväter fmb ein«
ftimmig unb unerfeßöpfließ in Sobegerbebungen
über bie Schönheit, Grßabenßeit, Kraft unb SBirf«
famteit beg ©efangeg, namentlich nenn fte »on
bem ©efang ber »eifammelten ©emeinbe reben,
ber „einmütbig", „in einer ©efinnung", wie aug
„einem fjerjen unb SKunbe" ertönt, fo baß bie
icßaHenben Stimmen wie au einer einigen wer«
ben. 3eugni|fe bafür anaufübren ift an biefer
Stelle nicht notbwenbig. 9tun haben wir ung aug
bet näheren Setrachtung ber alten Siturgien über«
aeugen müffen, baß fuß biefer ©efang ber ganaen
©emeinbe im SBefentlichen ftetg auf jwar jaßl«
reiche, aber meift turae Jtefponforien unb Slffla«
mationen befchränft bat, felbft beim Sfalmen«
unb fjpmnengefang, 1 ) fo baß wenigjteng in ber
l ) ©. ^robft a. a. D. ©. 74 ff.; \>gl. auch 6. 30 ff. —
Ginc bort eraa^nte ausführlichere (Erörterung beSf.
SSerf. fianb mir nicht gu ©e&ote.
*) SBergl. ©erbert 1. c. p. 96: Id in comperto
est, frequentes fuisse populi responsiones et ac-
clamationes ex liturgicis veteribus Omnibus, quae
licet ad nos non ea, qua primum crant simplici-
Siturgie oom ©efang eigentlicher Sieber in un¬
terem Sinne faunt bie Webe fein bürfte. Siegt
hierin nicht ein 2Biberfpru<h? Ober toie (affen
fuh jene begeifterten Sobegerbebungen mit biefer
nüchternen Shatfache bereinigen? Sehr einfach.
3BaS bie „Ginmüthigfeit", bie „Ginftimmigfeit"
be3 ©efangeä ber ©Iäubigen betoirft, toaä biefem
©efang aus einem Jperjen unb 9Jlunbe fo rüb s
menStoerthe Äraft unb Schönheit berleibt, ba3 ift
nach benfelben hl. 33ätern bie Uebereinftimmung
in unb mit GhriftuS, bejfen Stelle ber ©ifdjof
(©riefter) bertritt. Wur bann berbient ber ©e=
fang jene Sobfprüche, nur bann ift einmütiger
©efang au3 einem bergen unb SWunbe, toenn bie
©laubigen, toie e$ 3gnatiu3 auäbrücft, in Ginbeit
mit bem 93if<hof GbriftuS befmgen; bie Ginheit
mit bem Sifchof toirb aber eben baburch betoitft
unb auSgebrücft, bah bie ©laubigen ben bon
ihm allein emporgefanbten Sobprete burch 8tmen
bekräftigen Ouftin) unb $u bem ihrigen machen.
SSon einem folchen ©efang tann man mit gug
unb Wed&t fagen: bie ©Iäubigen höben mit einer
Stimme unb toie aus einem SKunbe gefpro<hen‘)
(bergt. Slpoftetgefchi^te 4, 24). Su3 ber Ginheit
mit GbriftuS burch ben Sifchof folgt bon felbft
bie Ginheit ber ©Iäubigen untereinanber, toe§*
halb toeiterhin ber „©falmen* unb £pmnen"*®e*
fang alä ein 3eichen unb Sanb ber Ginheit be*
zeichnet toirb’) unb als folcher einen 2heil ber
„Äoinonia" b. h* ber innigen ©emeinfehaft bil*
bete, bie in ber *Jeier be§ hl- Opfert ihren SUKt»
tetpunlt hatte unb fich aujser im gemeinfehaft*
liehen ©ebet auch in ber Erbringung bon ®a=
ben unb im heiligen griebenäfufi betätigte.
Äein SBunber, bah bie hl. ©äter, auf folchen
fchauungen fuhenb, ben Äirchengefang alö »u3*
ganglpunft fo bieler henlid^en Sehren benüfcen,
bie barin gipfeln, bah bie ©Iäubigen auch ein*
$eln (b. i. auher ber Siturgie) alle einen Ghor
täte, delatae fuerint, in hoc tarnen conreniunt om-
nes: et postquam rubric® ad ordinem ministerii
sacri adjungi cceperunt, passim tum sacerdotis
et ministrorum cum populi prosphonesin ac vocis
exaltationem cantumque prmscribunt ib. p. 98:
Cantus vero, ut patet ex dictis, maxime res*
pon8orius fuit
*) ^robft a. a. ©. 76 9totc 11. SBergl. Chrysost.
hom. 36 in ICor.: Is qui psallit solus psallit et-
si omnes respondendo resonent, vox fertmr
tanquam ex uno ore.
’) Magnum plane unitatis vinculum in unum
cborum totius numerum plebis coire. Ambrosius.«
Bonorum maximum caritatem conciliat psalmorum
cantus, qui concentnm ceu quoddam vinculum ad
concordiam ineundam adinvenit. Basilius. — Hinc
enim — sc. una illic eademque populorum vox
cum consonantia audiretur — unanimitatem cer-
nere erat, hineque Deus est ad exaudiendum
promptior. Ambros.
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Utkrr Me aktive fietyeUtgnng kt* Heike» am litargif#tn finkengefang.
21
Gilben füllen, um in einer ©efittttung tvie mit
einer Stimme bur# gefum Si/riftum bem SBater
£ob ju fingen. (3gnatiu8 .)')
@8 ift alfo etmaS ganj StnbereS als ber blofse
3ufammentlang vieler Stimmen, ja eS ift Aber:
baupt nickt junäcbft bie mufitalif#e ©ef#affen»
beit, was bie Äir#enväter am liturgif#en ©efang
fo febr rühmen; fonbern eS ift fein tiefinner«
lidbet ©ebet$#aratter, ber fein eigent*
licbeS SBefen auSmadbt, ber ibm aber nur
baburebunb infofern eigen ift, alSerna#
Qnbalt, gorrn unb 9lbfi#t in volltom«
ntener Uebereinftimmung mit bem Opfer
©brifti unb bem ©ebet ber Äir#e bur#
Pen opfernben ©rieftet fteb*-*) 2BaS bat
hiermit unfer fo beliebter SollSgefang „religiöfer,
erbaulicher Sieber" gemein, bet bie Stelle beS
liturgif#en ©efangeS vertreten foD, wdbrenb er
feine Spur von Uebereinftimmung mit bem litur«
giften ©ebet aufweifen fann, ja vielfach in ge*
rabem ©egenfafe baju ftebt? Unb was wirb von
einem, au# no# fo tunftvoHen giguralgefang ju
halten fein, ber auf bie Einheit mit bem litur*
gtf#en ©ebet nicht achtet, ja felbft bie SJlefpon*
forien verf#mäht?
gnbem man bie 9tu8fprü#e ber heil. ©äter
ohne SBeitereS auf bie muftfalifebe ©ef#affenbeit
beS $ir#engefaugeS bejog, bat man ihnen bie
tiefere ©ebeutung genommen, fte vielfach ju übet«
f#mengli#en Lebensarten begrabirt. SBtr finb
ber SReinung, bah bieie oberflä#li#e ©ebanb«
lung ni#t jurn geringften SC£?eil auch an ber un<
au8fpre#li#en ©erf#roommenbeit unb ©erwirr*
ung, bie über baS SBefen beS latb. Äir#engefangeS
fi# lange genug gettenb geraa#t, 9Ritf#ulb
trägt. —
gaffen wir baS SR ef ul tat ber gef#i#tli#en
Erörterung tut) jufammen, fo lönnen wir ber
u. 91. von bem verbienftvoDen 3 . ©. Süft 3 ) ver«
tretenen Meinung ni#t voOtommen beipfli#ten,
wona# in ber apoftotif#en 3eit unb unmittelbar
na# berfelben ber gröfjte £b«l ber ©efänge bur#
bie ©efammtgemeinbe auSgefübrt worben fein
loa, „obwohl f#on bamals Spuren von eigenen
Sängern unb Sänger#öreü auftraten, wel#e
fpäter beutli#er erwähnt unb mit junebmenbet
©ermebrung ber ©emeinben, lunftvoUerer Ent«
') Bergt. *b«ol. bt* b*it. 3g«. SDtainj 1880
6. 72 ff. ®« bort tortommenbt ungenaue ttuSbrud:
„©efang ®otteä - '=ein religiöfe» Sieb, ift oben reftifteirt.
*) Omni instrnmento mnsico acceptior et sua-
vior Deo Chriati popoiornm conaenaoa, qno in
onmibna Del eccleaiia nna mente, nno affectu,
pari conaenan et nna sententia fldei et pietatia,
nna voce meloa in p8almodiia eroittimna. Euaeb.
bei ©etbert I, p. 24.
3 ) Süft, Siturgcf U. Sb. ©. 295 ff.
midlung beS ©efangeS unb abnebmenbem ©er«
ftänbnifi ber Siturgie gut Lotbwenbigfeit würben,
fo baff feit ©regor b. ©r. ber ©emeinbegefang
jurüdtrat unb ft# auf verf#iebene 9lntworten
unb Slttlamationen bef#räntte." ©ielmehr wer«
ben wir mit Stein *) fagen muffen, bah ber (litur*
gif#e) ©efang in ben erften gabrbunberten gro«
bentbeils Einjelgefang (beS celebrirenben ©if#ofS
ober ©riefterS, beS 3)iafon, beS Cantor ober
Psalles) gewefen ift, Wel#em fi# (ber Sbor ober)
bie ©emeinbe bur# turje, häftige Lefponforien
anf#lo&; bah bagegen aOerbingS vom 5. 3abr«
bunbert an ber ©efang bei allen ^heilen beS
©otteSbienfteS bauptfä#li# Sborgefang geworben
ift unb bie ©emeinbe als fol#e aus ben Lubriten
verf#wanb, ohne ba| jebo# an bet urfprüng«
li#en Einri#tung ber Siturgie (au# bejügli# beS
LefponforiengefangeS) etwas 2BefentU#e$ geän«
bert worben märe. SBobl müffen wir inbeffen
barin Süft beifthnmen, ba|, wenn au# bie ®e«
meinbe in bet alten £ir#e einen wefentli#en
Untbeil am flir#engefang batte, biefe Sbeil«
nähme bo# ju (einer 3eit barin beftanb, bah bie
©emeinbe ben Äir#engefang ganj unb au8f#lie«
jjenb auSgefübrt hätte.
2>o#, eS ift an ber 3eit, bah wir unS ju
ber prattif#en Seite unfereS ©egenftanbeS wen:
ben. —
n. ?r«tti/#e Erwägungen.
SBir werben hier ni#t weiter auf bie faß
müfjtge grage eingtben, ob bem ©ölte „ein bi 3
ftorif# unb objeftiv wohlbegrünbeteS 9)e#t" ju=
ftebt, am (liturg.) Äir#engefange tbeiljunebmen.
HuS bem Umftanbe, bafi baS ©olt, bie ganje
©emeinbe in früheren gabrbunberten beim ®ot«
teöbienfte gelungen bat unb bie unb ba no# fingt,
folgt, wie mit Le#t ©enger gegen Süft bemertt,*)
*) 6. Cäcilienfalenber 1878 6. 14; öcrgl. bie in
M. s. 1872 ©. 25 citirtcn SBorte »on SB. Sfceiföl.*.
Äannte nun bie ältere 3 £ *t ni$t«, ma« bie moberne
Seit al« Bolf «gelang bei ber $1. ©ieffe beliebt hat, fo
ftebt gtoeifello« feft, bafe ber liturgif<he ©efang bei ber
eucbariftifiben geier gunädjft nie non ber ©emeinbe an>
geftimmt, fonbent non bem Jtteruä intonirt bur<b bie
biergu beftettten ÄirtbenfSnger in ftrengen formen fort*
gelungen tourbe. liefen ©dngem bann anttoortete bie
©emeinbe in ben „^bbopiafaicn" ober ben ©ebtu^for^
mein, feie mir e£ b cllt£ noch in ben Slntipbonen ober in
ber fcorologic unb im ©ebtuffe ber ^rfifation erfennen.
6« ift befannt, bab bl* ßb^föftomu« bie
©emeinbe bereit« ein naib bem geftfrei« be« Äir<ben=
fahre« georbnete« ©ücblein ber ttntißbonen unb @<blub'
formein gur |>anb butte. SDiefc ^batfaiben burften einen
Canon für bie SBünfibe gur Reform be« Äiribengefange«
in ber ©egentoart barbieten.... 6 . au<b baf. ©. 49
unb Cäcilienfat. 1882 ©. 17, «ote 11.
*) ©enger, ^aftoraltbeologie II. ©b. ©. 259 ff.
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28
Wtbtr iit aCHst fitll){ilipng its Volkes am liliitgifditn girtungffong.
tfäcifia Dctfiüttöigt 6cn $ctbttifrf|fn S4>frß«it M rdmifdjcn ^täftrten
Äfmatfiiua bie rfirifttidje ^t&rc.
Diele SSitbcr fino aus ben Seitenflügeln beä fterrUc&ett $Utar& oen
(Simabue, ictjt in ber galleria degli Uffizij in Slorttu mic finbcn
ftrfi in Heineren $bl-$(i$ttiiten i^ou im 3 at ) r ö8- i£76 be$
i5dc,-Üal. p. 37 u. 40*
93etbeiligung bed ganzen 3}ol!e& am lifurgifdfen
©efang ^utafieu refp. niefet verbieten, fei es nun
in ©emeinfehaft mit bem (Eber, fei es an Stelle
beleihen. $amü bängt bie meitere grage j«-'
lammen, ob unb in mie meit eine foldje SBetbei^
ligung Pom ted&nifcb ; munfaüfd)en Stanbpunft
au3 möglich ift unb enblicb, ob unb in melcber
Öinfidjt bieielbe oortbeilbaft unb münfd)en*mertb
erfd)emen fanu. fnerüber (Einiges im golgenben.
Unter bet SBorauSielmng, bab bie ©emeinbe
in ibver (nicht notbmenbig numerifcb ju faffenben>
©efammtbeit felbft $um liturgifdjeii Chor mirb-
noeb nicht, ba6 c£ auch berechtigt fei, am
eigentlichen üturgifchen ©otteSbieufte äu&erlicb
(attto) buvch ©efang tbeil^unebmen. (Ein $e<ht
läfet fich in ber Siturgie eben nur aus ben 33e-
ftimmungen ber hier allein eompetenien fachlichen
Autorität berleiten. Sie firdjltcb beftehenben
liturgifchen ffleftimmungen ermahnen nun aber
nicht bie ©emeinbe, lonbern immer ben „Sänger:
chor", bie „©efangfthule", meldje allcrbingS bie
SieÜe bet ©emeinbe oertreten. Sie grage fann
alfo nur bie fein, ob bie gegenmärtigen litui-
gifchen 3?orfd)riften unb (Einrichtungen bie aftioe
Hebet >ie aktive Hetkeilignag bes Hallte* am Utnrgif4}eit fiirdjtngtfaitg.
23
bürfte feine liturgifche 93eftimmung im ffiege
fteben, Pafc fte aud) bie Ausführung bet litur*
giften ©efänge übernimmt, ausgenommen folche
Junftionen, bie ihrer Aatur ober auSbrüdtticher
93 eftimmung nach einen befonberen, ffeineren
©bor oorauSfefcen. 3)afi bie je&igen JJubrifen
auf bie ©emeinbe qua ©bor feine SRüdftcbt nehmen,
erfidrt fid) einfach aus bet gefdjiibtlicben ©nt*
midelung ber Siturgie unb beS ©efangeS, in
golge beten ficb ber ©bor im Allgemeinen als
unumgängliche Wütbmenbigfeit berauSgebilbet bat,
fo 3 toar, bafi bie Sachführung ber Siturgie obne
2Jtttmirfung eines befonberen SängercboreS tbat*
fäcblid) unmöglich märe, dagegen mufc mit aller
©ntfdjiebenbeit betont merben, bafs bie Siturgie
aud? in ihrer gegenmdrtigen ©eftalt an unb für
fi<b noch immer ber afttoen Setbeiligung beS
SBolfeS burd> ben ©efang aiemlitben Spiel*
raum läfct, jamie oben naebgemiefen im ffiefent*
lieben faum geringeren als in ben erften 3 abr*
bunberten. SaS gilt sundtbft unb uorjugSmeife
non ber heil. SWeffe, oieHeid)t meniger non ber
SeSper unb anberen fjunftionen. ©S miH unS
fdjeinen, bafj, oon Anberem abgefeben, febon allein
bie Ausführung ber jablreid&en, überaus frönen,
frdftigen SRefponforien beS £od)amteS burd) bie
©eiammtbeit ber ©läubigen — maS feine unS
befannte 93orf<brift nerbietet, fofern eS in rechter
ffieife gef^iebt — als ein gar ni<bt 3 « nera<b s
tenber, 3 iemlicb bebeutenber Anteil am litur-
giften ©ebetSgefang 3 U betrauten fein müfcte;
fa eS miH unS bebünfen, baf$ bieS ber titur*
gifd&en 3bee — bie ©emeinfamfeit beS öffent*
lieben ©ebeteS, ben Anfd)lufj ber ©laubigen an
©brtfti Opfer, ber Äirdje ©ebet jum AuSbrud 311
bringen —meit n ollfommener entfpreßen
mürbe, als rnenn bie Dtefponforien nurauS einer
ober menigen Stimmen ertönen unb mir möch*
ten glauben, bab eS um bie Schönheit unb
Äraft beS apoftolifcben ©otteSbienfteS mieber auf*
leben 3 U laffen, faum ein geeigneteres, mirf*
famereS SOtittel geben foüte, als biefeS, bab bie
©efammtbeit ber ©läubigen menigfienS in baS
Serftdnbnib beS AefponforiengefangeS eingefübrt
merbe unb ficb an bemfeiben mit $et 3 unb 3Runb
betbeiligen lerne. 1 )
9 SEBic ielBft bie blofjc Einführung ber ^oralrefpons
forien auf ben ßtyßren „unfreunblicber ©curtbeilung"
(mie eS fc^eint fet&ft von ©eiten beS ÄlerüS) begegnen
fann (vergl. Mns. sacra 1882 ©. 40), ift uns, offen
geftanben, VoHfommen unVeTftänblicb. 2Bic je^r mufe
ba ber ©efebmaef bureb gtoeifel^afte Snftrumcntalmufie
verborben fein, totnn man nicht einmal bie Gboral*
refponforien »ertragen fann, gefätoeige fie als baS
einjig ©cböne imb föicbtig« an 3 uerfcnnen! SBie rneit
mufe man noch vom ©erftanbnifj beS liturgifc^en Abc
entfernt fein, toenn man bie ©ebcutung beT afafponforien
nicht 3 U eTfaffen vermag!
SBirb eS aber aud) möglich fein? Stehen
bem nicht folche te<bnif<b*mufifalif<he Schmierig*
feiten entgegen, bab eS überhaupt unauSfübrbai
erfdbeint, ober bab mir ©efabr laufen burd) ©in*
fübrung beS SWaffengefangeS bie Schönheit, bie
Äunft beS ©efangeS beeinträchtigt ober 3 erftört
3 U feben? #ier ift nun bor Allem mobl felbft*
oerftänblicb, bab eS unS nidjt entfernt in ben
Sinn fontmen fann, bie Ausführung aller ober
auch nur ber meiften liturgifdjen ©efänge für
bie gan 3 e ©emeinbe in Anfpruch 3 u nehmen.
Someit geben nicht einmal alle $ene, bie ber
©emeinbe ein förmliches Stecht auf aftioe Sbeil*
nähme am Äircbengefang Pinbiciren rnollen. 1 )
©S ift auch fdjon einfach beSbalb unmöglich, meil
bie Unfenntnib ber liturg. Sprache unb bie fünft*
PoHe Sefchaffenbeit ber meiften liturgifchen @e*
fänge, beren Ausführung burd) eine grobe, aus
perfchiebenartigen ©lementen 3 ufammengefe&te
Sfflenge biitbert. AuS biefen beiben ©rünben
mirb eS 3 . 93. im Allgemeinen gan 3 unb gar un*
tbunlid? fein, bie mechfelnben SDtejjgefänge ( 3 ntr.,-
©rab., Offert., Gommunio) oon ber ©emeinbe
fingen 3 U laffen. Ueberbaupt fönnen, menn eS
ficb um liturgifd>en 93olfSgefang banbeit, t\ur
folche ©efänge in grage fommen, beren Sert
megen geringeren UmfangeS ober häufi¬
ger ÜBieberbolung bem allgemeinen 93er*
ftänbnib nabeliegt unb beren melobif<b 5 rbPtb=
mifche 93ef<haffenbeit möglichst einfad)
ift. ®iefer gorberung entfprechen offenbar in
erfter Sinie bie Stefponforien; mir fönnen
mirflich nicht einfeben, marum fie bem SSolfe
nicht überlaffen refp. Pom SJoIfe nicht mitge*
fungen merben fallen, menn mir auch 3 « 0 eben,
bab biefelben in ©egenben, mo fie baS 93olf 3 U
fingen pflegt, bis je£t Pielfach febr unerbaulich
gefungen merben. S)er ©runb bierpon liegt aber
nicht in ber 93ef<haffcnbeit ber D^efponforien, fon*
bem in bem abfoluten ÜJtanpel an 93erftänbni|
ber Siturgie unb an bem SDtangel pon Gbören,
bie bem 93otfSgefang als 93eifpiel 3 U bienen unb
benfelben 3 U regeln haben. 2 Bo gute-Sänger*
dhöre entfteben, melche bie SJtefponforien felbft
*) ©0 meift 3. S. Süft a. a. O. mit ©ntfhiebenbeit
^rtitcib imb ^ßrariS beS auSjc^licfcli^en ©emeinbe'.
gciaugcS jinrucf; er vinbicirt bem G^orgefange fein
Unecht, htfofern burt^ benfelben bie Äir^e 3ut ©emeinbe
fbri^t unb erFlärt eS geiabcju für unverantteortli^,
bab ntan benfelben mancherorts gam aus ben Äir<hen
vexbrängt tooburch ber ©emeinbe fogar ber er;
forberliche Aaum 3um ©ebetc abgefberrt
»erbe, ©etyr ivabr! — ©elbft #irjcber erflärte
trob feiner fonftigen, fe^r meitgebenben J cr ^ eru ngen,
gegen ben „Vielbelobten ©olfSgefang", mäbrenb er aller*
bingS „aueb ©olfSgefang" forbert. 5 Semt eS ficb
3unäcbft auch nur um beutf^en ©efang bunbelt, fo bleibt
bie Aeufcerung boeb ebarafteriftifeb für bab ^rincip beS
„©emeinbegeiangeS."
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tttbtr Mt aktive ßtlbcilipng itt Volke« am Hturjifdjen fiiri^tnjtfang.
gut fingen unb ben ©efang ber ©emeinbe be*
^errfdfjen unb Wo bamit ber liturgifche Unterricht
in Schule unb Äirdhe £anb In $anb geht, ba
werben bie fRefponforien ohne grofie Schmierigleit
Gigenthum be« Solle« unb auch fo gelungen
werben, (oie e« ber SBürbe be« heiligen Opfer«
entfpricht.
3n ameiter Sinie lönnten einzelne©efänge
beä Ordinarium Missae für ben titur*
giften ©efang in Setradfit tommen. Ob ba«
Kyrie, Welche« früher ein £auptbeftanbtheil be«
Solt«gefange« war, — mag bei feiner bermaligen
Sefd&affenheit ameifelhaft bleiben; noch weniger
ba« Gloria wegen feine« größeren Umfang« bei
reiferer melobifcher ©eftallung; bagegen wohl
ba« Credo mit feiner hödhft einfachen «Welobie,
memgften« jum 2 &eil, 3 . 8 . im SBedhfelgefang
mit bemGhop ober einem Sheil be«felben; ebenfo
Sanctus unb Agnus mit einfacheren «Dlelobien.
®a« fann e« Ginfadhere« unb für Solt«gefang
©eetgnetere« geben, al« ba« Sanctus unb Agnus
ber SRequiemmeffe? 1 )
2tn britter Stelle würbe e« fidh um ben fog.
mobulirten Ghoralgefang Iwnbeln, bei
»clc^cm meiftentbeils jeber Silbe nur eine {Rote,
feiten mehr als brei augetheilt ftnb unb non
welchem be«halb Saberl*) fagt, bah er mit «Recht
al« ber eigentlich populäre «Kaffengefqng beaeich»
net werben fönne, wie in ber £hat in fiänbern,
benen bie lateinifche Spraye weniger fremb ift
al« m Ifeutfdhlanb, •ßpmnen, Sfalmen, fiitaneien,
Sequenaen :c. noch heute nom Solle mit befon*
berer Vorliebe gefungen Werben. G« bürfte alfo
wohl auch möglich fein, bah ba« «Soll in $eutf<h«
lanb Tich an einaelnen oft wiebertehrenben Gboral«
gefängen biefer ©attung betheiligen lerne 3 . 8 .
am Tantum ergo, Veni Creator, Defensor
noster, an ben SRefponforien ber fiitaneien, Te
Deum u. bgl.
UebrigenS merben hierbei einige Umftänbe
mobl au berueffubfigen fein. 3 unäcbft fefcen um
(e:e ilugfubrungen vorauf bafc ber ©boral bie
') 2)cr 93crf. erinnert fit$ mit ©e^nugen an ba«
erfte Sctfoiel foty liturg. ©offggefangeS, ba« er toäfr
renb feiner ©tubtenja§re auf einer Weife gufSUig
rennen lernte. (Sine ©orfgemeinbe, in toeid&er bi« 1865
ent rtr$emnufifa(ii<b kb* ttätiger unb tüchtiger ipfarr«
flettitk hatte, feierte ihr ^Jatrocinimn unb fang babei
ba« Credo ahtte<hfelnb mit bem «hot, Sanctus unb
gnus Dei in dupl. ganj ftiefeenb unb gut; jebenr
'.??* M *! w ® ot,4( horalgefang beffer, al* ba« füfi»
it<he Offertorium be« «höre*. — So beutfeher Sott«:
gefang berrfchenb mar, futht fich ba« Bolf bei einführ«
ung be« Choral« oon fetbft an lei<hteren, oft mitbet«
«hrenben «Kelobieen be« Orbinarium ju beteiligen.—
® cr 8 f - 8t. »I. 1871 ©.58. .
’) Mag. chor. @.202; bergt, Gäcilientalenber 1882
6. 17. Hum. 14.
Stellung einnehme, bie ihm al« bem eigentlichen,
officieüen tfirdhengefang gebührt b. h- bah er bic
IRegel, nicht bie 3lu«nahtne hilbe. Äein anberer
©efang ift an ft<h fo »populär" wie er (»ergl.
ben »origen Sabrg. be« Gäcitienfalenber«).') So«
bann betradhten wir al« felbftoerftänblich, bah
ein ber ©rohe ber Jtirche refp. ©emeinbe ent»
fpredhenberSängerchot »orhanben fei, ber nicht
blo« bie fchwierigerenv umfangreicheren litur*
gifdjen ©efänge au«auführen, fonbern auch ben
liturgifchen Solt«gefang burch feinSor«
btlb unb feine «IRitwirlungau reguliren
hat. Ohne bie« wirb laum irgenbwo ein georb«
neter Solfögefang (felbft nicht beutfeher) einge«
führt unb erhalten werben lönnen. Stabet wirb
e« ferner einen Unterfchieb machen, oh man eine
gröjwte Stabtlirche ober eine einfache Sanblirdje
in gefchioffener ©emeinbe, an Singen gewöhnte
ober bemfelben abholbe ©emeinben »or fich hat.
3 n ben lehteren wirb man burch Silbung ent«
fprechenber ©efqngfchulen, eifrige «Pflege be«
Gboral« unb liturgifche Belehrung bie herrfchenbe
Slbneigung erft allmälig überminben unb eine
Wirtliche Setheiligung be« Solle« (am «Refpon--
fottengefang) herbeiführen lönnen, währenb man
umgelehrt in ben erfteren mit benfelben «Kitteln
ben (beutfehen) Solf«gefang in bie rechten 8 d&ran--
ten aurüdweifen unb ber aHenfaH« entftehenben
Unaufriebenheit ben Soben baburch entaiehen
muh, bah man ba« Soll am liturgifchen Gboral»
gelang innerhalb ber geaogenen Schranten fich
betheiligen läht. 3n geidfloffenen, Heineren @e»
meinben wirb e« fich ohne befonbere Schwierig»
leiten faft »on felbft ergeben, bah wenigften« ein
Sheil ber ©emeinbe fich am ©efang beteiligt,
wenn man ihr bie SRöglichteit läht, ober Tie baau
anfettet. 3 n gröberen Äirchen (Stäbten) bilbet
bie räumliche Slu«behnung unb »ieüeicht noch
mehr bie eigenartige 3 nfammenfehung be« Jfir»
chenpublilum« für ben Soll«gefang eine Sdjwie»
rigleit, bie ft<b unter ben heutigen Serhältncffeu
an manchen Orten gar nicht, jebenfail« nicht ge»
rabe leidjt befeitigen laffen wirb.
G« mag hier ber Ort fein, ein SBort über
bie Se«per einaufd&alten, für beten Ginfübrung
refp. SReform man »ielerort« tbätig ift. 2 Bo bie
Se«per noch üblich ober gar eine Setheiiigung
be« Solle« baran bertömmlicb ift, Ttnb biefe Se=
mübungen gewih nur au billigen.*) totr
') 3Bir lönnen un« nicht bamit tinoerfianben ertlä»
ren, bap man für ben Sßolttgefang im Allgemeinen an«
bete al« bie Choratmetobien mähte, mie bie« 3 . 8 .
»on bem mohlmeinenben Cinfenber in gl. 81. 1873
©. 5. aSerbing« al« 9tothbehelf angebeutet ift. SBitl
man einmal überhaupt liturgifchen 8 ott«gefang, fo folt
ba« nur ber liturgifche @efang bet Äcrcpe, b. h- bet
Choral fein.
*) »«gl. aRettenleiter, giturg. SolMgefänge, I. $eft
unb beffen Bcjprechung in gl. 81. 1874 ©. 64.
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ttrber Me aktfoc Bttiirffigntig Us Volkes am Htnrgifchcn fiirdjrrujcfang.
25
möchten, menn mir uns an bie Sebeutung beS
liturg. ©ebeteS erinnern, münfchen, baff bie SeS*
per mieber aflermärtS unter Setheiligung beS
SolfeS allfonntäglich gelungen merbe unb be*
bauern aufrichtig, baff biefer betoorragenbe %fyt \I
beS liturg. ©otteSbienfteS in bielen Siöcefen
(Mtttelbeutfdhlano) fog. „SolfSanbacfften" gan*
bat meinen tnüffen/) fo bafj man ibn faum mebr
bem Kamen nach ober nur in einem „heutigen*
3errbilb tennt.
Sroffbem ffnb mir ber Meinung, baff eS, mie
bie Serhältniffe nun einmal liefen, burchauS
oerfehrt unb ber guten Sache nur fchäblicff fein
mürbe, menn man in ben lefftgenannten ©egen*
ben bie Keftauration ber lateinifcben SeSper in
Eingriff nehmen moQte, fo lange man noch meit
baoon entfernt ift, ben liturgifcben Sorfcffriften
bejüglicb beS öocffamteS gerecht au merben. Sa
eine eingebenbe Erörterung biefeS ©egenftanbeS
hier nicht a«r Sache gehört, fo fei nur bcmerlt,
baff un$ bie SeSper ihrem £eyt nach berSe*
tbeiligung beS SolfeS am ©efang noch gröbere
Sdbmierigfeiten au bieten fcbeint, als bie
furaen, ftereotypen Meffgefänge. Sab man burch
einfeitigeS Sorgeffen für Ehor unb Solf neue
Schmierigfeiten beraufbefcffmören, burch unflugeS
Eifern gegen bie heutigen SolfSanbachten felbft
bie Keftauration beS liturgifchen Hochamtes in
jenen ©egenben ernftlich in 5*age fteflen mürbe,
mag nur angebeutet merben. Sie Sßabrheit
bürfte auch hier in be^ Mitte liegen unb affen
billigen Sorberungen ©enüge gefchehen, menn
neben bem fonntäglicben liturgifchen Hochamt
allenfalls an ben ipauptfeften auch eine liturgifche
Vesper ihr Ked)t finbet, mährenb bie SoIfSan*
Pachten bem beutfchen Äirchenlieb genügenben
Kaum laffen.
Stuf ben nabeliegenben Einmanb, bab burch
bie aftioe Betheiligung beS SolfeS ber liturgifche
©efang non feiner Schönheit, feinem Äunft*
merth oerlieren ober gar bie oon ber tfircffe
gepflegte ßunft beS ©efangeS (polyphoner ©e*
fang) in grage geftellt merben, antmorten mir
aunächft, bab bie mahre Schönheit beS fatb. Jtir*
cffengefangeS nicht ei na ig in ber mufffalifeben
Äunft liegt; eS gibt ba noch eine höhere als
bie bloS äftbetifche Schönheit; bie heit. Sätet
haben unS barüber belehrt: eS ift bie ©emein*
famteit beS öffentlichen ©ebeteS, bie
Uebereinftimmung ber ©läubigen mit bem ®e*
bete bet Äircffe u. f. m. SaS ift bie höchfte
Schönheit am liturgifchen ©efang; burch
ffe mirb an Äraft, an heilfamer SBirfung unb
göttlichem ©nabenfegen reichlich erfefft, maS etma
an äfthetifchem SBerth einaelner ©efänge oerloren
») Bergt, bie Schrift; „©ebanfen über Weffauration
ber Kirche in Seutfchlanb" (Wegen«b. 1859) ©. 244 ff.
gehen foffte. 3m Uebrigen ift ber ganae Ein*
rnanb ber £auptfa<be nach grunbloS, meil nach
obiger StuSeinanberfeffung fomobl ber lunftoollere
Ehoralgefang bem Solle entaogen bleiben muh/
mie auch hem Äunftgefang hinreichenber Spiel¬
raum gemährt bleibt. ffiaS ffiaffreS an jener
Sefürchtung ift, — bab nämlich ein feböner Mafien*
gefang oiel fchroerer au erreichen ift, als ein
funftooffer Ghorgefang — forbert eben nur
gröbere Slufmerlfamfeit, Mühe unb Seharrlichteit.
2luS bem ©efagten geht fchon heroor, bab
mir ber 3hee beS liturgifchen SolfSge*
fangeS fympathifch gegenüberfteben. 2Bir
tragen in ber Sbat lein Sebenfen auf bie grage,
ob bie Setheiligung beS SolfeS am tfiteffengefang
in gemiffem Sinne unb unter ben mehrermähn*
ten Einfchränlungen münfchenSmertb, bem reli-
giöfen Seben förberlich fein merbe, mit „3a" au
antmorten. 1 )
SBelch* tiefe SBunben bem religiöS*firchlichen
Seben burch Sernachläffigung ber Siturgie ge*
fcfflagen mürben, melche H achtheile ein reinpafffoeS
Serhalten ber groben Menge gegenüber bem
liturgifchen Seben ber Äirdfe nach ffth geaogen
bat unb gtehen mub, haben ©ueranger u. 21. fo
berebt als übetaeugenb bargethan, bab eS htet
nicht mieberholt au merben braucht. 1 ) Sehet|igenS*
merth bürften in biefer Sejiehung auch manche
2leuberungen oon Männern fein, bie in mobl*
meinenber 2lbffcht aber in oerfebtter SBeife —
meitgehenbe Keformen bet Siturgie glaubten be*
türmorten au foffen, um Pem offenbarem Mib !
ftanb abauhelfen, bab bie Maffe beS SolfeS fich
bei ben liturgifdhen Sunltionen rein perceptio
oerpalte. Kicht ohne eine gemiffe 2Bahrheit mie*
jen ffe barauf hin# bab eS „amedmibrig" fei,
menn bie fjfttoatanbacht fuh beim öffentlichen unb
gemeinfamen ©otteSöienft fo gana unb gar breit
mache unb fich Kiemanb barum fümmete, maS
ba öffentlich gebetet unb gelungen merbe;*) nicht
ohne ©runb fürchteten ffe, bab baS Soll, mie
eS f. 3. in granfreieff getban habe — leidet in
») Wergl. gl. »I. 1873 ©. 5.
*) 6. ©ueranger, ba« Kirchenjahr Bb. i 6. 4 ff.;
Biöu<hthum unb feine greunbe 6. 154 ff. — Sreffenb
bemerft auch ©attlegg in ber (Einleitung a u ben w Iiturg.
©efang«gebeten": 0 G4 rührt baher nicht nur bie «nfc
artung ber Kircbenmufif, fonbern auch ju einem 3$*^
bie ©ntbölterung ber Kirchen; beim ton ber ftillen
Ifftiöatanbacht bort, mo ffe nach bem ©eiftc ber Kirche
eine öffentliche, laute unb gemeinfame fein fod, bis aur
ftaturreligion ift nur ein Sprung, unb ben machen bie
„ftarfen ©eiftcr".
*) ®icfeö Argument bilbete in ben ©efangbu^ftreitig-
feiten am ©nbe be« hörigen 3 a ^ r ^ unbcrt * c ^ l,c 9 ro ^ e
Wolle, ©ergl. bie Bombe jur 2. ÄufL be« SKainjer
©cfangbuche«, beffen ©efchichte im (Säcilienfalenber ton
1881 eraahlt ift.
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26
«rkr IU öklfJUJT ÖttirftUgöng lies Eifers «*m lUiicgtf^e« tu^en^efaog.
®’tf{udmng feminin fenns, Un gaujcn ierwa*
ifgen ©otteäfetfitfflroeöjmpecfen, Wie mau nur
eine Sache, feie man nie wahrhaft iem eigen ge?
■narmt «rtt. geliebt bat, me^umetten pflegt. 1 * Sie
vergaffen. feabei a&cTbing&, feafj; e3 auch ebne
aftifee SSettjettiguna am ©efaiig eine re^t leben*
feige. irmeditbe/ truefetbare Jbdlnabme an bet
Smirgie geben tann uttfe- tbätfa-xblid) gibt
bei mahrbaftftmmen, miferridjieten ©laubigen,
feie ein genägenbey Serftänfemji feer Suche tute
blfjng^ni fte uergaffen weiter, feaft nicht in feer
SitUT0te felbft feie Sdjnlb jene* veföerblidben
pafucen Verhalten* liegt, jenfcrm In feem 3Kan*
W an 3J etfta n o u,ife feer ifirar^ie. I!m >a*
*«ie$ ii^jkStöft ertottlidjcft;';' $r*
beben'cen/feie i$läuben*ttaft fuVvfen&en önentlicfeen
annabernfe $u mfrMjeft, fft -*8-
n«t*f nattenfeig« feie fiiiurgie w mnmm--
fte in Uno bleibt b^lig, ubenuiiurhrit., gcUlUtv
opuA Dei im wabrften Sinne — üc mnn ud:
tmirpia. oebuiten unfe recht uetftäntan ntfyfeen,
mt e» feie Hncbe rnumdit. 'Jlbet fietlicb: Qu*>'
minlf) emleni sine praedteötitc?-.?- andi-
tH,auditUÄi)Uim perv^rbum Del ^ritUitgiifebe
Unterricht, fe^c Anleitung §um ^errtattfeniti unfe.
jut iVeibeiligung an feer Liturgie — fea* Weiht;
feer ^fnpuntt aller Weinimbeftrebungim,
anfeererierte fei t ^Betfeeiligunn am ©ciafig,-.ie»ftt'
fWAe gegenwärtig nadj möglich, Xt&Äl bttiai
itU. fei e -öölltomraenfte §or m fett Sbett*
nab me an feec liiurgiidien .yaufetuna rmfe feem; ;
lintTg; ©efeei iei r btfearf eigentlich Uw* 3&p '
weik^.- 1 * ; in feer Hiai ur fee* >5Hdanae*.
iOtari f«rnn beeb.xlfe ebne Udbmrcifeurtg jage»,
.feah §§ fen §§|te fecc Eiturgie all ce« öffenUidieu
Irenjie^ @i?ne4 t&Ygd'räfct fcuvdj feie Mtvdie.'
m c b t ^jrttpriifct, .menn fe«ie ©ejamnubrit /feer
^ulUbwn (aie: (^iiefeer rer -Hivcbe) in gemifier
ißfeife feafeet tbarig afr, .($<j&< 5(et>cnffetietti ’
n!^ tfei-rm' nnt ein (!titeln.et: vfeer iWebreve ini
JTarBfea Xix {tebtigett tbatigen ^utfeeil tumf«
>)•' Bb.'
®tr unfe mit entfernt, feie tau»enbiäfert^e
geidbi<t>tlidie iSiitmitfelung ignoriren unfe |u
cettangeu, feat man ^ur gufeeren gortn feer afeo^
ftoütöett „ von feen Satfexn fc bodj gerubmten
ilihngie jUTüdtebtcn muffe, $a* ijt mefeev netfc
toeiifeig w:d? mbglidi. ^Iber ein 3feea1 bleibt
feer afeojtaHfdic © ot ic^fctett ft mir. i ein cm
fc !d|arf an^ueferägten ebiettiD^fenefrerlidien (5ba*
rafter nnfe feanefcen mit feiner io innigen Jbci^
nafeme. feer ©laubigen eben ?v(h, ta ^fecc ttnf
(frnridittmg m Sinitgrc in ihrer
tft j»e|erttti(5 feine aufeete, aU mhtx 'ajpn?
ftoüi^en. binfeett alle, ienc^- ^feeal
erftrebt unfe mmirttiebt toerfee. icttne unfe' 1 ie-
meit ei feie gegenwärtigen 6irtriitnno<w nid)f
btp^ geftatten, ffenfcern icibft ferfeern feinen ?
cell man bauern, utdit eine görfeernng ■fee^'.rsii-
.giefen Sinne* r eine Siärfung re*. ©laubeltS-
iebett?' bitrifii inmgetert Snfdilub au fea* &ben
mVn ©ebef fen .^irÄe exmarkn >.iiirTett| ; -.V ‘
%tr fAtküen mit feen Sötten
feem fea* 3'crfeicnfi gebührt, feie liburgifdbe fvrage
vu 3^5'rbii.ni;cn ^‘ur .^ct>:m fee? fttr&en*
muftT tmfe in ibcfette'Un^
i'! c-v mu tfvtöLu beininfeeit 511. baten.
fteUt fnij uptbgetrungen in jenen ib eilen
fee* «iuljdiitn'j, mc ca* tbältg au-
tXHm foUre, 0<ave|f)ber |u Uutu unler
iät«, ein ® echan r**;? u> r.in y meiner feu*
nuhetinüiifutv Jcl-iicU nad, 1 inh .iiefc^u
üHil; 5üi>r ilUeritati^c geifeilt, ob eine
eiufeeillieft fettr%efn^ unt> -jum '&rMnfemt
c-C‘3 3)ellc4 getradue Vnutgit in feec bergebrad»-*
ten Undjenfpiadje, pfeer ©feüicefeienft in fect 55oIf5-
fferadie. lommi mir nur au* >3an3er €tt U
wuufdien. bafe eine nefeetbüdbe, vunici^
nattue. %to 150 nifatvcn fum' Siege itr
tätige* uc ift bereit:- äugt bahnt k utjfe Wrbc.
mm \ie wW Mrdtferingeu trittfeje.l S'emt an'-
. feer* ftdlt fufi to. turcblbiife .$eu*tiöR: iiergii§ f
feäfe e* arrt Svflm uito ajr tn.neiec .Sl'bft ^•t
rmwrurtg fehlt/*
3t. ^ojf, &(*&
Go gle
5>ie l^opufarifäf 6er ^trc^enntuftß.
IV.
25 er gregariattifdje ftirchf agr f ang.*)
'^Hfrp^bem mir im Sorjaljte beit gre*
^ly^gorianifchen fttrchengcfang 1. al8
populär im eigentlichen unb er*
Ren Sinne be» Worte» bemiefen
unb feine erbauenbe Sßirfnng infolge feine»
adereinfachften, elementaren S3erflänbntffe8
bargeftedt unb 2. ihn al» toahren unb mirf*
liehen ftun ft gef ang erfannt, berbaher auch
jene Wirfungen heroorbrtnge, welche bem
ftunflmerfe gnfommen, ift e» l)euer unfere
Aufgabe, ihn Dom ©tanbpunfte ber fatho*
lifchen ßiturgie unb 3Jtt)fttf gu wfirbigen.
3. ®<r gregorianifche ftirdjenge*
fang ift ber eigentlich liturgifdje ®e*
fang ber Kirche unb feine fßopulari*
tat a!8 folcher befteht barin, ba& er
an ber Aufgabe unb ben Wirfungen
ber fatholifchen ßiturgie Xfyeil
nimmt. 2>er ©efang ift aüerbing» beim
tatholifchen @otte»bienfte nur ein
ber firchlichen Seierlidjfeit. *) Sr miß
in ber 2fyit nicht» anbereS fein a(8 ein
„minister sacer“, ber genau uubgemiffenhaft
nach ber 9?orm unb bem Wißen ber ftirche
hanbelt, er Witt gleichen ben Wolfen be8
„Weihrauches,* welche ben geheimniBooßen
Opferaltar umhüllen unb al8 SBilb ber Sin*
beding unb ßiebe, beS ©ebete» unb Opfer»
gum §immel fieigen. Wirb aber beim Sa-
crificium unb Officium gefungen, fo ift ber
©efang nur bann liturgifch, wenn er fidj
nach ben Hnorbnungen ber ftirche richtet unb
a(S organifdje» ©lieb ber ßiturgie erfcheint,
*) gcttttfcung »om GäcilicmÄaltnbtr 1882 6.1—21.
1) 3* erinnere an bie rubrijittij<$< Sffinition von
missa solemnis: missa solemnis est, qnae omnem
solemnitatem habet, cantus, thnris, ministromm
saerorum earumque caeremoniarum quas prae-
scribunt Rubricae agentes de missa solemni. Älfo
ift ba« £o$amt bie feierliche Sof^iefjuna be« fyL Siet?-
cticr« mit Hm&enbung ton Seoiten, Öefang, 3ncen=
fation unb alten benjenigen Zeremonien, »elcpe bie oon
bet icierli($en Steffe panbelnben fir^licbeu Sorfcbriiten
angeben. P. Utic Jtemmüllcr, bie SRnfif beim .pcd»;
amte. 3. 5. Sgl. Bouvry, expos. rubr. t. II, p. 9.
De Herdt, I, 13, Gavantus p. 2 lit 2 sab a.
| ihr entfpricht, gu ihr gehört 2 ) unb mit ihr,
| in ihrem ©eifte wirft 3 )
I S5afe. ber gregorianifche (Sfjoral (cantus
I gregorianus) ber eigentlich firchfiche (vere
| ecclesiasticus) fei, bebarf hier feine» 9tach*
weife», 4 ) benn ba» ift un8 ein firchenmuft*
| falifche» Stjriont. 3nbem mir aber bem gre*
; gorianifchen ©efange biefen ©hrentitel geben,
j ber eigentlich, oorgug8meife unb mit §tu8*
i geichnung fircf>liche gu fein, fügen wir ber
| ftrone feiner Würbe eineif neuen ©betfteiu
i ein, ber heller unb glängenber ftrahlt a(8
! bie übrigen. 35er ßiebling ber ftirche wirb
| mit bem ©emanbe be» ftirdjenbiener» be*
| Reibet, ber gregorianifche ftirdjengefang wirb
j musica sacra, heilige, gottgeweihte SDiuftf,
' ber au8erlefene, oor allen erwählte ©efang
im Sßerheiligfien ber fatholifchen ftirche.
SBie fommt e» aber, bafe bie ftirche ge*
rabe ben römifch : gregorianijchen Gboral gu
ihrem eigentlichen ©efange erhoben hat, mäh*
renb in ben übrigen ftünften, Weber in ber
i Strchiteftonif, noch in ber Sßlaftif unb Walerei,
! irgenb ein Sunftfiil fuh rühmen fann, ber
beoorgugte ßiebling ber ftirche gu fein? 3ft
e8 ber ftirche Diedeidjt gegangen, wie bem
reichen Wanne im ©oangelium (ßuc.XIY,18),
ber ein grofee» Wahl gegeben unb Siele ge*
! laben; bie ©elabenen aber fameu nicht,
2) SgL jylieg. Slatter 1871 3tr. 5 unb 7. 1867
ttr. 3 u. 4.
3) 3$ niac$< hier auf bie ähnliche Sebeumng, ren
XtLiovQyos unb popularis aufmerf jam. int01 oyi«
j ift nicht iftou inyov. Self«:SBerf, ionbem ber bem
i Seife, bem Staate geleistete Zienft. Sa« Zbarafte:
! riftifche ift ni$t bie 7 hcilnahme be« Solfe«, icitbem bie
! Deffentlicbfeit, bie Se$icbung auf ba« Seif. £0 fann
j auh popalaris feigen $um Solle aeberig, auf
i ba« Soll ftch bejie^enb, 5 . S. manus populäre, ein
| geftipiel, eine ^benbe, bem Seife gegeben. Sgl.Äciftng,
Siturgiii^c Sorlejungen 3. 16 .
[ 4) Sgl. tj. S. P. Maurus Wolter, Praecipua
! Ordinis monastici elemeuta. Brugis. 1880. me 3 .133
I u. ff. ba« Srcrineialcencil bon Äcln (18<>0). reit Srag.
• SRcuen (ISTh)), tie ?lnfi(^t unb ber Sciebl ber S^pfte
Senebift XIV. unb Siu« IX. angeführt n?etbeu. »>lic^
: genbe Slatter gabrg. 1869 3. HO.
4*
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
28
Die Popularität brr fitnßtiumiftk.
fo bafi fte guleßt mit bent „armen, feßwaeßen,
Plinben, lahmen" ©ßoral gufriebert fein
mußte? 8 ) Sßaritm naßm bie flirre nidjt bie
IUbli^e, anmutßige Slrie? .bie mastige,
majeftätifd>e 3 nftrumeiitalmurif? ben ßetmatß*
ließen SöoIfSgcfang? ben impofanten polß*
pßonen ftuuftgefang?
Sftebet 3emanb ton einem trabitionetten
Stecßte, Don einer einfachen ßiftorifeßen £ßat*
faeße, »arum ßat bann unfere Stircße in ber
Sßaßl ißre 8 ©efangeS jebe funfißiftorifcße
©ntroitfelung, idj möcßte faft fagen, jebett
„ menfeßließen fjortfeßritt außer SJeacßtnng ge*
feßt? 5 6 ) SBenebift XIY. fagt in feiner 611 *
cßfltfa Dom 3. 1729: „cantus ille est,
qui alteri merito praefertur. S)a 8 ift
jener ©efang, welcßer jebem anberen mit
3teeßt Dorgegogen Wirb."
2 >e 8 roegen ßat nun bie SJirc^e ben gregori*
anifeßen ©efang jeber anberen ÜJiufif Dorge*
gogen, weil er a)beni SBefen unb ©eifte,
b)ben ©igenfcßaftenunb c) bem 3 »tde
ber fatßollfcßen ßiturgie am beften
entfprießt. 3 e meßr mir einen ©inblicf
tu baS Söefen unb bie ©roßartigfeit ber fa*
tßolifeßen ßiturgie unb ber liturgifeßen ißoefle
gewinnen, je meßr mir Gigenfcßaften unb
Stufgabe ber ßiturgie Derfteßen lernen, um
fo felbftoerftänblicßer wirb e 8 un 8 werben,
baß bie Jtirdje irgenb einen ©efang au 8 *
geießnen mußte, baß fte aber audj feinen anberen
©efang gu bem ißrigen maeßen fonnte al 8
ben gregorianiftßen unb baß biefer ber waßr*
ßaft fireßließe fein müße.
2 )ie moberne 8 le|ißetif (ogt. g. 23. „bie
Sonfunft" oonÄöftlin, ©.348, 351 u. ff.)
unterfeßeibet naeß ißrem fpecififcßen ©ßarafter
gwei ©timmungSfreife, welcße bie SWufif gu
ibealiftren unb gu fteigern ßat. 35er eine
umfaßt alle bie ©timmungen, welcße bureß
bie 23etracßtuug be 8 Swigen unb ©öttlicßen
unmittelbar gemeeft Werben; ber anbere ift
im S)ienfte ber bramatifeßen $anblung be 8
$ßeater 8 . ©0 ßaben wir benSircßen* unb
ben Opern*©til. Siabei feßt fie ba 8 2 Befent«
5) Sie toenig übrigen« in S&abrljeit biejc ^räbifate
beim ^boral jutreffen, bürftc hinlänglich im „Gäcilien*
falcnber* 1882 ©. 10—16 naebgetoiefen (ein.
6) 29gl. ^ott>icr, ber gregor. Gboral 4. „Änge*
ficht« ber gortjebritte, tocld>e bie üftufif in ben lebten
3 3tt$Tbunberien gemalt l)at, im SBefifce reich entfalteter
Harmonie, ber ßcnntnifje unb 4>Uf«mittet, welche früher
Stiemanb abnte — fann man ba noch behaupten, ba|
ber 6t>oral aud; für unfere 3«it bie eigenlli(be 3Rufif
ber Kircffc bleibt? Oui, nous raffirmons hardiment.
3a, mir behaupten e« fübu."
ließe ber ftinßenmujtf, ben Snßatt ber
SEBcrfe be 8 ÄinßenftilS nidßt in ba 8 Stircß*
lidße, bie religiöfe ©timmung ober bie front*
men ©efüßle, fonbern in ba 8 Sfluftfalifcß*
©cßöne. „^aSSircßlicße ßefteßt nur gunäcßft
in ber 3 ufatnmeuftimmung ber muftfalifcß*
äftßetifcßen SBirfung mit bem ©inbruefe,
Weißen feßon ber ©ruft unb bie SBeiße be 8
®otte 8 ßaufe 8 auf ben SlnbScßtigen maeßt,
mit bem 3 wecfe ber inneren ©rßeßung, weteßer
un 8 in ba 8 ©otteSßauS fttßrt. 7 )"
3a, baS ift rießtig: eine Ueßereinftim*
mung gmifeßen Sßort unb £on, ßiturgie unb
SDluftf muß Dorßanben fein unb aueß wir
werben unfere S 3 ewei 8 ffißruug gerabe auf
biefer ©runblage geben; allein Worin bie
Uebereinftintmung befteßen müße unb wie
fie befeßaffen fein foff, ba 8 muß beim
fatßolifcßen ftirtßctigefange bie ffirdje 6 e*
ftitnmen, wie ba 8 2Bort „Sfireßengefaug"
feßon geigt. S)armn ßaubelt e 8 fttß bei ber
fircßenmuflfalifcßeit Sfrage Dor Slllem, ben
Sfireßengefaug bem ©ubjeftioi 8 mu 8 , ber 2BiH*
für unb ßaune, ber SDtobe unb bem ®e*
feßmaefe, ben Variationen ber 3*i* 8 U ent*
gießen unb fie Wieber jener eingig fompetenten
©efeßgeberin unb Dticßterin gugufüßren, welcße
allein beftimmen fann, Wa 8 fireßließ unb waB
nießt fireßließ ift, nemließ ber ftireße. S)ie
Verfennung biefer einfaeßen, funbamentalen
SBaßrßeit ßat eine Slngaßl Don intorretten
Slnfcßauungen unb Derfeßrten Hrtßetlen naeß
fieß gegogen. 8 )
7) Unb ba« ift toohl bic Änficbt Stller, geboren fie
bem Jtleni« ober ber Saicnwelt an, toelcbe bie fire^en-
mufifalifibc grage für eine dftbetifebe, primo loco
mufifalifebe grage betrachten, mdbreub fie boeb eine
eminent liturgifebe ift. 5E)iefe principietle Slnfcbaunng
ift /toobl ber ^unlt öe« 2lrcbimebe«, ton bem au« bte
fircbenmufifalifcbe Reform tbätig fein mu| unb allein
nufebringeub toirten fann.
8) 3u ber ©i&ung ber iparifer Acadömie de beaux
arts, am 12. Äpril 1858, ber tlfabemifcr Beaulieu
einen S3ortrag gehalten sur le caractäre que doit
avoir la musique d’öglise. 5Den ©ruubfab» ber feine
Sluficbtcn leitet, fpri<bt er in ben ©orten au«: „Le
style religieux dolt etre simple en meme temps
que ferme, pur et correct. Toutes les recherchea
mälodiques, harmoniques, rhythmiques ou instru¬
mentales doivent en etre 6cart6es aussi bien que
les banalites. 6r toünfcbt einfach fraftige, natürliche
Harmonie, fparfamen ©ebrauch be« oerminberten ©ept=
unb fleinen 9ionafforbc« (6minemment propres ä
Fexpression passion^e), bic ©ominantfeptime in ben
©chliifeen oorbereitet :c. 2)ie 3nftrumcntalbegteitxmg
foft borjüglich auf ba« ©aitenquartett gebaut toerben,
auf biefem ©runbe fotteu bie ©läfcr, gef^ieft unb flug
oertoenbet, gdrbuug unb Hbftufung be« Äu8bnicf« bi n =
einbringen jc. ©tcblin, 9taturgejcbc im Stonreiche,
6.50 forbert t>on ber ^irchenmufif: fie mufe \ 3 icrftimimg
fein mit untergeorbneter Orgclbegleitung, ber ©efang
bewege fich in ben @b ora f*' bif ^telobie^
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Die Popularität Det ftird)enmufik.
2!)
Sllfo nicht überhaupt was religiöfe @tim*
mung othmet, meinetwegen im getragenen
Sempo mit ernftem ©harafter gehalten ift
ober wa8 eben erbaut unb mit einer Strt
religiBfer ©effiljle erfüllt ober was nach ber
2tnfcf)auung beS SnbioibuumS gur gotteS*
bienftlichen ^eicr pap ober Was bas liebe
Sßublifum gerne Hört, ift fdjon firchlicfje, fa*
tljotifche, Iititrgifcfje SWufif. Sßäre baS ber
t5aü, bann beftimmt freilich bie Sleft^etif,
ber ©efdjmacf, bie DUtobe (unb wie fehr ftnb
biefe Derfdjieben! Sßerrütfen, Sßuber, 3opf
Waren auch oor nicht allanlanger Seit in
ber SJJobel) ben ftirdjcngefang; bann Wirb
leicht ein Adagio, Andante religioso, ein
frommes Sieb gur beliebten Äirchenmuftf;
bann ift ein ffißer, lieblicher, gefühlsüber*
ftrömenber ©efang bie ächte flir<hen*üJtnjif
oor patcholibuftenben Samen, ein Siebertafel*
chor firchlicfjer ©efang oor gebilbeten üflän*
nern, eine energifche, fchmetternbe SSledjmufif,
eine fongertirenbe 3JHlitär=Sapetle, liturgifche
TOufif bei ber Selbmeffe; bann fann gegen
bie „Schönften Singen", unter baB 83ene*
biftnS gelegt, fein SJfenfch mehr etwas
fagen.*)
©egen baS erfte Stecht ber Sleftljetif, öe*
fonberS ber ÜJtobe unb beS National * ®e*
fdjmacfeS müffen wir energifdj proteftiren.
2BaS firchlich unb liturgifch ift, alfo auch
was ft<h ben ©fjrentitel litnrgifcfjer Sirchen*
üJiufif beilegen barf, hot eingig in erfter
Sinie ju beftimmen bic ftirche unb fie hoi
eS gethan, inbem fie ben gregorianifdjen
©Ijoral gu ihrem ©efange erhoben. Sie
Äirdje richtet ftdj ja hoch auch in ihrer 3)og*
matil unb ÜJtoral nicht nach betn ©efchmacfe
nnb ber üJtobe, nach nationalen ©ewohn*
beiten. ®aS ©leiche thut fie nicht in ihrem
SfultuS unb in §olge beffen barf unb fann
fie eS nicht tljun in ihrem ftultu§=©efange.
Slehnlich übrigens Wie nun bie gegebenen
Sähe beS djriftlicben ©laubenS in lieber*
figuren unb Silber ber fteapolitanifchen ©chule bleiben
«ußgefchloffen. 5Die Harmonie [ei ruhig, ohne fchmierigere
3ntcrballe u. [. n>. Slmbroß in feinen w fulturl)iftori[%en
Silbern" ©. 121 bemerft baju: „®aß ift Meß recht
aut, rec^t bernünftig; im ©runbe aber mahnen bie S3or;
fdmften hoch ftart an ©öttje’3 später ©ret, ber beß
©ürafrSmerß £abaf= unb Äaffeebüchfen nach feinem
©inn unb ©efcbmacF reformirenb orbnet: „unb ftetlt
bie fcabafßbüchfc meg bort in baß T."
9) ©o eine 2lrt Äirchen^iJiufif gleißt in ©tmaß na$
i^rcr jeitgemafjen 5lccomobation bem Dominus vobis-
cum, tbic ich eß f6on hörte unb fab, auch aeitgernäfe
gum ©rufje im ©alon mit ber ©leganj ber ftanbbes
megung unb ber ©rajic eine« mobernen Äompltmenteß
umgeänbert
einftimmung gebracht unb bargefteüt werben
mit ben Sähen ber Sßiffenfcfjaft, beS SöiffenS,
fo Werben bie Söejiimmungen ber Siturgie
als ben Sorberungen ber Sleftljetif entfpredjenb
hewiefen. Somit gehen wir ben umgefehr*
ten SEßeg, entgegengefeht bem breitgetretenen
ber öffentlichen Meinung, jfa auch einer
nicht feiten Hterarifdj feftgeljaltenen Sin*
fchauung.
Sllfo, um auf unfere, anfänglich ge*
Pellte ftrage gurüefgufommen, warum hat
unfere Äirdje gerabe ben gregorianifchen ®e*
fang gu ihrem eigentlichen ©efange be*
ftimmt?
a) @r ftimmt am beften mit bem
SSßefen unb ©eifte ber fatholifchen
Siturgie überein; feine »orgügtidje
©oitgrueng mit blefer ift ber erfte
©runb. 10 )
O ber ©rofiartigfeit unb geheimntfeooHeu
Schönheit ber fatholifchen Siturgie! Ser
üRittelpunft aber ber Siturgie ift baS eudja*
riftifdje Opfer ber hl* SJteffe. 5ß. Sfaber
nennt ben SlituS ber ftrdjlidjen Opferfeier
„baS Schönfte aller Singe außer bem
Fimmel" n ) unb er bemerft, berfelbe fei wie
geraffen, um „uns über bie ©rbe unb über
uns felbft emporguheben, nnS in eine SBoIfe
mhftifdjer Süßigfeit unb in bie ©rhahen*
heiten einer mehr als englifdfjen Siturgie
einguhüüen unb unS faft ohne unfer 3 U *
thun gu reinigen unb mit himmlifchem Sauber
gu entgücfen".
10) ^horal unb Siturgie ©. 26: „®er gregortanifchc
©efang, melier alß ber abäquatefte Mßbvutf beß ©eifte«
ber Siturgie bon ber 3>tit beß 1)1. ©regoriu« an burefj
Alle 3 a ^ r ^ un öerte alß bic eigentlich liturgifche Wufif
t>on ber Äirche anerfannt unb mit ©orgfalt betragt
toorben."
11) ©ihr, ba« 1)1. fWefeobfcr ©. 310. ©er eine
forrefte 3lnfchauung unb ©rfafjung ber fatholifchen 8is
turgie fich berfebaffen miß unb burch biefe ibeale ©ör^
bigung berfelbeii frei bleiben fott boit profanem UrtbeÜe,
bon hö^ömerfßmS^igcm Setriebe unb fäfularifircnben
SSerfuchungen, bem fei bie Sefture nnb baß ©tubium
bon Umbergerß ^aftoral II. SBanb, ©nerangerß £irchcn=
fahr, bef. ©inleitnng u. SBormort, P. Söencbitt ©auerß
ßjfönchthum unb feilte greunbe ©. 116, 129, 154—177,
©. 188 u. ff. # 239—520, baß ^falmenmcrf P. SKauruß
©olterß Psalüte sapienter unb £h al boferß. 3afob’ß
Äunft im 2)ienfte ber Itircbe 3. Kufl. ©. 343, 357 ff.
bringeno empfohlen, ©aju fommt freilich noch, bafe man
aud^ mit unferer Äirche im Saufe beß liturgifchen 3ft t h Te ®
liturgifch mitfühlen unb miileben mu^. S)en mochte
ich Fennen, ber bon biefem ©eifte unb 2cbcn erfüllt ift
nnb nod; 2u[t unb 3)inth h a t alterum cantum gre-
goriano praeferre; im ©egentheile er mub bon einem
Et ©cftl unb 3ome gegen bie mobemc leichtfertige,
fentimentale, ni^tßfagenbe, rein fiuntiche, intreine 3^ufif
erfaßt merben.
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30
DU Popnlarilät Äet fittdjfnmnfib.
@8 ift ja baS göttliche Opferlamm 3«fu3
©briftuB ba8 Zentrum ber fatboltfdjen ßi*
turgie unb babureb wirb biefe su bem gött*
lieb ©rbabenften unb überirbifdj geterltdjften,
roa8 bie ©rbe bot.**) 3n i^r fteigt ©bre
unb 2tn6etung, ßob unb Tanf gnm^immet
empor; Petföijnung unb Heiligung, ©egen
unb ©nabe auf bie ©rbe nieber; in ihr er*
bebt ficb ber Ptenfcb ju (Sott hinauf unb
läßt ficb (Sott §u ben SDtenfcben berab —
unb biefeS SlUtS per Dominum nostrum
Jesum Christum, burcb unferen §errn,
3 efu8 ©briftuS, ber im aHerbelligften ©a*
framente unter un8 toobnt, im ijeiligften
Opfer ftcb barbringt, in ber Äommunion gur
©peife ft<b gibt.
Tiefer göttliche ©barafter ber
fatboiifcben ßiturgie, biefe ftultformen,
»om (Seifte ©otteS gegeben unb gerooQt —
oerf(ba.ffen ibr einefo eminente, fpe*
gififcb non jeber anberen o;otteSner»
ebrung oerfdjiebene Sßetbe, baß ber
flultuS feiner Religion mit ibr in IBergleidj
fommt. Tarnnt erhält auch eine jebe
flunft, »elcbe bie Strebe in ihren Tienft
nimmt, burcb bie ßiturgie ein ebarafte*
riftifdjeS ©epräge; ift eben biefe t>on
einem roefentticben ©influße auf bie gefdjidjt»
liebe ©ntmicfelnng ber tierfebiebenen Äunft»
formen. **)
SBeldjeS ift bie ar d) i t e f t o n i f eb e ©runb«
form be8 fatboiifcben ©otteSbaufeB ? ©8 ift
ba8 Streng unb babureb erfebeint bie ®e=
12 ) „ 3 n ber ©ebonbeit unb im ©lange ihrer Situr:
ate erfebeint un* bie Äird>e al* ba* neue unb Ijciligc
Seruialem, toelebe* ber Groangclift 3 obanneö bom §immel
berabjtcigcn jab unb toclcbe* toic eine ©raut in rollern
©d;muefe prangt; ba erfebeint fie un* al* tföuig*braut,
bie bem $erra fteb berlobt (2. Äor. XI, 2) unb bie
gut s Jteebten be* Äönig* ftct)t, im ©olbgctoaube, gc=
fleibci in bunte ©rächt": ba* ftral^tcnbfte Äleinob aber,
ba* foftbarfte 3 u *»ri ib«* reichen ©rautfebmuefe* unb
ihre* göttlichen Äulticbmucfe* ift bie erhabene unb er:
bebenbe Opjerfeier am SUtare. 2 >iefelbe bilbct nicht
blofc bic ^crrlic^e ©lütbenfrone, jonbern in getoiffem
©imte auch bie belebenbc SButgcl unb ben ©tamm aller
anberen liturgiicben Sitte" ©ihr, L c. ©. 175. Sßelcb’
eine 6 bre unb 2 lu*jeicbnung für ben Äirebeu jünger, bei
fetter Opjerjcier gu fingen, für ben äompofiteur, für
folcbe 2 iturgie gu bitten I
18) „Siorm unb gorm mufe bie fire^lic^c Äunft
eiugia aucf> rou ber Äire^e empfangen." ©gl. 3 a ^b,
bic Äunft im Dienfte ber Äircbe ©.5. 3 n btefent uor:
trefflichen, eingigeu Söcrfe toirb un* bei ben eingelnen
3toeigen ber Äunft 3bee unb ©cift ber ßirebe borge:
führt: wie bat fitb biefe 3&ec gefcbicbtlicb ib« gorm ge:
febaffen? toie b<*t ficb nach bem ©cifte ber Äirebe unb
ber titurgifc^en 3 CCC ebarafteriftifeb jcbcÄunft geftaltet?
gür bic bilbcnben Äünfte ift ®urjcb, SleftbetiC ber c^rifts
lieben bilbenben Äunft be* Mittelalter* in fceutfcblanb
©. 1—35. ©. 76 —86 empfeblen«u>ertb.
meinbe allegeit als bie gum SreugeSopfer
öerfammelte Stirdje, als bie mit bem ®e»
freugigten mitgefreugigte, als ber gefreugigte
ßeib ©brifti. 14 )
Tie fatboiifcben 33ilbmerfe foHen nicht
ettoa bloß 3beale be8 förperlid) ©cbötten,
fonbern Sgrebiger eines höheren ßebenS, beS
DteicbeS ©brifti fein; baS Ueberuaturlicbe
unb ©mige leuchte aus ber ftmilidben 3orm.
Sübgefebeit banon, bafe bie Sßoefie ber
ßiturgie oielfadj genommen ift aus ben bl.
Suchern, in toeldjen ber ©eift ©otteS felbft
gebietet toie in ben Sßfalmeu, Sautifen
u. bgl. ober bafc bie Sirdje, nom bl. ©eifte
geleitet, ben biblifeben Xetttn in ihrer litur*
giften Sertnenbung neues ßiebt unb neues
ßeben tierlieben, fo b«t ficb int ßaufe ber
3 eit ein gang eigenes, felbftänbigeS ©bftern
ber SUtetrif unbSHbbtbmif b<rauSgebiIbet, fo
bafj g. S. bie finblidjett §t)mnen fämmtlicb
ettoaS gang eigenartig ©cböneS unb ®rofe=
artiges haben. 16 )
9hm bemt — unter biefem ©in*
flu fee ber fatboiifcben ßiturgie ftebt
im Sefonberen bie liturgifebe Ton»
funft. Unb barum bat bie SHrcfje ben gre»
gorianifeben©efang gu bem ihren gemacht,
weil er bem Sßefen ihrer ßiturgie am
heften entfpriebt.
Sßie er im ©iitgelnen entfpriebt, be*
fprecfjen mir, menn eS ftcb barum banbeit,
bie liturgifebe Popularität unfereS ©borats
naebgumeifen b. b> P geigen, maS unb mie
ber als liPrgifcber ©efang oerftanbene ©borat
auf ben Störer mirft. Porerft moHen
mir furg barauf binmeifen, ba§ in ber 9h«ht*
beadjtung biefer objeftioen ©eite ber ftirdjen»
muftf bte Tegenerirung unb ©ntartung ber*
fetben liegt unb liegen mu&.
SBäbrenb ber mobernen Sleftbetif bie 9te*
naiffance eine mabre 2Biebergeburt ber ftnnft
gu einer neuen Slütbe ift, erfebeint fie uns
als PerfaH nnb SDegenerirung. SBarum?
SQ3eil fie ihrer 3bee nach mehr unb mehr
ben cbriftlicben ©barafter abmirft, bie Tra»
bitionen einer großen cbriftlicben Vergangen»
beit oerleugnet unb baS Sßefen unb bie 2Iuf*
14) ©gl. S^fob l. c. ©.12. ©* ift einteuibteub, tote
ebarafteriftifeb terfebieben babureb bie dbriftlitoe, begto.
fatbolifebe Itirebe ron jebem anberen Äultgcbdube er:
febeint.
15) ©etoeife bafür berufe ieb mieb auf 8>lciis
maier, ©efebiebte ber ebriftl. Äunft I. ©. S 8- Äaifer,
©eitrige gur ©efebiebte unb ©rflünmg ber ältefteit
Äircbeubbmuen. 1881. % 1 unb 2. 3 a *°&e a * a * S
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DU Popularität »er £ird)cnmu|ik.
31
gäbe ber Stunft fäcularifirt. Unb ber 3ouber,
mit bem fie ftrf) umgibt, Derblenbet unb gieht
ht Sturgem alle '3weige bet Stunft in ihre
beftridenben Streife. Sludj bie fircf)Iidje Jon*
funft?
2)ie UmWanblung ber fpegijifdj liturgifdjen
unb firdjlidjen ©tufif in bie moberne, weit*
liehe SDtufif begann fo frühe mie in ben üb*
rigen Sänften unb mit gleicher Sebhaftigfeit;
aber fie Dottgog ficf), WenigftenS in ber Stirdje,
nicht fo gegenfäfclidj, nicht fo rafch, nicht fo
allgemein, fo bafj ihre §errf<haft im eigent*
liehen Sinne erft im 17. 3«hrhunberte an»
hebt. 3h« SRenaiffance befteht mefentlid) in
nichts anberem als in ber Sttbfeljr Don ber
firdjfidj gegebenen ©runbfage, Don bem gre*
gorianifchen ©efange, feinem Ulelobtenbaue
unb feiner £onalitfit unb ber pringtpietten
Aufnahme beS inbiDibuetten, freien ©efangeS.
Dtadjbem nun fo ber objeftiDe, burdj bie
Siturgie gegebene ©barafter ber Stirdjen*
muft! Derlaffen mar, fanl biefelbe immer mehr
unb warb gu jener rein weltlichen, flnntichen
tjforrn, bie Wir als beS ©otteShaufeS unb
ber ©otteSDereljrung gänglidj unwürbig be=
geichnen mühen. 16 )
$aS wiffen Wir recht gut, auch auf ber ge*
gebenen SaftS beS gregorianifdjen ©efangeS finb
eS gar manche üRifjbräuche unb fünftlerifche 8tu8*
fchreitungen, bie mir tabefn müfjen; allein immer
noch blieb WenigftenS ba§ gunbament gewahrt,
auf bem bie Stunft gum rechten 3We ge*
langen fonnte. Dtenne ich ben gregorianifdjen
©efang ben eigentlichen firchlich Dorgegeidj*
neten 2Beg, auf bem bie Stunft gu wanbeln
hatte, fo war eine Abirrung möglich; aber
bie Dichtung war unb blieb bie rechte.
3m Slrien* Stile, in ber bramatifdj*
Ihrifdjen JlompoftiionSmeife ber mobernen
Stirdjen *2)?ufif jebodj Derliefj bie £onfunft
ber Stirdje ben rechten 2Beg unb fdjlug ge*
rabegu ben entgegengefefcten 2Beg ein, ber
unmöglich gum 3«l« führen tonnte. -Jtun
bleibt nichts anbereS mehr übrig als um*
fetjren unb bie alten £rabitionen ber firdj*
16) «• «• O. S 91. Bewci« föt un« ift auef),
baf) bie ftationalifttti unb Broteftanten in ihren funft:
aef($i<htli(hen SDarftedungen erft eine wahre Äunft mit
ber 9tenaiffauce, mit bem 16. 3“hrf)-. mit ber Slefor*
mation anerfemten: „je^t werben Oie geffein be« ®og=
mati4mu8 gebrochen; je&t falten bie ftarren hietatifihen
Sonnen eine« Sängerthoreg unb ber @emeinbegeiang
tritt an bie Steile; jejt jubelt frei unb erlöft bie Seele
auf unb brängt bie Äunft »in ju ben §eroen ber Ora=
torien unb Aantaten. ju Bat» unb anbei; jejt erft
ift fine feCbftinbige Entfaltung bet Xonfunft möglich.“
liehen Stunft anertennen unb nach benfethen
hanbein. Sie fehr baS auch bie Slefttjetif
forbert, haben wir im Dorjührigen ©äcilien*
falenber gu geigen Derfucfjt. ©8 gibt ein*
mal für bie liturgifdje ÜRuftE fein anbereS
tjrunbament unb fein anbereS S)t\i als ben
©ehorfam gegen bie firchlichen ©efefce. Sinb
einmal biefe Derlaffen, fo fteigen alle bie
trügerifdjen Silber einer fog. eleganten, ge*
fülligen Stirdjett*3Jtuftf auf, beren SSaftS bie
Shantafie einer inbiDibuetten ©efühtsftim*
mung, bie Saunen einer mehr ober minber
frommen unb djriftlidjen Stunftrichtung finb.
Unb woher ftammt biefe htftorifdj con*
ftatirte $egenerirung ber Siirchen^uftf in £
ber 3*ft beS SerlaffenS beS gregorianifchen
©efangeS? Siegt benn baS Stirchliche unb
Siturgifihe in ber einen ober anberen muft*
falifchen fjorm, nicht in ber3bee? Offenbar
baher, bafe eben uttfer ©horal bem SEBefen
ber Siturgie unb fomit auch ber liturgifdjen
SKufif am beften entfpricht, bemfelben am
meiften gerecht wirb, ber ©horal aber als
jjunbament mürbe Derworfen.
b) 35er gregorianifche ©efang ift aber
auch ber liturgifdje unb wirft baher mit ber
Sfraft ber Siturgie, weil er am beften ben
©igenf«haften ber fatfjolifdjen Siturgie
entfpricht; bie tatholifche Siturgie ift aber,
mie bie Stirdje felbft, einig,' heilig, fa*
tholifch unb apoftotifch.
©in ©laube, eine Siebe, ein Opfer, eine
Siturgie, eine liturgifdje Sprache, ein litur*
gifdjer ©efang! ©S ift eine hiftorifdje Shat*
fache, bafj in ber tttegel bie Sjäretifer, Schis*
matifer unb rationaliftifchen Statfjolifen —
ich nenne bie Sllbigenfer, ^Reformatoren,
3 anfeniften, ©attifaner, 3ofephiner, Slltfatljo*
lifen — ©egner ber lateinifdjen Stultfpradje
waren unb burch bie Serbrängung berfelben
unb ©inführung ber jeweiligen SolfSfpradje,
mehr ober minber bewußt, bie fatljolifdje
©inheit gu untergraben juchten. üiit ber
liturgifchen Sprache fottte auch ber liturgifche
©efang, welcher wef ent lieh ber liturgifdje
Xejt ift, faßen, ©in SBaljrgeidjen wie eüt
Schuh ber fatfjolifdjen StuItuSeinljeit ift fo*
mit ftdjer auch unfer gregorianifcher ©efang.
2>er Sttrdjengefang fott nicht baS ©ebet eines
©htgelnen, fonbern ber Stirdje fein; er ift
nicht SßriDat*, fonbern öffentliches ©ebet,
oratio publica; er fott nicht baS fühlen
unb ©mpfinben, bie jjröntmigfeit unb Hnbadjt
beS Stomponiften, fonbern bas ©ebet ber
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32
Die fldjHilarilflt ier lirdjemuufik
Stirne gum SluSbrucfe bringen. ®a nun bie
Quelle, toeldjer baS Äirdjengebet entfirömt,
eine ift, ift unb mu& auef) ber ßirdjengefang
einer fein; eS ift ber gregorinnifdje, ber allem
nichts Nationales unb ©ubjefttoeS an fiefi
bat. 17 )
Zeitig ift unfere ßiturgie: bemt fte ift
gum (SotteSbienfte beftimmt; unter Seiftanb
beS heiligen ©eifteS ift fie uns gegeben; ihr
3iet ift bie Heiligung beS Ntenfd&en.
Nun benn, fo ift heilig auch unfer
gregorianifcher ©efang: benn in Nichts ift
er gu profanen 3mecfen, nur gum ©otteS*
bienfte beftimmt; heiligen Zti t fingt er, bon
^eiligen finb üiele feiner Ntelobien unb ift
eS nicht ber heilige ©eift felbft, bem bie ße-
genbe beS hl. SJJapfieS ©regor benUrfprung
beS ftird)en*©efangeS gufchreibt? 2Bie jebe
(Zeremonie, tote auch baS ©eringfie im fa*
tholifchen SultnS hat auch er bie Aufgabe,
gu erbauen, gur 3frBmmigfeit unb Slnbacht
förbernb beigutragen b. i. gu heiligen. 18 )
D ber hehren unb erhabenen flatho-
licität unfereS ©efangeS! SMüberall, too
eine fatholifche SHrdje fteht unb baS heiligfte
Opfer gefeiert toirb, ba flingt baSfelbe
Gloria unb Credo, biefelbe Praefatio, baS=
felbe Paternoster, Ite missa est! 2 >a hört
man baS eine unb felbe ©ingen aus Missale
unb Graduale, auS bem Directoriura chori
unb bem Pontificale, auS bem Vesperale
unb Rituale! 19 )
17) Sgl La Mnsique k l’eglise. Par M. J.
Ortique. p. 368. „3m^oraIc iftftichtg, wag ft<$ bem
inbiotbucllcn Slugorucfe biugäbc: dans son expression
il est impersonnel. Plus le musicien se montre,
plus le chretien disparaft. SRid^t biefer ober iener
9Kenf<h fingt, c’est l’humanite en face de dieu. Le
plain-chant a quelque chose qui s’impose parce
qu’il ob£it au seul Souffle du genie chretien; c’est
le product de l’esprit social du catholicisme. 6«
war nicht ber 1)1. Slmbrofiu«. ©regoriug. Dbbo, Robert,
ber ihn machte, c’est legdnie de l’dglise. ©iehe Sims
berger, $aft. II. 249.
t 18) 3m alten SBunbe hatte eg ©ott nicht ber Älug=
^eit ber SRcufchen übertaffen, itym Bembel unb Altäre
SU bauen, fonbern er wollte, bafjMeg alg 23itb geiftiger
unb SBorbilb fünftiger Singe oon ihm felbft georbuet
werbe. Sftit um fo größerer ©orgfalt unb Feigheit
orbnet im neuen ®unbe ber ©eift beg |)errn Sitten big
gum Älcinftcn, basier nicht mehr bem ©lange bcrSftajes
ftat, fonbern ber bauemben ©egenwart feincg Sßcfcng
jelber eine SBohmtng bereitet wirb. Stmberger, 1. c.
870. Unb foa bag nicht auch oom ^eiligen ©angc
gelten?
19) Sie Ginl;eit ber Siturgie nach 3*it unb 8flaiim r
an weither ja auch unfer ©efang barticibirt, ift be;
fonberg fc^bn bei ©ihr, 1)1. Sttehobfer ©. 300 ge^
fd;ilbcrt.
Unb Geeignet unb ftugbar, tta^r^aft fa*
tfjoltfd) ift er für 2lffe, für Stlt unb 3ung,
Warnt unb Jüngling!* 0 )
kennen wir ben gregorinnifefjen ©efang
apoftoltfcfi, fo wollen wir natürlich ttfdjt
fageit, baß unfere ©efaitgSart bie ber Stpoftel
war; aber bie lebenSfräftige SPftanje, bereit
SBnrjein fldj einfenften in bie musica sacra
(Sßfalmobie) ber Hebräer unb in bie Sott*
funft ber ©rledjen ift oon bem ©eifte ©otteS,
ber mit ber SHrcfje war, (dabat eloqni illis)
gefefct worben in ben ©arten be$ heilig=
tfjumS ber erften djriftlicfjen Stirere. 2luf
biefem göttlichen ßebenSgrtittbe ift fte ge¬
worben burdj bie 3af)rf)unbertt gum Ijerr=
liehen Saume beS gregorianifchen Chorals. *')
3ft eS ähnlich nicht auch mit ber ßiturgie V
wir führen fie ja mit SRedjt ihrem SBefen
nach auch &•$ ? ur apoftolifchen 3eit jurücf.
£aS ift unS gewifj: in bem reichen, fräftifl
pulfirenben, öom göttlichen ©eifte mächtig
bnrehbrungenen ßeben ber Stircfje lag ttont
20) Ueher bie Hugfül)vbatfeit beg ©§oratg fAreibt
in feiner erften Sroftbürc # ber 3uftanb ber fatholif^en
Äir^cn=3Jlufif junachft in Ultbauern" ^egengburg 1865
Sr. Söitt: „©in ©cfanggftücf fann fcfiwiertg augjufu^ren
fein entweber wegen ber Snteroaue ober wegen bei
IHbbajntcn ber SJtelobie ober wegen ber flftenge bon
Äräften, bie man gur Slugfü^rung brauet, ^infichtli^
ber 3 u lertoalle ift gewip ber ©Ijoral bag 2eid)tefte, wag
eg ^eben fann; benn er ineibet nicht blofe bic chro=
matifcbcn 3 n ieroaUe, fonbern fogar in ber biatonifdhen
Seiter bie weiter augeinanberliegcnben, wie 0ert unb
©e^t. 9inr bie allerlei cf; teften 3«lcroatle, ©efunb, Serg,
Ouart unb Duint fommen oor. Sah ciefe richtig ge=
tToffen werben, ift hoch bag ^Itterminbefte, wag man
felbft oon bem fc§wäd)fteu ©änger erwarten unb Oer=
langen fann. Sagu fommt noch, cingcluen ©h ora ^'
©efdngc (>öc^ft feiten ben Umfang einer "Dftaoe üben
fchreiten unb leicht trangbonirbar finb, fo bah *8 alfo
nur oon bem ©angcr abhängt, ben ©efang je na^ ber
$ohc ober Siefe feiner ©timme auch höher ober tiefer
gu^ iutoniren. Saritm bieten biefclben auch bem
©änger, ber eine febr wenig umfangreidie ©timme hat,
fo Oict alg feine ©chwierigfeit. ©twag mehr ©chwicrig-
feit bietet ber Dfhhthuiug beg ©h or alg. 2Bir finb burdj
bie moberne JDjtufif aügufehr gewöhnt, nach Saftftricben
unb gleichmähigem Sembo gu fingen, alg bah *oir
in ber freien Bewegung beg ©h orat ^ nur nach ber
Säuge unb itürge ber ©ilben fich richtet unb auf’g @e=
nauefte einer nötigen Seflamation beg Sertcg fich ftnr
fd;liehen fott, ©chwierigfeiten finben mühten. Slllcin biefe
laffen fid; überwinben burch einen flaren Unterricht ober
beffer gefagt, burch läugereg 9lnhörcu folcber, bie ben
©hotal in ber redjten Söeifc Oortragen, unb burch Ucb=
ung. 2öag enblich bie Sftenge ber ©eianggfräfte aube=
langet, fo ift biefe natiirlid; oon ber ©röfje ber Ätrche
abhängig. 2ln unb für fid; reicht eine eingigc ©timme
aug. Surch Oielfachc ©rfahrung bin ich übergeugt, bah
bie attergeringften quantitatio, freilich nicht qualitatio
genommen, mufifalifdhen Äräfte gur würbigen Slufführung
beg ©^oralg l;inrei<hcn, bah alfo Wohl gute, im ©runbe
aber fct>r wenige ©änger bagu nöthig finb." ©. 24 u. ff.
21) S8gl. bie fchöne Sarftellung in ber 3. Sluflagc
ber firchltd;en Äunft oon Safob 8 88, bcf. ©. 381.
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Die Popularität »tr fiirdjtrnnnfilt.
Anfänge an eine gewaltige ©djöpfungB*
unb ©eftaltungSfraft. Oiefe war eB,
welche eine neue literarifdje ©prad)e
fidj gefcbaffen; in Slrcbiteftonif, Bla*
ftif unb üJtaleret neue formen fI
gebilbet unb welche auch eine neue
mufifatifcbe ©pracbe, wenn aucbauS
ben Baufteinen ber griecbifdjen unb
jübifcben Bluftf, in’S Öafein gerufen.
Bun ift im neuen Bunbe ber ©nabe
beS Propheten BtoladjiaS Sßropbeseiung in
©rfüllung gegangen: „8ln allen Orten Wirb
bem $errn ein reines Opfer bargebradjt
werben."**) Slber bei biefem t)I. eucbarifti*
fdjen Opfer ertönt auch ein wahrer firdj*
lieber, wirflicb ^eiliger ©efang, ber eine,
heilige, fatbolifcbe unb apoftolifc^e gregori*
anifdje ©efang. !
3ur Befräftigung unferer Eljefe
prüfen wir ben ntobernen Stirnen*
©efang, ich weine jenen, Welcher baS fjun*
bament be8 gregorianifthen ©boralS üerlaffen
bat, auf jene oben genannten oier ©igen*
febaften.
©r trägt nicht blob baB ©epräge ber
Nation, eines eingelnen BolfeS, fonbern fo*
gar be8 eingelnen S'nbtoibuumS an fidj; ja
gerabe barin (lebt er feine wie fünftlerifdEje,
fo aud) fircblidje Berechtigung: ber ©boral
rfdjeint ihm baber „troefen, farbloB, afdb*
grau."
2 Bie febr er „unbeilig" ift, erfennen
wir an feiner 8lebnlidbfeit mit ber Sweater*
äJiufif, mit ber Btelobie unb Harmonie auf
ber Biagga unb itt bem ftongertfaale; er
mag beiter unb fröhlich/ luftig unb munter
ftimmen, aber religiös, ernft unb firdfjlicb
erbauenb wirft er nicht; abgefeben baoon,
Wie febr nitbt feiten SEBort unb Oon, SEest
unb Btelobie im SEBtberfprudje fteben, wie
tirdjUdber Oe£t unter Weltlidbe 3J?uftf gefegt
Wirb.
Oer moberne ©efang bot feinem SBefen
nach eine nationale Begrengung unb wir unter*
febeiben baber eine itatiefltfebe unb frangö*
fifebe flir<hen*ÜJiuftf, „bie mit bem ©rnfte ber
Oeutfcben nidbt bormonire," „bie gut für
ben Oeutfcben, aber nidbt g. B. für ben 3ta»
liener unb feinen ©otteSbienft fei."
Oen ©borafter ber STpoftoIicität fönnen
wir febon beSbalb bem mobemen ©efange
22) Clement, Hißtoire gän&rale de la Musique
röligieuse p. 545.
33
nicht geben, weit Wir bie 3eit unb ben Ur*
beber feines ©ntfiebenB wiffen: er trägt mit
biefem ©epräge ber 3eitli<bfeit auch baS ber
Beränberlicbfeit unb ber $tne<btf<baft unter
bie 8MeS beberrfdbenbe ÜJtobe an fid).
3e mehr wir ein Berftänbnijj ber
liturgifdben ©igenfdbaften unfereB
©boratS hoben, um fo mehr äufjert
er autb feine erbauenbe unb beili*
genbe SBirfung.
Sjeilig unb ebrwürbig, gebeimnifePoH unb
majeftätifdj foll uns ber fatljolifdje ©otteS*
bienft erfebeinen; fromm unb anbädjtig folten
wir babei beten unb beten fönnen; bie grob*
artige unb erhobene Bebeutung beS litur*
gifdjen OejteB foll uns immer flarer werben;
baB heilige Opfergebeimnib ber ÜJteffe foll
uns mit Siebe unb Eingebung an ©ott er*
füllen — gu allem biefen hilft unfer litur*
gifdber ©efang mit unb erbaut um fo mehr,
je mehr wir ein empfängliches £erg für
feine heilige Saubergewalt mitbringen unb
je mehr wir ihn im 3ufammenbange mit
ber Siturgie erfaffen. Oie flaffifdbe Beleg*
ftelle bafür bleibt immer aus ben Confessio¬
nes beS bl- SluguftinuS 1. 10 c. 33
nr. 49 unb 50: „8ln ben Oönen, welche
Oetn SEBort belebt (in sonis quos animant
eloqnia tua,) Wenn fie mit lieblicher unb
fuuftfertiger Stimme gefungen Werben, höbe
ich, ich geftebe eS, etwas fjfreube unb Be*
frlebigung, gwar nicht, bajj ich itt ihnen
midb oerfenfe, fonbern bab ich wich erbebe,
wenu ich will. 3ebo<h »erlangen fie mit
bem Oepte, ber ihnen Sehen einbaudbt, ©in*
lab bei mir unb forbern in meinem bergen
einen geWiffen ©fjrenplafc (nonnullius di-
gnitatis locum), unb faum gebe ich ihnen
ben gegiemenben. Oenn bisweilen, fdjeint
eS mir, ergeige ich ihnen mehr ©bre als
fidb gegtemt, inbem ich eS fühle, bafj burd)
ben heiligen Oejt unfer §erg gu grö*
berer Srömmigfeit unb glübenberer
81 nbacht (religiosius et ardentius) ent*
flammt Wirb, Wenn fie fo gefungen wer*
ben, als wenn nicht; unb alle Slffecte unfereS
§ergenS nach ihrer Berfchiebenbeit haben ihre
eigenen Sßeifen in Stimme unb ©efattg, bureb
beren — Wie foll ich fagen? gebeimniboolle
Berwanbtfchaft fie erregt Werben. Bisweilen
irre id& bureb aUgu grobe ©trenge. 3ebod»
wenn ich mich ber Obränen erinnere,
bie ich beim ©efange beiner Stirdje
in ber erften 3eit meiner ftücffebr gum
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Kit Popularität Itr fiir^tnmufib.
©tauben Dergoffen habe, fo erfenne id) bar*
auS, toic auS ber SRütjrung, in toelc^e
mich noch je&t nicf(t ber ©efang, fonbern
ber ©e#, wenn er mit reiner Stimme unb
paffenber ffRelobie gefungen wirb, ben gro*
feen SRufcen biefer ©inridjtung."
©reffenb fagt auch ber Slbt StilrebuS
oon SRieDut (©iöcefe g)or£ t 1165): „5Rid)t
barf man ben ©on bem Sinne Dorgiehen,
aber ber ©on mit bem SBorte ift gur Stn*
regnng eines größeren SXffecteS gugutaffen.
©aber mufe ber ©on fo gemäßigt, fo ernft
fein, bafs er nicht baS gange §erg gur ©r*
göfcung fortreifee, fonbern bem SEBorte (Sinne)
ben größeren ©beit taffe. ©ft. SluguftinuB
fagtnemticb: „(58 wirb bie Seele burd)
baS Sieb gum Stffefte ber tJrömmig*
feitgerührt. Movetur animus ad affec-
tum pietatis cantico audito.“
c) ©nbtidj ift ber gregorianifdie
©efang wirftid) ber titurgiftbe, weit
er ber Aufgabe unb bem 3toeät ber
Siturgie am beften entfpridjt.
„Non missa famulet musicse sed mu-
sica missae!“* 3 ) „SRidjt bie SIReffc biene ber
'IRuftf, fonbern bie IRuftf ber IRcffe!" 3a
fo ift eS; witt unb fott unfer ©efang ein
wirftid) titurgifcber fein, fo mufe er im Sangen
unb im ©ingetnen ber Siturgie bienen. -Run
benn, ber gregorianifcbe ©efang ift
ber ftete Begleiter ber feierlichen Si*
turgie:* 4 ) Wie befannt, bie gange Siturgie
ber ftirdje ift mufifatifd) b. t). baS heilige
2Bort berfetben ift burcfeweg gum ©efange
gehoben unb oerftärt. 3nt IRiffate hoben
atte 3ntroituS, ©rabuatien, ©raftuS, Offer¬
torien, Kommunionen neben bem Ordinarium
Missae, im Sörcöier alte Slntipfjonen unb
Ilfatmen, alte £>pmnen utib SRefponforien,
in bem Sflontififale unb SRituate, Sßroceffio*
nate unb ©Efeguiate bie feierlichen ©ebete
ihren titurgifdjen ©efang für Sßriefter unb
Khor. 25 )
2Bie fehr er babei ber erhabenen
Stufgabe ber Siturgie bient, erfennen
wir aus ben beftimmteften SSorfchriften für
bie Sänger, wie g. 83. ber SntroituS an
23) De Herdt, Liturg. I, p. 154.
24) Clement. 1. c. p. 515: „c’est la contre-par-
tie du Rituel tout entier; la musique moderne
rend ä peine une fraction de ce meine Rituel.“
25) ©gl. (SaciUÄal. 1880 nr. XI.: SBom gunbas
mente ber jtircbenmufif (@.
Serien, an Sonntagen, an ben heften ber
Derfd)iebenen SRangftaffen gu fingen fei, wetdje
2Reffe man aus ben Derfdjiebenen beS Orbi*
narium nehmen foEte, bafe in ber Slboent*
unb ^aftenjeit unb beim Opfer unb ©ebete
für SBerftorbene nur djoraliter gefungen werbe,
unb ähnlichen 83erorbnungen, Welche ftar bie
Unterorbnung unter bie titurgiftbe Stufgabe
unb ben ©ehorfam bis in’S fteinfte geigen.
Schlagen wir aufeerbem bie Sammlungen
Don SBerortmungen ber päpfttidjen ©ncpflifen,
ber Congregatio rituum, ber ©ißgefan*
Spnoben, ber SßroDinciatconcitien, beS ©ri*
enter=©oncit8, Don DrbinariatSentfdjtiefeungen
auf, woher fommt eS benn, bafe mit folcfjer
33efearrtid)feit burch affe Saferhutiberte hin*
burd), mit alter Strenge in ber Seit ber
Derfd)iebenften ffRufifftitgattungen, mit aller
©nergie, fogar Slnbroijung Don ftirdjenftrafen
unfer ©efang als ber titurgifcfee geboten
wirb? ©ie Sßädjter ber fatholifdhen Si*
turgie haben an bem ©efange fein aftheti*
fdjeS unb fein muftfatifcheS Sntereffe; ihnen
ift eS auch nicht btofe barum gu thun, confer*
oatio aufrecht gu erhalten, was einmal ©rabi=
tion ift. Sie gebieten ihn eben aus rein titur*
gifdjen ©rünben, weit er ber Slufgabe unb
bem 3n«<& ber fatholifdien Siturgie am
beften entfpricht. ©aran aber gu gweifeln,
bafe bie 3Bädjter ber Siturgie am beften
Slufgabe unb 3roecf berfetben fennen, wäre
unbegrünbet unb thörid)t.
3ch barf hier» um ben ©eift unb SBiffen
unferer Sfirdje gu charafteriftren unb bie enge
S3erbinbung beS ©harats mit ber Siturgie
gu beweifen, nicht übergehen, wie g. SB.
SRhabanuS IRauruS ober RaDarruS bem Sie*
rifer ftenntniß unb 83erftänbnife unfereS ®e*
fangeS gu einer ernften 5)3flicht machen.* 6 )
©rfterer in bem britten SBuche ber In-
stitutio clericorum c. 24 fagt: Haec dis-
ciplina tarn nobilis est tamque utilis,
ut qui ea caruerit, ecclesiasticum offi¬
cium congrue implere non possit.
Sefcterer in bem Enchiridion de ora-
tione et horis cauonicis c. XVI nr. 30:
Peccare eos qui canere nescientes tarn
notabiliter male canuut id ad quod te-
nentur, ut aliis excitent risum, pertur-
bationem vel fastidium, distrahendo eo-
rum mentes ab attentione debita. Ex
quo subinfertur eos esse obligatos ad
20) Jumilhac, 1. c. p. 10.
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Bit Popularität kr ftird)tnnufUt.
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minus tantam sibi cantus notitiam pa*
rare ut canere valeant id ad quod te¬
ilen tur. Neque eos excusat juvenilis
vel senilis aetas tum quia nulla sera
est aetas ad discendum; tum quia nemo
debet suscipere munus quo nesciat fungi;
et si susceperit, tenetur per conscien-
tiam deponere onus aut discere id, sine
quo non potest eo ut par est fungi.
3n ber £f)at, wenn fchon ber, welcher
als gläubiger (5f)rift beB ©ebeteS unb Opfers
»oegen gur Sftrd^e fomrn» unb nocf> mehr je*
net, ber aud) äfthetifd) = ntufifalifcfieS 23er=
fiänbnih mitbringt, burd) bie ^Popularität
itnferS ©efangeS erbaut tuirb unb ftd) eines
erljebenben unb erhabenen (SinbrucfeS nicht
erwehren fann, wie wir im Borjäljrigen Zä=
cilienfatenber nachguweifen Derfudjten, fo muh
ben, weither aud) IiturgtfdjeS SSerftänbnife
unb bie ftenntnifj beS S^teS hat, unfer
©efang in einem noch Biel höheren ©rabe
erbauen unb erheben. 3«fct DoHenbet ftdj
ja feine ©rfenntnifj gu bem Haren SBiffen,
bah ber liturgifdje ©efang nichts anbereS
ift, als bie mufifalifdje 23erflärung beS Ii*
turgifchen SBorteS. Angenommen aud) ben
SaH, bah bem firdjenbefuchenben ißublifum
im Allgemeinen, bem mobernen üflufifet im
Sefonberen unfer ©efang unoerftänblici) ift,
fo fann ich, natürlich bei correltem 23ortrage
beSfelben, nie gugeben, bah er im Sufammen*
hange mit flenntnih unb SSerftänbnife ber
fiiturgie, ber hl. Zeremonien, beS liturgifchen
^egteS, beS ©eifteS unb ber Aufgabe ber
fath. ßiturgie unoerftänblich unb unpopulär
fei.* 7 ) Senn fo muh ber §örcr bann eB
wiffen, bah er beim Zfjorale nicht rein finn*
liehe Anmuth unb nicht einen blohen flunft*
gennh gn erwarten habe, ©r weih unb
fühlt eS, bah ber gregorianifdje ©efang ge*
fungeneS ©ebet unb gebeteter ©efang ift.
SBie eS nun bie Aufgabe beS djriftüchen
S3oIleS ift, bie frembe Sprache ber firch=
liehen Zeremonien unb liturgifchen $anb*
lungen fennen gu lernen, fo ift eS wohl auch
anbererfeitS eine Pflicht, bah ber Sßriefter
barüber belehre unb ba auch ber liturgifdje
©efang felbftüerftänblich gur ßiturgie gehört,
27) ©o jagt ©. ba« ^hobinjialconcit to. ©orbcaur
(1850): cantus vere et proprie ecclesiasticus est
cantus planus, ad id institutus et minim in modum
aptatus, ut audientium mentes ad divinae maje-
statis cultum pietatisque fervorem erigat, modesta
piacidaque moderatione cantantum mens ver-
bomm dulcedine pascatur et audientium aures
illonim pronuntiatione demuiceantur. (Tit. 2 c. 5)
auch über biefen als eigentlichen ftirchengefang
prebige unb fo burch feine Belehrung bei*
trage, ben Zhoralgefang gu popularifiren,
ein aüfeitigeS SJerftänbnifj herbei gu führen.
3<h meine, wenn wir bie ^eiligfeit ber
eudjariftifcfjen Opferijanblung, bie ©rljaben*
heit ber liturgifchen 2Borte, ben furchtbaren
©mft ber ©otteSnähe betrauten, fo mfiffen
wir erfreut fein, bah bie Stirdje uttS fagt:
„SBenn euere ©efühle beim feierlichen ©otteS*
bienfte im Sone Sornt un b AuBbrud ge*
Winnen fotten, fo ift ber gregorianifdje ©e*
fang ber liturgifdje b. h* ber non mir ge*
Wollte." Dom ine, doce nos cantare et
psallere nomini tuo, Altissime! Cum
cantatis, gregoriane hymnum dicite Deo!
©8 fei mir geftattet, hier einige ©e*
banfen über bie niel befprodjene fjrage
Don bem bramatifdjen ßljarafter beS
gregorianifchett ©efangeS gu äuhern. ,fl )
SBenn wir an bem unbeftrittenen Sun*
bamentalfafce jeglichen SKrchengefangeS feft*
halten, bah er ©ebet fei unb gu feiner AuS*
geidjnuitg ihn baS feierliche gelungene ©e*
betswort ber Jtirdje nennen; fo fann es
nicht geleugnet werben, bah Bon Borneljer*
ein baS SBort „bramatifdj" etwas befrembet
unb bah eS jebenfaQS cum grano salis
auf baS ©ebet angewenbet werben muh.
Sreilidj reben wir auch Bom 2)rama
ber hl. SHeffe; allein wer fteht nicht ein,
bah «8 hUr in einem Bon bem weltlichen
S)rama, ja felbft bem geiftlidjen Sdjaufpiele
gar Berfdiiebenen, fehr gu biftinguirenben
Sinne genommen werbe? ©8 ift eben eine
heilige Sramatif beS ©laubenS, grohartig
unb erhaben, geljeiinnihBolf unb ehrwürbig,
wie bie unblutige ©rneuerung beS Opfer*
tobeS ©hrifti felbft. Sramatifh ift wohl
ber Jtirdjen* ©efang, Wie auch in einem ge*
Wiffen Sinne bie Stilen unb Zeremonien,
welche beim hl. Opfer gu beachten finb; aber
urgirt barf baS SBort „bramatifdj" ftcher nicht
werben.* 9 )
28) 9SgL j. ©. ©regoriuSblait 3 a (W 1881 u. 82
in berfyiebenen Bumern.
29) Lambillote, Esthetique, Theorie et Pratiqae
du enant gregorien p. 346: II est dramatique,
mais de ce dramatique de la foi, calme, noble,
sublime et qui porte Tarne ä Dieu. Ce n’est point
ce dramatique sensuel, theatral, violent, voluptueux
qui attire Tarne dans la fange (!) des choses ter-
restres. En chantant Tarne prie, loue et adore.
La musique gregortenne est dramatique, comme
les pompes du Christianisme, ou TEguse a voulu
parier ä l’homme tout entier & son esprit, ä son
5*
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36
Bit Popularität
iffiofjl ift eS felbfioerftänblicß richtig, baß
man bie Rechte beS ©efangeS beg. ber OTufif
a(S ©efüßlSauSbrud unb Sprache be§ §er=
genS auch beim gregorianifchen ©efange nicht
»ergeffen bfirfe — was hätte beim fonft ber
©efang für eine SBebeutung ? welchen Rechts*
titel feines fachlichen ©ebraucheS fönnte er
benn aufweifen? SBenn nicht burch ihn mehr
unb in höherem ©rabe bie fromme Stimm*
ung ber Seele einerfeits auSgebrücft unb
anbererfeits geförbert wirb als burch bo§
gefprodjene 2Bort, 30 ) wogu bann bie titele
„firdßenmuftfalifcbe 5Dtühe unb Sßlage?" 2)er
flirdßengefang foU wirflich baS SEBort nach
bem 3nßalte ibealifiren; er foll djaralteri*
ftifch ben liturgifdjen Zeit in mufifalifcher
Srorm wiebergeben. SUlein er ift — im
Sillgemeinen gefprodhen — nicht „©ßarafteri*
firung beS SßortauSbrudeS burch ben £on*
auSbrud;" feine ©ßarafteriftif als firchlidheS,
liturgifcheS ©ebet liegt nicht in biefer ober
jener metobifchen Formel, Wenn audj g. S3.
bie SBebeutung ber §albtöne, ber Sieperfiiffion
u. 21. nicht unterfdjäßt werben foll, fonbern
wohl in erfter Sinie in feinem SRhbthmuS ber
Sprache, in feinen rhhthmifchen formen, in
bem engen 2lnfdßlußc, ich möchte faft fagen
in ber ©he ber ©ßoralmelobie mit bem litur*
giften Sejte, in feiner £aft* unb Harmonie*
lofigfeit. freilich fommt beim ©ßoral in
herPorragenber SBeife ber SSortrag in 23e=
tradht; allein hier ift eS eben bodj ber ®e*
betSdharafter, ber ihn djaralterifirt. Srom*
meS, anbächtigeS, heiliges ©ebet foll eS
fein. 31 ) Unb fdhlägt man hier allgu hodh
bie äußere $orm in £empo unb ®pnamif
an, fo gleicht man jenen, oon welchen ber
hl. Sluguftin fagt: „®ie Reiften rühmen
bie fchön gefchriebenen 29udßftaben, oerftehen
aber ben Snßalt nicht."
coeur, ä ses sens; eile est dramatique comme
cette pieuBe cdrdmonie des Rameaux ou semble
mise en action l’entree triomphale de J£sus ä
Jerusalem; comme ces pompes lugubres et mag-
nifiques de la Semaine sainte et taut d’autres
dans lesquelles la sainte Epouse du Sauveur in.
vite ses enfants ä s’ämouvoir avec leur Höre.“
30) SBctf. Jumilbac 1. c. p. 224. Augustinus,
Conf. 1. X. c. 33. Major vis sub musica latet,
major energia et in mentibus mortalium varie
afficiendis emcacia quam in rhetorica. Kircherus,
tom 2. musurgiae univers. lib. 8 p. 3. Guido Aret.
microl. c. 14.
31) 3* erinnere l)icr an baS bc$protcftantifcf)en
$aftor8 beim S3eten bc« ©ater unt'er’g. SSir jie^cn ja
bocfy unfere 2Irt unb SSeife, baSfelbe gu beten mit tftecfjt
bor, o§ne bafc babei 2lubad)t unb Slugbrucf jit furj
fcmmt
bet £trd)tnmnfiit.
Unb PoUenbS, wer jieht eS nicht ein,
baß mit bem Säße ber ©ßarafterifirung beS
©horalS burch ben SSortrag, fobalb man
nicht bie rechten, Sdjranlen gießt unb be*
achtet, ber Subjeftioirung nnfereS ftircßen*
gefangeS, bem inbioibueUen SpatßoS, ber
momentanen ©efüßlSftimmung £ßür unb
$ßor geöffnet ift? Hic et nunc in ber
5ßraj;iS werben Wir bie ftarifatur beS litnr*
gifdhen ©efangeS burch bie SBittfür beS Sub*
jeftioiSmuS befommen. ®iefe hat bie 3«rr*
bilber beS mehrftimmigen ©efangeS mit unb
ohne ^Begleitung ber 3nftrumente gefdßaffen;
biefe wirb auch ben erhabenen ©rnft, baS
eßrfurchtgebietenbe SBefen, ich miß fagen,
bie Objefttoität beS gregorianifchen ©efangeS
öernidßten. Somit ift jebenfaHS baS Sort
„bramatifdj" nnb ber bamit gufammenßän*
genbe„©ffelt*feßr oorficßtig gu gebrauchen;
beibe fönnen fte leicht gu großen. fircfjen*
mufttalifcßen 3rrtßümern unb Sünben füß=
ren. 2>ie heilige Sdßranle, welche ber ©eift
ber Äircße gießt unb Wie fte im ©ßarafter
beS ©horalS als beS feierlichen ÄirdßeugebeteS
liegt, muß gewährt bleiben. Sancta sancte
tractanda! 23 ete it wollen wir beim Singen
im Sinne unb SSMUen ber Stirdße, bann haben
wir ben wirflidßen 2luSbrud unb SSortrag
beS ©ßorals, unb je anbacßtiger — bei»oll*
flänbig lorreftem ©efange natürlich —
baS ©ebet ift, um fo meßr ift ber 3wed beS
liturgifcßen ©efangeS erreidßt unb wirb ber
rechte „©ffeft" ©ott unb ben ©laubigen
gegenüber ergielt.
4. 2$om Stanbpunfte ber üJipfUf
aus ift uns ber gregorianifdje ©e*
fang bie geßeimnißbolle Sprache
ber cßriftli^en fblpfterien.
Sßenn wir jefct baran gehen, nach ben
©eßeimniffen gu forfdßen, Welche ber gregori*
anifdße ©efang aus feinem 3nßalte unb feinen
formen gu uns fpridßt, fo leuchtet er uns
in neuem wunberbaren ©lange. 23iSßer
hatten wir eS oerfudßt, beS heiligen ®e*
fangeS IBebeutung unb Aufgabe oerfteßen gu
lernen: welche SBirfung gießen Wir auS ißm
burdß äftßetifdßeS unb liturgifcßeS Söerftänb*
niß? 2Bir fucßten nach biefen SBegieljungen
ßin ißn gu begreifen; jeßt aber tritt feine
heilige nnb fegnenbe ®iadßt fetbft an uns
heran; fte ergreift unS unb wir mäßen uns,
burd) baS fdßwache 2Bort bie burdß ißn be*
wirfte Stimmung miebergugeben.
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Ute llopulimtät ier Sirdjtnmtilik.
37
üsäcifia ermuntert ißr
en Bräutigam fpaCeriart, ftd?
gu Ln’Rcßren.
2^b tuic fanu id) bei geringer Straft
nur ahnen unb bie ©otbförner feine? 9hib=
me§ fantmeln.
a) 2)a§ Unisono ift in ber SJiufif ba?
feierliche Stufgeben bc§ (finjeinen in ben
©ebanfen unb ©efäbfen ber ©efammtbeit,
ber StuSbrud be§ gemeinfamen Renten? unb
S'ftbtenS; olfo iii ber fatbolifeben Siturgie
baS ©efenntnift ber ©inigung Stffer nad)
ihrem 2>cnfeii unb ffübten.**)
32) ?tu« ben SBoritfimgen bc<S $>. SDomlatituiar*
Ja fei) an ber ÄinbenmufiMSjtmte in Sicgcn«6urg.
e§ loagen, biefe? gebeimnifmotte ©ebiet ju
betreten? Um toiirbig unfereS ©efange? £ob
3u fingen, müßte ich <m§ jener gottbegeifterten
aKBwb&fdjaar beS fjt. Senebift fein, bie Stag
um Stag, ©iunbe um ©tunbe be? bl. titur*
gtfiben ©efange? fidj freuen, bene» fein
Sieb, opus Dei, ein jmeite? Scbeu, unb
beren frommen unb empfänglichen ^erjen
feine heiligen äMobtcn ba? @djo ber Siebe
unb Stnbetimg »edten! 0o ober fnmi ich
Go gle
38
Die Popularität öcr Sird)tnmu|ik.
©ineS ift baB 2>enfen unb Sühlen bcrer,
bie um ben Opferaltar 6eim feierlichen ©otteS*
bienft gefdjaarf ftnb: e8 ifi ber eine ©taube,
bie eine Siebe, bie eine Cpfergeftnmfng in
StUen. ©ine ift bie offizielle Sprache, bie
titurgifche, »ermittelt burch bie liturgifdjen
S3ü<her; eine ift aber auch bie feierliche
SiebeSfpradfje beim Opfer, ber titurgifdje
©efang, mie er in ben offiziellen Iiturgifdjen
©üdjern ficfj ftnbet. Unb mögen zehn unb
tjunbert zum gemeinfchoftlichen ©efange ftch
öerbinben, bie ©inheit beB ©lau&enB unb
SütjtenB finbet in berfelben unb einen meto*
bifchen Sortn, im Unisono beB gregorani*
fdjen ©IjoralB ihren SluSbrudf. S'a ifi eB
nicht auch bie berechtigte fubjeftioe ©m*
pfinbung, »eiche ©eftalt im SCone ftnben
»itt; 3eber orbnet ftd) bem gemeinfdjaftlidjen
©mpfinben ber flircfje unter unb ihr Sühlen
ift fein Sühlen, ihr ©efang fein ©efang.
$nranbu8 in feinem Rationale divi-
noruin officioram (1. XX) fagt: „Can¬
torum symphonia plebem admonet, in
unitate cultus unius Dei perseverare.“ 83 )
„2)a8 3ufammenftngen ber Sänger ermahnt
ba8 SSotf, au8zuhorren in ber ©inheit ber
Verehrung be8 ©inen ©otteB." Unb »ie
biefe ©inheit beB ©otteBfuttuB ©uitberte unb
£aufenbe miteinanber jefct öerbinbet hin über
ben ganzen ©rbfreiB, fo »ar e8 auch öom
Stnfange an: nicht 3 e it unb nicht Staunt
trennt bie ©täubigen ber Sßölfer* unb SBelt*
fircJje in ihrem ©tauben unb Sieben, in
ihrem Slnbeten unb Opfern, »ie biefeS im
Iiturgifchen ©efange StuSbrucf finbet. £a8
heilige Unisono in ber befdjeibenften Sorf*
firche ift nur ein ©tieb in ber ungezählten
Sieberreihe öon SftiDionen im Saufe ber
3ahrtjunberte, an ba8 bis zum SBettenenbe
Sang an Sang fidj fchtiefjt. Sie alle, biefe
heiligen Sieber, fiitb oor bem throne beB
ewigen ©otteS »ie ein einziger grofjer $t)m*
puB, »eichen bie ertöfte 2Renfd)heit ihrem
©rtöfergotte, bem himmtifchen Dpfertamme
fingt.
£a8 SJciffate unb töreoier enthält baS
offizielle ©ebet ber flirre. 2fn feine Stelle
hat bie moberne 3eit eine Unzahl öon 5ßri=
öatgebetbüchern gefefct. SEBaB ift bie Solge
baoon? 3e mehr man bie Iiturgifchen ©ebet*
büdjer »egtegte unb Sßriöatanbachten ftdj
33) 93gf. bic 93orrebe pi Gu£rangers Äirtficnjabr;
Sßaftcr, bic fyeiltgc SDiufif 3. 21 (frrantfurtcr seitgemätfe
S3refc$uren. ?ieue 5°l9 c H. 33. ©. 291.)
hingab, um fo mehr öerfdjwanb baB 33er*
ftänbntfj unb bie Segeifterung für ben ©eift
unb baB Seben ber Siturgie; um fo räthfet*
hafter »urbe ber göttliche Kreislauf beB mp*
ftifdjen SebenB ber ftirdje in bem titurgi*
fchen 3ahre; um fo unbefannter »urbe ber
titurgifche £ejt unb feine Sebeutung bet
©ebet unb Opfer. 2>afj »ir nun ganz unb
gar, mit notier ICheilnahme bem heiligen
Sühlen unb Seben, S3eten unb Sieben ber
Jtirdje atB ber geheintnifeüollen ©otteBbraut
beB heiligen ©eifteB unB hingeben, aDteS-
tßriöate unb Selbftifdpe an<h im Srommen
unb ©Uten ferne hotten f ollen, mahnt baB
Unisono beB gregorianifchen ©efangeB.
2>iefe8 Unisono ift nid)t blofj bie Ur*
fache ber Siebtidjfeit (de l’agreement) unb
ber üfladjt beB ©efangeB auf ©eift unb $ers,
fonbern auch feine Iefcte 33oHenbung nnb zu*
gleich baB Setenntnife berfelben ©eftnnung,
baB SSanb ber ©inigung unb ©inheit. ®er
ht. SluguftinuB fagt: „Diversorum sono-
rum rationabilis moderatusqne concentus
emeordi varietate compactam bene or-
dinatae civitatis insinnat unitatem. 11
De civitateDei 1.17 c. 14. Si ) „Itaqueqnod
omnium bonorum est praestantissimum,
charitatem praestat hominibus psalmo-
dia, ntpote quae conventum vocum, velut
commune quoddam vinculum conjuncti-
onis animorum exeogitaverit et ad con-
cordem unius chori harmoniam popul um
coaptaverit“ Basilius hom. 1. in psalm.
Slmberger (ißoftor. II. 247) nennt baB
Unisono bie Sptjärenmufif beB UnioerfuinB,
»ie fie burch ©hriftuS »ieber hergeftellt
»orben unb im euchariftifdjen Opfer fort
unb fort angeftimmt »irb; baljer fteht im
Ätrdhengefange baB Unisono höher aI8 bie
Harmonie, weit bie ©inheit boflfomtnener
atB ber ©entlang.* 4 )
34) Jumilhac, L c. p. 284. Chorus est consensio
cantantium; si in enoro cantemus, concorditer
cantemus. In choro cantantium quisquis voce
discrepat, offendit auditum et perturbat chorum
Aug. in psalmum 149. Charitatem psalmus in-
staurat, conjunctionem quandam per consonan-
tiam vocis efüciens et diversum populum unua
chori per concordiam consona modulatione
consocians. August, prol. in ps.
35) 9luß tiefer Slufcbciuung über baß lTnifono beö-
Gfyeralß ergibt fid) bou fclbft, toie ibcal unb fird)licf>
baß gcmcinfcf)aftlid)e SRcipeubiTcn ber tum feifrlid>cn
©etteßbienfte ücrfammcltcn ©laubigen ift.
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
Kit Popularität Irr firdjtnmufik.
39
b) 2Öer „baS flirdjenjahr" Dort 2)om
Prosper ©ueranger, 8I6t Poti ©oleSmeS,
nur einigermaffen tetint, toirb eS gefielen
müffen, baß ©ueranger, Wenn eS ftcß um
Siturgie unb liturgifcheS Sehen ber flirre
banbeit, ein erfteS Sßort gebührt. Sin ©roß*
artigfeit unb liefe ber Sluffaffung, an ©djön*
beit unb Snnigfeit ber SJarftettung fommt
ibm nicht leicht ein Siturg gleich- Sn feinen
Institutions liturgiques (I, 17) fagt nun
biefer hodjoerbiente ^Reformator ber franjö*
ßfeßen Siturgie: „®ie Siturgie ift etwas fo
SuSgegeiibneteB, baß mau, um ihren 2Iu8=
gangSpunft gu finben, bis gu ©ott empor*
fteigen muß." Unb bann febilbert er biefe
bimmlifebe Siturgie: „Seht unb in ©Wigfett.
opfert ftcb baS gefcbladjtete Samm ©otteS
auf bem erhabenen Slltare beS Himmels unb
erfüllt auf eine unenblidje SBeife ber unauS*
fprechlicben ©reifaltigfeit alle «pflichten ber
^Religion, im «Ramen ber ©lieber, beren Haupt
er ift, »eiche befennen, bitten unb loben mit
ihm, burd) bie Straft beS hl- ©eifteS, »ei*
eher fie belebt mit feinem fauche (spiritu
oris ejus omnis virtus eorum ps. 32, 6),
fie bebeeft mit feinem ©Ratten (virtus Al-
tissimi obumbrabit tibi, Luc. I, 35) unb
in ihnen bilbet biefeS unauSfprecbliche ©euf*
gen (Rom. VIII, 26), welches gart in ihren
Hergen »iberflingt. Unenblidj unter bem
Samme, aber unoergleichlich über jeber an*
bereu ftreatur opfert 2Jtaria, bie SRutter
©otteS, mit Seib unb Seele am throne
©otteS, bamit «RfchtS fehle ber Sülle ihres
Iiturgifdjen SluSbrudeS, baS reinfte unb nach
bem ihres göttlichen ©offnes öoUfommenfte
©ebet; gu ihm bringt fie bie Sitten ber
©efchöpfe, fie. ergängenb mit ihrer eigenen
Soüfommenheit, fie angenehm machenb mit
ihrer aügeit genehmen §ulb.
Sie ©höre ber englifchen ©eifter fingen
auch baS Sob ihres ©otteS: unaufhörlich
rufen fie ihr 2>reimal*Heilig, ©ie erfüllen
bie Pflichten ber ©otteSoerehrung für fid)
unb bie SRenfcßen, welken ©ott wie ihnen,
bie ©ßre feines ©ienfteS anoertraut hat.
2)fe ^eiligen, in einer öoüfommenen Har*
monie Pon ©nabe unb ©lorie, fingen gleich*
falls baS göttliche Sob, iubem fie mit einem
mächtigeren unb melobifcßeren Sone ihre irbi*
feßen Sieber fortfefeen, unb bamit ben S3e*
blngungen ihrer Siturgie «RicßtS fehle, wer*
ben fie eines SageS ihren Jtörper wieber
erhalten, um ihm eine ftchtbare 5orm geben
gu fönnen. 2)ie ftreitenbe ftireße enblicß
lobt ©ott mit bem Samme, baS ihr Söräu*
tigam, mit SRaria, »eiche ihre barmßergige
Königin ift, mit ben ©ngeln, welche fte leiten
unter bem Sluge beS SWerßöcßften; mit ben
©eiligen, welche fie immer lieben mit einer
Ünblicßen gartheit."
3Ufo — unb baS ift ein wirffamer unb
fruchtreicher, großartiger unb erßebenber ®e*
banfe — bie irbifeße Siturgie ift ein Stbbilb ber
ßintmlifcben, ift im SBunbe mit ihr unb ift
bie SSorbereitung gur ewigen.® 6 ) „Unb fie
fingen ein neues Sieb Oor bem Sßrone;
bie Sungfraulidjen folgen bem Samme, wo*
hin immer eS geht." „Et cantabant quasi
canticum novum ante sedem. Hi sunt
qui cum mulieribus non sunt coinqui-
nati: virgines enim sunt. Hi sequujitur
Agnum quocumque ierit.“ Apoc. XIV,
3 unb 4.
©o foU auch ber liturgifdje ©ang ber
©rbenfireße fein: ein neues Sieb, baS nur
an ben Slltären unferB ©otteS tönt, in baS
ber heilige ©eift fein Sehen unb Sieben ge*
haucht, baS ben heiligen £ejt ber Siturgie
fingt, nicht ein Sieb, in welchem ber SBelt
Siebe unb ßuft Hingt, baS rein ber 9Ren»
fchen SBerf unb ©mpßnben, baS auch am
profanen Orte gefungen wirb, ©ine reine,
unbeflecfte, fünbenfreie ©ängerfeßaar foU mit
unentwegter Sippe baS heilige Sieb ber ir*
bifeßen Siturgie fingen. (3)aher biefe gahl*
reifen Ißerorbnungen unb SluSfprücße über
ben ©tauben unb tabellofen SebenSwanbel
ber Sircßenfänger.® 7 ) Unb in ber £ßat, „wo*
hin eS geht", folgt ber liturgifdje _ ©efang
bem Samme, baS auf unfeten SUtären fi<h
opfert, folgt ihm bom erften ©onntage beS
SlbPenteS bis gum lebten nach Spfingften,
folgt bem göttlichen ©rlöfer gur ©rippe unb
gum ftreuge, hinauf in ben Himmel, folgt
ihm auf allen ©puren feines irbifeßen Se*
benS, SeibenS unb ©terbenS, folgt ihm bei
feinem SEriumpße an Oftern unb bei feiner
Himmelfahrt, jefet ihn Iobenb, bann ihn
bittenb, halb banfenb, halb opfernb.
SBaßrljaftig unfer heiliget ©ang ein 81b*
bilbbeS himmlifdhen Siebes! ©o leuchtet im
36) Wolter, elementa cet. p. 131 (sacer cantus
cum Angelis jungendus), SBaUcr, 1. c. €>. 286 (8).
37) ». ©. P. tltto ftornmütter, bet fat$. ir$eiuf>or
6. 7. Wolter, 1. c. 132. 133. 136. quomodo can-
tandum?
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
4(1
Hit Popularität itr fiiid^cnmafitt.
geßeimnißDoffen, mßftifcßen ßicßte ber Grnig*
feit mtb ber ^immlifc^en ßiturgie ber gre*,
gorianifcße Siircßengefang. 2)ie ftlänge ber
Groigfeit tönen in ißm; mit ben ©böten ber
Gngel unb ^eiligen fingen mir nnb gunt
emigen ßobeSIieb üor bem Sßrone beS ßirnm*
lifcßen ßammeS bereiten mir un8 Dor!
c) ®em gregorianifdjett Äircßengefange
ift ber ©ßarafter ber ©eftänbigfeit unb Un*
Deränberticßfeit aufgebrücft — alfo jene Gigen*
fcbaften, mie fie ber Sßaßrßeit eigen unb
notbmenbig ftnb, mie fte baS mabrbaft Jtircb*
Ii(be an fuß trägt unb tragen muß. GS
ift mir natürlich nicht unbefannt, baß auch
ber ©boral feine Sßanblungen burcbgematbt
unb gum %i)t it bem Gefcße bet gefcßicßt*
lieben Gntmidlung untermorfen ift; allein
mie baS auch bei ber Gefcßicßte ber litur*
gif eben Äultformen, ber priefterlicßen Ge*
roänber, ber Ißaramente, ber ©eremonien
ber galt ift, ba§ Sßefen ift geblieben, nur
bie 5orm, baS Unmefentlicbe, bat ftdj ge*
änbert.
Unb fo finb e8 biefe ßieratifeßen formen
unfereS eigentümlichen StultgefangeS, melcße
mit Gbrfurcbt uns erfüllen unb e§ ift uns,
atS mürbe auS biefem aitebrmürbigen Ge*
füge Don £onfignren, SRelobien, 3JtcliSmen
baS ernfte 3Waßumort tönen: „Singet bem
Gmigen unb UnDeränberlicßen ben alteßr*
roürbigen Gefang beS GßoralSl fraget unb
beget aber auch, inbem ibr finget, ben Glau*
ben unb bie ßiebe in euch, momit SRitti*
onen im ßaufe ber 3abrbunberte bem £>errn,
unferm Gotte gefungen!" Sßahrßaftig, jebe
9tote möchte ich fagen, ift ebrmürbig unb
forbert gu einem Gefauge Doll 2lnbacßt unb
Gbrfurcbt auf; 38 ) bat ja bodj ber gregori*
anifeße Gefang unfere heilige ftireße Dom
Slnfang an auf ihrem ßeibenS* unb ftreug*
mege, nicht minber auch auf ihrem Sieges*
unb £riumpbguge begleitet: Scßtnerg unb
Sreub, Trauer unb Sieg haben in feinem ßiebe
fteß auSgebrüdt. 2)a ift fo mancher Gefang,
38) Lambillotte, 1. c. p. 11: Tout ce qui vient
a nous avec la majestä des stecles, a une puis-
sance singuliere pour attirer notre v&icration.
Msgr. de Blois. La plupart de nos mölodies litur-
giques sont aussi anciennes que la liturgie meme;
elles ont pris naissance au berceau du christi-
anisnie et meme, nos chants psalmodiques re-
montent ä David et ä Salomon. Les autres se-
raient dues au zele des premiers fideles et s. Gre-
goire u’aurait fait que recueülir ces chants, les
regulariser et les completer.“ S3g(. 6äc.:Äal. 1882,
8. 17 ?lmru 14.
ber feßon über ber Ijjeitigen 331 unb gefloffen,
ben große ©äpfte unb ftircßenleßrer unS
ßinterlaffen, ber in ben ftatafomben getönt,
ber auf bem SBege gut Jticßtftätte unb gum
Sftartßrium gefungen mürbe. 2Bo ift ein
Sang, ber fo allgemein Derbreitet unb fo
allgemein gefungen? mo ein ßieb, baS fo
meit in bie Vergangenheit gurüdgeßt, unb
ununterbrochen bureß bie 3aßrßunberte ftdß
erhält?
Gerabe biefe ©eftänbigfeit bureß affe 3« s
ten ift baS Gßrengeicßen unfereS liturgifcßen
GefangeS, mie Sßriefter unb Sänger ißn
Dortragen. SJaburcß ift er aueß baS Sbm*
bol beS meiten, affumfaffenben GotteSreicßeS,
in bem feit bem ftreugopfer auf Golgotßa
baS neue ßieb ber Grlöfung unb ber Gr*
löften Hingt.
Unb unfer Gefang läßt fteß bie Ärorte
ber ©eftänbigfeit nießt rauben in affen ©er*
fueßungen unb Gefaßten.
©alb ift es bie SBiffenfcßaft, meteße ißn
reformiren miff, halb bie Sunft, melcße nießt
mit ißm gufrieben, fonbern in ftolger Selbft*
überßebung ißn Deracßtet; halb ift eS ber
Spott, ber fuß über ißn luftig maeßt, halb
ber ^oeßmutß, meleßem er nießt gut unb
feßön genug; halb ift eS bie ©equemlicßfeit,
melcße ißn fürgt unb feines äißten ScßmudeS
beraubt, halb ber Seßlenbrian, melcßer ißn
gut Starifatur erniebrigt.
Slber ber 2rel8 ber liturgifcßen 33tufif, -
baS gunbament beS StircßengefangeS mantt
nießt; er bleibt im SBefen unDeränbert als
cantus gregorianus, yere et proprie
ecclesiasticus.
d) 3<ß meiß nießt, Don mern gum er*
ften 3Me unfer Gefang genannt morben ift
„baS arme ©ßriftuBgemanb" ber ntuftfalifcßen
ßiturgie; aber baS meiß icß, baß er, in bie*
fern ßießte betrachtet, ein gar tiefes Geßeimniß
unb ernfte SBaßrßeit enthält, bie unB aus
feinen erhabenen ©Seifen unb frembartigen
Sffielobien entgegen tönen. SBenn mir arm
ißn nennen, fo ift baS nicht im Geifte ber
©Seit, fonbern im Geifte ©ßrifti; feine 2lr«
mutß ift Sugenb, ift ©orgug, nießt Gnt*
eßrung unb Scßanbe. freilich gegenüber
beut lunftDoff gefügten Golbfcßmude ber ©o*
Ißpßonie, bem blenbenben Glange unb bem
imponirenben Gepränge ber 3nftrumental*
mufif, ber einfcßmeiißelnben Glegang unb ber
ftnnlicßen SÄnmutß beS f. g. „frönen" Stiles,
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UNIVERSfTY OF MICHIGAN
41
Die Popularität btt fiird)tBmn|ik.
unb gar gegenüber ber Äongertfirchenmufif
mit ihren Söratwurfoli, 3nftrumentaleinfäfcen,
fongertirenben SMoIinen ober flöten u. bgt.
ift er arm, erbärmlich unb jämmerlich arm.
Mein eben biefe ©ntäußerung unb Slrmutp
geidhnet ihn aus unb erhebt ihn bor bem
(Seifte ©otteS, in ben Slugert ber Stirdje, in
unferem eigenen liturgif<h=mhftifchen Urtheile.
Ser irbifdjen Schönheit, möchte ich fagen,
hat er ftdh entäußert, um in ftch gu tragen
SReidpthum geiftiger Schönheit. SBegen bie=
fer Strmuth, wie mir fie meinen, paßt er
fo recht für baS größte Opfer ber Selbft*
entäußerung, für baS Streugopfer, für bie
Religion ber Slbtöbtung. 39 ) Unb barum, meit
er in feiner Unanfepnlichfeit unb Slrmuth
ben Sparafter beS kirchlichen an ftch trägt,
weil er nicht mit ben Steigen ber Sßrofan*
nutfif gefdjmficft ift, läßt er ffreug unb @toig*
feit mitten in ber tßradht unb bem ©lange
ber feierlichen ßiturgie uns nicht bergeffen;
feine geheimnißbollen, frembartigen Söne map*
nen un8, baß wir gum Opfer beS ©efreugigten
berfammelt ftnb.
Saß boch ©eift unb föerg für biefe mp*
ftifepe Spraye unfereS ©efangeS geöffnet
mären, auf baß mir feine SBaprpeit unb
feinen ©rnft, feine SKapnung unb feinen
erhehenben Sßertf) berftünbenl
e) SaS ift baS SEBefett unb bie Slufgahe
ber Stunft, als ©epo unb Sßacpflang aus
beS SßarabiefeS ßeben unb Schönheit, Orb*
nung unb Harmonie in biefe 2Belt ber ge*
ftörten Orbnung unb Harmonie ein 2Berf
ungetrübter Schönheit, ungeftörter Orbnung
gu fefcen. 40 )
2Bir haben ben gregorianifdjen ©efang
als Stunftgefang 41 ) begeichnet unb als .fol*
39) Clement, l’histoire 1. c. p. 529; Si nous r6- I
flechissons ä ce qui dövrait etre le caractere ,
d’un ebant de saerifice chrßtien, nous voyons j
que nos idees sont absorböes, puis reproduites ‘
par le ebant eccläsiastique, tandisque nous le
cherchons en yain dans les diverses compositions
musieales de nos jours. Nous pouvons imaginer
ue les Apötres resuscitant pourraient entoner
ans n’importe quelle 6glise les chants du Rituel
en l’honueur du saint saerifice et accompagner
ainsi le celebrant, tandis qu’il serait cboquant de
les supposer exöcutant une partie de basse ou
de t6nor dans une Messe de Mozart ou de Haydn.
II ne paraitra donc pas tem6raire de notre part
d’affirmer que le plain-cbant du Rituel rend par»
faitement l’id£e divine qui veut que le ebant
sacre soit nn chant de saerifice.
40) <S5ciIien;Ra(enber 1881, 6. 1, 16.
41) GSctlicn^alcnbcr 1882, 6. 10-16.
eher Dermirflicht er auch biefeS 3beal ber
Stunft; benn mahrhaftig SlHeS ift an ihm
„nach 2Jtaß unb 3 a bl* gar mohl georbnet
— nirgenbS Sßißfür unb Unregelmäßigfeit
unb burch baS in ihm pufftrenbe liturgifdje
ßeben ber Stirdpe in ber Straft beS heiligen
©eifteS ift er auSgegeichnet burch überirbifdje
Schönheit.
2Ba8 foß ich gum ßobe unb 23eroeife
biefer Orbnung unb Schönheit unfereS ©e*
fangeS perborpeben?
Sie gregorianifepe Stompofition ift ja ein
fiinftbolleS, organifdjeS ©efüge Don Sönen
unb Sonfiguren, moplgegliebert unb propor*
tionirt. 4 *) SEBir bemunbern, mie befannt, bie
herrliche ©lieberung beS melobifdjen SöaueS,
bie fepönen SJerpättniffe ber ©lieber gum
©angen, ber eingelnen ©lieber unter einan*
ber. SBie trefflich eparafteriftrt biefe ©lie*
ber bie Stabeng, biefer Stempel munberboHer
Orbnung! Unb mie ift eS, als Siegel ber
Dottfommenften Orbnung ber ©eift beS titur*
gifchen SejteS, ber ©eift beS fircplicpen ße*
benS, ber ©eift heiligen ©ebeteS, unter bem
geborchenb bie Söne unb Sonfiguren ftehen!
Sßelcp eine reine Schönheit leuchtet uns eben
ans biefer Orbnung! SDZit Specht ftaünen
mir ßthhthmuS unb Orbnung in einem poe*
tifepen SProbufte an: maS fjüffe, SSerfe unb
. SOtetren fmb in ber Sßoefie, baS finb in ge*
miffer föegiepung Silben, Neunten unb Si*
ftinftionen in ber ©poralmelobie. 4S ) Sie
Neunten ftnb feine SluSartung unfereS ©e*
fangeS, fonbern fte brängen perbor aus bem
innerften unb tiefften SBefen ber gregoriani*
fchen üftuftf. Stönnten mir bie ßiebe berftepen
unb bie heiligen ©mpfmbungen, roelche im
ftirepengefange SluSbrucf finben rooßen, bann
mürben mir auch aufhören, gegen baS reiche
melobifdpe ßeben beS fircplicheit Spradjge*
fangeS, bie güße bon meliBmatifcpen Slra*
beSfen, melche im heiligen Srängen an bie
§auptnoten ftch anfdpließen, bie Schönheit
beS MelujagefangeS, ben 9teicpthum beS
OubiluS gleicpgiltig gu fein.
•äHöcpten mir burch biefe Orbnung unb
Schönheit unferen ©efang ebenfo fehr als
eingig paffenb für baS ©otteSreicp peiligfter
Orbnung unb himmlifcher Schönheit erfennen;
als mir ihn i»aS herrliche Sinnbilb biefeS
ffteicpeS nennen.
42) GäcilinuÄal. 1882. <S. 14.
43) ^potlücr, 1. e. 6. 174.
C
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42
Die Popularität brr fiirdjtnmnfik.
3ene erhabene SEBürbißfeit unb biefeS f)ei=
lige Spntbol ift ber mtjftifcbe ©lang unfereS
©efangeS unb wem baS geifiige äuge ge*
öffnet ift, ber fe^aut in biefem Sichte in
baS $erj ber ©otteBbraut, ber Sirene fetbft,
an? bem ber bi- ©efang wie lebenbigeS, frt)=
ftadbeQeS SBaffer quillt; bem ift bie äußere
Drbnung unb bie äußere Schönheit ein beut»
Iid)eS 33ilb beS ©otteS ber boütommenften
Drbnung, ber 3UIe§ woblgemadjt nadb SDtaß
unb ©efefc, ber reinften ©cbönbeit mit ber
tjüfle beS ßebenS.
f) 25a8 große 3 rrieben 8 rei<b auf ©rben
ift bie Äirdje, geftiftet bom ©otte beS 3ne*
benS, um Triebe unb Stube, Steinigung unb
Sefeligung bem nad) ©ott unruhigen SJten*
febenberjen ju bringen. Unb toer aus ber
unruhigen, leibenfcbaftlidb erregten Sßett
fommt biefer flirre, bem fott Stube unb
Triebe werben itt ber Seele, bis fidj in ber
©wigfeit biefer 3 «ftatib bet ©nabe 311 m ewt=
gen Trieben unb sur ewigen Stube in ©ott
Berflärt. 44 ) Sarin liegt nun ein neuer 23or*
sug unfereS ©cfangeS, baß er in ben $ieuft
biefeS fjriebenBWerfeS gesogen, ^ilft bie Seele
beruhigen unb fätiftigen. Ober liegt nicht
nach allgemeiner Slufdjauung unb ©rfabrung
in bem biatonifeben ©barafter ber ©boral*
melobien fjriebe unb Stube? finb fie nicht
burdj ihre ßeibcnfdjnftsloftgfeit unb SJtilbe,
bureb bie ^eilige SBeilje unb ben gottcSbienft«'
liehen ©rnft wie linbernb Del auf baS er*
regte unb bewegte §ers? wie erqnicfenber
SJtorgentbau ? 3 a biefem biatonifchen ©runb*
ebarafter liegt nicht sum minbeften bie ßitur*
gicität unfereS ©efangeS begrönbet unb barin
liegt binwieberum auch feine mtjftifctje, ge*
heimnißootle 3aubermacht über baS SJten*
fchenbers. ®antt Wenn bie Seele in leiben*
fdjcftlicber ©rregung gteidjfam in’S Schwan*
fen gerathen, wenn fie unruhig geworben in
ejeeffioen Slffeften, bann nimmt fie ihre
SangeSWeifen auS ber ©bromati!; 45 ) wenn
bie Seele aber ruht in ©ott, feft unb uner*
febüttrrt ift im oertrauenSoollen ©ebete, bann
liebt fie bie biatonifchen ÜMobien unb burch
fte foll bann auch Triebe unb Stube ber er*
erregten Seele werben!
Daß wir bodj jeberseit ©eift unb $ers
für biefe wunberoolle SHpftil beS gregori*
anifchen ÄirdjengefangeS hätten!
44) 23gt. Säcilicn=ÄaC. 1882. 3. 9.
45) ^gt. über baS (ihronia ®rcgor.;23[att I. 77 II,
9, 17, 61, 92. 2(mcrifamiche (iäcilia 1876 5. 73.
gl 2 )er fy. ©eljer auf $)3atIjmo3 flaute
baS ibeale S3ilb nnferer Äirdje unb er fagt:
„3<b fab bie bl. Stabt, baS neue 3erufaletn,
berabfteigen bon ©ott aus bem Fimmel, su*
bereitet wie eine S3raut für ihren Söräutf*
gam gefcbmüdt ift.* 4 ‘) 3a, baS ift nach
Sllejanber bon §aleS unfere Äircbe: filia
Dei, bie Tochter beS göttlichen SSaterS, sponsa
filii, bie SBraut beS SobneS, templum Spi¬
ritus sancti, ber Stempel beS bl. ©eifteö,
civitas Dei, ber ©otteSftaat ber SJtitbür*
ger ber ^eiligen, ber §auSgenoffen ©otteS
(Eph. II, 20). 47 ) Unb barum ift auch
(firchlidjeS, liturgifheB) ©ebet bie Spraye
beS SiebeSberfehreS mit bem Dreiperfönlichen
unb ba ber bl. SluguftinuS fo fdjön fagt: 48 )
„Caötare amantis est. Vox hujus can-
toris fervor est sancti amoris. Singen
ift Sache beS ßiebenben. 3)ie Stimme biefeS
Sängers ift bie ©lutb heiliger ßiebe“, fo
ift baS feierliche ©ebet ber liturgifche ©e*
fang, Worin bie Äircbe, um bie herrlichen
SBorte SlmbergerS (II. 238) su citiren, bie
Süittel bat, „um auch bie aHerinnerften «nb
unauSfprechlicben ©ntpßnbungen auf baS 3ar*
tefte uollfommen auSsubrücfen unb mitsu*
tbeiten. 3 nt ©efange ßnb felbft bie 3 “=
ftanbe ber ©fftafe noch erreichbar; wo fein
Sßort mehr ßiebeBgefübl unb ©rleuchtung
beS 3nnern su ftammeln Bermag, bewegt
fidj noch leicht «nb licht, flar unb wahr
ber £qn auS ber gehobenen Seele."
SBoUen wir nun ben ©boral in feiner
belllcuchtenben mpftifchen ßiebeSglutb (vox
bujus cantoris est fervor sancti amoris)
erfennen, fo bringen wir ihn gans'nabe bem
Opferaltare ber ßiebe unb in biefer Stäbe
würbigen wir ihn. „$cr 3lttar, fagt 8 lbt
SBJolter, 49 ) ift baS £er 3 beS ©boreS, ber ©bor
(baS SßreSbbterium) bie Grgänsung beS 311*
tareS." Stuf jenem unb in biefem Oereint,
Wirb wie auf einem bimmlifchen Scbauptafce
baS göttliche 2>rama ber gebenebeiten ®r*
löfung unb Heiligung gefeiert, baS burch
bie bl. ßiturgie jubereitet unb in bem baS
'* 46) Apoc. xxi, 2.
47) (Säcilieiußal., 1881/5. 10.
48) Wolter, Elementa 1. c, p. 171.
49) Wolter, 1. c. p. 117: Altäre cor est chori,
chorus seu presbyterium altaris complementuin.
In ambobus conjunctis, quasi in coelesti theatro
divinum benedictae redemtionis sauctiticatiouis-
que drama celebrata quod per s. Liturgiain
Apparatur et in quo vita divina per sanctam
diffunditur Ecclesiam.
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Kit Popularität irr fiird)enran(iti.
43
göttliche ßeben burdj bte hf. ftfrd&e ßdj er*
giefjt." Unb wie »erhalten ßdj ba8 Opfer
beS SobeS unb be8 SfftareS (Officium unb
Sacrificium), Woran baS gefungene fitur*
gifdje Sirchengebet ftdj Beteiligt, gu einan*
ber? „2>a8 göttliche Officium ift gfeichfam
eine foßbare $ütte, wefdje einen foftbareren
©djafc (ba8 Sacrificium) in ßdj birgt ober
wie bie ©trahfenfrone, womit bie hettfeudj=
tenbe ©onne umgeben ift, ber Duett alle«
ßidjteS unb aller flammen.'" s# )
3a, ba8 belebenbe SEBort ift ber litur*
- gifche ©efang bei ber Soffgteljung beß Cpfer8,
bei ber 3uto<nbung bie »erftänbigenbe Sprache
gwifcfjen (Sott unb feinem Softe, gwifdjen
bem Solle unb feinem ©otte: 51 ) am Opfer»
aftare be8 eudjarißifdjen ©otteSfammeS horcht
ber bf. @ang auf jeben $ergfdjlag ber fie*
benben ©otteSbraut unb wa8 bicfe fühlt
unb empßnbet unb in bie erhabene fßoefte
ber Siturgie büttt, ba8 tönt au8 ben lebenS*
»offen Stefobien be8 fiturgifcfien ©angeS
(in sonis quos animant eloquia tua.
Aug.), ba8 ift bie innere ©futb, bie beitige
SSBörme ber Siebe (fervor sancti amoris)
in ben gregorianifcben Steifen.
3nt göttlichen fßßidjtgebete (officium di¬
vinum) aber ift ber liturgifche Stircfjengefang
ba8 feierliche allgemeine öffentliche ©ebet beS
chriftlichen Solfe8, bie feiertidhe ofßgiette, bem
©djöpfer »onbem ©efcböpfe bargebracbte $uf*
bigung. 5 *) 8ff8 erftereS ift er bie ©pradje
50) Wolter, 1. c. p. 116: Officium divinum ut
ita dicara, quasi pretiorum quoddam est involu-
crum, pretiosiorem condens thesaumm vel tan-
quam radiata corona qua splendidus circumdatur
sol, fons omnium luminum atque flammarum.
51) (Efyoral unb fitlurgic ©. 14.
52) Gf>oral unb Liturgie 6. 36. 4>ier finb btefe
Beibcn Gigenf(§aften auc$ n5f>er auSgefüfyrt unb bcs
grünbet, in ifjren (Sinjeln^eiten borgefteßt
be8 chriftfichen SoIfe8 mit feinem ©otte,
ba8 3)?ebium be8 SerfebreS gwifeben bem
bimntlifdjen Sräutigam unb ber bräutlichen
©eefe unb fomit ein Stanaf ber göttfidjen
©naben; af8 festere ift er bie burdj bie
göttfidje <pufb feftgefefcte 8frt unb SEBeife,
ben Sob* unb Kaufpreis, wefdjer ber aller*
böcbften EDtajeftät ©otte8 gebührt, burdj au8*
erwählte Stepräfentanten ber Schöpfung Dag
unb Stacht unabfaffig bargubrmgen.
3tun benn, wenn wir in biefent Sichte
unferen hf. ©efang betrachten, feuchtet bie
ftrone be8 ©fjoraf8 mit ihren ©befßeinen
be8 ShtnßgefangeS unb ber Siturgicität nicht
in einem neuen wunberbaren ©fange? SEBahr*
haftig jefet iß er nach bem Sßfafmißen (49,23)
„ba8 Opfer be8 SobeS, ba8 ben ©wigen
»erherrficht unb ber 2Beg iß er, auf bem
ber $err un8 geigen Witt ba8 $eif oon ©ott,"
„Sacrificium laudis honorificabit me et
illic iter, quo ostendam illi salutare Dei.“
3<h fchfieße mit ben SEBorten »on „©fwraf
unb Siturgie ©. 49": Die fjehrße unb hei*
figße Sebeutung be8 fiturgifdjen ©efangeS
hätten wir enthüllt. O möchte er af8 fof*
djer, af8 ber erhabene Dribut, ben bie ftrea*
tur ber ttßajeßät beS ©djöpferS unb 6r*
IöferS gottt, halb wieber allenthalben rein
unb »ott in heifiger Segeißerung in unferen
Dempefn erfchatten!' ©ewlfj, ber Triebe unb
bie Sfreube Daufenber lehrten gurftef"; ba8
firdjliche unb fiturgifdje. ßeben würbe neuen
SÄuffdjwung erfahren unb burdj ba8fefbe auch
bie ®fauben8begeißerung wndjfen unb ba8
ßttfidje Seben gewinnen! Da8 wafte ©ott!
fott Raffer.
Sreifing.
6 *
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3 >ie fünf der g>onnfags= 19 es:per.
(3rortfe$mtg unb
(Pf. 111—113 mclns. tuxdj ter Pulgatajaljlung.)
Watm 111 * (112
(Wpljabetifd&er lobpreis bcS bunbeStreuen ©laubigen.)
1) (Alleluja; reversio Aggaei &Zachariae.)
Beatus vir, qui timet Dominum,
in mandati9 ejus volet nimis.
2) Potens in terra erit semen ejus,
generatio rectorum benedicetur.
3) Gloria et divitiae in domo ejus,
& justitia ejus manet in saeculum saeculi.
4) Exortum est in tenebris lumen rectis,
misericors & miserator & justus.
5) Jucundus homo, qui miseretur & commo-
dat,
disponet sermones suos in judicio.
6) ‘) Q[q]uia in mternum non commovebitur,
(6) i[I]n memoria Sterna erit justus.
7 ) A[a]b auditione mala non timebit.
(7) p[P]aratum cor ejus, sperare in Domino.
8) C[c]onfirmatura est cor ejus, non commo¬
vebitur,
donec despiciat inimicos suos.
9) (8) Dispersit dedit pauperibus,
justitia ejus manet in saeculum saeculi,
cornu ejus exaltabitur in gloria.
1. @d)on ber tefcte SSerS beB borauS*
gefjenben SßfafmeB leitete auf ben ©runbton
beö gegenmartigen hinüber.
*) $ie 31 ff crn innerhalb ber JUammern be*
jeid&nen bie lateinif<$e 93er8abteilung, toeld^e
letber non bei* griecty. unb $ebr. mehrfach ab*
roeid)t. $>ie heutige Ueberfefcmtg mochte bem
alp^abet. G^arafter be§ $ebr. Originales redj>=
nimg getragen $aben.
(Sltteluja; Siücttebr beSSIggäuS unb 3a$aria3.)
1 JtuSne&menb ©lücf genie&t, mer j[abue fürstet,
SSei feinen ©eboten bat ©efaflen febr.
i
$eltenb auf erben toirb befe' Same fein,
3>a§ ©efbtebt ber Sted&tlidjen bleibt im Segen.
£obabtung unb SRei<!jtbum trifft man in feinem
Saufe,
I IJlnb feine ©erecfytigfeit beftebet einig.
§trablenb in ber Stabt gebt 9teblicf>en ein Siebt
auf,
£ulbrei<b unb barmberjig unb geregt ift ©oft
(= biefeä Siebt).
%reulid) lohnt f«b Gtbarmen üben unb Seiben,
Jm ©eric&te fein SBort »ertreten (ju anbrer
gunften).
<£ein SBanfen erleibet et in Groigfeit,
«fange, ja immerbar gebenlt man bei ©erebten.
; SKdbre, au<b nod» fo fblimnt, flögt ibm feine
gurbt ein.
■gliebt ju erfbüttern ift fein Serj, getroft in
galjoe.
$tanbbaft ift fein Jperj, feine guregt befbleibt
e$;
fnblib fann er ftb an feinen 35rängern »eiben.
freigebig ftreut er aus ben Sürftigen;
9u aller 3eit beftebet feine ©erebtigfeit,
bualmenben ©lanje? erftrablt fein £>orn.
3ft bie einem 2R e n f b e n gehaltene üreue
be8 Sßreife» ber ©bien »firbig; fo mlrb DoH*
enbS, »er ©ott bie £reue hält, „einigen
Dtub»e8 teilljaft." (5ßf. 110 (resp. 111),
SS. 10). Slber iiibt blo8 Sob, and) £of)n;
nibt bie fßa tme allein, aub berÖljroeig
be8 inneren, befeligenben SfricbenS »irb je*
bem }u teil, ber bie j»ei Sg anptgeböte be8
SSunbeS: bn8 ©e6ot ber@ottc8liebe (Deu-
Gck igle
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Die fünf (Jfnlmtn litt Sonntags-besptr.
45
teron. VI, 5; SS. 1—4 unfereS Sßf.) unb
jenes ber SR äfften liebe (Levit. XIX, 18;
SS. 5—9 unfereS Sßf.) treulich beobachtet. -
Ob Wir auch feineSwegS genau wiffen,
»er biefeS ^eilige Sieb guerfl gefungen;
fein Dotttönenber ©ehalt bleibt uuS ben=
noch unberloren. 3Rit 3?ug bemerft ber hl.
SlugujtinuS, anfnüpfenb an bie in ben alten
tateinifchen Überfehungen borßanbene 2Tuf=
fdjrift, „Don ber SRüdfeßr ber nadjeEilifcßen
Sßrophcten SlggäuS unb 3a<haria8," »eiche
fldj ßerborragenb um bie föerfteHung beS ser-
ftörten Tempels bemühten; »eit wichtiger
noch als bie lultifche fei bie moralifdje
©eutung beS Sßf., wonach »ir uns felbft
als lebenbige Steine anfehen, bie bem ©em=
pel beS §errn ober Dielmehr bem $errn als
©empel eingegtiebert »erben follten.') 3a ber
Ofterlommunifant, in buchftäblichem Sinne
eine SSunbeSlabe, ein ©empel ©otteS ge*
worben, überragt auch in buchftäblichem
Sinne an $eiligteit nidßt nur ben erften
(falomonifchen), fonbern auch ben g weiten
(§orobabelifch*hsrobianifdhen) ©empel. ©enn
»enn, um ber Sfnwefenßeit beS SDleffiaS »illen,
laut StggäuS II, 10 bie ©hre beS gweiten
©aufeS größer war, als bie beS erften; fo
genießt ßintoieber ber Dfterfommunifant beS
benfbar höchfte« SSorgugeS, baß ber J&err
mit feiner Derllärten Seiblicßleit in ihm
geltet. ©runb genug für jenen, baß er
bur<h fortbauernbe (Erfüllung beS gwei*
fachen SSunbeSgefeßeS borftehenben Sßfalm,
um abermals ein SÖSort beS ht. SluguftinuS
gu gebrauchen, nicht allein bon ber 3«nge
erfchaÜen, als bielmehr im Sehen nadjhaHen
taffe.
©lüdfelig*) ift ja bodj, »er ben $errn
fürchtet, freilich nicht mit fclabifdfjer fjurcht;
bielmehr feine ©ebote liebt. Sie bie Stö*
nigin ber SSlumen in ben ©ornen ein fdjüßen*
beS ©ehege; fo finbet bie Königin ber ©u*
genben — bie Siebe — in ber furcht
ihre heilfame Sdjranfe.
2. übrigens berrät jich bo<h ber min*
ber boMommene Stanbpunft beS alten
©eftamenteS fofort, inbem in ben folgenben
') SDlan bgl. auch 1 ^etruS, II, 4, 5, weldjer
5paffu3 jweifeÖoS im §iublitf auf bie Ofterfom*
munifanteu gut öpifttl ber weißen cgamStagSmeffe
bejiimmt würbe.
*) ftBchar wie jaschar = gerabe fein, redjt
fein; gerabe recht = bollfammen = gtüctlich fein.
SSerfen (2—4) gur Belohnung ber gottlie*
benben Seele feineSwegS bie jenfeitigen,
unbetgänglichen; fonbern bie bieSfeiti*
gen, bergänglicßen ©fiter aufgeführt »er*
ben, unb g»ar in ber SRaugorbnung ber
äußeren bor ben inneren ©ütern. ©er
©erechte »irb belohnt in feinen ftinberit
(SS .2 unb 3), nicht ntinber an feiner Sßerfoit
(SS. 4). ©reifadh ifi ber Segen ber er*
ftenSlrt: SDtächtifleSRadjlommenfchaft,
©hre unb Sohlfahrt im^aufe; SSer*
erbung ber ©eredjtigtelt auf Äinber
unb SlinbeSfinber.
©er Segen ber §»eiten 2trt ruht barin,
baß ber ©otteSfürchtige fleh auch bei äuße*
rem Ungtücf gleichwohl innerlich gtücflich
fühlt.
3nbe8 bie SDtadjt beS ©otttofen in plöß*
lieber Unmacht enbigt, berWelftem ©rafe ähn*
lid} (Sßf. XXXVI, 2 SSulgata*3ählung);
empfangen gotteSfürehtige ©Item, »ie»ohl
häufig erft im betagten SUter (Slbraljam,
Sfaaf, ©Ifana, ber SSater Samuels) »unber*
bar lebenSfräftige Sproffen.
„©aB ©efchlecht 1 ) ber fftedjtfchoffenen
bleibt im Segen." SÖHt überf<h»englich banl*
erfülltem $ergen Werben bie aus Sabel §eim*
gelehrten bie Sßahrheit biefeS SaßeS ertoogen
haben, ©iefelben Sßerfer, »eiche bie chal*
bäifdje SBeltmonarchie in ©rümmer gerfchla*
gen hatten, gaben bem geläuterten 3frael
feine Selbftftänbigfeit gurücf. Unb als bie
machabäifchen gelben eS erlebten, baß ber
burdj SlntiochuS ©piphaneS erregte Sturm,
»eit enfernt, ben Junten beS ©laubenS in
3frael gu erftiden, benfelben bielmehr gur
Stamme entfachte; ba fonnte bereits bon
ber attteftamentlichen ffireße gelten, »aS ©er*
tuüian als baS ©rgebniS ber ©hrtftenberfolg*
ungen htoftetlt: „3e mehr wir befchnitten
»erben, um fo üppiger gebeihen wir,"
3. ©hre*) bei ben SDlenfhen unb geit*
liehe SBoßlfahrt erfeßeinen nicht unbebingt
erftrebenB»ert; nur »enn moralifdje gu*
gleich mit ben materiellen ©ütern fteß
bererben, mögen auch bie leßteren als ein
') dar, arab. daur iß wie Tieptotfo; ober le
tour wörtlich ber Umlauf, nSmlich eines SDtenfdjen*
alters.
*) ®aS hftn beS ©runbtexteS bebeutet yabe,
nießt wie baS cfo'Ja ber LXX. unb gloria ber
Vulg. = ©$«, ^oeßaebtung, wofür im ^ebrSifcßen
woßt h6d gelefen würbe.
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46
Die fünf Pfalmcn itr Sonntags-Desper.
toirflic^er ©egen in betragt fommen. Sheo*
boret hält beSfjatb and) bem SfalntDerS hier
bie ©teilen beS ©DangeliumS Ulatth-X, 9 sqq.
nnb SufaS XIV, 14 Don ber djriftndjen
©enügfamfeit nnb Uneigennüfcigfeit entge*
gen, tele benn ja anchSante, ber nicht Weniger
grofee Sheotoge als Sichter, bie Slrmut un*
jereS §errn erfte Siebe nannte, worin ber
feraphifdie Srang ihm gefolgt fei. Sodj ber
alte Sunb fanb erflarlicher Sßeife feinen
Sdjwerpnnft öorerft im°bieBfeitS. Sanfbar
mochte baher bem Sßfalmiften ©jobuS XII, 36
oorfdjwcben, wonach Sfrael beutebetaben aus
Wghpteit heranSgog; ober Sofue II, 10, wo»
nach bie ©rofethateü beS ©wigen gu gunften
feines SotfeS fogleich gnr Kenntnis ber £>ei=
ben gelangten unb 3fraelS Stamen grofe mach*
ten nor ben 25ölfern, wie cnblidj ans 3lggäuS
II, 10 erhellt, bafe auch bie auS Sabel
3uriicfgefehrten bereits wieber in getäfelten
§änferit Wohnten.
4. 3mnal aber an feiner Sßerfon er*
fährt ber ©otteSfürdjtige ben Sohn ber Sun*
bestreue. Stag ber Propheten größter nnb
frohefter — 3faiaS (c. LX, 1, 2) Don SftaelS
3ufunft begeiftert auSrufen: „Sunfel bebeeft
bie ©rbe nnb iJinfterniS bie SSölfer; aber
über Sir gehet auf ber &err unb feine £>err*
Iichfeit Wirb gefehen in Sir;" ber Sfatmift
barf ein ©leidjeS Dom ©ere<f)tenber ©egen*
Wart fuhn behaupten.
Sunfle stacht überrafchte ben einfam
bahinpilgernben 3afob bei Sethel (jefet Sei*
tun); in ber tjinfternis beS fterferS fhmadj*
tete 3ofeph S« ÜJtemphiS; baS unheimlichfte
ber Seiben — bie Stinbheit — machte bem
greifen SobiaS in StiniDe ben ©tern feines
SIngeS erlöfchen: bennoch ift Sicht in ihrem
Snnern, „ber tpulbreidje, Sarmhergige nnb
©erechte;" benn eine ©onne gibt eS, Welche
nie untergeht, bie ©onne ber ©eredjtigfeit
nach bem SlnSfprndj ber hl. £herefta a Jesu.
5. 3ngleidjem fnüpft ftd) ein befonbe*
rer ©egen an bie Sädjftenliebe, mag
fie nun fich äußern im priDaten (S. 5«)
ober im öffentlichen Sehen. (S. 5b).
Sarmhergig ift, wer bie SBerfe ber
leiblichen *) fowie ber geiftlidjen Sarmhergig*
feit nach Dermögen betätiget; genauere Se*
trachtnng ber übernatürlichen Stamme hei»
') 63 ift oieQeicbt nicht unintewffaut §tiDotju=
beben, bajj »egen 50tatt$äu8 o. XVI. bis jum
13.3 a §rf)uiibcrte bas 7te unter ben leiblichen 3Ber=
fen ber Sarm^crjigFcit nicht aufgeführt mar.
liger Städjftenliebe, mit einem fühnen Silbe
mpftif che ©peftralanatpfe, ergibt, baß bie
leiblichen SEBerfe ber Sarmhergigfeit bem
Stängel an Nahrung, Stteibung, SEBohnung,
Freiheit, ©efnnbheit, mithin ben Häupter*
forberniffen nteiifd)ltcf)eu SEBohtbehagenS 2Tb*
ijilfe fchaffen wollen, ©ogar bem Seidjnam
noch möchte bie djriftliche ©haritaS eine Stulje*
ftätte bereiten. SlnbrerfeitS tritt unDerfettn*
bar gwifdjen ben 7 ge ift liehen SBerfen b.r
Sarmhergigfeit unb ben 7 ©aben beS ©otteS*
geifteS eine SEBechfelbegiehnng heroor ('ZBtüiam
Snber). ©o entfpricht bie 3uredjtweifung
ber ©ünber bem ©eifte ber ©inficht; bie
Selehrung ber Unwiffenben bem Seifte ber
SJiffenfchaft; bie Seratung ber 3weifelnben
bem ©eifte beS SftateS; bie Sröftung ber
Setrübten bem ©eifte ber SEBeiSheit; bie ©r*
tragnng beS Unrechtes bem ©eifte beS ©tarf*
mutS; bie Sergeifjung ber Seleibignng unter
Sergidjt auf bie Stäche bem ©eifte ber Surdjt
Dor ©ott, welker fid) bie 9tad)e Dorbehalten;
baS ©ebet fd)Iiefelich für bie Sebenbigett unb
unb bie Soten bem ©eifte ber fjrömmigfeit.
SßaS bie ewige Sßaljrbeit (Statth. XXYI, 11)
begüglidj ber 3«»ft Derftdjert, bafe e§ im*
merbar Slrme geben werbe — baS mnfe unbe*
benflich auch rüdwärtS in betreff ber Ser*
gangenheit erfchloffen werben. 2Bie wohl*
thätig and) bie ©inridjtung beS ©abbat*
unb öattjaljreS für ben SluSgleidj ber ge*
feßfdjaftlichen ©egenfäfce gwifchen arm unb
reich gweifefloS wirfte; bie feit ber erften
©ünbe nichtmehr geheilte SEßnnbe beS Sß““*
periSmnS liefe bodj auch in 3frael baS ©e*
währen Don Sariehen *) als einen noch be*
fonberS heroorguhebenben 81 ft ber Stäcfjften*
liebe erfefjeinen.
Slber feineSwegS auf bie bloB priöate
Unterftüfeung, fei eS nun auf bem leib*
liehen ober auch geiftigen ©ebiete, läfet
baS Stilgefühl für frembe Slot fich ein*
fdjränfen. ©8 erwedt ber bebrängten Un*
fdjulb ftets einen Saniel, ber aud) Dor ben
öffentlichen Sehörben ihre ©adje führt,
ebenfo befonnen, frei Don fftabulifterei, *)
') ©e$r bejeidjnenb Reifet bei* ©arlei^er im $ebr.
malweh, einer, ber p$ bem <§fitle§ner t>erbinb =
Ximac§t, junätbp im morali[c§en, eöentuea je-
boc| audj im juribiföeu 6inne, foferne bei 9iücf'
erPattungäunfäfjigfeit ber Sd&ulbner feine grei^eit
an ben (Gläubiger öerlor. Slebnlid^ mar ber fo:
genannte nexuß, toelcbcr gnjijien creditor unb
debitor im römijd^en &e$te bepanb.
*) DiabuliPerei = baS blinbe ©freien unb
kneifen, tion rabies, rabo.
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Die fünf pfalmtu i)cr Bointlags-ttcspcr.
dkpon'EiVTRs evm d£ «jsn*o ,
^St%R^Wl"!^TJ l W IN MONI; ME iS TO
r^zaiuuu
CbraßXegung tSBrifti („öcr §onne bcx <Ä e r e cp t i g lio 1 1 ‘)
Sen ÜJaphaet Samio cutS ttrPmo (14H:!—1520) in ber paleria borghese ju iHont.
ber 23.*3.) teifet er ben Strom ber 3«t ruf)tg
an fid) poriiberraufdien, ohne in ben ©rmib*
fäfcen feines SöerfjattenS bnrdj bie medjfefn*
ben £age§meinuitgen irgeubtoie beirrt _gu
Werben. (Serabe fo wie fpäterfjiit ber Slpoftef
e§ Don ftd) abfe^nt, „baß bei ifjm 3<t tmb
9iein fei- (2 ftorintb. I, 17), bnrfte ber
attteftamentlidie unb barf jeber neuteftameno
iidje ©laubige auf bie gleiche Sßrinjipien=
feftigfeit Perweifen; ift ja einjig ber unoer-
anberlidje SBiffe ©otteä fein SMdjtfdjeit.
SMefe Stetigfeit feines ajerfjalten? friert
tijm junäd)ft bie ftete ?ldjtung, ba@ bauernbe
al§ gerabe, frei oott Sßräoarifation. 1 ) ©lücf*
lid) gewiß (tob — aschre; jueuudus =
beatus), Wer alfo tl)ut*J au feinem Dtädjften.
6. „3« Gwigfeit wirb er nidfjt wanfen."
#f§ fjeinb ®otte§ (jod) oben auf bem 2)erge
©otte8 (man ogf. ben parallelen ijifafm XIV.
') 'PvQDavifarion = ©djeinprojefe mit 93 e»
güufiigung be§ (Segnerä, Bon rarus (fruinm).
*) Ine getoö tjn lieber e Stilllegung, »onad)
Bai Icpte @Iieb in ®. 5 nid)t eint ibat ber
(JljaritaS, ioitberu einen 2o6n berielbeit f eept^er-
iDitfimg Bor <^erid)t auSbrntfen) iollie, bringt et*
toaä gejudjteä in bie f'at|Mnng.
Go gle
■ Original frem
UN|V:.E$$jTY OF MICHIGAN
48
Sic fünf Pfalmen bet Sonntags-Vesper.
Slnbenfen aller ©utgefinnten. „ 3 n ewigem
©cbächtniS Ic 6 t ber ©ereeftte." 2Bof)I lennen
manche manchen ©roherer, ber mit eifernem
©riffel feinen tarnen in baS Buch ber ®e*
fehiebte eingetragen; ganj anberS aber fpie*
gelt ftef» bod) bie (Erinnerung an bie £>eroen ber
Siebe, welche im Sufbauen, nicht im 3etftören
groß geroefen; Welche jur Bachahmung, nicht
bloS jur falten Bewunberung herauSforberit.
7. BUerbingS bie Sööfen treibt ein leidjt
begreifliches Sutereffe, ben 9tut)m iener l&imm*
lifdjen, wenn fte es nur üermödjten, ju fdjtnä*
lern. 1 ) ©ben ber Dftermorgeu felbft erneuert
baS Stnbenfen an ben fdjmählidl Dereitelten
Berfud), womit bie Süge ber 935af>röeit eine
©rube ju graben gebaute, in weldje fte
hineinfiel. (BJattft. XXVIII, 13 ff.)
Reicherer ©ewinnft inbeS, als ber gute
SRuf bei ben ©uten; baS ©efühl ber Sicher*
heit gegenüber ben Slugriffen ber Sööfen ift
für ben eifrigen Beobachter beS BunbeSge*
fefteS Don ber Bächftenliebe baS Sßohlge*
fallen ©otteS, ber fetjou bem Bater beS
BunbeSoolfeS — bem 2Ibraham — fid) felbft
„als überaus großen Sohn" (Genes. XV, 1 )
Derfünbigte. 2luf ihn hoffenb, wirb ber ©lau*
bige halb erfahren, wie weit beffer eS fei,
„auf ©ott ju hoffen, als auf irgenbeinen
UWenfchen." (Sßf. CXVII, 8 B.--3-)
8 . der Don '©ott berliehenen ©nabe
ber Hoffnung in jeber Bhafe unentwegt mit*
wirfenb muff er juleftt ben Triumph über
feine ©egner*) baoontragen. Ob ihn auch,
wie ben dulber 3ob, Schlag auf Schlag
getroffen; juleftt Wirb hoch ©ott mit mach*
tigern Slrm eingreifen unb ihn rechtfertigen
(cfr. 3ob c. XLII.); ober wie baS Buch ber
SBeiSheitc. V, 1 ff. näher ausführt: „dann
10) (9) Peccator videbit & irascetor;
dentibus suis trauet & tabescet;
desiderium peccatorum peribit.
3n wirfungSDoHem ©egenfafte, burdj Ber*
binbung ber Schatten* mit ber Sichtfeite,
berührt baS leftte driftiefjon bie Unfeligfeit
beS wiber ©ott ber §öHe Berbünbeten, ber
baS ©lücf beS frommen mit unmächtigem
') ®a8 ^fbr. schmuah raa‘h überträgt man
meift bureb „Unglücf8bot[d)aft'', baS lat. auditio
mala oerftanb ber f)\. Sluguftin öon „üblem 9tuf".
*) 32ie im lateimjdjen hostis unb hospes, feinb
unb fremb, flehen im b f br. zar = fremb unb
sar = feinb in Sinologie.
Werben mit hohem freimute ftehen bie ©c=
rechten Dor bem 2lntlifte ihrer dräuger,
bie aber ftd) entfeften über bie unerwartete
Bettung jener, inbem fte, anberen Sinnes
werbenb, nun bei fid) fprechen: „bie ftnb eS,
welche wir einftenS sum ©efpötte hielten ...
feht, wie fte unnmehr 511 ben ftinbern ®ot*
teS gewählt finb unb unter ben ©eiligen ftd)
finbet ihr SoSteil!"
9. BodjmalS fammelt ber Bfalmift bie
einseinen Sichtftrahien in ©inem Brennpunfte,
um herüorsuheben, baf) beS freigebigen rei*
eher ©otteSlohn fwtrt, aber auch hienieben
fdjon reichlich bemeffencr ©rbenloftn.
„2Bie bie Ulme für ben SBeinftod, fo
ift ber Sinne für ben SBohttftäter burdj feine
fürbitte bei bem Spenber alles ©uten eine
Stühe." (Pastor Herrn®), deutlicher © t) *
prian: „durch ben fluh ber BJohlthateit
laffen fich bie flammen ber Sünben ans*
löfchen." Unb ber hl« SlmbrofiuS folgt
nur bem ©ebantengange beS Budje 8 dobiaB
mit bem Safte, „bah baS 9Umofen rechtfertige,
geWiffermaffcu eine danfe fei." Bfan hatte
Dernüitftigerweife bieS niemals in einem Ieft t *
gültig Dottsiehenben, fonbern lebiglich in einem
er ft gültig Dorbereitenbcn Sinne Derftehen unb
ftch bafter auch oon nidjtfirdjlidjer Seite ber
SluSfätle gegen baS Buch dobiaS füglich
enthalten follen. SBemt auch bie Schrift
fdjwiege, würbe bennodj bie ©rfaljrung befto
lauter bezeugen „bah, wer ben Slrmen gibt,
©ott leiht." 1 ) Unb gleicftermaffen beurfun*
ben Schrift nnb ©rfahrung," bah baB 2öoI)l=
thun bereits auf ©rbeit 3' n8 «ab 3 infeS*
jinS trägt, inbeS nadh einem gleichfalls be=
währten SpricftworteO ber Sohn beS ©eij*
halfeS ein Berfdjwenber ju fein pflegt, fein
©nfel aber als Bettler enbigt.
3tudiIofe febenS unb ärgern fich,
$<5eiiüdjtig fnirfdjenb unb cergebenb —
Ibatfächlicb jerftiebt ber ©ottlofen Begehren.
3ngrimm anfteht, ohne eS ftören, gefdjweige
aerftören jn tönnen, bis er ju fpät ftch über«
Seugen tnuh, bah er felbft nur einem Sdje=
men, einem drugbilbe nachgejagt. So bleibt
3ah«efnirfdjen fein 800 S hier unb bort.
') ®a8 treffenbe portugiefifebe ©pricbmort tau*
tet: „quem dae aos pobres, empresta a Dios.“
*) @8 i|i au8 bem ©paiiifdjen entlehnt unb
beiftt: ,,E1 hijo del ayaro es un prodigo y el
su nieto un mendigo.“
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50
Die fünf Pfalmen Ui Soimtags-tfcsper.
112. (113 ^ebr.)
(<Siu fottgtfegttS Meluja als SUiSbtucf btr ©unbeSfreube.)
I.
1) Alleluja.
Laudate pueri Dominum,
laudate nomen Domini!
2) Sit nomen Domini benedictum.
ex hoc nunc et usque in ssculum!
3) A solis ortu usque ad occasum
laudabile nomen Domini!
1. (Schon bet liturgifcfje ©ebraucf), mel*
eben bie «Spnagoge oon bent Sßfalrn mochte,
müßte feinen ©harafter als fjfröhlichftit
atmenbeSSuitbeSlieb gut genüge fenngeich»
nen. Serfelbe machte benÄnfang beS foge«
nannten ägbPtifcßen ober aud» fl einen §attel
gum Unterfdiieb uom großen, bem $f. 136,
wiewohl $aut oon 2)urgo§ unb nach
ihm bie SDiehrgahl b<&räifd)er 3äf)tung
bet djrifttichen ©segeten ben Sßfalmen*
cpfluB Dom 113—118 resp. 112—117
als bas große §aHel benennt. Sin allen
ftodjfeften etflang es, nur nicht am 9teu*
jahrS» unb SBerföhnungStage, ähnlich tnie
bei unS in bet SBufejeit bet Ouabtageftma
baS Slfleluja oerftummt. Spegietl beim 5ße =
fach* ober Öfter mahle mürben Sßf. 113
unb 114 h* 3* bem ©enuffe beS Sam*
meS, gerabe oot Seerung beS gmeiten ffreft*
bechetS angeftimmt; ber gweite Seil aber
(Sßf. 115—118 h* 30 nach bem ©enuffe
beSfelben, nämlich nach ©infdjenfung, jebodj
not Seerung beS gmeiten unb lebten 93e*
cherS. (Sßgl. 3Ratth. XXVI, 30.)
SaS herrliche Sieb, beffen SSerfaffer man
leiber nicht fennt, enthält guuächft eine Sluf*
forberung an Äll«3frael, ben ©migen gu
lobpreifen. (SS. 1—3.) Saran reiht fich
bie SSegrünbung gu foldjer Slufforberung,
unb gmar gunädjft im allgemeinen: ©ott
ift über alles erhaben. Sie ©efamtheit
ber 2Jölfer mag groß fein; unenblich größer
ift ©ott. Sie ftimmel mögen herrlich fein;
unenblich herrlicher ift 3ahDe (58. 4—6);
fobann im befonbern: 3ftael als ©otteS
beoorgugteS unb erlefeneS Heiligtum hat noch
einen fpegiellen ©runb. ©S ift ber Slrme,
ber neben bie dürften feines SSolfeS, bie grof*
fen SBeltreiche, gu ftfceir fömmt. (58. 7 — 9.)
SSitlig mag benn berjenige, bem mehr ge*
fchenft morben, auch mehr lieben unb loben.
SHIeluja!
Sobet, ihr Siener, ben öerrn;
lobet ben Staaten beS Jperrn!
Ser Staute beS ßerm fei gebenebeiet —
oon nun an bis in ©wigteit!
2?on Sonnenaufgang bis jum Untergang
fei gepriefen ber Stame 3ab»eS!
(cfr. SufaS VII, 43). Unb fo ergibt ftch
folglich als burchgeführteS Shenta beS auch
fprachlich 1 ) anSgegeichneten SSfalmeS ein Sob«
preis ber ©erablaffung ©otteS gum Stiebrigen,
ber göttlichen Selbftentäußerung, welche frei«
lieh auf ©olgotßa erft ihren §öhepunft er«
ftommen. Sßeoboret fteht baßer nicht an,
ben Sßfalm als prophetifdjen, ja birefte
mefftanifchen mit SWaladjiaS 1,11 gufanunen«
gufteHen. 3ntmerhin fonnte 3fraetS ®e=
fdjicßte bereits lehren, was ißautuS (1. Stör.
I, 26, 27), SSetruB (im 1. «Brief V, 5)
unb 3nfobuS (SSrief IV, 6) Dereint he*
tonen, baß ©ott nur ben Semütigen feine
©nabe Derleißt. 9timmermehr bürften wfr
ob fßriefter, ob Saien, bem neuteftament«
ließen SBnnbeSmaßle beS fßefach unS nahe«,
ohne baS bemütige SöefenntniS beS fapßat«
naitifeßen tgauptmannS.
SBorttef fließ erläutert SluguftinuS bie Äuf«
forberung, welche. nach ber SSulgata nur an
bie 3ugenb gerichtet fehernen fönnte, —
„glaube hoch feiner, ber als Jtnabe gerat
©otteS Sob gefungen, bei reiferem Älter
beffen überhoben gu fein! 3faia8 XLVI, 4
fteht: 3ch bin, fpricht ber föerr; unb wenn
ihr auch alt werben möget, bin ich
berfelbe." SDlitßin: ©ott ift unoeränber«
ließ; nun haben ftinber bie Statur beS 58fl f
terS; feib ihr alfo ©otteS Slinber, fo muffet
ihr auch mit euerm Soben unoeränberliih
fein.
2. ©otteS 9ta me beutet fein 2Bef enan,
baS feßteeßthin unerfaßbare. SEBenn man fub
nun fdjon Dor einem höheren oerbeugt, um
wie Diel mehr bann bei Stennung beS Älter«
') SMe Häufung beS Chirek oompagiais —
eineg nerbinbenben i ä®ifäen jroei jutammens
gehörigen Wörtern — begegnet fonft noc$ in «f
rannten Eigennamen, tote: QJamaftel = ©otteS*
gäbe; £annibal = £>ulb be8 ©aal.
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Hit fünf pfalmtn btt Sotmlags-Desptr.
51
hödjften! (2)ie Sßorfc^rtft ber §auptDernei*
gung bei Negitation biefeS Söerfe«!) SDiit
Ütachbrucf fehrt bet ^eilige £e|t heroor, baß
nicht bloS ein jebet (Sott preife; baß bie*
feS auch jeberg eit 1 ) unb
3. an jebem Orte*) gefdjehe.
Sogar benReiben lieg ftdj ja ©ott fei*
neStoegS gängUd) unbegeugt; in ber Schöpf*
ung unb im ©etofffen rebete er gu ihnen
(Sftömerbrief I, 20); unb fcßon baS SBeifpiel
beS.§iob, ber nicht bem auSertoählten Solle
angehörte, fonnte ben 3fraeliten geigen (cfr.
SBeHarmin gu ber Stelle!), bafj ©ott fetbfl
Don pofitioer, übernatürlicher Offenbar*
ung bie Reiben burdjauB nicht DöÜig aus*
fc&lofs; hoch inbem bie Ausnahme gur Söe*
ftätigung ber 3teget gereichte, mußte hoch
in höherem ©rabe ber alt* unb muß ber
neutefiamentliche SBunbeSglaubige ben Sßfalm
als ©Weiterung Derftehen jenes unöergleich*
lieh inbrünftigen OanfgebeteS: „2Ba8 folt
ich bem ©ttigen toie ber geben für aüeS, toaS
er mir guoor gab?" (Sßf. CXVI, 12 h. 3-)
4) Exceisns super omnes gentes Dominus,
& super ccelos gloria ejus.
5) Quis sicut Dominus, Deus noster,
qui in altis habitat,
<3) E(e)*)t humilla respicit —
in coelo & in terra?
7) (6) Suscitans a terra inopem
et de stercore erigens pauperem;
8) (7) Ut collocet eum cum principibus,
cum principibus populi sui.
9 ) (8) Qui habitare facit sterilem in domo,
matrem filiorura laetantem.
4. ©ine glangoolle Ausführung beS hier
angefchlagenen ©ebanfenS Don ©otteS un*
enblicher ©rhabenheit über bie SSölferfoloffe 4 )
auf erben, toie über bie noch größeren, un*
ferm ©rbplaneten oft mehr als taufenbfach
überlegenen $immelSförper begegnet 3faiaS,
XL, 22—24: „®r thronet über bem ©rb*
freiS; beffen SBetoohner ftnb Dor ihm, toie
fteufctjrecfen. ©r iffS, ber bie Fimmel aus*
fpannt toie einen Schleier unb toie ein 3elt
*) a'ttah Bom e'th = 3 f >t, Wie > m beutfeßen:
jur Seit = jeßt.
’) Das ffierbum b6 = fommen toirb im ßebr.
ttiber Grroarten Born Sonnen Untergang ge*
braucht, anjiatt bom Sonnenaufgang.
’) ©iebet geigt ftd) eine Abtoeicßung in ber
ffierSabteilung jtoifdjenSKafforaß unb SBuIgata; baS
©ingeflainmerte begießt fuß auf bie leßtere.
*) goi Don gawah, (wie gewiah, Ißj. CIX, 6,
S. 63 Kote 1 im Säcilienfalenber non 1882) =
er|8bt, angefcßtooHen fein, brfieft infolge beffen
bie Stoffe, baS Soll auS. 3® Singular liebt
bas Körnen bon 3(rael, im Sßlural bon ben $ei«
ben = fiÜQßctQot (in ber ©egemoart bon ben
Gßriüen).
Grßaben über alle SSöller ift 3aßDe,
über bie Fimmel feine fjerrlicßfeit.
2Ber ift, wie 3aßDe, unfer ©ott,
6r, ber hoch oben thronet,
Gr, ber auf baS Siefe hetunterblidet,
im $immel unb auf Grben ?
Ser Dom Staube aufrichtet ben ©eringen,
Dom Afchenßaufen erhebt ben Armen;
Um ihn hingufeßen neben dürften,
neben bie dürften feines SSolleS.
$er fehhaft macht bie Unfruchtbare im $>aufe
als fröhliche Siutter ber Söhne.
Alleluja!
fte auSbreitet, baß man barunter toohne..."
Namentlich baS gtoeite ©lieb beS SBerfeS,
baß ©otteS ©hre über bie $intmet, begog
ber heilige Auguftin auf einen Sßroteft beS
SßfalmbichterS toiber ben SabaiSntuS, bie
gumal im Oriente Don ber 3<>uöeipracht beS
bortigen Sternenhimmels nahegelegte 3Ser=
irrung beS SternbienfteB.
5. 3» unDerfennbarer Abfcchtlicbfeit be*
tont bie Schrift toieberholt, fo ©jobuS XV, 11;
3 Regg. Vlfl, 23; Sßf. XVU, 32, XXXIX, 6 ,
LXXXV, 8 (SB.*3); SeremiaB X, 6 ; SDti*
djüaS VII, 18 ben ©egenfaß beS toahren
©otteS entgegen ben falfcßen ©öttern; fo*
toie überhaupt ©otteS abfolute UnDergleich*
lidjfeit mit Der ©efamtljeit beS ©rfdjaffenen,
rooburch bie DerhangniSDoHe AtteinBlehre beS
SßantheiSmuS gurüdgetoiefen toirb, ber ben
©inen in bem SBielen auf gehen läßt; ber
täufchenb bie Sprache ber SEßaßrhett gu re*
ben fcheint, 1 ) in Wahrheit aber bie irrigften
') ®efanntlicß flagten bie alten Santheijleu beS
6. unb 5. 3<>ßtßunbert3 b. Gbr., ein KenopßaneS
7*
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52
bit fünf Pfalmtn itr Sonnlogs-ftsptr.
SSegtiffe mit ben Sßorten üerbiubet. Dem
entgegen öertrttt bet Sßfatmift bie geheimnis*
bolle, bie ffaffungSfraft überfteigenbe Offen*
barungStfjatfache, baß bet 2111 gegenwärtige
nicßtSbeftoweniger auf befonbere toeife in un*
ermeßlidher tQöf>e wohnt unb thront. („3n'
einem unzugänglichen Sichte" fefct bet Slpoftel
hinzu (1 Dimoth. VI, 16).
6 . Doch gerabe barin bewährt ftdj ®ot=
teS boüenbete ®röße, baß fie ihren Snljaber
feineSwegS zw ©ntfrembung auch nur bom
fleinften nötiget; fonft märe bie ©röße nicht*
mehr SSeflfc, bielmehr ©dfjranfe; nichtmehr
Freiheit, bielmehr 3® an 0*
©trabe auf baS fiebrige, Demütige blidt
er im Fimmel unb auf ©rbeit. Sticht erft
SßetruS H, 4 unb 3«ba8brief SS. 6, fonbern
bereits 3ob IV, 18 gebenft be8 Sturzes
ber ©ngel, Welchem Hochmut boranging;
nidht erft SJiatth. XX, 20 ff. fann man
au8 ber Antwort be8 $errn an bie 3 e bebi*
ben erfahren, wie nur Demut zw Erhöhung
führt; ber altteftamentliche Sänger mußte
auch fcßon au8 ber £horah bie nämliche
Überzeugung fdjöpfen.
7. DeS unfdhehtbaren 2tnfange8 3fraels
als SSolfeS foffte nach bem 2lu8fpruche be8
©efefcgeberB (Deuteronomium XXVI, 5)
auch ber fpätere Epigone fldj erinnern, wenn
er bei Darbringung ber ©rfitingSfrüchte beS
SerljeißungSlanbeS bor bem Sßriefter zu be=
lernten hatte: „Sin 2lramäer (Saban) ber*
folgte meinen S3ater(3aIob), ber nachStghpten
hinabzog unb bort grembzeit hielt mit ge*
ringer 3°hl (bon 2lngehörigen); unb boch
wuchs er zu einem großen unb ftarfen unb
überaus zahlreichen SSoIfe." ©benfo brauste
fich ber 3fraelite nur in bie ©rinneruitg zu
rufen, wa8 §annab, bie ÜJiutter ©amuets, „beS
zweiten SJtofeS" (3erem.XV, 1) gefuitgen,
um zu erlernten, baß (Sott bie Übermütigen
bemütiget, bie Demütigen aber erhebt. (IRegg.
II, 8). ©agt ber §err (SJtatth. X, 29),
unb cparmeuibeS, ebenfo über bie untoürbigen
Stntbropopattiieu (menfdjlidje SßoritellungSnieifen)
ber @5ttet Bei ben ®id)tern £>omer unb §e*
fiob, wie unfre mobemen Cßantijeißen in ä^ntic^er
Stiftung bie BI- «Sdjrift «nflagen. SSenu Senapba;
ne8 fagt: ,,'Jiur Gin @ott crifHert, ben ©terbtiqen
»eber an @e{ialt berglti^bar, noch an (Sebanfen.
@anj Stuge ift er, ganj Serfianb, ganz C^r;
mübetog beberrfcbt er alleg bitrd; fein Stufen" —
fo ift bamit tooi)l ber SpoIpttjeiSmug übertounben
unb glaubt man einen Xbeifien ju Perneljmtn;
bennodj war er in mirflic^teit ein Slttjeift.
ba§ bie SSorfehung um jeben Sperling ftd)
fümmert, beren zwei man auf ba8 3ehntel
ehte8 DenarS, bie fleinfte jubifcße Stupf er*
münze, Wertete; fo äußert benfeiben ©eban*
fen faum weniger energifd) unfer Ißfaltu*
oerS. 2lu<h Wer bem ärmften ber 2lu3fäfci*
gen gleich auf einem 2lfchen* ober Dünger*
häufen fein Säger hält, oon ber menfchlichen
©efeüfchaft gefcßieben unb gemieben, um bei
tag fein UäglicheS tarne, tarne (unrein,
unrein) ertönen zu taffen, zur nadptBzeit
aber in ber Pon ber DageSfonne erljifeten
2lfche ft<h Perbirgt (3ob XVI, 16) — auch
er ift n.icht oergeffen.
8 . Unter bem ©djutte 3erufatemS unb J
beS DempetS fcfjien 3fraelS §erriichfeit auf
immer begraben. SBeldj unnennbares Sieh
burchwühtte nicht bie SSruft beS greifen 3e=
remiaS! Unb bod) — WaS oom SShöutE eine
©age, bon 3frael warb eS Sßirllichleit unb
©efdjichte. Sßährenb ©pruS in ben Steil*
fchriften recht bezeidjnenb ft<h gleichzeitig
Stönig Pon SSabei nennt, würbe baS im
©lutofen beS ©EilS geläuterte 3fraet nicht
allein national reftauriert; Pielmehr fogar
beffen internationale, zentrale «Stellung
unter ben SSötlern als SSfaSgangSpunft btS
ÜJteffiaSreicheS gerabe jefct eingeleitet, b<r*
burch nämlich, baß bie feit bem ©jil all*
gemein geworbene Snftitution beS Ißroft*
IptentumS bie Kenntnis ber Offenbarung?*
religion felbft ben entlegenften §eibeno3lfern
Vermittelte.
9. ©anz Wie SfraelS ©efdjicpte infoferne
bie URenfchheiiSgefchichte borbilbete, als burch
bie ©rlöfung ja ber ganzen üflenfcpheit ber
3 ugang zu einem bem borfünblichen 3uftanbe
gegenüber erhöhten ©nabenftanbe eröffnet 1
Warb: fanb 3ftael8 ©efcpicbte hinwieber fich
borgebilbet in ber ®ef<hi<hte ber zubor er*
wähnten SWutter Sjannal) (2tnna). ©ie, bie
Sängerin beS altteftamentlichen ÜJiagniftfat,
follte an fich erfahren, wie ihr Stame — bie
SSegnabigte — nidht länger ein §opn auf ihr
©chidfal fein foUte. SUicpt allein, baß bie Stinbcr
ihrer Stebenbuhlerin, bie ben ftolzen Flamen
iphenenna (= Sßerle = SJtargaretha) trug,
ber jübifcpen Ueberlieferung gemäß ber reiße
nach baßinftarben; iljr — ber Slnna —
Würben zum Äinbe ber S3erh«ißung (bem
©amuel) noch brei Söhne unb ztuei Dßcß*
ter hinzugewährt. (I. Regg. II, 21.)
SSolIenbS worb 3frael eine fruchtbare
■Dhitter, inbem burdh ben fterborgang be§
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Bit fSnf pfalmcit brr Sonntags-Ptsptr.
53
ÜJleffiaS aus bem Jungfräulichen Sdjojge
SJiarienB, einer Sodjter ber gulefct alt ge*
worbenen Synagoge, teuerer fetbft neues,
höheres ßeben Pon nie üerftegenber gfrucht*
barfeit eingef)aud)t narb; baS neue „3fraet
(SotteS" als fathotifche, als Sßeltfirche be=
grünbet narb.
Snbent nir burdfj bie Dfterfommunion
— unb nach 8tpoftelgefcf)i<hte XX, 7 ft^ci*
nen, bie ©laubigen früfjgeittg aud) an jebem
Sonntage gutn „Srotbredjen", b. h* gur
Kommunion gufammengefommen gu fein —
aufs neue unfere Bwöe^örigfeit gu ber be*
gtücften unb beglücfenben SDtutter Stirne be*
funben; fönnte nie^ts unfere f$reube hemmen,
nochmals (mit bem ntafforetifdjen Sc^te am
®nbe) ein 2tHeIuja gu jau'chgen; näre nicht
bie SSeforgniB, wir fömtten (SSItifraet gleich)
aus oerblenbetem Hochmut am ©nbe hoch
no<f» baS bereits empfangene Heil nieber
oerfchergen. SRid^t grunbloS legt uns beB*
halb bie ftirdje noch einen lefcten fßfatm ber
Sitte in ben üJlunb.
113. (114 unb 115 hebr.)
(Sag ber £>err einmal an feinem Snnbe8»oIfe gro|e8 getfjan, möge Gr fiet8 miete er tljun.)
L
1) Alleluja.
In exitu Israel de Aegypto,
domus Jacob de populo barbaro:
2) Facta est Jud«a sanctificatio ejus,
Israöl potestas ejus.
3) Mare vidit & fugit,
Jordanis conversus est retrorsum;
4) Montes exultaverunt ut arietes,
et colles sicut agni ovium.
5) Quid est tibi mare, quod fugisti,
et tu Jordanis, quia conversuses retrorsum ?
(5) Montes exultastis, sicut arietes,
et colles sicut agni ovium?
7) A facie Domini mota est terra,
a facie Dei Jacob,
8) Qui convertit peträm in stagnaaquarum,
& rupem in fontes aquarum.
1. fftach bem Sorgange beS hi* 2tugu=
ftin, ber behauptet, bafe, nenn auch affe
5 ßfatmen unter einanber gufammentjiengen,
hoch Sf* 114 unb 115 h* 3 * (in ber Sep*
tuaginta unb Sßutgata befanntlidj gu bem
©inen ißf* 113 Pereint) fo, bafs man fie
getrennt faum benfen fönnte; entfchiefcen ftcfj
auch neuere (g. S. Shathofer) für bie ur*
fprünglidje 3ufammengehörigfeit beiber. S)ie8
um fo mehr, atS fogar biete hebräifche Hanb*
fchriften unb — menigftenS in bem nach
ber «Stabt Slmlati benannten Sobej — auch
bie nach bem Hebräifchen angefertigte (3te)
SPfalmenüberfefcung beS heil. tpieronhmuS eine
fot^e ^Bereinigung bargeigt unb eS fid) an*
brerfeitS auch leicht erftären täjjt, bah bie
SlQeluja;
2113 Qfrael auSgog au8 kappten,
Sag £au3 3afob3 »om frembfpradji. gen Solle;
Sa warb 3futea fein Heiligtum,
Sfraet fein HerrfchaftBgebiet.
Sag ÜJleer fah?, ba floh e3;
Ser 3orban manbte fid» rücfroärt-3.
Sie Serge hüpften tote ÜBibber,
Sie $üget, wie junge Schafe.
2Ba8 ift bir Söleer, ba| bu fliebeft;
Sir Qorban, bah bu guriid bid) toenbeft?
3br Serge, bah ihr hüpfet, wie SBibber,
3hr £ügef, Wie bie jungen Schafe?
Sor be8 Gmigen 2tngefi<ht gittere, Grbe,
Sor bem Slngeficht beS ©otteä 3alobä,
Ser ben geig manbelt in SBaffertetdie,
Üiefelgeftein in SBaffergueHen.
Hturgifche Halbierung bei ber jßefach*
regitation (man ügi. baS gum Stnfang beB
oorauBgehenben fßfalmB bemerfte!) auch bie
graphifche nach ftch 800*
SERan Permutet fernerB, baß ber fßfatm
Pon einem nadjeEitifchen JJoradjiten, atfo
einem mufifalifdh gebitbeten ßebiten, für bie
2 tufführung im Sempet berfafet warb, um
toähreitb ber Dpferhanblung, etwa bem prie*
ftertidjen Speifeopfer (©matb), nach ®na*
togie anberer Sßfatmen, wie beB 9., 67.,
91. h* 3 * int SBedjfetgefang Porgetrageu gu
Werben. So feien bie erften 8 Serfe un*
fereB fßf. Pon einem föiuftfchor gefungen Wor=
ben; 23. 9—11 (ber 2S.*3.) Wären baB ffte*
fponforium beB SoffeB gewefen; bagegen habe
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54
Hie fünf JOfalmcn ber Äonntögs-Hesper.
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23. 12—16 ber Siturg (Offijiator), 23.17
—20* baS 23oIf, 23. 20b- 23 ber fegnenbe
Sßriefter mtb enbltd) 23. 24—26 abermals
baS 23oIf gefangen.
Sem fei nun, mit tljm wolle, inhaltlich
werben in ben erften 8 23erfen ©otteS ©roß»
traten bom SlnSguge aus Slegppten bis gum
©ingugein ftanaan „in ebenfo majeftätifdicm,
als lieblichem 3J?iniaiurbilbe gufammengerfirft.
©8 ftnb 4 Setraftidje (je 2 2Serfe bilben
1 Setrafiich), bie ftch mit 23ogelfdjneHe in
4fjtügelfchlägen üorüberbemegen." (Selifcfch)
2) 2Benn eS beißt: „2118 3frael auSgog
aus ftgppten;') baS $an8 3afobS bon bem
frembfpracbigen’) 23olfe (cfr. au<b ©eneftS
XLII, 23 unb fßfalm LXXX, 6 2S.=3.I),
warb 3uba (baS Judaea ber 23ulgata fann
natürlich nicht int ©inne ber weit fbäteren
römifcben Sßrobingialeinteilung gu nehmen
fein) fein Heiligtum: fo barf biefeS nicht
bom Sempet berftanben werben, ber ja erft
5 3ahrhunberte nach bem SluSguge fi<h er*
hob, fonbern, wie baS fjfolgenbe beweist,
bon ber theofratifchen 23unbe8fchließung am
©inai (©jobuS c. XIX). SamalS fpradj ber
©wige: „3ßr foDtmir ein priefterlicheSStönig»
tum unb ein heiliges 2SoIf fein;" unb
alles 23olf antwortete: „2lHeS, was ber
§err gerebet hot, wollen wir thun."
3. 5Jtit 2®unbern, folglich mit einer
©uSpenfton ber na türlidjen Drbnung, hotte
ber £>err ben 2ßeg feines SBunbeSoolfeS
begegnet. Sie Umfehrung ber 23erhältniffe
in ber Statur, wie fte in ben ©reigttiffen am
©djtlfmeere, am ©inai unb am 3or=
ban, alfo gu anfong, in ber SRitte unb
am enbe ber SBcfreiung, herbortrat; follte
baS 23o(f belehren, auch mit ihm wolle ©ott
eine übernatürliche Drbnung auf bem fitt»
liehen ©ebiete begrünben.
') mi^rajim — 5~ual ooit ma;or — ifi ba8
au8 Ober» unb Untcrfigppten befleljeitbe fianb,
ettoa wie man bon „beibeit ©Lilien* fprid^t;
mafor im Singular bebrütet „ginfdjhth", toegeu
bei bon SPetufnim ('Port ©aib) bi8 ©uej laufenben
SPefefligimgSIime, einer „ägpptifdjeu 'XUauer* ttnber
bie (SiufäOe ber arabifdjen ifebuinen, (analog ber
(hinefifchen HWauer wiber bie (SinfäUe ber lataren).
’) Oie Spraye ber alten ägppter war toefent»
lieb bem fi'optifchen gleitf), »nie ja ber 9?ame
fiepten felbft onB Aepyptii (Kipti) berftiimmelt
ift. Aigyptoe aber erflärt ©ber8 (?lrt. Ggppten
in 9tie(im’8 ^aubtnörterbudb be8 bibt. ?tltertum8)
aus bem ptjönijifcbm ai-kaft ober ai -gapt =
baS gebogene fiiiftenlaub.
3orban unb SDJeer hat ber Sichter als
fachlich gufammengchßrig Perbmtben.
4. 2Bährenb nun bie 303a ff er gegen ihre
Statur ftanben, gerieten bie 23erge uub
ftügel, nicht weniger gegen ihre Slatur,
gleichfam in jjluß; ja fühner noch als fonfi
bie Stellen beS SReereS unb beS ©tromeS
203ogen fich gu bewegen pflegen, hüpften fte
nun ben 233ibbern ähnlich unb ben jungen
Sümmern. (©jobuS XIX, 8.)
5. ©in tchter Sichter, über 3ett unb
Staunt erhaben, frägt ber Sßfalmift, ars toüre
er bei jenen 23orgüngen gugegen gewefen,
in 3form einer 23rofopopöe bie in ihrer
Statur gewanbelten ©lemente nach ber Urfache
ihrer 23erwanblung. ©eiftreich macht ber
heil. SluguftinuS hier bi« Stufeanmenbung:
2luch bie ©eele müffe aus Sigppten, bem
Sanbe ber 23ebrängniS;’) bem 23olfe, baS
bie Offenbarung nicht oerftebe, b. h. bon
ber 2Belt unb ben Äinbern ber SBelt aus»
giehen unb burch baS ©aframent ftch h«i=
ligen gur ©otteSfinbfchaft. Unb toer
bem 3orban gleich feinen Urfprung, b. h.
©ott, Perlaffen, unb beBwegen gleich jenem
in baS tote SJteer, b. h. in bie bittere ©arg»
flut ber £>öüe ftch ftürgen mürbe; ber tf/ue
gut. Wenn er wie ber 3orban, ber gu 3ofueS
3eit bis ©arthan bei ©cpthopoliS (Stifan
heute) gurüefgeffoffen, gleichfalls gu feinem
Urfprung gurüdffehre unb ©ott nicht ferner»
hin ben Stücfeit, fonbern baS Slntlifc gu»
wenbe.
6. 2Tuf bie gleichmüßig, wie an ba§
©ewäffer, auch an baS ©ebirge gerichtete
Anfrage, erfährt btr Sßfalmift
7. bie Antwort, baß eittgig ©otteS
SRadjt all baS gu ftanbe gebracht, beffen
Allmacht
8. auch baS fcärtefte gu erweichen ber»
möge.
©ineS neuen SoppelmunberS gebenft
ber bnnfbare Sichter, ba 3aßbe (laut ©job.
XVII, 6) beiStaphibim — aufbem $injuge
gum ©inai im 1. 3oßre beS SlufenthalteS
in ber Sßüfte, unb bann mieber nach bem
203egguge bon bort in ber 233üfte ©in (Numeri
c. XX, 11), im lefcten 3afjre ber Sßanber»
ung, fein 23olf wunberbar tränfte.
') <;ur, moBon ma£or unb migrajim, heißt ja
in ber $hot »bebrätegen.* ©epon ber 9tame be»
8anbe8, in melc^em fte 430 3ahre oertoeilten, mar
für bie fiinber 3fraeI8 mithin »on fchlimmer
5*orbebeutung.
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Original fro-m
UNIVER5ITY QF MICHIGAN
Oie ffinf Pfalmeii ber Bonntagss^eaper.
55
@3 ift fürroahr angemeffen, frei ber
Sßfalmobie bie Mahnung beS heiligen Slugu*
ftinuS gu beachten: „5D?efnet nur ja nicht,
lebiglich Vergangenes »erbe jenes orteS
gefagt; tm gegenteil flünfttgeS, auchunS
2lngehenbe3. ©tnb hoch (nach (Salaterbr.
III, 7) mir SlbrahamS ©ame unb fonach
gum §aufe 3afob (gehörige, tnbeS bie um
beS rJIeifcheS millen (©alaterbr. Y, 18 ff.)
ihr (SrftgeburtSrecht preiSgebenben 3uben
eher bem §aufe ©fauS als bem 3afobS
beigufchreiben ftnb." SBohtan benn, mögen
mir mehr noch als bie 3nben Umfehr
lernen burch bie ©ijmboltf ber 5iatur! Ob
SDteer, ob gluß; ob Verg, ob ©figel; ob
großer, ob Heiner ©önber — fügen totr
uns bem SQSorte (SotteS jebergeit, unb »enn
mir auch unfere gange bisherige gur gtoeiten
Statur geworbene begehrte 2lnge»Bhnmtg
ablegen unb uns ooffftänbig anbern müßten!
2Bie ber tote 5elS, Dom SEBnnberftabe
berührt, toieberholt lebenbigeS 2Baffer
heroorgefprubelt; fo möge ftch auch unfer
ücrhärieteS §erg jebeSmal, fo oft ber
£irtenftab beS VußridhterS l ) baranfchlägt,
heiße SBußgahren entladen laffen!
Watt* 118 b B.-3.
II.
9) (1) Non nobis Domine, non nobis,
sed nomini tuo da gloriam —
10) S[s]uper misericordia tna & veritate tua;
(2) n[NJequando dicant gentes:
Ubi est Deus eorum?
11) (3) Deus autem noster in coelo;
- omnia, quaecunque voluit, fecit.
12) (4) Simulacra gentium argen tum etaurum,
opera manuum hominum.
13) (5) Os habent & non loquentur,
oculos habent & non videbunt;
14) < 6) Aures habent & non audient,
nares habent & non odorabunt;
15) (7) Manus habent & non palpabunt,
pedes habent & non ambulabunt,
non clamabunt in gutture suo.
16) (8) Similes illis fiant, qui faciunt ea,
& omnes, qui contidunt in eis,
17) (9) Domus Israel speravit in Domino,
adjutor & protector eorum est,
18) (10) Domus Aaron speravit in Domino;
adjutor & protector eorum est.
19) (11) Qui timent Dominum, speraverunt in
Domino;
adjutor & protector eorum est. 1 )
*) ÜteuerbinaS »eicht auch bie SBerSabgreujung
j»ifchen IR. uno 93. am anfange ab; bie äifferu
unb 23uchftaben innerhalb ber iliammeru gelten
bieSmal bei* SDtafforah. 93. 17—19 fleht fernerS
im Urterte ber 3mperatit) aujlatt beS 3nbicatiö
ber Vulgata.
= (115 hebr.)
Sticht uns, Sahne, nicht uns,
fonbern beinern Stamen gib (Ehre —
I (Ob beiner SBarmhergigfeit unb ÜEBabrbeit),
| S)[b]amit nicht fagen bie Reiben:
„2Bo ift bod) ihr ©ott?"
Slber unfer ©ott ift im Fimmel;
SUleS, »aS er »iH, nollbringt er.
2)och bie ©öfcen ber Seiten fmb Silber unb (Mb
Söerte non SJtenfchenhänben.
(Einen SRunb haben fie, unb reben nicht,
Slugen haben fie, unb fehen nicht;
Ohren haben fie, unb hören nicht,
©ine Stafe haben fie, unb riechen nicht;
Sänbe haben fie, unb taften nicht,
. Sufee haben fie, unb gehen nicht;
Sie fprechen nicht mit ihrer Äehle.
Shnen ähnlich mögen »erben, bie fie machen,
ebenfo alle, bie bertrauen auf fie!
SauS 3frael oertraut auf 3ahbe;
fein Seifer unb Vefchüfcer ift ©r.
SauS Slaron bertraut auf 3abbe;
fein Seifer unb Sefchüfcer ift ©r.
„2)ie ben Serrn fürchten", bertrauen auf 3ahoe ,
I ihr Seifer unb Sefchüfeer ift ©r.
9. VorauSgefefct, baß hier in ber $hat
nur bie gortfeßung beS bisher betrag
teten SßfalmeS borltegt, fcßlagt ber £on ber
*) ©ine finnige Zeremonie iji bie 93erühntng
beS 93üBer8 mit bem Stabe burch ben ©rofc
pönitentiar.
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56
Die fünf Pfälmtn btt Sonntags-Besper.
©anfbarfeit für bie ©ilfe in ber SSorjeit
in ben ©on beS Stehens um, ber alter* |
bingS — anbetradftS ber seither erlangten
$ilfe — ein äujjerft suoerficbtlicber , ift;
aufjjerbem geftüfjt auf ©otteS Wacht unb
©ilte, wogegen bie ©öfeen ber ©eiben un*
mastiger fmb als beren ©cfjüfelinge. liefern
©ebete um ftetS erneuten @d)Ufc (SB. 9—19
Vulg. resp. 1—11 M.) reif)t ftcb abftfflie&ntb
gleicffam als Unterpfanb immer rei*
<berer® nabe ns um enbuttgbiebeim
©dbtuffe ber Dpferbanblung gebrauchte ©e*
genSformet an (2$. 20—26 Vulg. resp.
12—18 M.)
Sieffte ©emut ift ber ©runbjug biefeS
SPfatmgebeteS. SfUc£)t ein 9te<bt ma<ben bie
Söeter geltenb, Bon ©ott erhört su werben;
nur an ©otteS S3armberjigfeit unb freilich
audj an beSfetben fBerbeifeungStreue erbeben
fie Berufung.')
10. Unb atterbingS erfdEjeint aud) ©otteS
eigene ©bre mit 3fraets ©dfitffal oerfnüpft,
jumat bei ber SSorfleQung ber Sitten, wo*
na<b ber Sampf ber SSötter jugteicb einen
Äampf ihrer ©Btter bebingte. (Wan Ber*
gleite biefür Numeri XIV, 13 unb 9ti<b s
terbud) XI, 24, 27!).
11 . 2)ent rwfbattlofeften Vertrauen auf
©ott fteßt ber ©iebter
12. bie oBUige Unmacbt aud) ber ma*
teriett mertnottften ©etbeitgßben, wie ber bl-
Stuguftin fidferlicb gutreffenb bemerft, nicht
ohne feine Sronie gegenüber, ba bie ©eiben
ben SRudfcblufj Bon ben golbenen unb fttbernen
©Bfeen auf bie ungejäbtte Wenge ber in
ihrem föefifce befinblicben ehernen, tbBnernen
20) (12) Dominus memor fnit nostri & bene-
dixit nobis;
benedixit domui Israel, benedixit domui
Aaron.
21) (13) Benedixit Omnibus, qui timent Domi¬
num,
pusillis cum majoribus.
22) (14) Adjiciat Dominus super vos,
super vos & filios vestros!
') 2113 inbaltSDerioanbte ©ebete Taffen fich
bergleichen 2 Chron. XX, 12 baS ©ebet be§ Äö*
ntgS 3°f a Bh a t unb ®aniel IX, 18 baS ©ebet
biejeä 23voyT)cten für fein 33olf.
unb fogar bölsernen ©Bjjen leicht felber sie*
ben tonnten.
13—15. führt ftt breimaltgem Slnfafce
breimal bie Slticbtigfeit ber ©Bfeen Bor.
©ine füftlidje fßarattele baju bietet 3faiaS
XLIV, 8—10: „©er ©cbmieb arbeitet mit
ber gelte unb formt in ber ©lut unb unter
bem ©ammer. ©er ©olgfcbnifeer legt bie
Wefjfcbnur an, arbeitet mit bem ©obel, bredj*
fett mit bem, Sirfet unb bitbets — baS
©Bfeenbilb — nach ber ©eftatt eines Wen*
feben. ©r baut ftcb 3ebern um unb holt
ftd) ©icbe unb Steineiche. ©aBon nimmt
er, um ftcb 3“ erwärmen unb jünbetS an;
Born Stefte aber macht er einen ©ott unb
betet ihn an, formt er einen ©Bfcen unb
beugt ftcb Bor ihm — ©rüg in ber ©anb."
16. ©aS ©djlimntfte bleibt, bafe biefe
©äffen, wennfdjon tot, boeb sugteicb tBten.
©ie tBten baS Seelenleben ihren SÖerfertigerit
I unb ÜBerebrern, foferne fie bie gäbigfeit biefer,
ben wahren ©ott ju finben unb su nerebren,
berart fd&Wäcben, bafj bie ungenübt bteibenbe
Straft sulefct gänslid) Bertoren gebt, — sunt
©obngetääbter ber ©ämonen, welche unter
ber SarBe ber ©Bben ftcb 2Beibraudj ftreuen
taffen, ©o febreibt ja auch ber Slpoftet
1 . torintb- X, 19 ff.: „9ticbt als ob ein
©Bbe etwas fei, aber weil bie ©eiben, »aS
fte opfern, ben ©ämonen opfern unb nify
©ott."
17—19. nimmt bie gewählte, wahrhaft
bidjterifcbe ©arfteßung nun abermals einen
breimatigen Slntanf, um bagegen baS un*
entwegte ©ottBertrunen SfraetS im alt ge*
meinen, wie baS ber ßaien, Sßricfter unb
Sßrofetbten im befonberen su feiern. —
(23ettarmin.) *)
3abBe bat unfer gebaut unb wirb fegnen,
wirb fegnen baS ©auS 3frael, wirb fegnen ba«
$au3 Staron:
wirb fegnen alle, welche „ben ©errn fürchten",
bie kleinen mit ben ©rohen.
ftinjutbun möge 3aboe (sum ©egen) über
euch,
über euch unb eure Äinber!
') Eie SBuIgataüberfehung erreicht butd) bie
SSBabl beS Snbifatio an ©teile beS ^mperatio Beim
SSerbum eine gröbere Sebenbigfeit beB ?lu3bntcf3.
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Original fram
U NIVER5ITY OF MICHIGAN.
öie fünf Kalmen btt Senntagebesper.
57
23) (15) Benedicti tos a Domino,
qni fecit coelum & tcrram.
24) (16) Coelum coeli Domino;
terram autem dedit filiis hominum.
25) (17) Non mortui laudabunt te, Domine,
neque omnes, qui descendunt in infern um.
26) (18) Sed nos, (qui viTimus), benedicimus
Domino,
ex hoc nunc & usque in saeculum.
20 . ®a8 zachar (= er ßat gebadet)
t>eS ©runbteEteS laßt bermnten, baß bei
{Resttation biefeS Sßerfeö ber Sßriefter baS
fogenannte qome 9 in baS (Jener beS SBranb*
opferaltareS roarf; ßieß boeß aucß azkarah
(©rinnerungSmittel) baSjenige, tna8 beim
unblutigen Opfer Dom Sßriefter mit ben
gefalbteu Ringern gefaßt unb ber glamme
übergeben mürbe, auf baß, fomie im Opfer
ba8 SBolf feines ©otteS, nunmeßr autß ©ott
feines SBolf eS gebähte unb im ©egen biefeS
fein ©ebenfen betßätigte.
21 . ®er SDr eiglieberung beB©ebeteS
(SB. 17—19) entfpridßt ßier bie SSreiglie*
berung be3 ©egenS (SB. 20 u. 21); brei*
mal ragt ba8 betonte „®r mjrb fegnen*
an ber ©piße beS SBerSglfebeS. 2BaS be*
fonberS tröftlicß ßiebei Hingt, ift, baß (Sott
autß bie kleinen 1 ) fegnet. SRitßt erft ber
neue Söunb, an<ß fd&on ber alte Ießrt an
Dielen Orten, Dor (Sott gelte fein Sllnfeßen
ber Sßerfon. SRitßt burtß {Rüben foHte baS
&au8 Safob erßößt merben, fonbern bnrcß
3 ofepß; nitßt bnrcß $eli fam $ilfe miber
bie Sßßilifter, fonbern burtß ©amuel; nießt
©liab, SJlbinabab ober ©amma maren für
bie Königsmürbe beftimmt, fonbern beten
jungfter Sruber $abib. {Reben ben ragen*
ben unb tragenben ©äulen flimmern aucß
taufenbe smar einfacßer, aber barum nießt
minber ebler ©teine in bem mßftifcßen
©otteSbau ber Kiriße. Sie ift ber ©ralB*
tempel, toelcßer natß bem Siturel beS SBoIfram
Don ©b elfteinen gebaut ift. 3nbeS nitßt
erft ber $eitanb münfcßte Don ben ©einigen
(SoßanneS X, 10), baß fie ben geiftigen
©lan§ beS ©nabentebenS ftetig Deroief*
fältigten.
22. Slutß ber Sßfalmift in feinem ©egenS*
formular Dergeiftigt ben Dom ©efeßgeber
') Qaton = abgefdjnitteii, furj, flein; wie
curtus oor curto = fiirjen, ober brevis oon brevio
mit ber gleichen 23 ebeuiiing.
©efegnet fetb ißt Don 3af)0e,
ber gemacht bat Fimmel unb Gebe.
2)et $immet ift fjimmel für gaßoe,
S5ie Grbe jebocß gab er ben 2Jlenftßenlinbern.
Stiebt bie Üoten »erben 2>i<ß preifen, 3aßne,
notß alle, bie binabfabren jur Unterwelt.
Sffiir aber, (bie wir leben), benebeien 3abbe,
Don jeßt an unb in (Swigfeit.
StUeluja.
3Rofe8 (Deuteron. 1,11) geäußerten SJBunftß;
autß er möeßte ein ftetig maeßfenbeS ©na*
benmaß' für alle gnfnnft auf 3frael ßer«
abfleßen.
23. Unb baß fein gießen nießt Dergeß*
lidß mar, beseugt bie ©efeßteßte. ©tßatten
glei(ß ftnb bie größten {Rationen Dorüber*
geeilt, SRatur* unb Kulturoölfer. SRur Sftael
folgt einem ©efeße ßößerer Orbnung. 3m*
mer faft gebrüeft, boeß nie unterbrütft ift
es baS emige SBolf, Don ben Sßropßeten unb
bem Slpoftel als foltßeS gefennseießnet; mürbe
eS, natß bem Slusfprutße beS ßl. SKuguftin,
immer saßlreicßer, inbem aucß „ans ©teinen
Kinber SlbraßamS ermedt mürben" (9Jlattß.
III, 9); inbem ©cßafe ßinsufamen, „melcße
nitßt Don biefem ©cßafftatte maren" (3o*
ßanneS X, 16), unb sw« ntd^t bloS su
ben ©roßen — ben $irten; fonbern aueß
Sit ben Kleinen — ben Serben — immer
neue ©tßaren ßinsugefügt murbett.
24. {Roiß Dom altteftamenttießen ©tanb*
pnnfte aus betraißtet beßalt ber ©mige ben
$immel (und) ber SBulgata „ben &immel
beS §intmelS" ’) fiiß Dor, mogegen ©r bie
©rbe ben SübamSfinbern überläßt. {Rotß mar
baS ßanb ber SBerßeißung Kanaan, nitßt baS
„{Reitß ber Fimmel", roie in ben ©oangelien;
„nodß ßatten ©ereeßtigfeit unb griebe fuß
nitßt ben Kuß gegeben." (Sßf. LXXXV, 11
ßebr. 3äßlung.)
25. {Rotß beutlicßer Derrät ftd) ber ©tanb»
pnnft beS UnerlöSten burtß bie {Betonung,
baß in berS)untaß —bem Orte beS©djtoei*
genS — bie SEoten inSgefantt ißren SIRunb
nießt erßeben sunt ßobpreiB ©otteS. 333ie
anberS bngegen beim neuteftamentlüßen 8lpo*
falßptifer bie ©ebete ber ^eiligen in ben
') 2 . fforintß. XII, 2 rebet aud) ber Slpojlel
non einem britten Fimmel —bem < 5 eliflfeit$*
§immel übet bem SSoIfen- unb Sternen*
Fimmel.
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
Sit fünf t-fiiimrn &cr 3onulags-Pt«ptt.
JibocftgcitssmapC föäctfta’o u»t6 '33arevie»
Vtitlh GumU'iio (Sicht 5lnm. S. 2‘i ynfr (S.*jt. tS*fi).
golbeneit ©cpaten! (2ft>ofaIt)pfe beS pl, 3o=
paiutcP, V, 8 ff.).
26 . Sropbem t>erfd>riefet piept bocf) audj
bcr s 41falmtft fiep ber Hoffnung ttkpt, bap
cinft — mann freilid), weife er nod) niept —
bie jept Scbenben unb auf erben ©dH
Sßreifenbeii ewig SHIcIuja jubeln fönnen,
ob auep öoriibergepenb in bcrSiimap, fonft
geroöpnlid) ©cpeol genannt, bieä ipr Hob
öerftummen mtlfe. ©S finb Hoffnungen, wie
fie auep 3 faia« ber SJkoöpet (XXV, 8;
XXVI, 19 ) ju erlernten gibt.
2Jiit toieoict mepr 33efricbigmtg fann ber
©prift am Sonntag bei: $faim remitieren!
gortau ift nur ber geiftige lob ju fiircp-
ten; bie ben Seibenfcpaftcit fröpnen, tragen
ben Körper loie einen ©arg ntn ipre ©eelc.
(Tpeoboret). $ocb bie fiep raftlo? abmüpeit,
ba§ mit bent Cfterei ber peirigmaepenben
©nabe gegebene Sieben ber ©eete 31t immer
pöperer 2 ?oIIfommcnpcit 311 fteigern, brau*
dien nud) bet bem leibli cp en 2obe niept
oor ben ©d)rccfen einer STumap 311 jitlern.
gaffen toir nur ben fräftigften ©ntfcpfufj,
mit mtferer 3“”öe unb mit unferem Scben
jept int bieSfeitS ben Herrn ftärfer unb
ftärfer ju lobpreifen; fo wirb briiben im
jenfeits niept einmal, bie £umap be§ 3 iet*
nigungSorte? ttnfer etoigfiep fropfocfeube§
VHIelttja unterbmpeni
ißrof. Dr. StpCttJ.
Jftegettfcbutg,
0 ri 5 in-d r frem . .
JJN IVERSUY QF M tC dt
\
mater
Der DidftfT, bte Webet fauligen mtb HMoiien
beafellien.
Sc Unter bett 6^öt»futtfltn ber ^oe[ie unb
m , ■itinft? ift Wobt noilj brat „Dies irae“ büä .,Sfaluu
Ä mater“ am meifteti öefanut unb be:üf)nii geworben.
Sggfe ©ie beim „Dies irae“, fo fdjnxtnfen oudi liier Me
JlKflabrn über beit Sktfaffer, ®!one fjöft bett $öpfi;
I ^wpreitj XU. fftf ben 3 l«f»r (2«X fjjmnnm be? ©Mittel-’
A XI, 149 ). ©aöbtng, ber pcrbieuftpcik ■ Sfonafjffr: bcC
• ioi> 3 föntrofbcR$. Sjdt nneppnmfen gcfntfjt, bafe ber
: : ■u>?btnbet M^nfobfiC’'be Seitebjctif*' ber Siebter bieier St*
öj fei Sektes« )Sßfuf)t betbient, wenn Re and) ul<öt jeben
;Xa*eifei cuäicbitelit. botb berc itiefffeti tSFotrOen, tneii ftebfe
Itädiffe ©ä§[rfr6ci»U#fcit- für fidt bat. $£tt gcnumtle $tv.
:• kürte i?at uhS and) eine oySfiifiriidje Sd'enSbefdjreibnng be§
. i ^viibfiä 3 afößus überliefert*), ber »tr beii Stoff titr folgen*
. btogropbtfdten @'ti $t. entnefnnen.
|| Krater 3afobu§ be SJenebictiS würbe 31 t 2obi tlötftft
:'i(f)ein!i'i) im erfttn Viertel tcS XIII. 3abrbii»ibert| gc*
|j; Wan. ©eine tfltern gebörten bem altgfeeXtfjen
Smbtdt:
4 .^eaeMltt,, .
!!T !''tner Sloterftabt «nb bejeg; bannum ber - 3wi*»r«bftt3
'?*#. tu roibmen, bie Hninerfilät Ü'ofogmt, meid)»: baimil* eine«
*c (breiteten Äur befaß. 'Ilaet) gldi'.jcnb fxftaubcncnt
X nett 5.0g ei: als Sjrctör beibec 11ied)le Wieber in feine
T T -y- f rfiabt ein unb Heft Ad) bafclbff af§ Äbuotat nitkr. 3 n
-.■■c Stellung erwart) er jidj alS ein 3 Xnmi non (Seift, tBtfb*
mtg unb flotter ßetaißart bie 9 ld)tung uub ßiebe feiner Syütlnirqcr. (Sine ber rridmeu unb
titgenbfaniften 3 ongfrnueu ber Stabt retefcte ipm om fflltare bie .%wiib.. Sodj »tot. lernte:
3<it erfreute er fid) biefev glüdlitben Skrtnubintg. 3« Sabre 1268 fo.Ütett in 2ob?
pomiiöfe ^reftfpiele gefeiert Merbetu Srftr bie fJIobleffe waf int 3ut<f)cuierr<jtriiie eine eigene
iCtlfiüne aufgefplagen roorbeit, 3 Die flJenmfjfin beS Soctor rlocöpo fafe bei tat »pr*
ueimett Swmets ber Stobt unb glanzte burd) l^re Stfjönüeh als bie tö&mgin be« g-efteS,
3 br geg«uu6et, attf bet 0nbetn Seite ficfanb Rdj 3 acopo unter beu Senatoren. 3 >a ftrddjr
plÖifltd) bie Srtbüne, auf ttteldjer bie Samen plucitt waren, pfamwen unb begrub bie
. ... Sömeft plucitt touten,3ujamiuesv unb uegrub bie
teueren unter bete 2 tftmmeyrj, Irin Stftonet beä Gntft^enS 'öbnlivf b?« ^aiopo. <Sr
etfie iddennigft perbei, ti.m feine ttteurc Göttin su retten, allein fte tag mit feen Hörigen
Unter ben Srümwertt öe§ rSteriifteS. Sie Salfen werben gütttäplit^ bmmcggcrännit unb
*) Annales Minorunu ROJWfle IT-3
60
Stabat mater.
/
eine Same nach ber anbern lebenb ober tobt her*
borgeholt. Starr bar ©cfereden, hatte 3acopo
fcfeon lange nach feiner geliebten (Sattin gefugt,
©nblid) wirb auch fie halblebenb, halb tobt aus
bent S^utte herauSgegogen. ©djleunigft trug
er fie Don bannen unb legte fte in einem
#aufe barnieber. Um ihrer Veflemmung
©rleidhterung gu berfdjaffen, wollte er ihr
bie SHeiber löfen; allein fte wehrte ftch ba*
gegen mit ben §änben; ber Sprache war
fte nicht mehr mächtig. Einige Slugenbücfe
fpäter Derfdjieb fie. 8111 fte nun entHeibet
würbe, entbedte man unter ben prachtDoüen
Äleibern ein härenes Vufefeentb. 3acopo
bebte jurüd unb badete barüber nach, me&*
halb feine ©emafelin einer foldhen Vufee fich
untergogen haben möchte, ©ine innere ©timme
rief ihm gu: „SaS war für Sich". Sefct
uottgog ftch an ihm eine bebeutenbe Um*
wnnblung. ©r erfannte, bafe er ben fjreuben
ber SEBelt gu fehr ergeben geWefen fei unb
befcfelofe, bie Vufettbungen, welche feine fromme
©emahlin freiwillig für ihn ftch auferlegt,
felbft fortgufefcen. @r gab feine glängenbe
Stellung auf, Dertljeilte fein ganges Ver*
mögen unter bie Slrnten, um in bemuthiger
©elbfterniebrigung für fein früheres Seben
tBufee gu thun. Sie Verachtung ber 2Belt,
ihrer ©fiter unb Freuben würbe jefct bie
entfdjeibenbe Dtidjtfchnur feines ©anbetnS.
Stnftatt ber früheren prachtDoIIen ©ewänber
trug er nun ein gerlumpteS ftteib unb gog
Sag für Sag burd) bie ©tragen Sobi’S,
feinen bürftigett SebenSunterhalt burch Vetteln
herauSfchlagenb. Safe hierbei bie Strafeen*
jugenb ihm folgte, ihn bewirte unb mit bem
Spottnamen „3acopone" (toller 3aIob) be*
legte, lafet fich leicht erflären. So<h er*
regten bief e Verhöhnungen unb Vefcpimpfungen
nicht im Vlinbeften feinen 3orn; im ©egentheil
er freute fich barüber unb ftrebte immer
mehr barnach, burd) fein abfonberlidjeS Ve*
nehmen ftch gur 3*elfchei6e beB VJifeeS unb
©potteS gu machen. Söei feinen fog. tollen
Streichen berfehlte er auch niemals ftnnreiche
Slnfpielungen auf Sßerfotten unb 3eitDerhält*
niffe gu machen. ©ineS SageS mar er gur
§ochgeit ber Sodjter feines VruberS geloben
worben, ©r folgte biefer ©inlabung. 3uw
©rftaunen unb ©ntfefeen aller ©äfte erfcfeieit
er plöfclich unter ihnen als ein fabelhaftes
Ungeheuer, ©r hatte nämlich feinen ßeib
mit einer fiebrigen DJiaffe eingerieben unb
fich bann in Gebern Don allerlei Farben
herumgewälgt. So erfchien er, DieHeicfjt um
ber foftbaren ©emänber ber SInroefenben gu
fpotteu, in ber Verfamntlung, „Süfrtfa’S Un*
geheuer noch Weit übertreffenb", bemerft
Sßabbing. 8118 er bieferljalb gut Diebe ge*
fteUt würbe, antwortete er: „DUlem SSruber
glaubt, unfern -Wanten burdh feine Spracht
berühmt gu machen, ich toitt bieS Derfuchcu
burch weine Starrheit." ©in anbereS 3)lal
erfchien er, nur bürftig befleibet, wie eilt
ßaftthier auf ©änben unb t^üfeen gehenb,
ben 3aum im SJJunbe, ben Sattel auf bem
Dtüden, auf öffentlichem SDtarfte. SBieber ein
anbereS SJtal trifft er auf bem üttarfte einen
früheren Freunb, ber einige kühner getauft
hatte. 3acopo nimmt auf ©rfudhen beffelöen
bie föühner, um fte in feine Söohuung gu
bringen, ©r geht nun gerabeSwegB auf
bie Sfirdfje beS hl* SortunatuS gu, wo bte
Familiengruft feines FreunbeS ftch befanb.
§ier arbeitete er einen Stein loB unb fehle
bie §iihner in bie ©ruft. Ser Freunb, ber
gu £aufe bergeblich auf bie $üfener gewartet
hatte, fudjt ben Sacopo wieber auf unb fragt
ihn, was er benn mit ben §üfenern ange*
fangen habe? Siefer antwortete: „£abt ihr
mich nicht beauftragt, biefetben in euer $au8
gu tragen? 2Betch’ anbereS $au8 habt $r
benn, als baSjenige, in bem ihr ewig fei«
werbet, benn Sabib fagt: »3hre ®ti6a
ftnb ihre Käufer auf ewig.« (Vf. 48,12)
3n biefer SEBeife lebte 3acopo bis gu«
3.1278. ©r warbiS bahin nur ÜJtitglieb bei
fog. brüten SrbenS Dom hl* FrangiSfuS ge*
wefen. 3efet berlangte er barnadh, in ben
Drben felöft eingutreten; ba er aber burch
fein abfonberlicheS ©ebahren bielfadh in ben
Stuf ber Warrljeit gefommen war, fo h fl tt e
er, um fein Vorhaben auSguführen, mit
Dielen ©djmierigfeiten gu fämpfen. 3nbeffen
hatte ftch boefe auch bie Meinung »et*
breitet, bafe ein üttnnn wie 3acopo, ber
burch feine Warrenpoffen bie 3 lufmerffamfeii
beS Volles auf fid) gu giehen wufete unb bann
attfing, bie Verbrechen feiner SJlitbürger
fchonungSloS gu geifeein unb fte gur Vu&e
aufguforbertt, nicht närrifch fein fönne.
©ineS SageS Hopfte 3acopo an bie
Sßforte beS SlofterS Dom hl* FrangiSfuS an.
Ser Vförtner fragte ihn, was er münfehfi
unb 3acopo crflärte: „3h will gern cm
©ohn beS hl* FrangiSfuS werben." ®t<
gu erwarten, würbe er abgewiefen.
liefe er fnh burch biefen ablehnenben Vefh™
nicht abfehreden. ' Sag für Sag flopfte et
an bie $(ofterpforte an unb bat jebeSntal
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Stabat mater.
61
um 8lufnahme; würbe aber auch jebeSmal
abgewiefen. 3115 er fthließlidj merfte, baß
man ihn für waßnfinntg hielt unb aus biefem
©runbe nicht aufnehmen Wollte, überreichte
er bem Sßrior ein Stücf Sßapier, auf welchem
gwei Don feinen ©ebidjten ftanben, eines in
lateinifcher, baS anbere in Ualientfcßer
Spraye. SaS erftere »ar baS Carmen
de contemptn mnndi beginnenb mit ben
Sorten:
Car mundus militat sub vana gloria
Cujus prosperitas est transitoria?
Tarn cito labitur ejus potentia,
Quam vasa figuli, quae sunt fragilia.
9tadj bet Ueberfefeung ». 2. SreweS:
2Barum bod) tdmpft bie Seit
6o fehr um eitle Sßracht,
Seren ©lüdfeligleit
SSerfdlttinbet über 9tad)t?
Senn fc&nellet nicht verbricht
2U8 ibre eitle SDtacbt,
Sin irbeneS ©efäfi,
Surcb Söpferbanb gemalt.
u. f. ». noch 8 Strophen.
Ser Sd}luß lautet:
Superna cogita! cor sit in aethere!
Felix qui potuit mundura contemnere!
Ser Fimmel fei bein 3>el,
3hm lab bein $erj {ich toeib’n,
Ser biefe Seit »erfdjmä&t,
©tödlich ift ber allein.
Siefe herrlichen SSerfe eröffneten ihm ba8
SHofter, unb 3acopo ttrnrbe als Baienbruber
in ben Orben beS hl- SrrangiSfuS aufge*
nommen. Sßriefter ifi er niemals getoorben.
3n feiner Semuth wollte er ftets ber nie*
brigjie unter ben Srübern bleiben. hier in
ber flöfterlichen ©infamfeit Perfenfte er fidj
mit ganger Seele in bie 3been beS hl-
SßaterS fjranjiSfuS unb eS hotte halb ben
Stnfdjein, als ob ber ©eift biefeS heiligen
in ihm neu erwacht fei. Sie Srfiber fanben
ihn öfter in ber Snbrunft ber SSergücfung
nicht nur an ben Stufen beS3lttarS fnieen;
fonbern auch SCßatb unb glur, überall ba,
wo bie herrlidjfeit beS Schöpfers ft<h offen«
barte, halb burdj S9eten, halb burdj Singen,
halb burdj Seinen feine innerften ©mpfin*
bungen funbgebenb. Senn man ihn fragte,
warum er weine, gab er §ur Antwort: „Steh
ich weine, weil bie Siebe nicht geliebt wirb."
Ser rauf« unb rachfücßttgen Sitwelt rief
er bie Sorte gu: „Saran ertenne ich bie
Siebe gu meinem SSruber, wenn ich barum.
Weil er mich beteibigt hat, ihn nicht weniger
liebe." @r felbfi war üon einer fotdjen
Sßädjfienltebe befeelt, baß er fid) bereit er*
Härte, alle Strafen ber SBerbammten bis
gum jüngften ©ericht unb, wenn ©ott wolle,
auch noch länger auf {ich 3tt nehmen, wenn
baburch Sünber begnabigt werben fönnten.
3HS er einftenS gefragt würbe, woran man
erfennen fönne, baß ein Senfdj ©ott, ben
herrn wirtlich liebe, antwortete er: „Senn
ich ©ott um etwas bitte, unb er eS mir
nicht gibt, fo liebe ich ihn beShalb nur um
fo mehr, unb thut ©ott gerabe baS ©egen«
theit öon bem, was ich wiinfdje, fo liebe ich
ihn beSljatb boppelt fo otel."
Soch auch in ber flöfterlichen ©infamfeit
blieb 3acopo nicht bon mancherlei &erfu*
djungen berfdjont. ©inftmalS wollte Satan
fein oerführerifdjeS SRefe gegen ihn aus«
werfen, inbem er in ihm ein großes SSer«
langen nach Srleifcßfpeifen erweefte. 3acopo
Wußte ftch ein Stücf fjleifdj gu öerfdjaffen.
SiefeS hing er in feiner 3eße auf, bis es
total in {Jäulntß übergegangen war. Sann
fprach er: „SaS ift bieSpeife, nach berbu
oerlangt haft, 3acopo, jeßt genieße fie." SaS
faule gleifdj hatte aber unterbeffen einen fo
peftilengialifdjen ©erud) im Älofter üerbreitet,
baß ber Obere {ich oeranlaßt fanb, eine
Unterfudjung anguftellen. Schließlich fanb
fleh baS gleifch in ber 3elle beS 3acopo.
3ur Strafe für bie SSerleßmtg ber ttofter»
orbnung ließ ber Ißrior ihm ben fdjledjteften,
übetriechenbften Ort beS jtlofterS als Sofj«
nung anweifen. hocherfreut über biefe Strafe
bidjtete 3acopo baS herrliche Sieb:
0 giubilo del cuore
Che fai cantar d’amore etc.
Sa erfcheint ihm ©hriftuS unb fagt ibm:
„Sorbete, was bu wiHjt, bu foUft eS haben."
3acopo antwortete: „3<h wünfefje, baß Su
mich an einen weit fdjrecflidjeren Ort bringen
mögeft, bamit ich bort für meine Sünben
büße, benn biefer ift für mich nicht etenb
unb qualooH genug." Sein Sunfcfj foöte
balb in ©rfüüung gehen. 3acopo gehörte
nämlich gu ben perfönlidjen ©egneru beS
SßapfteS Söonifag VIII. unb war mit Stuf*
wanb aller Sittel für feine Partei, welche
in IBonifag ben rechtmäßigen $apft nicht
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
62
Stabat mater.
anerfennen modle, tßätig. (Sr befanb ficß
bamats gerabe in einem Älofter gn Sßateftrina,
meines eine §auptfeftung ber ©olonna’8
war. Son ßier aus fcßlng er in feinen
Siebern einen ftarf polemifdjen $on gegen
ben ißapfi an. 2)afür würbe er nadj ber
©innaßme Sßaleftrina’8 burcf) Sonifag gu
lebenslänglichem Werfer bei SBaffer unb Srob
»erurtßeitt unb gugleicß^ mit ber großen
©jfommunifation belegt. 1 ) 3>aB lefetere be=
trübte ißn feßr, er wanbte fid) mit einem
Sittgebicßte an ben Sßapft: „8118 ©nabe »er¬
lange icß »on 2>ir, baß 2)u mich »om Sanne
loSfpredjeft, bie anberen ©trafen laß mir
nur bi8 id) fterben werbe." ©eine Sitte
blieb aber unberüdjidjtigt. S)a näßte bie
Jubelfeier be8 JaßreS 1300 ßeran, gn welker
ber Sopft alle ©ßriftglänbigen nad) 3tom
gelaben ßatte. Jacopone ßörte »on feinem
fterfer aus bie Sßilger unter ©ebet unb ®e*
fang »orbeigießen. ®er ©ebanfe, baß er
allein ausgefcßloffen bleiben folle »on ber
allen ©laubigen bargebotenen ©nabe, brücfte
ißn feßr unb bewog ißn, ficß nochmals mit
einem Sittgebicßte nm SoSfpredjung an ben
Sapft gn wenben. £ocß Sonifag blieb un*
erbittlidj. SBabbing ergäßtt, baß ber fßapft
eines lEageS an Jacopo’S ©efängniß »or«
beigefommen fei unb ißm burcß ba8 ©itter
gugerufen ßabe: „9hm Jacopo, mann wirft
bn auS bcm ©efängniffe ßerauSfomnten?"
®arauf ßabe biefer geantwortet: „^eiliger
Sater, wann Jßr ßineirtfommen werbet."
Sonifag gerietß ßernacß felbft in ©efangen*
fcßaft unb fein balbiger £ob im Jaßre 1303
öffnete enblicß bem Jacopo bie Starten be8
ÄerferS; benn ber fßapft Senebict XI. ßob
alle ©trafen feines SorgängerS auf. Jacopo
begab fid) jeßt in ba8 grangiSfanerflofter
gu ©ollagone, wo er fein früheres ftrengeS
Snßleben fortfeßte. Jm Jaßre 1306 er*
franfte er, unb ba bie ftrantßeit »on £ag
gu lag einen bebenflicßereit Serlauf naßm,
rietßen bie Srüber gurn ©mpfang ber ßl.
SBeggeßrung. @r erflärte, baß er ben aller»
ßeiligften Seib beS §errn nur aus ber §anb
feines treuen greunbeS, beS SruberS Joßann
»on Sllöernia (in ben Slbruggen gelegen)
empfangen wolle. 2>ie90löncße mürben ßier*
über feßr betrübt, benn fie glaubten, baß
ber Sranfe halb fterben würbe unb ßielten es
nicßt für möglid), ben genannten Sruber in
') Siebe bie Slbbilbung auf bem Jnitiate biefeä
SlrtifelS.
furger 3eit ßerbeignßoten. Jacopo adßtete
ißre fflagen nicßt, fonbern fing an, baS Sieb
gu fingen:
Anima benedetta
Dali’ alto Creatore
ßisgnarda al tuo Signore.
ftaum ßatte er ben ©efang »oltenbet, ba
faßen bie Srüber gwei ber Jßrigen »on ferne
ßeranlommen. Ser eine war Joßann Don
Sllöernia, ben ein unmiberfteßlitßer ®rang
gu bem Slofter (Sollagone ßingefüßrt ßatte.
Jacopo empfing aus beit föänbeit feines
greunbeS bie ßeilige Sßeggeßrung unb ftimmte,
»on SiebeSglut entbrannt, baS Sieb an:
Giesn nostra fidanza
Del cnor somma speranza.
9tadjbem er biefeS anSgefnngen, ermaßnte
er nocß bie Srüber gu einem ßeitigen, tugenb»
ßaften Seben unb »erfcßieb bann mit ben
SBorten: „Sater in Seine $äube empfeßle
icß meinen ©eift." 2)aS gefcßaß in ber
©ßriftnadjt beS JaßreS 1306, gerabe als
ber fßriefter in ber ^tofterfirdße ben $ßmnuS
anftimmte: Gloria in excelsis Deo. 2tUe
waren babon übergeugt, fagt SBabbing, baß
nicßt fomoßt bie Äranfßeit, als »ielmeßr bie
immer meßr fidj fteigernbe ©tut ber Siebe gu
©ott ißm baS $erg gebrocßen unb feint
Slufföfnng ßerbeigefüßrt ßabe. $ie irbifdjen
Ueberrefte mürben gn £obi beigefeßt. ©in
im Jaßre 1596 in ber ffirdje beS ßl. gor*
tnnatnS gu SCobi »om Sifcßofe biefer ©tabt
ißm errichtetes SDenfmot trägt bie Jnfcßrift:
Ossa b. Jacoponi de Benedictis Tudertini
fratris ordinnm minorum, qui stultus
propter Christum nova mundum arte
delusit et coelum rapuit. 3 11 beutfdj:
föier rußen bie ©ebeine beS feligen Jacopone
be SenebictiS, auS SCobi, üRinberbrnberS,
ber, ein £ßor ans Siebe gu ©ßriftuS, bie
SBett bnrcß einen neuen tunftgriff getäufcßt
unb ben Fimmel erobert ßat. 9tom felbft
ßat fpäter bie öffentliche Sereßrung beS
großen SüßerS »on SCobi geftattet unb bie
©etigfpredjung beffelben ins SBert gefeßt.
3)ie ©ebicßte beS Jacopo finb tßeitS in la*
teinifcßer, tßeilS in italienifcßer ©pracße (wie
fie bamalS in ben umbrtfcßen ©ebirgen gang
unb gäbe mar) »erfaßt. 35ie »om grangis*
faner Giovanni Tressati 1617 in Senebig
ßerauSgegebene ©efammtauSgabe entßält 19
Satire, 32 Cantici morali, 30 Ode, 40
Inni penitentiali, 36 Sieber betitelt La
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
Stabst mater.
63
teorica del divino amore, 45 Cantici
amatorii unb 9 ßieber Secreti spirituali,
„ein wahrer SBunbergarten mpftifcher {ßoefit,"
fagt Diepenbrocf, „barin unS ber Sänger
oon ben erften Kämpfen ber Söefefjruua burch
aßo Stufen, auf bem inneren SBege ber
{Reinigung, ©rleudjtung unb {Bereinigung
bis sunt höchften ©ipfel ober tieltnehr bem
feligen Slbgrunb geiftticfjer Sernichtung (aller
eigenmächtigen Dfjätigfeit) unb ber Serfen*
fung in ©ott hinführt."
©8 mürbe un8 ju meit führen, menn mir
uns über bie Dichtungen Sacopo’B eingehenb
tierbreiten roottten; roer ftch hierüber infor*
miren miß, bem empfehlen mir ba§ Such:
3talieu8 grangisfanerbichter im 13. 3ahr=
hunbert B. 21. 5. Dganarn. Deutfeh oon 9?.
©. 3uliu8. ßßünfter. Dheifftug 1853.
Der ßebenSlauf be8 SruberB 3acopo
erfdhliefet uns ait<h ba8 Serftänbnifj für eines
feiner hetrlicpften ßieber: ba8 .,Stabat
mater“. ©in munberbarer ©auch ber Sßoefte
fchmebt über biefer Dichtung, meldje bis in
baS tieffte ©erg bringt, roeil fie auch ber
Diefe beS ©etsenB entfproffeu ift. ©in Ueber*
fefcer in SßielanbS beutfdjem ütterfur fagt
hierüber: „Der fromme ÜRönch hat biefeS
ßieb in ber ©infalt feiner Seele, aber aus
Drang beS mahrften ©effihlB, in innigfter
Dheilnahme, Sßehmuth unb Su&fertigfeit,
mit einem ©ergen, baS oon ©laube unb
ßiebe übermaßte, gelungen; bie ftammelnben
Seufger beS büfeenben ßRöndjeS, ber in
frommer ©ntguefung baS Kreug ©hrifti mirf*
lieh gu umfaßen glaubt, bie Schmergen ber
göttlichen ßRutter mirflidj fieht unb theilt,
haben eine befonbere 2Ba|rheit unb JBärrne
unb etmaS Sublimes in ftc©. 2Ran fühlt
gang eigentlich, bafj ber üttann eS an einem
©harfreitag in feiner fleinen büftern Sttte,
»or einem großen ©rucifiE fnienb, ejafulirt
hat unb fieht in ber neunten Strophe ,,Fac
me plagis vulnerari“, mie er mirflid) in
ber heiligen Drunfenheit ber ßiebe unb beS
ßammenben ©iferS, auch mit bem ©efreugigten
unb feiner 2J2utter gu leiben, bie ©eifiel er*
greift unb gleicfjfam nicht fatt merben fann,
ftd) blutriinftig gu machen." Schon am ©nbe
beS 13. 3ahrhunbertS bemächtigten ftch bie
2tlbaten (©eitler in meinen ©emänberu),
Welche guerft in Dberitalien auftraten, biefeS
ßiebeS unb brachten eS auf ihren ißilger*
fahrten in ben üJiunb beS SoIfeS. ÜRachbem
es bielfach fchon in eittgelnen Kirchen einge»
bürgert mar, mürbe eS bei ber ©infefcung
beS gefteS ber fteben Schmergen SRaria’S
(Septem Dolorum ober Compassionis B.
M. Y.) als Sequeng in ben üttefcrituS auf*
genommen, mährenb im Officium bie 5 erften
Strophen für bie SeSper, bie beiben folgen*
ben für bie Siatutin unb bie brei lefcten
für bie ßaubeS beftimmt mürben.
Der lateinifdje Dejt hat Bon jeher auf bie
Dichter eine eigentümliche 2tngiehungSfraft
auBgeübt unb fte Beranlafjt, ihre gange fünft*
lerifch eKraf t anber llebertragung in bie ÜJlutter*
fprache gu erproben. Doch erreicht ebenfomenig
mie beim Dies irae irgenb einelleberfefcungbaS
Original an Snnigfeitunb Kraft. Die rounber*
Boßen unb geheimnisreichen Sfteimflänge beS
UrtejteS nachguahmen, hat feine Schmierig*
feiten, obroohl gang bebeutenbe SReifter ftch
baran geroaqt haben. Die ältefte Ueber*
fetjung ift bie Bon ©ermann, 2Rönd) Bon
Saigburg (1366—1396). ©benfo eriftirt
eine folche auS bem 3al)te 1503 (Salus
animae), Bon einem unbefannten Ueberfefcer.
2luS bem 17. 3ahthu»bert fennen mir Bier
llebertragungen, aus bem 18. fünf unb auS
bent gegenmärtigen eine gange 2lngaht; bie
neuefte hat 9tict)arb SEBagner geliefert. ©S
mögen im ©angett mohl 100 llebertragungen
ins Deutfdje ejiftiren. 53 Stücf hat Dr.
5. ©. ßiSco in feiner 2lbhattblung über baS
Stabat inater, {Berlin 1843, mltgethellt. ©8
bürfte bem ßefer nicht unintereffant fein,
menn ich Berfchiebene Stoben ber erften
Strophe ©ier folgen laffe.
©ermann SWönch oon Salzburg (1366—1396):
Maria stuend in swinden smerczen
pey dem krencz vnd waint von herczen
da ir werder sun an hieng.
Ir geadelte czartte sele
ser betruebt in jamers quele
scharf ein sneyduntz swert dnrehgieng.
1654. !
Gbrifti SKutter ftunb mit Schmerlen
Sei bem ©reug unb meinet non ©eigen
Da ihr lieber Sohn anbteng.
Söller Sepne noUer Quäle ,
SBar jbr gang betrübte Seele,
Sie ein fd&arpffeS Schmert burchgieng.
1691.
Sieb’ bie ÜJiutter toller Scbmergen!
SBeinenb unb betrübt ton ©eigen,
Sep bem Sobn am ©reuge ftebn.
3bre Seel baS Scbmerbt burchtringet
©ödqteS 2apb unb Schmergen bringet
ÜRögt tot Slngft unb Sapb jergebn.
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UNIVERSITY OF MICHIGAN
64
Stabat mater.
1773 (Wiebet).
93eb bem Äreug mit najfen SBangen,
SBo ihr Iiebfter ©ohit Gehangen,
Stanb SMaria boH ber Sein;
Unb in ihrem bangen bergen
©ruhen feine Sobegfchmergen
SBie ein $oldfj fuh blutenb ein.
* 1817 (». Sülom).
SBcinenb ftanb in ©d&merg verloren
Sie ben J&eilanb ung geboren,
Unter ihm am Sreugegfufc.
3fammerooü gu ihm gemenbet,
©eufger bang ihr ©erg entfenbet,
Sa3 ein ©chmerbt burchbohren muh.
* 1825 (SKohnife).
2ln bem flreuge »oller ©chmergen,
©tanb bie 2Jtutter, ©ram im bergen,
©ah beg lieben Söhnet Sein!
3n bie ©eel, ihr ooü Sergagen,
S3ofler Sehen, »oller Klagen,
Srang nunmehr bag ©chmert hinein.
1834 (»on 2Jtaltih).
ffieinenb ftanb bie Schmergengreithe
Sei bem Äreug, an bem ber bleiche
©obn im Üobegfampfe rang;
Seufger im gerrijmen bergen,
3hre Sruft ber bittern ©chmergen
Siebenfache^ ©chmert burchbrang.
1841 (Grelle).
2ln bag Äreug ft<h meinenb Hammernb
©tanb bie 2Jtutter, flagte iammernb
3h^ ©ohne§ Sobegfdpmerg.
Unb bag herbe Seiben fenlte
Sich in’g £erg ihr, bag bebrängte,
2Bie ein brennenb, fchneibenb Grg.
1842.
2ln bem Äreuge »oller ©chmergen,
Shränen blutenb, Qual im bergen,
Stanb SDtaria, leibbefchmert.
©eufgen muhte fte unb meinen
Sei bem 2ob beg ^eil’gen, Weinen,
Unb ihr £erg burchbrang bag ©chmert.
*
SR. fflagner.
Stanb SDtaria »oller Stbmerjen
Sin bem flreuje »eint ton $erjen
®a ibr Sobn non Qual »erjebrt.
$>urcb bie Seele angfterfüHet,
©ram beloben, »ebumbüHet
Sdjneibet tief t»3 3ammer3 Scbtoert.
SBa« nun bie 2Relobten ju biefer
SMcfjtiing angelt, fo gibt e* beten mehrere.
Ob eine berfelben bon 3acopo felbft her*
röbrt, läßt fidj Hiebt naebtneifen. $ie 3Re«
lobie ber Sequens, toie fie in ber bl. 3Reffe
gefungen toirb, beftebt nach ber neuen offt=
cieffen SluSgabe aus 5 berfdbiebeneu 3Welobie=
fäfeen (©borälen):
Stronbe 1,6,11,16,20 nach bem erften SDlelobiefahe.
„ 2,7,12,17, „ „ jmeiten „ „
" 3,8,13,18, , „ britten „ „
„ 4,9,14,19, „ „ »ierten „
„ 5,10,15 „ „ fünften „
darauf folgt bie Sd&lufimetobie 3 um ,2tmen*
3m Vesperale Romanum geben bie
bort notirten 10 «Strophen alle na<b ber
3Mobte ber erften Strophe. 3$ habe au«
ben ©boralbüdbern, bie mir jugänglidf) »areii,
Perfcbiebene ÜMobien sufammengefteBt unb
laffe biefel&en hier folgen;
VesperaleRomanum. (.Dieue officieBe SluSgabe.)
jux- ta oru - cem la-cry - mo
3 =
dum pen - de - bat Fi - li - ns.
Äölnifcheg Antiphon. Romanum.
Sta- bat ma - ter do - lo - ro - ßa.
Jux- ta cru - cem la - cry- mo - ßft,
v n.__i .
H:
Dum pen-de-bat fi- li- üs.
Antiphonale Eom. Slntloerpen 1772.
jux - ta cm - oem la - cry- mo -
Dum pen-de-bat fi - li-us.
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Original from J
UNIVERSITY OF MICHIGAN“’
Stabst mater.
65
Antiph. Rom. 5Bre$lau 1876.
SR&einf. ©efangbudfr. 1666.
<5$ti=fH üftut*ter fhmb mit ©djmerfcen,
bei bem (Sreu& tmb »eignet bon $ers$en,
ba jftr lies ber €o$n an $ing,
dam pen - de - bat fi - li - us.
SCu($ Don ben SDlelöbfeit gn ben bentfdjen
Uebertragmtgen habe icfj uter alte unb eine
ntoberne miigetbeiit. 2>ie leitete tft bingu»
gefügt worben, um als (Segenflfitf gn ben
alten tofttbigen Gelobten gu bienen.
Gbtifti HRutter fhtnbt in fd&merfcen.
Stabat mater dolorosa.
ba jftr lies ber €o$n an $ing.
ÜJtünfter. ©efangbud). 1677.
®ie 2Jhitter ftunb für fie^bt unb f<$mer&en.
bei bem Greufc mit fd^toesrem §er * $en
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Heber Spradjgefaitg.
66
2)te tatelnifche ®tchtung ift übrigen? an
flcf) f<bon muftfatifcb angelegt burdj bie un*
übertrefftich gewählten SSocataffonanjen unb
9teimflänge, welche bei auSbrudCStwIIer 2)e=
clamation ben £ejt iltnftriren unb gleidjfam
fdjon muftfalifcfj geftatten. (58 läfet ftch be8=
Üalb teilet ertlären, bafe bie tüdjtigften
SWeifier älterer unb neuerer 3eit Ihre gange
Shraft baran festen, biefen Se^t burdj bie
üRufif würbig unb effectboH gu illuftriren
unb ihm baburdb gteicf»fam nodj eine rett*
giöfe unb fünftlerifdje 9Beihe gu geben. 34
nenne f)ier nur bie Sompofttionen non 3o8«
guin be SßreS, Sßateftrina, DrtanbuS be
ßaffuS, 95. SJtanini, Stftorga, 3ref. Sfnerio,
©reg. ülidjinger, Sßergolefe, 3. §agbn, SBinter,
Sfteufomm, 21. 3f. ©äfcr, Dtungenhagen,
JRoffinf, 93. 9ftett t enleiter, Söitt, 21. o.
SUtagrl u. a. m. 2}afj eingelne biefer Sorn»
pojttionen (g. 95. bie b. Sftoffini unb ihet[=
toeife auch Sßergofefe) ftd) mehr für 33abc=
fapellen als für ftirchenchöre eignen, bürfte
bent ßefer befannt fein. SöieHeidjt toerbe
t<h fpäter einmal (Megenljett nehmen, bie
älteren unb neueren ntehrfltntmigen ©ontbo-
fttionen eingeln gu befpredjen. 2>ie 6i§=
Üerige fcarfteffnng bürfte un8 gegeigt haben,
bajj ba8 Stabat mater, ein ©rgeugpiß
beS bie 9Belt öeradjtenben unb (Sott innig:
liebenben ÄloflerbruberS 3acopone, eine öor;
treffliche Sßerle ber djriftlidjen ftunft ifi unb
bleiben wirb für alle Seiten. 9Bie in ber
93ergangenhett fo Wirb aud) üorau8fld)tridh in
ber 3uf«nft biefe ^errfi^e SJJoeftc SDidjter
unb 2Jtufifer in heilige 93egeifterung berfefcen j
unb ihnen ©elegenijeft bieten, bie Straft ihre»? ,
fdjaffenben ®eniu8 gu offenbaren.
Stttyefas gS&Km&cr.
Jtieberfrüchten.
Rieder g>pracf)gefcmg
^gU/Hn ber 3)oppel* Kummer 8 unb 9 ber
musica sacra bom gabre 1881 ftreibt
TO? ber Herausgeber: „Hier bemerfe ich,
(Vy bah meine Gompofttionen biel mehr,
als bie ber mitten, eine ber Gigen«
febaften haben, bie $>x. gafob forbert unb als
einen boraug ber Sitten anfübrt, nämlich bah fie
bem „Spracbgefang" gemäb getrieben fmb ....
GSfommtalfo bei bem „Spracbgefange" breierlei
in Setradjt: 1) ©ollen bie betonten Silben langer
bauern, 2) follen fie in ^oberer Tonlage fteben
als bie unbetonten unb 3) follen fte auf bie guten
Safttbeile fallen. Slber eS genügt, trenn nur
eine biefer brei Gigenfcbaften oorbanben ift,
beffer atoei, am beften brei."
Offenbar banbeit eS fich bief um einen für
bie firdjlicbe Stuftf äuberft mistigen (Segenftanb.
2Bir tooHen eS barum oerfud&en, aur näheren Gr*
örterung beffelben einen befd&eibenen Seitrag au
liefern, prüfen toir alfo bie brei auf geteilten
Siegeln.
3)er erften aufolge follen betonte ©üben
länger bauern als unbetonte. $em gegenüber
ftellen toir bie ^Behauptung auf, betonte ©ilben
tonnen rom Gomponiften fo bebanbelt toerben,
aber fte müffen eS nicht.
Quantität unb Slccent ftnb a^ei oerfebiebene
2)inge unb fallen in ber lateinifeben Sprache,
um toeldje eS fuh in fragen ber tatb. fn$en* 1
muftt aundcbft banbeit, nidjt fo aufammen, bah
jebe betonte Silbe lang, jebe unbetonte furj \m
mühte. äßenn eS alfo in ber beaeidjneten Sör-
banblung toeiter bei&t: „gür ben Dirigenten unb
Sänger gilt alfo als oberfte Segel: Sie langen
©ilben fmb au betonen, bie furaen fmb ni<bt ju
betonen, mögen fte auf toeldjen Safttbeit immer
treffen/ fo ift baS in bielen gällen unrichtig.
©ebr oft haben lange ©ilben feinen Slccent,
toäbrenb lurae ihn haben, gn dominus fmb
färnrntlidje ©ilben Iura, bie erfte aber ift au be¬
tonen; ebenfo in homo, gn deos ift bie atoeite
Silbe lang, bie erfte fura unb betont, gn terra
(im Slblatio) fmb beibe Silben lang, bie erfte
aber allein au betonen u. f. to.
®eim Sprechen fpielt ber Slccent eine toeit
toiebtigere Solle als bie Quantität, beobachtet
man einen Sebner, ber gut fpricht, fo toirb man
finben, bah er ben Unterfchieb atoifäKn ben ein'
aelnen SBortfilben bei toeitem mehr in ben Slccent
als in bie Quantität legt, bah er bie ©ilben
allerbingS auch nach Sänge unb Äürae, oiel mehr
jeboch ber betonung nach unterfdjeibet. bei ent^
gegengefefetem berfabren toürbe bie Sebe un=
beutlicb unb toürben bie furaen ©ilben, nament*
lieh beim Sprechen in groben Säumen, bieffadi
gar nicht gehört toerben.
Gck igle
Original from I
ÜNIVERSITY OF MICHtGAlT^
lieber Sptadjjtfanj.
67
(56 ift barurn befonbetS beim fpHabifdjen ®e»
fange, bei welchem in ber SRegel auf jebe Silbe
nur ein Jon fällt, mit bet grßhten Sorgfalt auf
bie Sebanblung bet futjen Silben ju achten.
SBeitauS bie meiften Sänger nehmen biefelben
ju furj. 2lu<h bilbet getabe biefet Umftanb eine
bet öaupturfachen, watum bie iprieftergefänge
«ft fo unbeutlich unb unfein auSgefübrt werben.
SJtan lann hier ohne SBebenlen bie Segel auf«
fteUen: finge bet Quantität nadh annähemb eine
Silbe wie bie anbere, beobachte aber in richtiger
(Seife ben Stccent.
Sludh ba, wo bie einzelnen Silben mit mehre«
ten Stoten »etfehen werben, ift bie non uns be=
lämpfte Segel nicht jutreffenb. gn Dielen gällen
ift eS weit fchßner, ber betonten Silbe nur einen
Jon, bet unbetonten mehrere Jöne jujutheilen,
lehtere alfo länget bauern zu Taffen, als erftere.
Das fommt im ©regorianifchen Gborale, bem
ächteften Stuftet richtigen SprachgefangeS, um
jähligemal bot unb jwar nicht auf floften, fon«
bern ju ©unften eines fchönen ©efangeS. Die
äfthetifche Sßegrünbung bafür wirb aber bartn ju
finben fein, bah bet ffiortaccent bei einem ein»
jigen Sone leichter unb heutiger betoorjubeben
ift, als wenn et auf mehrere Jöne »ertheilt wer»
ben mu|. Sei unbefangener Stufung lann eS
wohl nicht zweifelhaft fein, bah in folgenben unb
in ähnlichen gäHen bie Jejrtbebanblung unter 1
eine fchönere, gefälligere ift, als bie unter 2.
• -• _ M
1 p« ü -u_■-H——-:- _
* ■ * ■ ■ Hl m m
1. il - lio eit et mi - nf- ßter me - us.
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* ■ ■ m kl i kr Hi 1
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2. il - lio sit et mi - ni * ster me - us.
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1
1. bo - nee vo - lun - tä - tis.
- m — m — m —m
2. bo - nee vo - Inn - t& - tis.
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b
L
1. Do -mi-ne D6-us rex oce-16-stis.
-*5 .. J!—U Hd M~ 1 H . M M —1
C
■ 1 Hl m f
r
t
2 . Do - mi- ne D6 - us rex oob - 16 - stis.
ictt
I. sanoti - fl - c6 -tur. 2. aancti - fl - 06 - tnr.
äuS bem eben angeführten ©runbe ift eS oft
auch beim menfurirten beutfehen Siebe weit beffer,
ben leichten Silben ©ruppen oon mehreren Jenen
jujutheilen, als ben fchweren. SSan betrachte unb
finge folgenbe SBeifpiele, unb man wirb ftd» (eicht
Don ber SBahrheit beS ©efagten überzeugen.
-Q -ri? — J 0=^^— hr—. 1 —
/ k' x i x ~
t flirr
1 & 1 - 1
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1 1 .
# t 1
1 ! I P.
1. Slernimm, o SJenfd), ihr gött - lieh ST'ort.
2. Stmimm, o 2Renfdj, ihr götMtdj SBort.
3=
HRecr-fieni, bid) grß* ge,
-±=£
- rTT’
— 4 - 0 -
* ©ot*ted 9Jhit*ter
_u __
»4- ■ 1—^
fü-he, '
äffjeü 3ungfrau
rei*nt, §im»mri«pfort al » lei»m.
SBenn aber fflitt in feiner SmbrofiuS-SSeffe
fchreibt:
*fo lann nach meinem Dafürhalten auch hier lein
3weifel barüber beftehen, bah bie JeyteSauSfprache
eine angenehmere unb fchönere wäre, wenn bie
Siertel auf ben unbetonten Silben mi unb ri
ftünben, biefe unbetonten Silben alfo ber Quan«
tität nach fuh bon ben betonten gar nicht unter
fchieben.
(5S ift fomit tlar, bah bie gorberung, eS mühten
bie betonten Silben länger bauern als bie unbe»
tonten, eine unberechtigte, burch nichts zu be«
•grünbenbe ift, unb bah bie Seobacfctung biefet
gorberung burchauS nicht als ein wefentlicheS
Stertmal beS fog. SprachgefangeS bezeichnet
werben lann.
©ine weitere notbwenbige ©igenfdjaft biefeS
SprachgefangeS foll nach bem Obigen bie fein,
bah bie betonten Silben in bohrtet Jonlage flehen
als bie unbetonten.
Diefe gorberung nun hat mehr (Berechtigung,
als bie foeben befprodjene, ba fte ftd) auf eine
natürliche Sprachregel grünbet; jeboch für ade
gälte unb ganz allgemein barf auch fie nicht
geltenb gemacht Werben.
©S unterliegt gewifj feinem 3®eifel, bah bei
jebem ©efange ber Jeyt bie Jpauptfache, bie
9*
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Goc igle
Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
«8
Hebet Äpradjgtfang.
fDletobie aber nur um beS SeyteS »Ulen ba ift.
Ser Seyt foü burch bie SJlelobie mit einem (je*
wiffen Schmude, in berÄirche mit einet gewiffen
geierlichleit umfleibet werben; bet 3nbalt beS
SeyteS foü burd) bie binjutretenbe ÜRelobie mufi»
lalifch auSgebrüdt, gleidjfam interpretirt, bie
ffiirhmg bet SBorte foü burch baS in bet 2Relo*
bie liefe auSfpredjenbe ©efü^I erhöht werben.
SarauS folgt aber nicht, bah bie SJlelobie auch
in bem Sinne Sienerin beS SeyteS fein müfste,
bah fie ihre mufitalifche Selbftftänbigleit aufgeben,
bah fie nicht etwa nach ben Siegeln einer febönen
SJlelobienbilbung, fonbern nach benen beS gram*
matifchen (ffiort*) unb Iogifdjen (Gafc=) SlccenteS
geftaltet werben mühte. Sie SJlelobie ift »ielmebr
als etwas für ftch SeftebenbeS nach ihren eigenen
©efefcen ju behanbefn; fte tritt zu bem Seyte als
etwas SelbftffänbigeS hinzu, welkes je nach ben
3weden, woju eS hinzutritt, ;u biefem paffen
muh. Sie Schönheit unb bet SluSbtud einet
SRelobie bängt ab non ber gehörigen Slufein*
anberfolge unb bem äfthetifeben SBedjfel ber 3n=
terbaQe, non ihren gut gewählten Schlüffen, non
bet febönen ©lieberung unb bem woblgeorbneten
SBerbättniffe ihrer einzelnen Steile ju einanber,
(fowie non bet rbptbmifchen Stnorbnung ber Söne,
wovon wir aber bi« abfeben fönnen,) lauter
Singe, bie, in ihrem SBefen unabhängig, auf
ihren eigenen ©efefcen beruhen unb barum auch
nicht burch ben älccent beS untergelegten SeyteS
beftimmt werben tönnen. freilich muh eine
SRelobie auch fo befchaffen fein, bah fie einen
nötigen Sortrag beS SeyteS ermöglicht. Saju
gehört aber nicht notbwenbig, bah bie betonten
Silben in einer höheren Sonlage flehen, als bie
unbetonten, benn eine richtige (Betonung ift auch
in bem umgelehrten galle möglich-
®ne nähere (Betrachtung ber fo febönen SWe*
lobie beS Pater noster wirb ^ebermann von
ber Stidjtigleit beS ©efagten überzeugen.
Pa-ter no-ater, qui es In ooe-lia:
San -cti • fi - oe - tnr no-men tu - um:
Ad-ve-ni-at re-gnüm tu - um. Fi-at
vo - lun - taa tu - a aic - ut in coe - lo
et In ter-ra. Pa-nf m no-atrum quo-ti-
di - a* num da no-bla ho - di - e.
Et di-mit-tt no-bia de - bi - ta no-afcra.
aio - ut et noa di - mit - ti-mufl de - bi-
to - ri - bua no - atria. Et ne noa in-
dn - oas in ten ta - tl - o - nem.
®it tonlojtn Silben, beten S3et>anblung gegen bie obige
gotberung »erftSfjt, haben toit mit w bezeichnet.
Stimmt man hi« icbeS 2Bort für ftch allein,
ober auch einzelne betonte Silben im 3ufammen=
hange mit ber lebten, unbetonten Silbe beS t>ot*
bergebenben SBorteS, fo wirb man finben, bah bie
obige angebliche Siegel oftmals nicht beachtet ift,
ganz unbefchabet ber febönen Setlamation be$
SeyteS.
(Beifpiele für baS ©efagte finben fuh auch in
ber fpräfation, im Paoge lingaa, Lancia Sion,
Te Deum, ja in faft allen SRelobien beS ShotalS.
(5S gibt auch Säüe, in welchen eine gute Seyt*
behanblung baS Umgehen ber hi« befprochenen
Siegel gerabezu forbert. SBenn Orlandas
Lassas in einer 5ftim. fiitanei febreibt:
unb
A-gnua De - i, qui tol-Iia
fo ift auf ben erften SBlid Hat, bah g«abe baS
fjinauffteigen ber SRelobie auf ben lebten Silben
a unb di bie Sitte ora pro nobis unb parce
nobis, Domine in vortrefflicher SBeife einleitet.
Sie Sehanblung beS SeyteS ift ber Slrt, bah eine
Sortfefcung, gleicbfam eine Slntmort auf bie 21 n*
rufung notbwenbig erfolgen muh. ®<*nj baSfelbe
gilt z- S. von ber Silbe go in folgenber Stelle
aus bem Salve Regina.
E - i - a er-go, ad-vo - cd - ta no-stra.
(Sine SJlelobie umfafjt ja gewöhnlich nicht ein
einziges SBort, fonbern einen ganzen Sab. Sie
muh barum auch in ber Serbinbung ihrer Söne
ben gortfd&ritt beS ©ebanfenS merfen laffen.
SaS gefchieht aber oftmals gerabe baburdj am
beften, bah bie obige Siegel nicht beachtet wirb.
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
lieber SyraSgefang.
6»
§ier wollen wir auS barauf hinweifen, bafe
eS bet Gfeoral aufierorbentliS liebt, einer nid)t
accentuirten Silbe, befonberS wenn fte am SSluffe
eines SBorteS ftebt, benfelben Son ju geben, wie
ber folßenben accentuirten; j. SB.
ifT
~ h. — iT
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" rr - m ii w__LL
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Ye- rS di-gnum.
Do - ml - nö san< ote.
(Äu$ bet $r 5 fation.)
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et 86 - de - bat
su - pfcr
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e - um.
/ J L
-m —-—-
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et f* - oti sunt vel - öt mor - tu - i.
(gifte uitb »terte Hntiy&on au« ber Dfttr#e«yer.)
$iefeS SBerfabren ftebt im ßerabeften ©egenfa&e
ju ber Don uns betasteten Siegel, trägt aber febr
Sieles bei ju einer leisten, geffiBigen Serbinbunß
ber SBorte unb bamit ju einer fSönen 3>efla*
mation beS SeyteS.
SBenn wir alfo auS biefet jtoeiten SReßel eine
grofee SereStißunß jugefteben, fo muffen wir
boS faßen, bafe biefelbe Diele SluSnafemen et*
leibet unb erleiben mu| im ^ntereffe einet
fSönen SRelobienbilbung, einer leisten, gefäBi«
ßen Sonuerbinbung, einer guten 2eyteS«$ella«
mation.
S)er ©efang ifi eben lein blofjeS SpreSen,
barum tonnen auS bie SpraSregeln auf ben«
f eiben nur infoweit Slnwenbung finben, als eS
ber Statur beS ©efangeS angemeffen ift. SluS
wollen wir bier noS barauf aufmertfam maSen,
bah niSt einmal bie SpraSe an bei Siegel, eS
mufften accentuirte Silben in erhöhtem Sone ge<
fproSen Werben, ausnahmslos feftfeält, Wie bie
©etonung ber Sragefä&e beutliS beweift. 3n
ihnen erhebt f<S ber Sott immer gegen ben SSlufe
hin am meiften, gleiSoiel ob bieS bem SDÖort=
unb ©afc*2lccent entpriSt ober niSt.
9Bir tommen nun ju ber britten Siegel, eS
muhten nämliS bie betonten Silben auf guten
Jatttfeeilen ftehen unb bie unbetonten auf fSleSten,
unb bamit ju bem Jternpuntte unferer Unter«
fuSung; benn hier wirb eS fiS feerauSfteBen, bafe
binfiStüS beS SpraSgefangeS bie Gompofitionen
ber Steueren SBieteS, fehr SBieleS ju wünfSen
taffen unb mit benen ber Sitten, namentliS mit
benen ©aleftrina’S auS niSt im Gntfemteften
einen ©ergleiS auShalten tonnen.
„2Bir haben, helfet eS in bem mehr erwähnten
Stttfiafce, hiemit eine Siegel aufgefteUt, welSe bie
Gomponiften reSt beaSten feilen unb naS welSer
man ihre Stimmführung beurteilen tann unb foü:
Sie füllen bie langen, betonten Silben auf gute,
betonte Satttheile legen, bie unbetonten auf unbe¬
tonte. Safe hierin bie Sitten oft ohne SRotfe ge«
fehlt haben, bafe fte biefe Statur «Siegel, biefeS
©runbprinjip einet riStigen ©eflamation oft
niSt beaStet haben felbft im homophonen Stple,
(unb nur hier tann baS als ©orwurf gelten)
brauSe iS hier niSt naSjuweifen, ba bie Belege
in ©roSle’S Mas. div. ober in anberen Samm«
lungen gerabeju Segion.*
darauf ift nun einfaS ju entgegnen, Statur«
Siegel, ©runbprincip einer riStigen Detlamation
i beS tirSliSen lerteS ift niSt: betone naS leiS*
j ten unb fSweren Satttfeeiien, fonbem betone
j naS fSioeren unb leisten Silben, auf WelSe
Xatttheile biefelben auS faßen mögen. Set Satt«
rhpthmuS, ber regelmäfeige SBeSfet jwifSen be«
tonten unb unbetonten Satttbeilen ift etwas Gon«
DentionefleS, SünftliSeS, bie SluSfpraSe naS bem
SBortaccente bagegen etwas StatürliSeS.
Ser Satt tann für bie tirSliS« SRufit niSt
bie Sebeutung haben, wie für bie profane. StaS
feiner einen Seite hin, ber SRenfur nämliS, bet
georbneten 3«itbauer ber Söne, beanfpruifet er
für jebe mehrftimmige SRufit, alfo auch für bie
ftirSenmuftt, feine Doße ©ebeutung, weil ohne
baS eine Harmonie, ein regelreSteS 3ufammen«
treffen ber einjelnen Stimmen in wohlgeorbneten
harmonifSen ©erbältniffen niSt mögtiS ift. StaS
feinet anbern Seite hin aber, bem fog. Sattge«
wiSte, ber regelmäfeigen ffiieberfebr ber leisten
unb fSweten Satttfeeile, mufe er in ber tirSliSen
SRüftt fehr jurüdtreten, unb 3 War aus einem
hoppelten ©runbe: einmal, weil weitaus bie mei«
ften tirSliSen Seyte niSt ber SfSoefie, fonbern
ber ©rofa angehören, Don einem regelmäfeigen
SBeSfel Don betonten unb unbetonten Silben
hier alfo niSt bie Siebe fein tann;.fobann, weit
biefe Seite beS Sattes aUju fehr bie Slufmert«
famteit auf fiS jiefet, ja etwas fo SlufbringliSeS
hat, bafe fte ihre Söirfung unmittelbar in ben
©liebem ber 3»hörer äufeert. SaS jeigt ftS am
beutliSften bei ber Sanj« unb SRilitärmufit, beren
SBirfung gröfetentheilS nur auf ber Doflen SluS«
bilbung biefer Seite beS Sattes beruht.
©erabe hinfeStliS beS SattrfepthmuS mufe eS
fiS baher junäSft unb jumeift erproben, ob ein
Gomponift ben Siegeln beS SpraSgefangeS ge«
reSt ju werben weife, ob er baS profan Sattge«
mäfee ju meiben, ob er ben Seyt fo ju befeanbetn
Derftefet, bafe eine natürliSe, fSöne Setlamation
beffelben mögtiS bleibt immerhin üerteibt auS
bie blofee SRenfur ber SeytauSfpraSe etwas ®e=
jwungeneS unb UnnatürliSeS. GS tann biefeS
jeboS bei ber GompofitionSweife ber Sitten burS
bie ©efSidliStcit beS Sängers auf ein fehr ge«
ringeS SRafe rebucirt werben, fflir haben eS eben
hier mit einem nothwenbigen Uebel ju thun, baS
beim mebrftimmigen ©efange niSt ganj Dermie«
ben werben tann.
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Gocgle
Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
70
Heber Spröd)gc|ö!ig.
Sßaleftrina übertrifft nun, feie in fo bielern
Einbern, fd auch hiufuf)tli<h ber glüdlicßen $Ber=
meibung eine« unfirchlichen SaftrhpthmuS alle
älteren 2Jteifter, gana befonberS aber alle neueren
Äirchencomponiften. Um biefeS ben Sefern an?
fraulich au machen, mürbe i<$ am liebften ein
Credo au£ einer SKeffe bon 3Salefirina unb
ein folcheS auS einer SWeffe bon SBitt hier ab*
bruden Iaffen. Sa biefeö aber nid)t mobl an-
gebt, fo bitte ich bie Sefer, einen SBergleich anau»
ftellen amilcben bem Credo ber befannten $a*
ieftrina^aWeffe: „Aeterna Christi munera“ unb
bem ber mi9sa „XI. toni k ‘ bon 2Bitt (erfchie*
nen als 93eilage ^u ben gl. 331. 1881).
SaS Credo in ber genannten HJteffe $ale*
ftrina’S iftein mabreS2Jtufterdonfcböner SacteS*
bellamation. Ser eigentliche SactrhpthmuS tritt
gänjticb aurüd: baburch, baß ber regelmäßige
SBechfel amifdhen febmeren unb leichten Safttßeilen
beftänbig burch ©pnfopen unterbrochen unb eine
biefem SBechfel entiprechenbe S3etonung durch bie
Seytunterlage unmöglich gemacht mirb. Saau
lommt eine beftänbige ElbmechSlung amifchen gan*
aen, halben, punftirten ÜHoten unb Keinen auf
einaelnen ©ilben angebrachten ÜJteliSmen. 2Jtan
betrachte a- folgende ©teilen beS ©opran.
Ser Saft regelt bie Semegung, aber er ift,
mie ElmbroS fich über biefen ©egenftanb aus-
brüdt, latent, er mirb nicht mahrgenommen. Q&
ift für ben 3ubörer, der den 6hor nicht fleht,
öorauSgefeßt, baß biefer richtig au fingen »er*
fleht, nidht möglich, ben Saft mit au fragen.
SaS Credo ber beaeichneten ÜJtejfe bon SBitt
ift hinfichtlidh beS SRhpthmuS gana anders be*
Waffen.
StichtS ift ber natürlichen Slrt au fprechen
mehr entgegengefeßt unb erfchmert darum eine
fdhöne, ungeamungene Seflamalion beS SeyteS
mehr, als baS 3wtogen ber Saftnote in irotx
gleiche Hälften, menn babei einer jeden je eine
©ilbe augetbeilt mirb. 3Jtan prüfe, um fleh baoon
au überaeugen, folgende ©teilen auS bem in Siebe
ftebenben Credo.
Pa - trem o-mni-po - ten - tem, fa -
cto-rem coe-li et ter-r», vi-si-bi-li- um
tum non factum consubstanti - a-lem Pa-
tri, per quem o- mni-a fa - cta sunt.
Sieben ft man, baß eS fich hi« meiftenS um
93eftanbtbeile polpphoner ©äße handelt unb baß
baS ganae Credo in biefer SBeife behandelt ift,
fo muß man ftaunen über beS 9JteifterS Äunft,
natürlich, ungeamungen unb gefällig bie ©timmen
au führen.
o - mnium ... Et in unum Do-minum
Jeeum Chri - ßtum Fi-Ii-umDe-i
u - ni - ge - ni - tum.
Et a-soendit in ccb - - lum
I h h k _s I r—'
sfcr-r ’j— h— z
ee-det ad
zgzzpz:
de - xteram Pa - tris.
Original fro-rn
UNIVERSITf OF MICHIGAN
Heber Bpradjgefang.
71
— Ti —
=3-t=P
9 L> L
- 0 - 0 — 1
Tf
glo- ri
i - te-rum ven - tu - ras est cum
•sw##
- a ju- di - ca - re vi - vos et
Sßaleftrina fcat btcfe Slrt $u rfcbtymiftren
in feinen SDteffen faft gar ni<$t, in feinen 2Jto*
fetten äujserft feiten; bie teueren, namentlich
SB. fäeinen aber bafür eine befonbere Sorliebe
$u beftfeen. SEBährenb in bem Credo ber missa
„Aeterna Christi munera“ bie Safinote, bie
bort eine halbe ift, ein einziges 3M unb atoar
int Senor in ber eben d&arafterifirten SBeife be*
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Gck igle
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UNIVERSETY OF MICHIGAN
72
Hebt? Sprachgcfang.
banbeit mirb, gefeßießt eS im Credo ber missa
„XI. toni“ tßeilS in einzelnen, tßeilS gleicßgeitig
in allen Stimmen 48 2Jtal. £ierbur<b tritt aber
ber SattrbptßmuS in gerabegu marfeßmäßiger Slrt
berbor; bieS um fo meßr, je regelmäßiger betonte
unb unbetonte Silben auf guten unb fdbledßten
Safttßeilen mit einanber abmecßfeln: bie natür*
Itd^e ©uSfpracße unb bamit eine nötige 3)efla*
mation beS 2eyte3, baS eigentliche ffiefen beS
SpracßgefangeS mirb gerftört. ©ei ©aleftrina
berrfeßt eine ungegmungene, naturgemäße
auSfpracße, bei 2Bitt baS ungefeßidte 2)eflamiren
eines Schülers, melcßer ein ®ebicßt genau nach
bem SDtetrum ^erfaßt, bei ©. ber natürliche ®ang
eines gefunben 2Renfcben, bei SB. ber ©arabe*
marf<b eines Solbaten. SGBie aber bem gegen*
über ber Slutor ber missa „XI. toni“ behaupten
mag, feine (Eompofitionen feien biel mehr bem
Spracßgefang gemäß gefebrieben als bie ber 211?
ten, ift ferner gu begreifen.
©eßmen mir gU bem ®efagten noch ßtngu,
baß bie alten 2Reifter meiftenS bie polppßone
Schreibart anmanbten, in melcßer bie »erfeßiebe*
nen Stimmen auf ben eingelnen Safttßeilen »er*
fd&ieben betonen muffen, in melcßer bemnaeß jeg*
lieber SaftrbptbmuS »oUenbS »erfebioinbet, mäß s
renb bie teueren bie homophone Scßreibmeife
beoorgugen, in melcber ber SaftrbptbmuS felbft*
»erftdnblicb mehr ßeroortritt, namentlich, menn
bie ©egel beobachtet mirb, auf bie guten Saft*
tbeile müßten betonte, auf bie f<ble<bten unbe*
tonte Silben gu fteben fommen, fo ift bamit
genügenb bie toeite ifluft aufgebedt, melcße bin*
fubtlicb beS ©b»tbmuS gmifeßen ber neueren Äir*
cbenmuftf unb bem ©aleftrinaftple beftebt.
©leidß bem natürlichen ©ebeftrom flicken bie
(Eompofitionen ber2llten, namentlich ©aleftri*
na’S babin, »oll Sehen unb ©emegung, aber
ohne Unruhe, »oll SBecßfel unb ÜRannigfaltigfeit,
aber ohne frappante, piößlicß unb unoermittelt
mirfenbe (Eontrafte, in moßl georbneter ©lieber*
ung unb ©ruppirung, aber ohne gleichmäßig
»ertbeilte, feßon im ©orauS nach 3 a ßl nnb ®röße
beftimmte Sä&e unb ©bfeßnitte. 2BaS So rin*
f er (©u<b ber ©atur 3. ©anb p. 331) über bie
Schönheit unb ©oefte beS fließenben SBafferS
fagt, paßt in »ortrefflicber SBeife aueß auf bie
alten SReiftermerfe fireßließer Sonfunft. 2Jtan möge
barum baS etmaS längere (Eitat entfcbulbigen.
„Sie natürliche ©emegung beS fließenben
2BafferS, feßreibt ber ®enannte, bat bei aller
©leicbmdßigfeit, mit ber fte erfolgt, bo<b bureb*
aus nichts (Einförmiges, SRonotoneS unb Sang*
meiligeS, fo lange man auch immer ihrem Spiele
gufiebt. Sie unterfcheibet fich febr mefentlicß »on
ber fünftlichen ©etoegung, gu ber baS SBaffer
bureb menfcßlicße ©orridhtungen (2Bebre, bölgerne
SBafferrinnen u. bglcbn.) gegtoungen toirb. Sic
letztere hat in ber ©egel nichts ©oetifcßeS mehr
unb toirb monoton unb langtoeillg; bie erfterc
lann man nie mübe toerben gu betrachten; fte
beftftt einen gebeimnißoollen, unerfldrlicben ©etg,
ber faft um fo mehr feffelt, je länger man bie*
fern tiefftnnigen Spiele gufiebt, baS bei aller an*
feßeinenben ®leidbförmigfeit bodb eine immermdb 2
renbe 2lbtoe<bSlung unb ©erdnberung gur Schau
trägt, eine unergrünblicbe $üHe oon (Eombina*
tionen, bie eS immer neu unb angiebenb erfeßei*
nen laffen. SaS gilt »on ber ejitfacßften Quelle,
bie eine ebene SBiefe burcßriefelt, toie »on bem
plätfehernben ©ebirgSbacße ...»on bem maje*
ftätifeßen Strom, ber in erhabener ©uße feine
SBaffermaffe in taufenbfältigen ©ariationen, bie
feine breite Oberflädfje träufeln unb furchen, ba*
ßinmälgt, toie »om bonnemben 2BafferfaH.
2lber mißt bloß baS Spiel ber febäumenben unb
braufenben SöeHen, baS bie ®ebirgStoaffer geigen,
toelcbe mit ftarfem ©efäö über gelfengrunb per*
abftürgen, auch baS fanfte unb ruhige fließen,
mit bem bie ®emäffer ficß bemegen, menn feine
£inberniffe fte gu gemaltigem 2lufbäumen grnin*
gen, befißt eigenthümlidhe ©eige, bie gu tiefen,
lieblichen unb ernften ©etraeßtungen aufforbem.
SaS unaufhaltfame fließen, in bem ibpöifcße
Muße mit energifeßer ©emegung, unabläffigeS
©orbringen mit geßehnnißboller Stille ficß »er*
binbet, biefeS emige, nie unterbrochene fließen
ift ein ©bänomen, baS fteß mit ßöcßft einbring*
licßer Sprache an ben ®eift unb an baS ©emütb
menbet unb einen (Einbrud ßerborruft, ber ein
fo befänftigenber mie anregenber ift, jebenfaUS
aber ein feßöner, bureß unb bureb poetifeßer ge*
nannt merben muß."
3ug um 3«g faft läßt fuß »orfteßenbe Scßü*
berung auf bie SBerfe beS ©aleftrinaftpleS an*
menben: bie ©ebnlicßfeit gmifeßen ber rbptbmifcßen
©efeßaffenbeit biefer ßunftprobufte mit ber gleich*
mäßigen unb boeß fo mannigfaltig, fo intereffant
geftalteten ©emegung jenes ©atirrelementeS, beS
SBafferS, ift eine gerabegu überrafeßenbe. ©ießt
bloß in jenen Stellen, melcße meßr fpllabifcßer
2lrt unb barum bureß ben %ejt in ihrem ©bptß ?
muS gunäcßft bebingt finb, aueß in jenen, in
melcßen längere Sonreißen auf eingelnen Silben
gur 2luSfüßrung fommen, — ähnlich ben 3ubi*
lationen beS (EßoraleS — trägt ber ©bptßmuS
biefen (Eßarafter beS freien, ©atürlidhen, leicßt
unb ungegmungen Saßinfließenben an ficß, fo
baß man auch &on ihnen fagen fann, fie feien
bem ©hptßmuS ber ungebunbenen ©ebe, ber
natürli^en 25eflamation beS SejteS gemäß ge=
bilbet.
3ur 3üuftration beS guleßt ®efagten mögen
bie gmölf erften Safte beS Sanctus aus ber
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UMIVERSITY OF_MICÜLGAN
Heber Spradjgtfang.
73
missa „Aeterna Christi munera“ fyier eine «_u-
©telle finfcen. |f |Ttt ~
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^ ~ —P T-^ 5 j w»— cs —^3
W=s
ctus.
Ctll8 ,
±z±=ri=±i=h=:
San - ctus, San
"mS^ESE
=r~=t
it=t~
l§=g=i
ctus, San
SBäbrenb bic Sleueren auch in berartigen
Saften fich Diel gu biel Don bem JaftgemiAt be*
ehtfluffen taffen, nach ihm ihre Jhenien hüben
unb Durchführen, ift hier ber JaftrbpthmuS, j e ^ c
im 33orauS feftgefteüte, regelmäßig erfolgenbe
SBieberfeftr betonter unb unbetonter Jafttheile
gänglich umgangen; bie melobiftften giguren ber
eingelnen Stimmen erreid&en ihren fjöhepuntt,
ibr öauptgemicht batb an biefer, halb an jener
Stelle innerhalb be$ JafteS unb gmar, ba bie
Stimmen imitatorifch auftreten, nidbt in gleich*
jeitigem 3ufantmentreffen, fonbern in ftetem 9Becft*
lei; um SRonotonie unb Ginförmigfeit gu Der*
meiben, bemegen ft<b bie Stimmen nur feiten in
Jonen non gleicher 3eitbauer: baä ©an$e er-
fefteint als DouenbeteS SJtufter ruhiger, babei Doch
fein belebter, natürlicher unb anmutiger Sthpth*
mifirung.
$a§ ©efagte mirb gur ©enüge erlennen taffen,
ob fßateftrina unb feine 3eitgenoffen ober ob
bie neueren Äirchenfomponiften, roelcfte nach 9B.’$
©runbfäften unb Seifpielen arbeiten, ftch in ihren
ffierfen beffer an bie natürliche Slrt gu fpreeften
anfd&lieften, ob jene, ober ob biefe ben gorber*
ungen be3 SpradjgefangeS mehr gerecht merben.
2Bad aber bie Gingangä unferer Slbhanblung
angegebenen brei Siegeln betrifft, fo glauben mir
biefelben auf ihren mähren SSerth gurüefgeführt
gu haben. G3 fann beren ^Beobachtung im Gin*
seinen ber feftönen Jerte^bellamation gu Statten
fommen, gang entfebieben muß aber beftritten
merben, menn £. 2B. meint: „e3 genügt, menn
nur eine biefer brei Gigenfcftaften Dorßanben
ift, beffer gmei, am beften brei."
2)ie conftante unb confequente ^Beobachtung
auch nur einer biefer angeblichen Siegeln ift
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Original fro-m
UNIVERSETY OF MICHIGAN
~irr?r-
<&r. gäciCia
tiadj einem ®emalbe bc> franjöui^eit £iftorkmn4I«£ ^anl Deiarod}c, f 1856.
tragen unb bannt eine natürliche, bem Kb^tb ;
fchon nicht burchfübrbar. 5lber juuei betreiben
ober gar alle brei ben firchlifiheu @eiange3compö=
mus ber imgebmibenen Siebe fld? näbernbe 2lii§=
fproäre, alfo eine richtige Sejtesbettamation un
möglich machen.
<&. 3$e6er.
Kain*.
fitionen $u ©runbe legen woüen, i)tej?e jegliche
Setbftftänbigfeit unb Schönheit ber SMobiett*
bilbung aetfiörcn, biefje ben Jaftrbptbimit auf
ungebührliche SEÖeife in bie fachliche 2Uufif über-
B. '•lü'ifcrüauew&et un 6 erfteiferrtöev ^ßeif.
äjmjicnjang öturi) kttCmttci! öcr fiaii-©tn>itdiff
uw ein Initmioter ©papergang tunken burdj
bi& (?k^acb^biit>u)i0ert ber SSur^IÄap>leim tum
nntctf^unßen. $ej$aft ' jfaf$n mir
Jdwn gteü, cbiuobl öie SlebnlidjtcU ppitäjen ,ftap
unb Äofcf io nabe liegt, bödi bie beide grage
bei ©eile> n>of?er Denn itnfet Motf* 1 ftamms,, ob
eifern vom belndiffben p (Koph fämteebnupt,
occiput) ober oou s (Kapii, tyo&le Öanb,} d) aleit*
förmig), ob non einem fprifdjeu (Kab) ober per;
ftidjen (Kapitb) ftoldmoHe, ob oom lat. cap
(faßen, capid ~ f enfet i.dja le) ober pom griea?.
xu'ii (gierig efieu), oDec ob oitflmdu eine Mn-
maubtfdmff beftebt mH bem ©tamma cup (be¬
gierig, cupedo — 9laf$maul) ; uammitid) mit
cupa (cuppa, Sdufc, Sonne). Sui^t ?fi e$ r
ba& uRfere macfenV $ltoorbetn tne Üim\li 3^t
lebten, jagten, tviegten, fangen unb trauten obfte
„Äöbi", ober oieimebr, fie trauten fdum Idtlgft
aus bem tfepfe (altb. chopk, mbb. Kuplr
angeln cupp unb cöpp, eugL cup, bän. eop,
allnovb. Koppr), benoc e$ ihnen im tfopfa
fötpirtbfidj mürbe: Senn ber Äopf mar bei imt
Autrft ein .ftoblmafi unb fdjaleuförmigt^
@ejcf)irr mit gnfegefteU, unb bom „öaupte''
febr neiid/icbeiu 3tod) Hingt ee riod) im,,.Hopft,
6 ef)töpf- unb ^>feifenfopf/' Sie Sdjaieiu ixsit
^auteugeftatt med?le m&&{ ber ©vunb fein, feafe
evft im 2 K; dealtet bet er.Hunte geint
mig bro&te, bem ©egner (nidjt ba$ £>aupt, fon-
becn) ben pÄopf ' 1 o&er Sdjdbei 3 U 3 er|d)lageu,
— bis ee bann bem ßopfe gelang, ba* £uxupz
*^>1^1(1 bolanifcber Huäffajfg, töenn er ntäft
troden gehalten bleibt g#;
möbnlidb ni^t jritat..
' flui auf Seift, ©emUtb
^ ^ kebnü<b tofttf aiub ein fSunbgang
bm$ einen ©arten, M -eS baft bie iUnlagebutd)
ibce Orbnung, gavbeitpm^t unb Soblgerudie
feffelt,- fei e£ böfe ba*^ Silbvomantif^b, oon
menf^lid^er $anb gepflegt, bur^ ben Steidftbnm
kirnt goimen unb ben bunten ©ed)fel feiner
Öruppen bae ^Inge be£ Sfefdjduerd erfreut, $n
einen gtöteten ©arten-Pon erfranntid)cr grudjt»
barfeit mödjte aud) tcf> ben Sefer geleiten, um
\lm auf Diefe unb jm $ttau5eu aufmertfam pi
madien. Qmt firtb bimlben tciucemegv an fidj
Tteu unb unbefannl; pielmebt nurb bet Eßußler
unt- gteunb ber Liturgie unter lauier alren
Öetaimten finben. nieüeidp menige Cfotijd>e ©e-
toddjfe ausgenommen. (Slei^mobl bürfte eine
nähere Scfid&tigung berfelben nieftt o^ne Stuften
unb Vergnügen, fein, menn fie auefe nid)t aus
bem ufritanit^ejp fiaplanbe ftaramen, fonbern
aus ber tiralten► otnbtimi(eben .fflur^el
Äap rn mannigfa^en ©ebilben entfptofTen fvnb.
Senn, um «S tur3 311 Jagen, eS l?anbelt ftc^ nni)f
um einen ©arten, nad? 'bei«: Spfteme LH106 ober
Jassieu, fouban um eine^ %W auf bem frudjt-
baren Seben >eS Spra^gcbietesl.
gürd)te aber nicht, freunblfdjer ©etd^rte. feu
mö^teft einen profunbretubiten etpmologifd?en
6|curS miimadjen mitjfen; nein, ce fofi mtrflid}
Go gle
76
Spaziergang bnrdj ben harten bet £ap*Ge©adjfe.
faft oan^Itd^ au Derbrängen.*) Seicht läfet ftcfe
erfennen, wie mit jenem SBorte auch Äobe (Äopf*
bebedung), Äober unb Äobel, Äopp unb Äoppe
(Scfeneefoppe), Äofer unb Äofel, Äufe, Äüfer unb
Äübel, ©upf, Äuppe unbÄuppel, unb noch manch
anbereS ffiort gufammenbänge. Slber wir wollen
uns ja barüber niefet beit Äopf gerbrechen, unb
um mit beriet Spifefinbigfeiten -Jliemanben Wetter
uor ben Äopf au ftoffen, treten wir lieber unfern
einfachen ©pagiergang fofort an.
Sa faßt uns fdjon gleich ber altebrwürbige,
bemooste St am mb ater Äap felberauf, fobafe
wir unter feinem ©chatten etwas berweilen muffen.
6r ftreeft ja feine riefenbaften Slefte unb taub?
reichen Sweige na<b allen ©eiten aus, breit unb
träftig im SanSfr. capäla, im ©riech,
im Satein. caput unbSeutfchen H a u p t, fchmäler
im gtal. capo, fpifcer im grang. chef, langer
im ©pan. cabeca, frfjarf im Stieberl. ho oft,
im Singelf. he afod, 3Sldnb. hoffod, fcfewddber
unb feiner im Gngl. he ad u. f. f. Unfer $n?
tereffe feffeln bie 3n>iöingSdfte caput unb Haupt
(gotb. haubith, mbb. houbet), bie fo neben unb
auSeinanber waefefen, wie cornu unb iporn,
cutis unb Haut, casa unb HauS, celo unb
heble, coelum unb b°bl, cordis unb £er$,
calamus unb Halm, acerbus unb herb,
cervus unb ipirfcb, silva Caesia unb ipieSfelb,
duco unb siebe (3ug, Sucht) u. f. f.
ffier fühlt eS nicht augenbüdlidb, bafe unS
baS „Haupt" Diel würbiger unb feierlicher
anmutbet, als baS trioiale „Äopf"? 2Bie er?
greifenb ift baS propbetifebe SBort, baS wir bem
©falmenbidjter über bie ©rniebrigung unb fol?
genbe ©rböbung beS ©rtöferS fo oft nadjfingen:
De torrente in via bibet:
propterea exaltabit caput!
Ober wenn wir mit bem ©Dangeliften baS er?
babene ©ebeimnife ber Grlöfung preifen:
Et inclinato capite tradidit spiritum!
Ser glaubenstreue, eble Vtartpr würbe „ent?
bauptet", ber gemeine Verbrecher wirb „ge?
töpft". — SBürbig ftellt auch unfer geiftooHer
Sichter ben Dom Unglüd gebeugten Vater bar:
2BaS geuerS ffiutb i^nt auch geraubt,
©in füfeer Sroft ift ihm geblieben:
Gr gäblt bie Häupter feiner Sieben,
Unb fieb! ibm fehlt fein tbeureS Haupt. .
Sie Aufgabe unb bie ibr entfpredbenbe Stell?
ung gibt bem Raupte feine befonbere Vebeutung.
gür baSSluge erfebeint eS wie ein VorberfteS
ober OberfteS am Äörper, unb begeid&net bem*
gemäfe junäebtt ben Anfang einer Sache. In
*) lieber bejeitbnen bie romami<ben 6pracbett,
afcwcidvnib ton ber latein. Butter, ben 5topf at$ „0cbalc w
testa, teste (tote).
b v Google
capite libri (am Slnfange ber Suchrolle) scriptum
est de me, ut facerem voluntatem tuam, fingen
wir Dom Grlöfer bem ©falmiften nach. Nec caput
nec pedes (Weber Slnfang noch ©nbe), fagt baS
lat. Sprichwort. 3Bie fühlt ber funftgemanbte
©dnger fi<fe gefchmeidjelt, Wenn ihm bie Subörer
nach einer gelungenen Slrie ein ftürmifcheS „Da
capo“ aurufen, wdbrenb baffelbe SBort aus bem
SWunbe beS ftrengenGborbireftorS garoftminber
angenehm Hingt. Ser in baS SJteer Dorgefchobene,
hoch emporragenbe Slnfang beS geftlanbeS helfet
ja hinweg „Äap". So fmb auch bie Quellen
ber glüffe ihre Häupter, wie capita Rheni, unb
wir benennen barnadb fo manchen Ort, wie Scham*
baupten, SJtenn*, ©aal?, Sbierbaupten u. f. f-
— gn ähnlicher SEBeife wirb mitbemfelben SB orte
baS ipöchfte, bie Spifce einer Sache bejeichnet.
Slatürlkfe fleht bei unS Seutfchen ber „chef“
an ber ©pifee eines ©efchdfteS ober GommanboS;
ber Hauptmann führt bie Compagnie, oft bie
©treitfräfte ber ©robing, aber auch bie Zauber?
fchaar; ber Häuptling beberrfcht VolfSftämntf
einer niebern ©ultur. ©ar fonberbar fprecha
wir Dom „Oberhaupt", wie wenn eS im ©egen*
fafce au einem Unterbaupte ftünbe, ähnlich wie
Vorher? unb Hinterhaupt! SlUerbingS bat mirttkb
baS Oberhaupt nicht fetten biberfe SBeiterungen
mit feinem Unterbaupte in fchlichten, laut Seug?
nife alter unb neuer 3eit. —
SBeil aber baS Haupt Dornebmlich als 6i$
ber VerftanbeS? unb SBiltenStbdtigfeit
gebacht Wirb, wie ein Gentrum beS SterbenipftemS,
unb eine gana Doraügliche unb wichtige ©ebing?
ung alles SebenS unb SBirfenS; fo erfcheint eS
als eine Sache Don böefefter SBidjtigfeit, unb
beaeichnet bemnach überhaupt alles, waS bo^> s
wichtig, in feiner Slrt üollenbet, ober ein3n?
begriff Don Äraft, Don Seben unb SBertb
ift. gn biefem Sinne würbe bereits bie erfte
greubenbotfehaft über ben ©hlangentöbter an?
gefünbet: ©r wirb bein Haupt a^^treten
(=?beine Obmacht Dernichten), unb bu wirft ihn
in biegerfe ftedjen (=nur mit furaem ©chmerae
qudlen). ©o trat in alten Seiten ber Sieger
auf ben Äopf beS ©efiegten, um fpmbolifch beffen
Dößige Unterwerfung an 3 ubeuten; ober ber be?
fiegte Äönig würbe in einem etfernen Ädftge als
Schämet bem tbronenben Sieger unter bie güfee
gefteüt, wie wir oftmals bem böchften Sieger gu?
fingen:
' donec ponam inimicos tuos
scabellum pedum tuorum.
gn gleichem Sinne fprechen wir in bunbert
©enbungen Don Hauptperfon unb Hauptrolle,
Hauptftabt (capo) unb Hauptplafe (chef-lieu),
Hauptwort unb Hauptfa^, Hauptfumme unb
Hauptinhalt, Hauptwerl (chef-d’oeuvre, SWeifter?
ftüd) unb Hauptfad^e u. f. f. bis herunter gum
Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN^
«Jftonig gtapifc mit 6er <£t}X a,
umgeben oon oier fabrenben Shififanten (Jongleurs) im Goftümc be$ 13. Sa^unbertö.
einet Miniatur eine« $}<tU*tium* in bet Raufet ÄaiionatrSibUotbct.
menn mir in bem großen ©arten and} noch feine
Stbteger in Stugeufchein nehmen mollen. SBährenb
mir aberben Slidoon ber fjkadjtfrone tiiebermärts
fenfen, haftet baS Stuge noch an bem maüenben
£>aare (capillus, capillfttnra^ c b e v e u, chevelure),
ba£ ja fo fefi mit bem Raupte toermadjfen
ift, mie bte an ben Stammen eine» UrmalbeS
aufrantenben SchfingpPaujen, Sie alten Seutfcben,
3 umal ©othen unb granten, hielten grobe Stüde
auf ein langet, mallenbeä Haupthaar; bebhnlb
hieben bießbfenunb Siornehmeii, meldjc inbiefem
JpauptfpiSbuben, Sknnt bod) ber fiateiner fogar
bte 3Jtünbung be£ gfuffeS unb ben gufs beS
SergeS capnt fiaminis, rnontis, mohl non ber
Stnfchauung geleitet biefe Steile als bie
mdchttgften unb midjtigften 311 gelten haben. Unb
unfer „behaupten^ lagt ja nichts anbetS, als
einen Safe ober $iat* mit Stufgebot aller geiftigen
ober materiellen Ihrafl in feinem Rechte unb in
feiner ©emalt aufrecht erhalten.
Sech mir bürfen uns bon bem aft- unb frucht?
reidjen ^auptftamme nicht $u lange feffcln Iaffen,
Go gle
Original, fro
78
Spapergang fcurdj )cn fcarlcn &cr Äap-ßeroädjfe.
Schntucfe ftch befonberg auggeid&nen mußten, in
ber amtlichen Sprache capillati, wäbrenb bie
©eiftlid&en, waren fte auch noch fo ebel, bag lange
£aar oblegen unb einen #ut tragen muhten, wo*
bon fie Pileati genannt würben. Such bie Änaben
trugen lange £aare unb würben, wenn fte bag
gwölfte 3abr erreichten, pm erften SRale ge*
froren; bieg gefchab mit grofcer geierlid^feit
unter ©erleibung bon Scftgcfenfen # unb bag
Samilienfeft biefj capillatoria. derlei ©e=
brdudbe ftnb gang berfd&wunben, unb überbauet
haben wir jeftt bon bem anfebnlidben SBörter*
febafte, ben bie fateinifche Sprache unb ihre Töchter
aug capillus bitbeten, !aum mehr alg bie Äa*
piliarg efäfje erbalten, b. b. jenebaarförmigen,
feinften Heberten, burdb Welche ber garte ©rocefi
beg ©lutumfafteg in ben Rtugfeln u. f. f. be*
Werfftetligt wirb. So traurig eg aber ift, wenn
bie Äapiflargefäfee im Sluge fidb entgünben unb
ftar! anfchwellen; fo gefährlich eg ift, wenn fte
in golge bon großer Xrägbeit in ben Sähen u.
f. f. untbdtig, troefen unb branbig werben unb
fo bie ©lutgerfeftung einteiten; fo intereffant eg
ift, an ber Sdbwimmbaut eineg Srofdjjfufjeg ben
©iutlauf in biefen ©efäfcen mifroffopifch gu unter«
fudjen: wir winben ung für jeftt eilig aug biefern
berfdblungenen ©eflechte betaug, um einer anbeni
grobartigen ©artie ung guguwenben, nämlich ber
Äopf bebeefung.
3n biefern Rebiere begegnet ung guerft bie
bietgeftaltige cappa (Äappe, chape, $aube).
Sei ben Römern war atterbingg, wie eg fcheint,
wenn audb bie Sache, hoch nicht bag 2Bort ge-
braudblidb. Grft feit etwa 1400 fahren ift eg
gang unb gdbe im gangen Slbenbtanbe, felbft bei
ben ©riechen, unb gwar in ber fruefttbarften
SSBeife. Ser bl. Sftbor bon Sebilla (f 636)
befchreibt bie bamalg allenthalben gebraudbte
Äappa alg ein Heberfleib, bag ben gangen
Körper einbüüt unb auch ben Äopf bebeeft (baber
cappatus = eingebüDt, b e r f a p p t). Sie gleicht
aufg $aar bem Regenmantel, ber noch in bieten
Säubern gumal bei benen im ©ebraudbe ift, welche
ftch fonft nicht wobt gegen bag Ungemach ber
SBitterung fchüften tonnen, nur bab urfprüngtich
bie Äappe auch oorne gefchtoffen war. Gin Ober«
fteib ohne Äopfbebedung b^fe froccus ober
roccus. Stüber würbe bie cappa bon Sillen
häufig getragen, bon Rtännem unb Stauen,
©eiftlidben unb SBeltlichen, im täglichen ©erfebre
wie bei feierlichen Slnläffen. Sie Äappa war bag
Weibe Äleib beg Säuflingg, wie ber Äöniggmantel,
bagOberfleibbegRtöitcheg (algfoldbeg auch cuculla
unb melota genannt), wie bag Seftgemanb beg
©riefterg, ber bequeme Schubmantel beg Wirten
wie bag Reifefleib beg ©efchäftgmanneg, bag
Obertleib beg Schülerg wie ber Ueberwurf beg
Ritterg.
Slber gerabe biefe bielfeitige ©erwenbung
führte, wie eben bei allen brachten, halb gu
mannigfachen Sonnen; man möchte fagett, bie
cappa würbe gerriffen unb blieb gwar nach Oben
Äopfbebedfung unter bielfachen Ramen unb
©eftalten, wäbrenb fte nach unten alg 2Jtan tel
fortwudbg, woran ber Äopftbeil im Äragen unb
3ibfel big gur Untennttichfeit bertümmerte. Hm
heften erhielt fi<h bie alte S°tm noch in ben
fachlichst Äleibent, gumal im Gborfleibe ber
SRöndhe, fowie in ber cappa pluvialis, bem
f. g. ©egper* ober Raud&mantet; freilich tourbe
auch leftterer borne aufgefchnitten, unb bie fdbon
ebemalg fchmudreichere Äopfbebedtung hängt alg
Rüdenfdhilb berab, ber taum bie früher* 33er
ftimmung mehr ahnen läftt. tiefer cappa be*
bienten ftch ebebem alle Gborfänger t« ihrem
Sienfte, unb Riegen babon caparii (chapiers)
ober capati (capeti). Gg bürfte auch ber Hbt=
graf £ugo Gapet, ber Segrünber ber Äape*
tinger fiinie in Stantreich, feinen ©einamen ba?
bon haben, bah er alg 2lbt bon Gentula un*
anbern Älöftern in feiner 3ugenb mit ©otltefc
bie Äappa trug, weit eher alg bon feinem «r
gebtich groben Äopfe, Roch tragen Sifchöfe um
Äanonifer beim Gborgebete bie wollene mit ©elf*
wert bergierte cappa, ober eine feibene, febr ber*
fürgte, an Welcher berÄopftbeil böüig gufammen*
gefdjrumpft ift, wäbrenb bie anfebnlidbe cappa
(chape) ber Äarbtndle bie Äopfbebedung am
faltigen Äragen geigt. £at ftch bie cappa
magna nach oben gar febr berjüngt, fo ift fie
bagegen, wie fte bei feierlichen Slufgügen erfdftemt,
nach unten in eine überlange cauda au$ge*
wadbfen, beren 3toedfmäj$igfeit unb Schönheit
fchwierig gu begreifen ift. Siefpanifd&ecapa
hält alg berfürgter Mantel ohne Äopftbeil bie
2Jlitte gwifchen ber fachlichen cappa unb ber
beutfehen Äappe.
Siefe felbft würbe gang Äopfbebedtung; an
ber Rarrenfappe allein mit ihren gu Gfelg*
obren auggewadbfenen Slügeln finbet ftch noch
ein Hnfafi für ben £>alg. © 0 nft btent bie Äappe^
fei fte bon welchem Stoffe immer, fei fte Ääppi
ober Ääpple oberÄäppcben, Gibil* ober Rtilitär*,
Sienfts ober ©üreau-, ©faffem ober Gommigfappe,'
nur mehr gum Schuft unbSchmucf beg$aupteg;
ja, bag Gerebigfäpp^en fiftt gar nur wie ein
Reftchen auf einem Äopftbeil neben bem Scheitel.
OJtit ber Äappe bat ftd) feit Hlterg bie gleich 5
ftämmigeftaube in allen möglichen Sormen ent*
widtelt; namentlich tragen bie Stauen ihre Schopf-,
©upf*, Riegel^ Slügel-, Spiften*, ©änber--, ©elgs
Silg 5 , ®olb< unb mandberlei anbere Rauben. Reben
ben 3ipfot-, Äinbers unb Rachtbauben unb $äubs
d)en macht ftch bie alte Sturms unb neue
©idtelbaube breit, unb ber £aubenfchmib
fpielte ebemalg eine bebeutenbere Rolle alg ber
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Spajitrgang burd) den ©arten der ftapCBfumdjfc.
79
je|ige Äappenmacher. Selbft Sögel unb Sturme
baten ihre Rauben, bie man meiftenS oiel lieber
fteht, als bte Rauben ober Äappen auf ben Ser*
gen; jedenfalls lä&t man ben Rauben ft od in
Oer ®arberobe unb auf bem Kähtifche meit ge*
bulbiger flehen, als in ber flinberftube ober gar
im Sebrfaale.
Um fteifere unb ftärlcre ßopfbebedungen gu
begegnen, bildeten ftch auS bemfelben Stamme
mehrfach auch ftärfere SBörter, fo befonberS ca-
paro (chaperon) unb capellus (chapel,
chapeau) u. f. f. mit oielen abgeleiteten Se*
beutungen. 2luch bie Capelletti, bie berühmte
flaoifche ®arbe in ber ehemaligen SRepublil
Senebig, fcheinen baoon ben Kamen erhalten gu
haben. UebrigenS mar bie ®runbanf<hauung
bon cappa als einer Äopfbebedung fo durch*
fdhlagenb, bab man felbft bie Slumenfräng*
chen (auS Kofen, Seilten u. f. f.), momit bie
Jungfrauen bei geftlichfeiten feit langem ftch
£aar unb £aupt fd&müdten, chapelets nannte,
ein 2Bort, baS bernacb mieber auf andere Äränge,
gurnal ben Kofen fr ang, übertragen unb fort*
gebildet mürbe. — Son ber rundlichen gorm ber
cappa ging ber Segriff auf manche runde ober
beden be Singe über. Junächft ftammt baoon
mbb. Kaph (ber £ügel, befonberS Späh*
hügel), morauS bann meiter k a p h e n (== fpähen,
gaffen) u. f. f. entfpringt. So h^ben ferner
in ber Xecbntf bie Stiefel unb Strümpfe, ®e*
mölbe unb Sad Öfen, ©riffe unb Seichfeln u. f. m*
fo gut ihre Äappen, mie bie 3*hw unb Äniee.
©ine derlei Äappe anfefcen heijit daher fäppeln
(belappen), mähren b f a p p e n (abfappen, foppen)
baS Slbfchneiben beS Kunden, Oberften, Sorber*
ften begegnet. SBohl märe mit biefen Sßörtern
eine neue ®ruppe begegnet, deren Seftchtigung
imSetail nicht ohne Jntereffe fein mürbe; allein
eS ift bemfiefer faum gugumuthen, dabei fo lange
gu Oermeilen. Sielmehr nehmen mir nod? etliche
bemerfenSmerthe Äappen inbefonbcrn2lugenf<hein.
43 Sismeilen ein menig oerfchminbett, ober ir s
genbmo unftdhtbar gugegen fein, märe fo übel
nicht SaS ÜJtärchen bringt baS allerdings febr
leicht unp fdhnell gu Stande. Sem ©pgeS, bem
Urahnen beS reichen ffröfuS, hat die gefepäftige
Sage einen unftchtbar malenden King ange*
dichtet; in ber beutfehen Sage finden mir bafür
bie Sarnlappe, ben ÜJtantel, ben ber £elb
Sigfrit bem .gtoerge Sllbrich beim Äampfe um
ben Kibelungen Sd&afc abgemann unb oon bem
gebedt er feinem greunbe ©unther gum Siege
über Sninbilten berhalf.
Die wtle was ouch Sifrit, der listige man,
6 ez iemen erfände, in daz schif gegän,
da er die tarnkappen verborgen ligen vant,
darin slouf er vil schiere: dö was er niemen
bekant. I
Sodj laffen mir bie Sräurne unb Schäume
ber Sichtung unb menben uns lieber gu den
flaren Quellen ber SGBirflichfeit. SaS Klittelalter
gab bei aller Kaubeit gleichmohl feiner reli*
giöfen Uebergeugung in großartigen ®erfen 8luS=
brud, befonberS auch burdh fachliche ®emänber.
211S um 1075 bem Äönige SBilhelm bem Gr*
oberer bie Kad&richt gebracht mürbe, ber 2lbt
£ugo oon Glunp habe ihm bie gemünfehte
©ebetSgemeinfchaft oerlieben, da empfing ber
fonft unbeugfame £efb mit entblöfetem $aupte
unb gebeugtem Kaden biefeSotfchaft unb fchidte
bem Hbte gum Sanfe eine cappa (Gbormantel)
auS purem ®olbftoffe, bie reic^ltdhft mit Gbel*
fteinen, Serien unb Sernftein überfäet, lunftreidb
geftidt unb am untern Saume ringsum mit
golbenen, hellflingenben ©lödlein befefct mar.
Sie Äönigtn fügte eine ähnliche, fehr foftbare
casula hingu. Sllte Gbortappen mit ©löd*
lein fanden ftch noch im hörigen Jahrhunderte
itnSome gu Slawen; oielleitbt ftnb fte noch dort.
Sief berühmter unb für bie greunbe biefeS
ÄalenberS meit intereffanter, als alle iene foft*
baren unb fonberlidhen Äappen, ift bie cappa
beS hl. SifchofeS Klartin oon SourS.
SDBohl mar gur 3eit biefeS ^eiligen baS SBort
cappa fdbmerlich fchon im ®ebrau<he. Slber jenes
Schulterfleib, melcheS ihm oerblieb, als er feinen
ÄriegSmantel einem Settier gefchenft, unb in
melchem er hernach als Sifchof bie hl. ®eheim*
titffc gu feiern pflegte, mürbe in fpäteren Seiten
cappa ober, meil eS Heiner als ein Dberfleib
mar, gemöhnlich capellaS. Martini genannt.
Senn capella begegnete ein fleinereS Schulter*
mäntelchen.
8llS bie graulen ®allien eroberten unb ihre
Äönige ben chriftlichen ©lauben annahmen, mußten
fte bald fühlen, bafj bie religiöfe ©emiffenhaftig*
feit ihre neuen Unterthanen beffer in ber Sreue
erhalten mürbe als SBaffengemalt. Saher mochten
fte frühgettig daran benfen, ftch in enge Ser*
binbung mit Singen gu fefcen, meld&e allgemeine
Serehrung genoffen. 2BaS fonnten fte aber finden,
baS in gang ©allien allgemeiner oerehrt mürbe,
als ber hl. Ktartin? SBeil eS jedoch nicht an*
ging, alle Ueberrefte oon ihm auS SourS meg*
guführen, fo brachte oieüeicht fchon Gblobmig I.
jenes hochoerehrte ÄleibungSftüd nebft andern
flehten Keliquien an ftch. Siefe„capella domni
Martini 11 , mie fte bei ben Kteromingem hieb,
mürbe in ber löniglichen Sfalg an einem ent*
fpr^enb gefcbmüdten Orte aufbemährt, unb alle
michtigen Gide mürben hier abgenommen, indem
ber Schmorende nicht mehr nadj) heibnifdher Sitte
bie £anb auf baS entblöfete Schmert, fonbem
auf biefe capella legte (super capellam
d. M). Sie mürbe mie ein Saöabium ftets auf
bem ^eereSguge, natürlich in einem auSgegeich*
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Spajitrgang bnrd) Un garten. Iler £ap*<5emödjtc.
neten SBagen, mitfammt bem Slltarge*
räthe für ben gelbgotteSbienft mitgeführt. Unb
fo oerbanb ftd> halb mit bem 2luSbrucfe: „es
fommt bie Äapelle", bie ©orfteUung, bafc ber
gelbaltar mit ben Reliquien unb allen Uten*
filien für ben ©otteöblenft fi<h nähere. Unb hieb
eS: „man gebt gur Äapelle", fo mubte ftcb all*
mäblia bie Rnfcbauung bilben, bab man in ben
mürbigen Ort ein trete, mo bie capella fammt
bem Rltargeräthe aufbemabrt mürbe. XarauS
entftanb ber jetzigeBegriff ßoffapelle unb er*
»eiterte ftcb nach unb nach gu allen jenen SBör*
tem unb Rügungen, melcbe eine bauliche ©or*
ridbtung gum Behuf e gotteSbienftlicher 9Xcte
begeicbnen. ülJtag fte aber grob ober Hein, frei*
ftebenb ober mit anbern ©autoerfen berbunben
fein; mag fie als gelb*, SBieS* ober SBalbfapede,
als Scblofc*, £auS* ober ©ruftfapeüe, als Sauf*
ober Seitenfapelle einer grobem Äircbe ober felbft
als anfebnlicbe Äircbe erfcbeinen; ma£ fte „alte",
ober „heilige", „reiche" ober „febmerghafte" Äa*
pelle, „Ääppeli" ober „ÜJtarientapeDe" beiben, —
immer mirb fte bon $ont*, Älofter* unb ©farr*
fireben unterfdjieben.
Seht früh mürbe auch baS fämmtlicbe
©erfonal, bem bie Obforge für bie capella
S. Martini unb für alles, maS bagu gehörte,
übertragen mar, fomobl am $ofe als beim
£eere allgemein Äapelle genannt. GS mar
ein bodbangefebeneS GoHegium, in melcbeS be*
fonberS bie Äarolinger auSgegeidjnete, gelehrte
unb begabte Jünglinge unb SWänner, gumeift
©eiftlicbe jeber Stufe beriefen. Xiefe Äapelle
batte auber ben fircblicben Dienften aller
Art auch bie Äangleigefdjäfte am Jpofe gu
beforgen, bie Äangler unb Notare, bie Äopiften,
SSibliotbefare unb Rrcbioare gu [teilen, unb über*
baupt an ben RegierungSgefcbäften theilgunebmen.
Xaher traf man bort ungemein gemanbte, ein*
flubreicbe SRänner, unb bie Äapelle mar eine
ftänbige ©flangftätte für ©ifeböfe unb ©rälaten
beS Reiches. Allgemach fd^rdntte ftd^ ber Raute
Äapelle fpecieli auf jene Äörperfcbaft ein,
melde benGhorbienft unb namentlich benGbor*
gefang gu beforgen batte; fo enftanten bie
£jof* unb XomfapeHen mit ihren Äapell*
m ei [tem, unb obenan ift bie Siytinifcbe Äapelle
gu nennen. $ocb blieb baS SBort beim Äircben 8
gefange nicht fteben; eS behnte fub mieber auS
unb umfafjte jebe organifirte 2Jt ufifgefell*
fchaft für Opern* unb Äammermufif, an fürft*
liehen £öfen unb in ©rioatgirfeln, bis herab „gur
Äapelle ä la ©ungl. Slber bie dürften „unter*
halten" nicht blofe ihre „Äapellen", bie Äönige
unb©äpfte „halten auch Äapelle", menn fte
bon einem entfprechenben, glangooüen ©efolge
umgeben am feierlichen ©otteSbienfte theil*
nehmen.
2)ie SWttgHeber ber ^oftapeDe hieben bereits
in ber SRerominger 3 eit capellani, unb öer*
faben bie oben ermähnten Sienfte im Gbore, iit
ber Seelforge, in ber Äanglei. 3br ©orftanb
erhielt frübgeitig ben Xitel archicapellanus (@r$-
taplan) unb biente ben Königen unb Äaifern
inSbefonbere als ©eicfjtbater, mie ber Grgbifdgof
Jpiltepolb bon Äöln bei Äaifer Äarl bem ©ro&en,
balb auch als Grgfangler, als Ratbgeber in ftr<h*
liefen Slngelegenbeiten unb als ©efanbter (apo-
crisarius, Slntmortgeber) in befonberen gdtteit,
namentlich an ben ©apft. 3 m Allgemeinen toax
er, nach jefcigen Begriffen, oberfter ©urgpfarrer
unb GultuSminifter, meift ein bod&angefteüter
Stei^Sprälat unb herborragenber SDlann. 2UI*
mäbiidb berlor baS 2Bort feine hohe ©ebeutung
unb mürbe fpäter nur ein Xitel, momit bte
dürften manchen ©rälaten ehrten, mie man jefct
mit bem Xitel „geiftlidjer Math 1 ' ober „£ofratb,
©ebeimratb" berfäbrt. gu ben miebtigeren Stellen
ber $oftapläne gehörten befonberS bie f. g.
3llmofenfpenber (aumonier) unb bie berfdhieben©
©uftoben. ©on ben £of* unb Sd&lobfapld«
ging ber Segriff auf alle ähnlichen Stedunga
über, fo bab bie ©ifchöfe unb Siebte, bie S)om*.
ftifter unb Ritterorben, bie Rönnen unb Spitäler
ihre Äapläne gu lirchlicben Xienften hatten;
ja, jebe ÄapeHe unb jeber Slltar tonnte, falls
eine genügenbe, fefte Stiftung borhanben mar,
audh einen Kaplan erhalten. SBeil aber beten
(Sinfommen oft recht preeär unb gering mar, fo
ermudjS barauS ber Segriff bon einem föiecht
geteilten, unanfehnlichen ©eiftlichen, obet auch
bon einem unfelbftftänbigen ^ilfSpriefter.
Xie Äaplanei ift jeboeb im eigentlichen Sinne
Slmt unb Ginfommen eines an einer beftimmten
Äirche bauernb angeftellten ©eiftlichen.
SonberbareS ©ormärtsfehreiten ber SBort*
©Übungen unb ©ebeutungen! SRan hatte, mie
ermähnt, bie cappa in ben untern ÜJtantel unb
in bie obere Äopfbebecfung gerriffen; baS £o<h
nun, bureb baS man ben Äopf fteefte, ober biel*
mehr ber Ranb, auf bem ber Äopftheil angu*
feöen mar, mürbe capitium genannt, unb bem*
nach mie ein Äragen ober Gollare gebraucht.
$od? hmb auch bie Äopfbebecfung manchmal felber
io. SllSbalb ging baS SBort im fireblichen ®e*
brauche meiter unb begegnete ben Äopftheil ber
Äirdhe hinter ben£auptaltar,unb umbenfelben alfo
bie Slbfibe mit bem ©reSbpterium, mobie Gbor 8
ftüble ftcb befanben. Xaher hiefe ber ©riefter,
bem bort bie Slufficht unb Seitung oblag, häufig
capitiarius (chevecier) unb oerfah baS
2lmt eines custos. SB eil aber biefeS SBort in
unfere Sprad)e nicht einbrang, fo manbern mir
gu einer anbern betannten Äopfbebecfung meiter,
gur Äapuge. (caputium, capuchon, Äapot)
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SpajUrgang %nrd| ben Sarlett itr £ap-®eniä(i)ft.
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1S>aä trat mieber ein hübfcheä ©errain einge*
nontnten.
eigentlich bebeutet capatiam ben an ge»
nähten Äopf t heil bet cappa, bann überhaupt
«ine gröbere Äopfbebedung, befonbetä ber ©lönche,
aber auch ein Äleib mit Äopfbebedung, wie
eä ja gleich ber cappa in vielen Sdnbern ge*
bräu^iid) ijt, gumal bei ben Sanbleuten. 2Benn
ber; ©eugetaufte mit bem bl* Ghtifam auf bem
©djeitel gefalbt mürbe, fo bebedte man ebebem
bie Stelle fofort mit einem meifileinenen
Jtäppchen, meldjeä caputium ober capuilla hiefe
unb mit einem rotben gaben burdjgogen mar
gum Slnbenlen an baS erlöfenbe ©lut ©hrifti.
Sluch bie ©inbe, momit bie Stirne be8 ©e*
firmten nach ber Salbung ummidelt mürbe (ba*
her bie girmung anbinben, baä Slngebinbe alä
©efcbenl), hieb oft caputiolum. ©och nicht immer
maren bie Äapugenträger (caputiati) fo un*
fcbulbiger ©atur; benn eä lag febr nabe, bab
politifche ober religiöfe Seltirer, mie eä in
Spanien, ßnglanb unb anbermärtä gefchab, mit
Äapugen verhüllt fnh gufammenrotteten unb im
©ebeimen ihre verherrlichen ©töne fchmiebeten.
Sllä anberfeitä im granjiälanerorben eine Die*
form entftanb, unb bie ernften, bemütbigen ©rüber
ben Äopftbeil ibreä tauben ©emanbeä etmaä
länger trugen alä bie übrigen, mürben jie mit
bem Spottnamen „Äapujen* belegt, auä bem
fnh hernach bie beim ©olle fo beliebten Äapu*
giner enimidelten. 2Ber lennt fie nicht, biefe
freunblidben, bärtigen ©eftalten im braunen Äa*
pugenlleibe? Erfcheinen fie nicht um ein ©uttbeil
noch ebrmürbiger, feitbem P. Sluguftin glg fei.
fie unä fo begeiftert gefchilbert bat? Unb liebt
Semanb biefe leibhaftigen Äapuginer nicht, fo
labt ihn vielleicht bo<h ber erftifdfenbe $uft ber
Äapuginerfreffe, ober er giert etma bie genfter*
nifdje mit einem ftattticben Äapuginerbarte, ober
er verfchmäbt eä nicht, bittere SBahrheiten gu
fagen unb gu hören in jener biberb naiven ©Seife,
bie man Äapuginabe gu nennen beliebt unb
Schiller in SBaHenfteinä Säger fo gemanbt nach*
abmt. Sluch ben Äapuginerlobl (brassica
capitata, Äopflohl, Ä'oblhaupt, Sauerfraut)
ficht ber beutfche gürft mie ber ©auer gern auf
feinem ©ifche; haben beffen ©flege unfere ©or*
fahren ja fchon ben römifchen Solbaten unb
Eoloniften abgelernt, unb überall, mo ©ömer
fafjert im jegigen ©eutfdjlanb, Hingt eä nach mit
Äabifj, ©habug, ©abeä, Äobaä, Äappuä,
von ber ©heinmünbung biä nach Ungarn hinab,
unb ähnlich auch in Sänbem nicht sbeutfdjer
■Bunge.
gfigen mir noch baä capistrum, baä le*
beme Äopf ge ug (Halfter) für ©ferbe unb Efel
hingu, fomie baä capitale, ben herabhängen*
ben Äopfbunb, ben bie beibnifchen ©riefter
beim Opfern mie eine Slrt gnfel trugen, fo haben
mir baä grobe ©evier von bieber gehörigen Äopf*
bebedungen fo giemlich burdhfdpritten, menn audj
noch mancheä ermähnt metben fönnte. ©>a8 legte
SBort eröffnet unä gugleich ben Eingang gu einer
neuen ©artie. ©enn aufjerbem, bafe capitale
auch Äopffiffen helfet, ift eä ja ber Sluäbrud
für baä, maä ben'meiften ©lenfdfen alä $au pt=
fache gilt unb moran fte mehr gntereffe haben
alä an ber fd)önften Äirchentnufcf. Kapital
(Cabal, #aupt* unb ©runbfumme) unb 3mfen,
melch’ mohltönenbe ©Söttet für ben, ber eä hat,
melier ©rauertlang für ben, ber eä berfdjaffen
foH unb nicht hat! Äapitalift, meid)’ begehr*
lieber Xitel für ben, ber auä ber $anb in ben
©tunb leben mufe! Äapitaliämuä, meid)’eine
Saft unb ©efahr für bie tnenf<bli<be ©efellfchaft,
meil butdj benfelben bie Ätuft gmifchen hoffnungä*
lofet Slrbeit in Entbehrung unb gmifchen forgen*
lofera ©enuffe vergröbert, bie ©lenfehbeit ger*
fpaltet, bie Aufgabe beä ©hriftenthumä vereitelt
mirb! 3um ©lüd haben bie jünger ter heiligen
Äunft an jenem Uebel meiftenä nicht gu leiben,
unb bei ben alten ©auern hieb meit beffer ber
©iebftanb mit ©ed>t capitale ober captale.
©ent Äünftler märe freilich ein Äapitalgenie
noch viel lieber, ba eä, mit gleib gepaart, fieberet
nähren bürfte, alä bet unguverläffige ©elbfad.
— ©öllig in ©ergeffenheit ift eä bei unä ge*
lommen, bab capitale, capitalitium, capaticum,
capitatio, capitagium, cavagium u. f. f.
ehebem eine Äopffteuer mar, meldje an Äirdjen
unb Herren jährlich begahlt merben mubte. $och
mir verlaffen biefeä, mitunter etmaä fchmugige
unb ungefunbe ©errain, mo eä auch oft an Äa*
pitalverbrechen nicht fehlte unb nicht feiten ber
Äopf unb mehr verloren ghtg. —
SBenben mir unä gur Erholung für einige
Slugenblide einer höher gelegenen ©ruppe gu.
©>aä höhere, ©röbere, ©orgüglichere brüdten
fchon bie ©ömer mit bem ©Sorte capitaneus
auä. Sie nannten fo bie gröberen ©uchftaben
auf jenen Steinen, bie an ben ©rengen beä
gangen Sanbguteä (Latifundium, ratio) ftanben,
mähtenb gmifchen ben ©heilen ber eingetnen ©e*
bauet Heinere 3ei<h<n gu lefen maren. ©alb
mud)ä baä ©Sott in bie ©tenfdjenmelt hinein,
unb in allen Älaffen ber ©efellfchaft mürben bie
Slnfehnlicheren capitanei (Kapitän, capitano,
capitan, capitaine, captain, chieftain u. f. f.)
genannt, fo bie höher gefteUien ©eifttichen in
ber larolingifeben J&oflapeHe, an ben ©omftiftern;
bann in ben meltlidien Slemtern unb ©ermaltun*'
gen befonberä bie ©ouverneure ber ©rovingen
©urggtafen, Stabtlommanbanten unb viele
Offigiere in ber Slrmee. frangöftfehen
fjeete gab eä ebemalä minbefienä gmei ©ufcenb
verriebene Kapitäne biä hinauf gum capitaine-
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Sp#}i«gong »urig »tu Carlen »er tap-Cettädjfe.
lieatenant, ber al« SteUcertreter be« ffönig«
beit Oberbefehl führte uttb fm SDtittelalter ben
Xitel capitaneus generalis hatte. 3luch ba«
6dhiff hat feinen Äapitän; bei ben Slaeen be*
fehiiflt bet capitanovic, unb ber capitan-
pascha commanbirte bie türtifcge glotte. Die
hohe Bedeutung be« ÜBotte« war früher in bie
knfdgauung unfer« Solle« fo feft eingetoacgfen,
bah Dichter e« ohne Slnftanb non ©ott unb
Gbriftu« gebrauchten, unb ihm preifenb prüfen
liehen:
„Der bu bift unfer Hort, bu ftarfer capitein!"
Haben bie freundlichen Sefer noch einige ©e*
bulb bewahrt, fo mufient wir noch rafcb bie
Jtöpfcgenpflanjung, bie ftch ganj abfonber«
lieh unb fruchtbar jeigt, wie e« eben gar oft
nieblichen Äöpfdgen nicht an broOigen Ginfällen
mangelt. Drei ffiörter ftnb un« oon ben {Römern
überliefert; capitnlum, capitellum, unb
auch capitoliam, ba« hiebet ju rechnen ift.
Da« legte SBort bejeiegnet allerbinfl? junäcgft
ben 3upiter«tempel auf einer Spifce be«
Saturnhügel« ober tarpejifchen Seifen« in {Rom,
bann auch ben Hügel felbft fammt ber au« ber
alten £önig«jeit ftanimenben Burg von {Rom.
SWein ber Same ift noch nicht erttärt unb feine
Ableitung au« caput Toli ober Oli ober Auli,
ber bort begraben worben fein fod, unter bie
toOen Sabeln ju oerweifen. SBort unb Sache
ging in gar manche anbere Stäbte unb Golonien
über unb würbe namentlich wegen be« Jupiter«;
tempet«, an bem bie Gbriften opfern follten, in
ber erften Seit be« Ghriftenthum« in ben ©egen*
fafc ju biefem gefteüt al« befonberer Sig be«
Heibentgum«. Später würbe e« oftmal wie
capitulum gebraust, unb fcgerjgaft nennt man
ben Äopf nicht feiten noch iegt capitolium. —
Da« capitellum (chapiteau) ift ba« obere,
etwa« bidere Jfopfenbe einer Sache, namentlich
eine« ©ewäcgfe«! boch frühjeitig hat e« bie Sau*
tunft in Befdgtag genommen, ba« Äopfenbe
ber Säulen, ben Säulentnauf, Äapitäl
genannt unb in vielfach jierlidgen Sonnen mit
mancherlei Denominationen auSgeftaltet, jumal im
Tomanifcgen unb gotgifdgen Stile.
Die meiften ÜBanblungen hat ba« capitu¬
lum (chapitre) burcggemacht. Slnfang« ein
wirtliche« Äöp fegen, mugte e« halb al« Äopf*
bebedung unb Äopffteuer bienen, halb ben
Säulentnauf bezeichnen, wie Äapitäl, balb
aber unb vorjüglich al« turje Ueberfdgrift
ben Hauptinhalt eine« längem Sefeftüde«, jumal
eine« ©efege« angeben. Sicht lange, fo bejeidg*
nete e« auch itgenb eine Ä er n ft eile au« einem
Hbfcgnitte, ja biefen felber gerabefo wie caput,
ober gar ein ganje« Schrift ftüd oon nicht aUju
grobem Umfange. So Werben feit alter 3eit in
ben fanontfeben Horen capitula gelefen, b. g.
Iurje, inhaltreiche Stellen au« ben gl. Schriften.
Die Segel be« hl- Benebift nennt bie Sbfcgnitte
be« 118. fßfatme« (je 8 Berfe) gleichfalls capi¬
tula. Unb ber hdtte nicht oon ben brei &a*
piteln gehört, nämlich oon jenen brei Schriften
orientalifeger Sifcgöfe unb ©eiehrten, weldge tm
6. Sagrgunberte wegen igre« Oerfänglichen 3n*
galt« einen fo heftigen, langbauernben Streit
oerurfachten ? Hernach, unb befonber« jut Äaro--
linger 3eit nannte man bie nötgigen Serorb =
nungen, bie al« Grgänjungen ju ben ältem
©efegen meift auf Spnoben erlaffen Würben,
oieUeicht wegen ihrer turjen Sotm, gleichfall«
capitula unb capitularia. Dagegen waren
jur 3®it ber Oftgotgen in Italien unb wogl
fdgon früher bie capitularia Ha uptft euer*
büchet für mandge Siegenfdgaften unb ©etoerbe
unb bie Steuereinnehmer, welche bie Golumnen
in jenen Büdgem auäjufüden gatten, biegen ba=
oon capitularii.
SRöndge unb Äanonifer waren egemal« gt=
wognt, unmittelbar nadg ber Sgrim vom a&r
tprologium an, in einem oomGgore gefonbetin
©elaffe eine Berfamntlung ju galten, welch
auch ftapitel gieg. Weil bort ein Slbfdgnitt au«
ihrer Segel oerlefen, erllärt unb eingefdgärft
würbe. Der Borfteger lieg babei bie gemachten
Seglet belennen (Scgulblapitel), gab bafür
eine entfprechenbe Strafe (Bugtapitel), unb
rügte oorfommenbe Unorbnungen, inbent er alfo
bie Seinen „tapitelte" ober „abfapitelte'.*)
Sadg bem Segen über bie Srbeit unb nadg bem
©cbete für bie Berftorbenen würbe bie ©enofien«
fdgaft ju ihren ©efegäften entlaffen. Sodg behält bie
Brim biefe ©ebete bei, nur bag ftatt be« Segel*
lapitel« einefurjeSefungoorgefcgriebenift. 21 ber in
SSöndb«flöftern begeht oon bet alten Ginridgtung
noch megr. — SUhnäglidg bilbete fidg bie ©ewogn*
geit, bag audg bie Betfammlung jur Be*
ratgung Äapitel gieg. fflenn man bemgemäg
jum ober in’« Äapitel ging, fo lag e« nage, ben
Begriff balb auf ben Ort ju übertragen, Wo bie
Betfammlung ftattfanb. So gab e« in jebera
Stifte unb Äfofter für ©ebet, Belehrung unb
Buge eine Sri Äapelle, capitulum ober
capitolium genannt. Darin waren auf beiben
Seiten Si&e für ben Gonoent, beim Sltare ober
an beffen Stelle ber Sig für ben Borftanb an*
gebracht. Hi« würben gar manche feierliche Siete
oorgenommen, befonber« Ginfleibungen, Stuf*
nähme in- bie ©ebet«gemeinfcgaft u. f. f. SWan
traf bort häufig bie Bilbniffe ber Stifter unb
bebeutenben SBoglthäter, für bie man befonber«
*) Sehnlich fagt man, einem bie 2e»iten lefen,
b. h. einem 6lerifer au« bem Suche SeVitituS (3. Buch
2JIo)0 übet feine Pflichten fdjarf ma^nenb rorlcfen; jo
auch einem eine Settion halten (geben).
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&j»a}itrgang »nrefe »tu Saritn >tr £ap-$tn>äcfefe.
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3 U beten batte. gn bet 2Ritte ftanb nicht feiten
„bie £eiligen=Säule", b. b. eine mit sieten (Re*
liquien gefüllte Steinfäule, um baS „speciosa
in conspectu Domini mors Sanctorum eius“
rcc^t ju sergegentsärtigen. ©in fcfeöneS Stuftet
eines foId»en mittelalterlichen Kapitels ift bie
f. g. Slfrafapeüe ju Seligenthal (SanbSbut). 2Bat
bie Sage geeignet, fo trachteten namentlich bie
Stifter unb ffiobltbäter .bei ben .^eiligen* im
Kapitel begraben ju »erben; unb fo finbet man
bort unb ringsherum oft bie intereffanteften ©tab*
bentmäler. Die fromme Siutgarb, ©emablin beS
DWmnogteS griebrich s. (RegenSburg, unb ihre
gottfelige greunbin bie (Burggräfin (Bertba mürben
im „capitolio“ ju St. gafob ber Schotten in
(RegenSburg beigefefet, unb ähnlich allenthalben.
gür bie 9tatbSoerfammlungen bienten be*
fonberS bieKapitelfäle unb eigene Kapitel*
bäufer, mie uns in (RegenSburg noch baS Ka*
pitelbauS am Dome erhalten ift, unb bet Ka*
pitelfaal neben ber alten Kapelle gebraucht mirb.
Natürlich ging man nicht blofj in’S Kapitel,
fonbern man gehörte jum Kapitel, inbem ber
(Begriff fich fortbilbete unb halb bie geiftliche
Körpetf efeaft (fonft collegium) bezeichnete,
»eiche trotf oeri(hiebener 2lemter in ber £aupt*
fache gleiche Seihte unb gleiche Pflichten bat. So
gab unb gibt eSDom*, Stifts« unbOrbenS*
fapitel, Iefetere bei benSRöncfeen fomobl als bei
ben geistlichen (Ritterorben. 3b« 2Jtitgtiebcr,
beten 3afel häufig burch Statuten fiyirt ift, beiden
Kapitulare mit ihren Dignitäten anberSpifee.
Ohne hier näher auf beren (Bilbung unb (Befug*
niffe einjugeben, fei nur ermähnt, bah ben Kapiteln
febr oft ein mehr ober minber freies SBablrecfet
(beS SBifcfeofeS, $ropfteS, StbteS u. f. f.) jutam
unb jutommt. hiebei ermuchS im Saufe ber
3«it ber ©ebrauch ober ÜRifebraucfe, bafe ber SBabl*
förpet bem ju SBäblenben (auch bem Könige)
einige fßuntte (capitula) sorlegte, beren Sin«
nähme bie (Safel bebingen feilte. ©Härte fich
bet Kanbibat bereit, biefe (Bafel tapitulation
anjunefemen, fo lapitulirte er; ber Soüjug
führte jeboch gar oft ju ben bebauerlichften unb
fchäblichften URifefeeQigfeiten. gn ähnlicher (Seife
»erben auch für bie geftung, melche fich bem (Be*
lagerer ergeben mufe, bie (Bebingungen punlt*
weife auf gefegt: bie Kapitulanten serbanbeln,
bie geftung tapitulirt*) unb bie Kapitu*
Iation mirb polljogen. — Sluch mancher JRefrut
fuefete [ich ebebem, — unb biefe lam fefeon bei
ben (Römern sor, — einen Kapitulanten, einen
gebienten Solbaten, mit meinem er ben Vertrag
*) (Dterhoürbiger Seife feeren hier 2 JBBrter gleichen
Stammes, ohne beftimmenben (Beifafe, einanbei entgegen:
behaupten tmb (apituliren (= nicht behaupten).
3ft ber Sprachgebrauch nicht ein iptann?
fchlofe, bafe biefer gegen eine Summe ©elbeS ftatt
feiner bie Dienftiabre burchmachte; ber Solbat
nanntefelbftba83ei$en beS Vertrages, baS
et bei unS amSlrmetrug, Kapitulation. £in*
mieberum, menn mit benfenb ober fprechenb bie
§auptpunfte einer frühem Slrbeit nochmals burch*
geben, relapituiiren mit unb bereiten uns
burch We SRelapitulirung auf einen meitern
SlctuS cor.
So machten bie SBörter mit ihren (Bebeut*
ungen bin unb ber, in bie perfchiebenften Set*
bältniffe hinein, unb bilben neue gormen unb
©ejiebungen, je nach Umftänben unb (Beran*
laffungen. Dann treten fie auch mieber, unb
oft in fonberbaren gormen, als ©gennamen
auf, melche biSmeilen oom Orte ober ber (Be*
fcfeäftigung, biSmeilen non ©genfehaften berrühren
unb urfprünglich als Spifenamen galten.
Um nur einiges ju berühren, fo treffen mir
allenthalben £aupt unb $aüpl, fiauptmann
unb Koblhaupt, (Beifefeaupt unb Kleinbäupl u.
f. f. mie fchon bie (Römer ihren Capito (®rofe*
topf) unb ihre Kapitoliner hatten. Slngefehen
marm in Oefterreicfe bie ©bien Pon ber Ka*
pellen, in grantreich bie $>erm Pon Kapell,
in ©nglanb bie ©rafen Cap eil, in gtalien bie
Nobili di Capello. (Bit haben Kappe unb
$aube, Räuber unb $aubnet, Koppler unb
$aübt, $aubenfcfemib unb Kappelmaier, Kapitler
unb Kapitän, ©obeSbauer unb Kapfbamer, ca-
pucci unb Capistran, capellari unb Capefigue,
u. f. f. gm gafere 1838 leiteten auf| (Befehl ber
flofterfeinblichen (Regiemng Pon äargau ber ©e*
richtspräftbent Käppeli unb ber (Richter Köpft i
ben (ßrocefe gegen SRuri, um beffen Unterbrüd*
ung berbeijufüferen.*) Sluch in ben Ortsnamen
tritt baS cap oft genug feerpor; Kapftabt unb
Kaplanb tennt ja jeber. Die pon glufegueden
genannten Raupten mürben bereits oben er*
mäbnt; ähnlich ift-im (Reapolitanifchen bie Stabt
Capaccio (caput aquarum). Sehr häufig
fmb bie Kapellen in allen Dheilen beS Slbenb«
lanbeS unb in Pielfacher 3ufammenfefeung; ju
beachten ift befonberS Ka pfen* ober Kapfel*
berg, meil bet 9lame böefeft mabrfcheinlich auf
eine alte (römifche?) Späfeftätte binbeutet. Die
italienifche fßcoioinj am Sübranbe beS abriatifche«
(IReereS beifet fefeon bei ben SBpjantinern Capi-
tauata, unb führt biefen (Ramen non ihrem
gürften, ber mit (Borjug Capitano genannt
mürbe, gn biefer 5J5ropinj liegt ber (Berg Gar-
gano, berühmt burch bie ©rfefeeinung beS bl. ©r**
engelS ÜRichaet.
fjiet fcheint ein paffenber (ßlafe ju fein, unfern
Spaaiergang ju beenben. Stehe ftiO, unoer*
*) SBrgl. ©tubien unb SJtittyeihmgen au« bem SBenes
btfttner*Orbcn, 1882, I. $>ejt ©. 26.
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3ofepb unb feine {trüber.
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broffener ©efdbrte, unb lenfe ben ©lief auf beit
£rieg«berrn jene« ©ngel« gurüd, bon betn mir
begonnen, auf ben ©tenfehenfobn, beffen £aupt
in ber ©rniebrtgung gur Schmach mit Domen
gefrönt mürbe, in ber ©rböbung aber bie got*
bene ©brenfrone (Ap. 14, 14) trägt! 3u ihm
bin foH ber Seelenfübrer, signifer Sanctus
Michael, fürberbin unfer ©eleitSmann fein auf
unferm Hauptgange gurerhabenen Äapitale
be« bimmlifd&en ©ben«, auf bafj mir in ben pa s
rabtefifchen Äapitelfaal gelangen, mo un« ba«
tröftli(be Kapitel gelefen mirb: jam non erit
amplius neque luctus, neque clamor, neque
ullus dolor, — mo mir, mit ber leu<btenben cappa
unbergdnglid&er Herrlicbfett angetban, im Senuffe
eine« unoerlierbaren Äapitaf« oon Seligfeit unter
ben £immel«fapitularen fi&en unb in einigem
Da capo jubelnb fingen: Gloria Patri et Filio
et Spiritui Sancto!
P. Sletteb. &xauumMtv 0. S. B.
©letten.
BSSS©
Sialofl jtt $. 3Hct)urs Cper:
uuö feine prüder“
neugebidjtet bon $ofej>9
Qotitmcttttvg.
ablreidje ©ereine unb Setntnarien finb
in ber Sage, jährlich ein muftfalifcbeS
Drama gur Aufführung gu bringen. Die
ßiteratur ift nach biefer Seite {ehr arm
unb bietet menig paffenbe, meber baS
religiöfe noch fittlicbe ©efttbl oerlepenbe Dichtungen
ober Äfompofitionen.
Der Unterzeichnete machte fc^on im Sabre 1875
ben ©erfueb, bie herrliche flajftfche unb feufche Oper
oon ©töbul*) in bem unter feinet ßeitung flehen-
ben ßnabeninftitut auf bie ©übne gu bringen, unb
batte in golge beS aufjerorbentlichen ©eifalls, ben
bieje Aufführungen in allen Greifen fanben, bie Ueber*
geugung gemonnen, bajj ähnlichen Snftituten bureb
bie ©ublifation beS burch Sof. Schmabl neu ge*
bichteten Dialoge« ein Dienft ermiefen merbe. Diefer
neue Dialog überragt an Snbalt unb AuSbrud bie
magere unb pcbantifdje Arbeit beS ßibrettiften Alej.
Dubai, mie fte auf ben Dbeatem probucirt mirb,
in eminentem (Stabe.
©Bürben bie Schmierigfeiten, auch bie gefunge*
nen ©artbteen mit oernünftigerem Dejtc gu ber*
feben, nicht unüberminblich fein, befonberS megen
beS Äoftenpunfte«, fo müjjte fich bie SBirfung biefer
Oper noch oerboppeln. ©laoier * AuSgüge finb bei
ßitolff, Meters, 9tedam, ©reitfopf unb
(fämmtlich in ßeipgig) gu febr billigen ©reifen gu
haben; ber befie „Dejt für bie (Sefänge" mürbe bon
Schütterer in ber ©reitfopf-^pärtcrfchcn „Opern*
tettbibliotbef* h^rgcftcHt. Die Ausführung beS mufi*
fdifchen DbeileS fcheint mit grofjen Schmierigfeiten
betbunben gu fein; mo aber (Sebulb unb ©nergie in
ben langen ©ßinterabenben ben Scepter führen, mirb
bi« iJrühiahr ber Sieg errungen fein. Die fchmierigfte
IRotle fomohl in ©efang als Spiel ift »Simeon*
(Denorbariton), bann folgen: »3ofepb" unter bem
©amen „ßleopbaS", Statthalter in Aegppten (Denor),
unb „3afob", §irte aus bem ßanbe Hebron (©ab),
©enjamin, Sofob’s iüngfter Sohn, ift burch einen
♦) @eb. gu ©iüet in ben «rbennen 24.3unil763, geftotbeu
18. <§ept 1817 gu $ati«.
ftnaben gu befepen. Die in ben mobemen Dbeatcr
berrfchenbe Ungtte, biefc garte ©olle burch «
gfrauengimmer barfteflen gu laffen, raubt bem gafp
Stücf bie Unfchulb unb ben unauSfpredjliehen 3a*
ber finblicber ©infalt unb ungegierter ©atürlicbfeii
üöcnig Schmierigfeiten bieten bie fleinen ©oflen oon
Stuben (©ariton) unb fJtepbtbali (Denor), fo*
mie bie U t o b a V §, beS ©ertrauten oon 3ofepb-
Die belieben ©höre am Anfänge beS 3. ÄfteS
fönnen mit paffenber Aenberung beS DegteS
auSfcbliefelicb t)on Stnabtn gefungen merben.
Die biftorijehen unb chronologifdhen Differengett,
melche biefeS Drama gegenüber ber biMifdjen (5t*
gäblung aufmeift, finb als bichterifche ßicengtn unb
burch bie Anfprüche eines bühnengerechten Arrange^
ment’S gu entfchulbigen unb gu erflären.
Um einen paffenben effectbollen Sthlufj, ber bem
Original*ßibretto mangelt, ^erguftetten, mürben bie
Sollen oon ©pbraim unb ©tanaffe (gmei So*
prane gur Unterftüfcung ©enjaminS im Schlufccbot)
gefchaffen, burch melche bie Oper einen feierlichen,
beinahe religiöjen AuSgang geminnt. 3e fdböiter
bie ©oftümc in ber Scenerie bergefteflt merben fönnen,
befto günftiger mirb ber ©ffect fein. 2öo man „Streich'
quartett" mit ©iolon unb ©laöier, ober auch bie ©laS*
inftrumente beferen fann unb miß, febe man auf
richtiges ©benmafe, um nicht bie Singftimmen in
erbrüden. Das Orchefter unfichtbar gu machen, tji
ein febr erheblicher ©ortbeil für bie SSirfung; übri=
genS lägt ficb bie gange Oper auch mit blofser <£la*
oierbegleitung unb 3ugabe eines Harmoniums burch 1
führen.
Auf ©erlangen ift ber Untcrgeichnete bereit, bie
©tufif gum »Schlufechor", fomie baS Streichquartett
unb bte ©ingclftimmen ber Solofänger unb ber
»©tüberdhöre* in Abfchrift mitgutheilen.
3n nachfolgenbem Dialog finb bie gu fingenben
©iecen nur mit ben Anfangsmorten mitgetbeilt.
©töchtcn burch bie flafftfche ©tufif ©tehul’S bie
banalen unb Oerbcrbiicben UnterhaltungSmetboben
mancher ©ereine eine grünbliche ©efjerung erfahren;
bas möre auch ein ©Uttel, ben guten ©efehmaef gu
läutern unb gu pflegen.
3?r. «Äaöerf.
Goi igle
Original from
UNIVERS1TY OF MICHIGAN
nufe
2 >n öffffttlitfjen ©fUpttü
^«gtnüfe« aW Sttanttjcrijft gtbracfU
JT;>ti yJ
5 Da 8 innere &g« 3oftpfjB 4 SaIafl.
t. ftene.
$e Tep(' (Sitte). 21 cb mir lächelt. .. .
% $<m. 5}piep6 unb Utobal.
ü XtäVte*-. ratfvö kü'M? lagert
Shci&v jlu$e.ißtf <>£$. fuasvg , wmi nid&t
t : .' J v' r ’ V-^ ?-*r ■■■
igti> ift rin : pkn%‘-'t ••
< 6 u obfP:- löoiiii"
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, Sü. fewÄ.i«ft' p kt« (>u3»ä^
•fcsn 4 infiei -S 4 to»eöe* S&s fferott
3m ttfldtffcrj Su. b*$ '5 }öR$- frrijft,
Se tenni b£r -Kritfe bet äütp
•• •: m4 n- Wünfttt« t* nte 'Zi$.
Schon tüftet fufe'.fcrc Sott in jtster §*&■
ftcwmait?
'.-ü; ot: 5öhii#Äc.* emem : »U T uti> . '
SBjrft wcttötrJVbitf iöfd:^le^eit,
'; - r
3 B 6 W totfnef idj bet Shr&ften wönfc $ier>
IScrfrSäufenbe irt albern ?a^benr mnw^t«t
Unb i'ä vermag bie Strmert mc§t p foeifen.
O lafe Sein eble£ SC&uft 3>rr ni&t uerfüimriern
$w<fc fofd)e icbmet^etorne Stddjißebdnten,
3)ie Meinet Seele mtiIetb@boü entfteiaen.
3 Ö& tönnle »mj$ für atteä Selb ber UBeft,
Unb fei et nod* fo ntädjiiß, Siettunfl finben?
3 »M*
ßrft wenig >Jldfcb£. |mfc^y : Seit tötr mein ^reuub;
®cd) baib gr|abii% bß^ ein treues £<n#
3 n Semem ®uU« mit enigeßenfebidet
Iltib txneB oertrauen farm,
JSebatf id) $eHm feemben fianbe.
JtytM'
J 40inn Sfr gennai,; : r :
£i> rtiuüu ?ur Siä irßiitti-. ;•
'Aeimntben? a!^ . v
,t5nt Slu. :f*t -pdurae bvjlieit, ; .;
. jjn ’oenen timbci:.;:: ; ; ; vv
. 3 ^- mifr nte t ^i ’ ^b'*S-ir:rtee Üiegen äifirtÄ
S« ÄcntQ über alle erbeben.
Sod» tpetme^ Sanb Äleojba^ gebt?ren f
3?jocb Setne^ frübem Sebettö SduafalSwege,
mdjt tttm r t$ pe.
•■ •.3)'u : 1öiri1[ fte' itün nerttebmen.
3 «, Wunderbar bat midi bet Sett gefubtt! .
Sliö Stfane. würbe idj hiebet Tö^vfauft,
Ser rejd)t 'Cutipbar mar mein ©ebieter.
Gov gle
feine Stödft. SS
!Ea, toeif Bet Sunbt 6*S)ntn4 t>cn mir teieä,
SSart it^ oetttprfets in Pe§ AerferS 'Juic&t.
®e 8 flettiö# üKunbitSfnf lag mit mir gefangen:
ÄUtf) fein.. 2 Jhinfcbä(ler {(jmacfitete in ©anben:
©inmat t?etroirrie ©eiber Sinn ein ©toum,.
SacÖ teffen ®ejitung fte cergebenä fctfc&ten.
3<i? fafi tft !i«en ! Sfäiön«r, bie fte mir er 3 ä^iten r
Mt Stfiicfi'al büberftnnio »orgejei^net;
S)u, SWünbftbent, fpratg icb, fommft tu aften
©bren,
Unb $u, ©unbbäder,. ttitrft beä TobeS fterben.
: Unb fo oeicbab'J: uttb als ber Aöntg teloft
©cn fetten unb ben magern Äüben träumte,
Sowie bien tauben unb otm sotten Siebten.
Unb 92iemanb ibm bie Jtäume beuten tonnte,
! 35a badjte jener Sttunfcfcbenf roieber meinet,
1 3um .König rief man mttb, itf) propbeieitc
j Sbie Reben Segen«- unb bie Reben {•>u?igerjabre..
| Sjo tarn td; bur^ be? Äetfer« Statut jum ©Süete,.
. , : : : ;. V- m<o 8 «r.
SBabxbafttg, feltfam ift SDeiit iebenSweg,
Unb 0 üt*ae Sterne keifen über 3 )ir.
3).ot5 »ejfen Stamm’i 35u bift, o fag eS mir!
'! - , ''.’v; ■';
gern, wo bei Q'Drbanä tüble ©Jetten ftutben,
I Sa tteibete Stefe Skter feine ßeerbett.
1 ©t nennt Rdi fjätob uhb son Slbtabam
j Stammt et ul« ffintel. Selt’ne Xugenbjier
1 SPta&t’ ibn be* SfuSetmäbiien Slbttfientt ronrbig
3toö(f Söbnc bat ber .ftimmei ibm befAeert,
fsaiuntet idj, be« ibeueru ©atere- Stebting.
$od) btete Siebe goft be§ 5ieibe« @roü
0 n meiner ©tüber efferfüÄt'ge Iterjen.
ajemtmm es ttttt», ju »eintet $reseltbat
Obr 8 W midi), beir ©ruber, fte oerfeitft.
(älomanje. 3 «) mar Jüngling ;c.
v,; ’-'-y {iie^c i|lc{cienuif^i^)v
, ’/! ’* *V; k
Sp bunSeften bie ©rüber an 35ir Sfrmen?
Hob 3)o, gebaffitcft 2 )u bet Satfie nitbt.-
3)ie ®tt mit gug unb Jücdjt an biefen ©fliebt 5
seräebnen
Jßängft bitteft nehmen fönnen, ba bie ©lacht
Step ber .König in bie öanb 35ir gab ? ,
$e(ept,
Sieb, Utobaf, c« Rnb ja meine ©ttibet!
<Sott fttafe Re. bab Re Rcb io sexgaben:
,^ie tpwgeränotb, bie ringöitm jebtisttßcli »ütbet —
Stittt und) bie ©leinen, trifft ben Ibeuetn ©ater!
©on unfernt Ueberfatfie fanb't. i <5 ihnen beimlieb.
Um Re »öm jöunflertobe fu erretten.
©odb meine« ©lüde« Steiber, bie mit; feefem
■3lu«e
Schon lange (eben, »ie ber Jtert tntd) tegtiet,
©errietben el bem Aönig. bet um’« eigne ©cif
©eforgt, bie Sluöfubt bed ©etuite oertot. —
©lein armer ©ater ;ift stelle'ufet föfion tobt.
ftt#»«r.
D :Al?obbaä, nun. prüfe meine Steue,
Üap mtd) son Deinem ftitmtner Ditb etttiaftew,;
Sknn Du es beiidn-R.
86
3ofcpb tut* feine ßrnbee.
3ofep$.
0 geliebter greunb!
a reife, reife nach bem Sanbe Hebron,
rfunb’ge Oich nach meineg Vaterg Saupt,
Ob er noch lebt im Äreife meiner ©rüber.
Unb menn er lebt, o brücf ben SBanberftab
©efchminb in feine altergmübe Stechte,
©ring ibn l^te^er mit Unechten unb mit SJtägben,
SERit feinen Seerben, feiner gangen Sabe.
Sag’ ihm, bafe mich ber Serr erhoben,
Unb bafc ich gern gu feinen Jüfjen eilte,
SSBenn nicht beg Volfeg SBohl im Sanbe hier
3urüct mich gierte, ©eh’, Sreunb, o gehe!
SJtidh ruft bie ©flicht; benn fieb, bie Stunbe nabt
2Bo ftch bag Volt auf aüen ©läfcen fammelt,
Um aug ben Vorrathgfammern fi<h gu fpeifen.
0 Utobal, menn ich Oir tbeuer bin.
So hefte rafdbe Schmingen an bie Soblen,
Oen theuern Vater an mein Serg gu polen!
(Sofeph fleht ab.)
3Uo0ar.
Gin ebler SJtann, gefchmüclt mit ieber Ougenb!
SItit hohem ©eifte ift ein Serg gepaart,
Oag rührenb treu bie JUnbegliebe mährt.
SBobl unferm Sanb, bafc folch’ ein SJtann
3n biefer ferneren 3eit bie 3ügel leitet.
Oer griebe mohnet unter unjern ©almen,
Srei, mie ber heil’ge Stil bag Sanb burchfluthet,
©eht Stecht unb SBahrheit burch beg Äönigg
Sanbe. —
S efet aber laf$ mich bin nach Sebron eilen,
m ßleopfjag bon Sehnfuchtggram gu heilen.
(Gt »itt ab gepen.)
4. $cene. Utobal. (Sin Offigier.
Sen! grembe fteh’n an beg ^Salafteö Pforte,
Oie bet Äleophag bringenb Ginlal beifchen,
Vergebens mehrt’ ich Ihren ftürm’fchen Sitten
Sie Drängten nach unb meinen nicht bom ©lafce.
3 Wo0af.
Unb mag »erlangen biefe Ungeftümen?
Mite.
Umfonft »erfuchf ich ibreS Itummerg Quelle
Ourch gragen gu erforfchen, nur burch Shrdnen,
Von Seufgern untermifcht, bebeuten fte,
Oajj grobe Äümmernib ihr Serg belaftet.
Oie «leibung trägt ber größten Slrmuth Spuren,
Unb aug ben hohlen Slugen ftarrt ber Sunger.
SttoßaC.
Slug meinem Sanbe tarnen fte hieher?
Mite.
Slug Ganaan, Sebräer ftnb bie Sinnen.
SWo 0 af.
Slug Ganaan, Äleophag theurer Seimath?
0 führe fte in biefe Salle fd&neH,
SJtit 2RitIeib magft Ou ihren Kammer milbern.
(Offigier geht ab.)
Slug Ganaan! — fchneU eil* ich gu Äleophag,
Oer gremben Slntunft muh ich ihm »ermelben —;
Vielleicht, bah einer bon ben Stammggenoffen,
Von feinem theuern Vater ßunbe meifi.
(6r geht ab.)
5. $cetie. Offgier. Oie gremblinge treten ge*
büdt mit gefreugten ärmeit uitb fummer-
öoüen ©liefen herein unb fchliehen einen
SalBfreiS.)
Mite.
Stun troefnet eure Obränen, benn Äleophaö toiü
3u euren Vitten gnäbiglich ftch neigen
unb bie ®ef<b»<hte eureg Unglücfg hören,
Salb mirb er felber hier bor euch erlernen.
(Sr geht ab.)
6. $ceue. Oie Söhne gatobg.
3ltt0ett.
Vertraut auf Sott, ber grohe Äleopbag,
Oer ben Ggpptem Segen hat gebraut,
SBirb auch gen ung fern Serg bem SJhtleib öffnen
Unb ung ein Vlä&chen hier gu Sanbe gönnen,
Oag mir mit unfrer Sanbe $raft bebauen.
Um ung unb unfre Seerben gu ernähren.
Schmer iht ftch freilich fern bom Seimathlanbe,
Oag ung geboren unb fo lang genährt,
3)ag frembe Vrob! $och murrt nicht gen 3e=
hobahi
&e?WaVi.
©ott mirb mit ung auch in ber grembe fein,
Unb ber Verbeifmng SBort an ung erfüllen,
3)ag er an Vater Qafob bat gerichtet,
Sllg biefer ihm ben Opferbranb entfachte:
So fprach ber Serr: „3ieh nach Ggppten hin,
Oort mirb in greube ftm Sein Seib berfehren!" —
9Bag ©ott berfprad), bag mirb er auch gemäbren.
$lmeon.
Stur mich, mich Unfeinen allein,
Verfolgen hoppelt beg ©emtffeng Qualen,
©leich gift’gen S^langen fallen fie mich an,
Öag Serg im Vufen müthenb mir gerreifeenb
Seit ber Ggppter Sanb mein gufc betreten.
3tn0en« *
SBarum foH tiefer hier, alg anbermärtg
Oer Äummer boch auf Oeiner Seele laften?
gimtou (leife).
2Barg nidjjt Ggppten, mohin 3ofeph mir —
3*u0en.
0 lafe bag längft ©efdheh’ne enblich ruhen;
Oie SReue, bie fo lange ung gepeinigt,
Sat ficher ung gehobah'g Sulb erfleht,
3ftg nicht bie Sanb beg Serrn, bie ung bieber
Sug Ganaan in biefeg Sanb geleitet?
$imeon.
Stein, nein, ber Serr hat ung noch nicht ber*
gtehen,
Strafmürbig fmb bie Söhne Sfraelg,
Unb ©otteg Stäche mirb ung noch gerfchmettem.
Oer Sen gürnt Sünbern ja nicht emiglich,
Vom Sungertobe hat er ung enettet,
Oer jefet in Ganaan fo fchredlich müthet.
§imeon.
Um meinetmiöen !am bie Sungergnoth,
Um mich unb euch unb Ganaan gu ftrafen,
Oag ung flud&mürb’ae ©rüber grob gegogen.
0 bah bie Grbe enblich mich berfchlänge,
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Gck igle
Original fro-m
—UN1VERS1TY OF MICHIGAN-
3o|epb tut) feilte ßrfiber.
87
SBiedei^t fe^rt bann ber Segen eudj jurüd,
©enit ich nicht mehr bei ben Sebenb’gen »eile.
Stnde«.
Su fiehfl ju büfter! ©ohl bereu’ ich tief
Sie Untbat, bie an ^iofepb »ir Beruhten;
Sooft fo entfestig, tote ed Sir erfdteint,
3?ann nimmer mir, »ad toir gefehlt, erfdpeinen.
$t«ecm.
^alt ein, »ergebend fudbt bie ©reuelthat
Stein ©unb mit eitlen ©orten ju »erringem.
2Bad ift noch ©reueltljat, toenn nid^t bie unfrige?
Sen eignen Stüber, ber noch flinb an fahren,
tltd Silanen in bie grembe ju »erlaufen?
©ät’d beffer nicht geroefen, ihn ju tobten,
Statt folgern ©atterleben ihn ju »eiben?
9loc& feb c<h «btt» »ie fcbluchjenb mir ju güffen
Set Änabe lag, bad unf<bulbd»oQe äuge
SSon Spänen überftrömt, ju mir erhoben,
UBie er mich bat, ihn nidbt »om Sater »eg
3u fremben ©enfehen mitleibdlod ju fdbicten.
Soch wir, »on Keib unb $ah gen tbn »erhärtet,
2Bir ftricben ein bie fdbnöben Silberlinge
Unb logen »or bem ißater, bah fein Äinb
(Sin toifbed 2bier jerriffen, toäbrenb toir
SBeit fcblimmer ald ber SSBüfte Sbiere
Sin unferm Stüber bodb gebanbelt batten.
Stein, nein, für foldbe Sbat ift feine Sübne!
t acb übet und, mßg’ er und halb »ernidjten!
ie einftend Äain, toirb und 3ebo»a rieten!
Staden.
^Beruhige Sich, ©ott ift fo gnäbig ald geredbt.
SMtbafi.
£) faffe Sich, bah nicht ber greife Sater
ßrfdbrt, »ie gegen yofeph wir »erfuhren,
©r toürbe feinen gludb aufd Jpaupt und fdhleu«
bem.
$imeon.
©enn ihr befürchtet, bah ich eudb »erratbe,
©efoltert »on ben Stadbein bed ©etoiffend —
©ad führtet ihr mich mit in biefed 2anb,
©o jeber Stein mich meiner Sdjulb gemahnt,
©o Qofeph an ber Sllaoentette fchmachtet ?
£> toarum liehet ihr midb nidbt jurüd?
9lun batte mich »er junger ichon getöbtet,
Unb Kühe hätt’ ich in ber ©ruft gefunben.
Staden.
Unbanlbater, unfte Sruberliebe,
Sie und betoog, bem Xob bich ju entreißen,
©achft bu und nun jum Sortourf?
$imeon.
Samald hättet
3ht tute Siebe mit bemeifen follen,
Süd toir an ^ofeph fünbigten. ©it Slbfdieu
gattet ihr bem gott»ergejmen ©an,
Sen Sruber ju »erlaufen, fluchen follen.
jglephfhan.
Su fahft, toie meine Sfnänen um ihn floffen,
Unb ich gefteh «3, bah im Stillen id>
§lu<b unb Sertoünfchung gen Sich audgeftoffen.
$imeon.
O hätteft Su bad Schtoert nach mir gejüdt,
Statt leerer ©orte, beffer toärd für midb,
äld bah ich lebe gram» unb fludlbelaben.
©ie tonnt’ ich bad? »arft Su benn nicht mein
Sruber?
jUnteon.
©ar ftofeph nicht ber unfrige?
Staden.
0 h»re auf mit Seinem toilben Schnterj,
Sich, fo »ie und, ftetd neuerbingd ju quälen.
SlepW«n.
Sertrau’ auf ©ott, er toirb Sir gnäbig fein.
c$ufem6re>$tn<fi: „Kein, nein tc.
(ftebe ßlasietauPjug.)
(3um ©ebtub tritt ber Offijier mit ber £ei6t»a$e ein.)
7. 3>cene. Ser Offijier, bie Seibtoadbe. Sorige.
ffierft euch ju Soben, benn foeben naht
Sed fiönigd SteHoertreter, Äleophad.
8. $cene. Äleophad, Utobal. Sie Sorigen.
SCfodal (leife ju Sofeph).
Sad ftnb bie gremblinge »om Sanbe (Sanaan.
©ie fchlägt mein $erj bei ihrem SInblicf!
0 bah i<h ein belannted äntlifc fänbe —
Sad äntlifc eined meiner Stüber l
Staden (bet wie bie Uebrigen mit ber Stirne ben
Soben berührt):
8 m Staube flehen wir ju Sir, o £err,
hab’ mit unfrer groben Koth Erbarmen!
3ofeph (nöhevt fleh ihnen).
Steht auf ihr gremblinge!
(fte richten fi<h auf, 3o[eph toenbet fich erregt jn Utobal.
Jofepd«
©ad feh ich Utobal? 0 ©ott, gib Raffung!
Sie fjremben hier ftnb meine Stüber!
Stfodaf.
0 tounberbare Rügung l
finden.
§err! Su ftehft ärme hier, bie ju Sir flehn,
ym Kamen ihred Saterd, rette und!
SofepQ (leife ju Utobal).
Sad ift ber ättefte meiner Srüber, Kuben.
StepdfQart.
Kid)t reiche Schäle haben toir ju bieten,
Senn unfre beerben fmb bad einj’ge @ut,
Sad toit beftien ©ag bad ffienige, £>err,
Sad toir ju Seinen Sühen nieberlegen,
Und Seine »eit berühmte $ulb erwerben.
Sieh, ©eibtauch bringen toir, toie »om ättar
^ehooahd er bet und gen $immel fteigt,
0 nimm bie ©abe hin» fei und geneigt!
(©teilt ein ©effifi »et 3»f e fh niebet.)
3ofepd (leife ju Utobal).
Sad ift Keohthali, ber einj’ge, beffen äuge
güt mein ©efebid einft ©itleibdthränen hatte.
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Goc igle
Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
88
3eftpb feint ßrfiltr.
fUoSor.
0 meift’re Seine {Rührung, ftounenb bilden
Sie gremben fdjon nach Seinem ängefuhte.
StnÖen.
0 fierr, »erieibe, wenn i<b nun Sein Ohr
2Rit unfer« Unglüd« Jrauermäbt behellige,
äd) fßnnteft Su bie Sbäler Siebern« {eben
Unb Hebron« STuen, bie ber ßimmel fonft
So reich mit grüßten aller ärt gefegnet,
SürT liegen fie, »om glüb’nben Sonnenbranb
3ft ihnen “Oe Sebensfraft entiogen.
Haum, bab ein ©ra«balm tümmeriieb noch grünt,
3Bo fonft bie golbnen Siebten ftro&enb »ogten;
6« brüllt basS Sieb, al« roanbelnbe« ©erippe
Sileicbt e« umber unb legt fitb bin unb enbet.
Schwer bat ber $err fein au«erwäblte« Soll
SJtit Jpunger beim gefugt; brum jogen mir,
Sa« £anb ber Sätet tiefbetrübt »erlajfenb,
8 u Sir, o £>err, benn Seiner ©rofsmutb «unbe
>ebt aueb in unferm Soll »on SDlunb ju SJlunbe.
3tepbtb«rt unb bie Uebrigen.
Sab 3afob« Söhne bot Sir ®nabe finben.
3«M.
ffiie, 3alob nennt fub euer greifet Sater?
Stuften.
3a fierr, ein ebler ®rei«, »on feinem Soll
Serebrt. wie nur ein Sätet »on ben flinbern.
Sief ift fein fiaupt »om Unglüd jmar gebeugt,
Socb lobt er ®ott unb bartet feiner ®nabe.
Jofepft (bei Seite).
Sr lebt! 0 fiimmel, böte meinen Sani!
3Mty«n.
Sin bobe« älter mürbe ihm ju Sbeil;
Sa« laftet mobt auf ibm mit fernerer Sürbe;
Sor feinen äugen lagert em’ge 9?adf)t
Unb er oermag bie Seinen nicht ju feb’n.
Socb feine Seele ift no<b ungefcbwächt.
Stet« im Sertebr mit ihrem fierrn unb Schöpfer.
Jofepft.
ffiie aber tonntet ihr ben ®rei« »erlaffen
£ilflo« in einem Sanbe, mo bet junger mütbet?
Stuften.
Sein, 3alob jog mit un«.
Sodb fpricb, mo meilt et?
Senn nicht in eurer Sötitte feb’ ich ihn-
Stuften.
Sr meilt in feinem 3*1* mit Sruber Senfamin.
Jofepft (leife ju Utobal).
Saum trägt mein i&erj bie gülle feine« ®lüd«.
Senn mijfe, Senjamin — er ift bet jünafte
Son meinen Stübern, unb be« Sater« fiiebling.
Seit mich ein feinblidbe« ®ef<bid »on ihm ge«
riffen.
(taut ju ben ©rübem.)
ffioblan benn, meinen S$u& gewähr ich euch,
Sor Slempbi« Shoren möget ihr euch lagern,
Slit reicher Stabrung will ich euch »erforgen,
Senn Unglüd unb ba« älter {mb mir heilig]-
(S)ie Stüber ttetfen ficb ju 3o(et>bS gü|en niebet.)
Mehrere.
©ott fegne Sich für Seine grobe ®üte,.
Ser Segen 3alobS tomme auf Sein $aupt!
Jofepb (in tiefet Stübrung).
Steht auf, ftebt auf, o meine — grembfinge,
Stept auf. Socb {»recht: §at 3 fl tob aufier euefr
3Jtebr Sühne noch? fiat euer greife Sater
Sie einen Sohn, — burd) Sob etwa »ertöten?
3tepW«n.
3a, einen Sruber, 3ofepb war fein Same —
#at fdbon »or 3®bren un«-ber Sob ge«
raubt.
$imeott (fahrt erfd&redt auf),
ffier nennt hier 3oi*bb$ Flamen?
Jofepft (bei Seite).
3a, ba« ift Simeon, bet S<bredli<be,
Set ungerührt »on meinen bittem Sbränen
äl« Stlaoen in bie grembe mich »ertaufte.
(@tofce* ginate.) (fiti)e UtabierauOjug.)
n. jut
freier fßlafc »or üRemphtS.
8inf« fleht ba« 3'Ü 3aco6«, Im ^intergrunbe mehren
Sette.
1. $cene. 3°f«Ph. Utobal.
JoM-
Sab ffiadjen ring« um biefe« Saget {teilen.
Somit Siemanb bie heiligen ®efänge
§ u ftören wagt, mit benen bie fjebräer
ei Sonnenaufgang ®ott ben fierrn lobpreifen.
Sann aber, lieber greunb, lab mich allein.
Sie Stunbe nabt, feit 3abren beib erfebnt.
Sie an be« Sater« Stuft mich führen foU.
3Mo8«r.
0 $err, wie Su gebeuft, fo foU« gefdbebn.
3tur bangt mein fierj, Sidb bei ben gremben
hier
äUein ju laffen.
?ofeph.
gürdbte nicht«, nicht grembe
Sinb e«, e« fmb ja meine Stüber, bie
3m Schatten biefer Salmen ruhig träumen;
Sab mich allein, nicht frommt mir läng’re«
Säumen.
(Utobal geljt ab.)
3«M-
Schön wie bie Sonne, bie in golbner ©lutb
Soeben bort herauf am Fimmel jiebt,
Serllären ftcb nun meine Sebenötage,
Seit ich ben Sätet in ber 9läbe meib.
fiab Sani, o ®ott, Su gübrer 3frael«,
Stein Seben fod ftet« Seinem Sienft gemibtne
fein.
(9tSb«rt fidj 3«to6* 3e(t.)
Äaum jming ich länger noch mein pochenb per),
ffiie’« mich »erlangt, an Seine Sruft ju fliegen
Unb ihm ju fagen: „Sieh, Sein Sobn ift ba,
Um ben Su lange 3abre ftiü getrauert!
Sodb, töbten lönnte ihn ber 3reube Sturm,
3ch mub midb mäbigen. — Socb fieb.
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Sofrpb nnft feine firfiber.
89
2BeI$ bolber Ättabe Wmmt aus 3afob$ 3«Ite?
©’tP Benjamin, mein nielßeliebter ©ruber.
(3of*W toerfcirgt fi$ hinter einem spatmen&aiune.)
(©enjamin tritt, o$nc S u bemerfen, au£ bem
3tlte 3 a *oH unb frngt bie a^manje: *H<$, mu(jte
ber $ob i$u uns nehmen.*
Cfic^c ßlabierauÄjug).
beren S3ottenbung tritt 3ofe^§ nfi^et antyn, 8en*
jamirt bemertt t$n, f<$eu gurücftoei^enb).
3«M.
O fütdite nichts, mein Äinb, (omm ber ju mit —
2Sie nennft Su St4, o fprief), wo »eilt Sein
©ater?
SSenjctmtn.
t ier,Jnerr, in bieftm 3elte fc&iäft mein ©ater,
iie ©orgenftunben brauten ibm erft 64laf,
Sie 9ta4t oerwa4te er mit Aummertbränen,
34 «bet bin fein jüngfter, ©enjamin!
Sefeph.
©eI4’ tiefes Seib bebrüdt fein ©reifenbetj?
Statjamfo.
Sen SieblingSfobn bat ibm bet Sob geraubt
Sor langen 3abren, bodj aufs Steue ftet*
©emeint et ibn, oerjebrt Born bitterm Sdjtnerje.
0 $ett, Su foDteft feine Sbränen ieben.
Sie ibm baä£i4tber3lugenau3ge(öf4t; au4i4
$ab oft um ibn geweint, gewifj et toar recht gut,
Sa ibm . . .
3«M-
Su lannteft ibn ja nicht, mein Anabe?
28 enjamin.
©a8 tbu« ? Ser ©ater liebte ibn, unb liebte ibn
So febr, barum lieb icb ibn auch.
Unb wenn Su ibn nun wiebet fänbeft?
Steujamin (traurig)
814 nein, i4 ftnb ibn ni4t-, unb bo4,
©enn i4 ibn fdnbe, — a4, wie lieb au4 bätt’
i4 ibn,
Sofa»?.
34 3»«'fk ni4t. So4 würben Seine ©rüber
au4 ibn lieben?
SSenjamin.
®, wie Su frägft? ©ewifs, fie liebten ibn, benn fieb.
So oft bet Sag, ber traurige, ft4 nabt,
Sin bem mein ©ruber einft entf4lief, ba (ommen
Sie unb f4enten Sämmer mir,
Unb weinen lang unb flagen laut.
©it tbutS fo web, unb all’ bie Sämmet aäb i4 bin,
©4» ßäb mir nur bie Unterwelt jurüa
Sen ©ruber. —
Sofeph (gerübtt ibn an fein fjerj brüdenb).
Su bift ein guter Anabe. ©ertraue auf ben
Öerrn,
6t fann Sir einen anbem ©ruber f4enten.
28 enjamin (tangfam unb tinbli4).
fflie? Ginen Slnbern? Slber, ob
@r au4 fo gut, wie 3»fepb loär, unb ob ber
©ater ibn
So liebt?
3*M.
®ewifs, mein Anabe, ja! So4 höre, mö4teft Su
©i4 ni4t au Seinem ©ruber?
$8enjamtn.
Si4? ©ie fonnteft Su mein ©ruber werben?
Su bift in einem fremben Sanb, Su baft
3 a feine Sämmet, tannft bie Spiele nicht,
nb tennft bie Sieber ni4t, unb.
Sofepß.
©er fagt Sir baS?
$8 enjamin.
6i nun, fo mö4t <4 wo^l jum ©ruber Sich,
34 würbe bann Si4 b««m na4 Hebron führen,
Unb würbe ben 3Utar Sir geigen, wo rtng&
umber
34 ©ofen eingepflangt, Wo ©il4 unb Sontg i4
3um Opfer bringe, Wo i4 fo oft geweint.
3oM-
®eweint baft Su bei Seinem Opfer?
§8enjcimiu.
814 ja, benn wiffe: Sen Stltar bat einft
©ein ©ater aufgebaut, an jenem S4merjen3*
tag,
Sa 3ofepb er Berlor, unb wenn er fam
©it 8lf4e ftagenb ju beftreuen ibn, ba blutete
©ein £erj. (webmütbig) 34 weinte bitter.
3*fepb (oerbüHt toeinenb fein @efi4t).
28eujamin (traul<4 näher tretenb unb ihn am
Aleibe faffenb).
Su weinft? 0, hob i4 Si4 betrübt?
(für fi4).
Grftarl', mein #erg, fonft wirb ber Anabe
Si4 befugen. (Saut ibn umatmenb.)
0 nein, o nein, mein ©enjamin!
Su baft mi4 ni4t betrübt. 3*t>t fomme,
Unb geb ju Seinen ©rübern.
(Senjamin ab.)
(5« beginnt hinter ber Scene ba* TOorgengebet ber
3ftaeliten:
6bor. ®ott 3f*ael ic.
(pehe Gla»ierau*jng.)
$ofepb (erftaunt).
0 biefer Sana, wie et mein #etj gemahnt
Sin meiner Atnbbeit unoergeftne Sage,
Sa i4 ben $errn mit meinen ©rübern lobte.
6bor. ®ott 3f*ael8 tc.
(CSlabierauäjug.)
Seit langen 3°bren tönte in mein Obr
Stur mehr ber ®ö|enpriefter wilb ®ef4rei.
©ie fanft ftnb bo4 bie feiernben ®efänge
Sie an 3ehooab feine Sluöerwäblten ri4tenl
(6bor. ®ott 3fraelö tc.)
SofepJ
(ift toährenb ber le|ten Strophe auf bie Aniee ge=
funfen unb betet mit ausgebreiteten Urnen).
Jpab Sanf, o ®ott, für biefen f4önften meinet
Sage,
Ser mir nun angebro4en; au4 mein @ebet
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90
3ofepb unb feine flrüitr.
SEBiH iA mit bem bet Stüber nun oereinen,
3* eile bin, um, wenn aud» »on ferne,
2tn bem «Korgenopfer Sbeil ju nehmen.
(gebt ab.)
$imeatt
(tritt »on ber entgegengefebten ©eite langfatn ein).
«Jßie 2llle8 rings fo tiefen ^rieben atbmet!
$ie Slume öffnet tbaugetränlt beit ÄelA
«Kit neuen Stiften yiur unb 6ain ju würjen.
Kur biet im $erjen ragt bie »ilbe ©lut,
Sie mich be8 Sagg mit taufenb Qualen foltert,
Unb 9iad)tg mit ©Aredgeftalten mich umgibt,
Sie mich geängftigt auf pom Säger fAeuAen.
0 biefe Ggppten! Saufenb*, taufenbmal
©ab üfe’ö bot mir in roiiben gieberträumen!
Unb je&t tritt eg mein Süfe, unb jebet SAritt,
$en icb auf biefem glütj’nben Soben mache,
S>rüdt tiefer mir ben Stachel in bie Seele.
0 yofepb, 3°KPh, lann Sein UnfAulböbilb
Senn nimmermehr aug meinem ©eifte febtoinben?
©enn ju ben Sötern Su fdjon beimgegangen,
©o fdlid mir Sroft, ben Sroft, bafe Su oerjieben.
Sod) toenu Su noch auf biefer Grbe »eileft,
SielleiAt in biefem Sanbe. bem alö Stlaoe
Sein eigner Sruber teuflifA Siet) oerlaufte:
©o lomm unb tobte mich, benn lieber fterben,
2118 langfam in ©etoiffengqual berberben.
(gr büU crjd)öpjt inne.)
Safe niefet mein Ungeftüm ben Sater wedt!
Safe er nicht hört, toag mir bie Qual entrilfen.
©Aon oft bin feinem Säger iA genabt,
. Um tu be8 Saterg güffen ju gefteben
Sie fAwere ©d»ulb, bie mich $u Sobe peinigt;
So<b wenn iA bann fein ©Überhaupt betrachte,
Unb tbie er biinb nach meinen $önben fud)t,
Sann flieht mir ba8 ©eftänbnife bon ber Sippe
3urüd in meineg ßerjeng nä^t’ge Siefen,
yd) wante toieber fort mit meinet Saft.
Unb neu jernagt mit ©ram, ohne muh unb
ütaft.
SoA horch, be8 Saterg Stimme bähe iA ber*
nommen
Unfelig fcbleidj ich fort, toie ich gelommen.
(gebt ab.)
(Sofeph unb Senjamin treten miteinanber ein.)
33eajamin.
Sritt näher, ebfet «Kann, »eil meinen Sater
ft u feben Su fo inniglich oerlangft! —
öier jddummert er, fiebft Su fein beiliß $>aupt, —
6r regt bie Sippen, bord), er ipridit im Sraume.
(©enjamin bebt, toäljrenb er biefe* [priemt, einen ©or=
bang bc« 3elte« auf, in »eldjem 3 at °b liegt.)
§afto# (im Sraume).
0 3ofepb, mein 3ofeph!
£3 enjamin.
©o fiebt er »ieberum im Sraumgebilbe
Sen tbeuern ©obn, ben ihm ber Sob entrife;
Ser aber ftet8 in feiner Seele lebt.
$ofepQ (lehrt PA gerüfett »eg).
KiAt länger fann ich mein bewegtes Der),
Sag mir Dor Suft unb Seib jerfpringen möchte,
Sejmingen — Sater, 1 beurer Sater!
Stenjatnin.
Su bift gerührt ? Sein 2luae fch»immt in Sbränen ?
Siebft Su benn meinen Sater auA wie iA *
Jofepty (fAliefet Senjamin in feine Srme).
0 Senjamin, iA liebe SiA unb ihn
«Kit aDet Siebe, bie ba8 Der) nur fafet!
(®r fniet Bor 3alo6 nieber, man ^Brt Bon ferne friege*
rippe «Dlufif.)
0 tbeuteS Daupt, o »ielgeliebte Danb,
g A nefee euA mit meinen Sbränen.
, biefeS 2lugenblideg Seligleit
Serfüfet mir alle Seiben taufenbfaA,
©üt höher mir alg beS SriumpbS ©epränge,
Sa8 metneS ÄönigS ©nabe mit bereitet.
enjamin.
«Kit Staunen feb iA 3>eine arofee Kübrung!
3a »äreft Su pon 3a!obg Söhnen diner, —
KiAt höher lönnteft Su ben Sater ehren.
Sofeph.
Q Senjamin, ift’g niAt ein ebler ©reis,
Sen alle guten «KenfAen lieben müffen?
Itenjamin.
2Bie freut e8 miA, bafe Su ben Sater liebft -
S A fühl miA innig ju Sir bingejogen,
nb alle ©Aeu oor Sir ift mir Perflogen.
(®ie ©tufit hört man ttieber.)
SoA botA, Pemimmft Su niAt Srommeten*
Älänge ?
2Ba8 »obl bebeutet biefe?
StfepQ (bei ©eite).
«Kit Ungebufb
©Aeint miA ba8 Soll jum 3uge ju erwarten.
2Bie ungern fAeib’ iA oon bem Saterjelt,
Um für be8 Sebeng fAönften Elugenbltd
Sa8 lärmenbe ©epränge einjutaufAen.
Serjett. „entfernte ©efänge höre iA er*
f Aal len." (ßlarierauSuig.)
(SSäprenb ber SDtufif tritt 3afob au« bem Seite unb
ppliefit fiep bem ©efange Sofepp’« unb ©enjamin’« an.)
$aÜoS«
Senjamin, fpriA, warum Pernebm' iA niAt
Ser Srüber «Korgenfang jum Dimmel [teigen?
3ft be8 ©ebeteg Stunbe fAon porüber?
Stenjamin.
Sie ift porüber! ©trafelenb bellt ftA fAon
Seg Sageg Sonne bort im golb’nen Often.
9>afto6.
0 Senjamin, pernimm ben feolben Sraum
«Kit bem ber ßerr miA biefe Kacbt erquidte. —
(Srft war er fAredliA, boA fo fAon julefet,
Safe iA ihn ewig, ewig träumen möAte.
^Senjamin.
0 lafe ben Sraum miA hören, lieber Sater!
§afto0.
©o höre! 3A wanberte in meiner fiinber ©Aaar
Din burA ber Sffiüfte glutbPerbrannte §(äAen,
©eftüfet auf SiA, mein lieber Senjamin,
SGBie ftetg mir Seine $anb bag 2lug’ erfefet.
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3ofcpb unö feine ßrfibet-
91
38 enjatJtitt.
5Rid&t loabr, unb forgtich toanbt* i<h SlHeS an,
Sen rauben 2Beg Str moglic^ft gu erleichtern!
5afto6.
8 a, ja, mein Äinb. So<h plöfelidb fam ein Sturm
nb füllte uns in bidjteS ©taubgetoölfe.
3<h barg mein 2lntli& gitternb in bie Hänbe,
SBeil beS GrftidenS Sob mich fd&on bebrohte.
©alb fd^miea ber Sturm, unb fall am Simmel
Ttanb
Sie Sonne toieber in {entrechten ©lutben.
5*<h richtete mein Haupt empor, — ich mar allein,
©erlaffen ftanb ich in ber SBüfte Sd&reden,
©on meinen Äinbern fab ich feine Spur.
33eujautitt.
Sodb nicht auch td&, mein lieber ©ater, nein,
3<h blieb getoip, getoifj an Seiner Seite.
3a&o6.
2lu<h Su, mein ©enjamin, baft micS oertajfen.
^tniamin.
9tein, nein, mein ©ater, ftcber irrft Su Sieb,
S ch lonnte nicht oon Seiner Seite toeid&en,
3 batten benn bie ©rüber mit ©etoatt
©on Seiner Seite mich geriffen!
(6ei Seite).
2Bie einftenS mich!
3afto0.
3<h toar allein! SeS SurfteS glamntenqual
©ergebne mich, unb meine Äräfte fd&toanben.
Schon rüftete idb midb gur SobeSftunbe,
©rnpfabl bie Äinber noch ber Hanb beS Serrn;
©ereit, mich gu ben ©ätern gu oerfammeln,
Scblob idb bie klugen, gu 3ebooab flebenb,
SRadb feiner ©nabenbulb mit mirju malten,
Sa bort icb plö&licb Seine liebe Stimme —
S&eujamtn.
Siebft Su, bajj icb Sich nidbt oerlaffen fonnte?
Jaftoß.
Su fübrteft einen fremben 2Jtann mir gu,
Ser mit ben beften grüdbten midb erquidfte,
Unb ftdb oerebrenb oor mir neiate. ©löblich
©rbielten meine klugen toieber Sidbt,
Unb ftebe — 3ofepbß 3üge trug ber grembe.
Jofepb (gefübtooll bei Seite).
0 ©ater, ©ott bat Seinen Sraum erfüllt!
SSeuiamitt.
Sich, armer ©ater, 3ofepb ift ja tobt!
3aftoß.
3$ brüeft* ibn an bie ©ruft, idb nannt’ ihn
„Sobn!"
0 3°fcPb, bab i(h enblidb Sich gefunben,
So rief icb auS. Slid^t mübe tonnt* idb tuerben,
3bn immer, immer toieber gu umarmen.
Sich, ba ertoadbt’ icb aus bem fdbönften Sraum,
SDtit bem ber H** r mich bubooll bat begnabet,
So fdbön, toie jenes beil’ge Sraumgeftdbt,
2 US ftch bie Himmelsleiter oor mir aufgeridbtet,
Unb ©otteS dngel auf* unb nieberftiegen.
Ser Sraum ift auS — mir bleibt nur beifceS
Sebnen,
Unb hoppelt fchmergUdb fliehen meine Xbwnen.
finale: „3ofepb,mein Sob.n, SM<h Der*
gibt nie mein £erg."
(ftlatoierauSgug.)
(©er 13. Stft {(blicht mit bem fciiumpbguge.)
m. ji tt.
(©aal im $atafte 3ofcp^«, toie im I. Ufte. 3 m
©intergrunbe ift eine 5£afel mit ©peifen unb ©etranCen
aufgeriebtet, um melcbe 3 alo & u nb feine ©rüber
rerfammett finb. ©ftaten matten auf. ©imeon fehlt.
5Dle ©ruber tragen toeifce geftfleiber.)
3<tfto6 (au 3»f«Pb)-
Siep ift ber fdbönfte Sag in meinem Sieben,
2öie fann id» Sir für fot<be ©ropmutb banlen,
$a| Su uns arme Wirten, an ben ©lana
93on löniglicpen Safeln fehlest gewöhnt.
Sin Seine ©eite nimmft? 3 u f net)en finb wir,
SBenn Su mit 33rob nur unfern $unaer ftiüft.
gefttleiber felbft baft Su im Uebermap
won feltner ©üte Sillen uns befdbeert;
0 fpricb, wie tommen mir ju folgen ßpren,
Saft fürd)t’ idp einen febönen Sraum au träumen,
SBie biefe 9tadit, al3 mein geliebter 3ofepb
ÜJtir füpe grüdbte aut ©rquidung reifte.
3«M-
95alb, tbeurer ©reis, »erb’ i<b Sir offenbaren,
SBarum bein öaupt mir fo unenblidb tbeuer.
$nft«P.
3db fap’ eg liebt, vor wenig Sagen noch
Surdbirrten bungernb mir ber Sßüfte ©dbreden,
Unb beute labt ber Siener flinfe S^aar
2Ricb Slrmen mit erlefenen ©eriebten,
Stiebt mich allein, aucb alle meine Äinber!
SSenjamin.
314 Sater, Simeon weilt nicht bei un3!
f dj fab ibn vorbin traurig unb verftört
erne von ben gelten burct) bie gluren fc^reiten.
^aftob.
So flieht er immer noch beS SBaterS Stäbe?
2Bn§ jebeut er fidb bor mit? ©a3 brüdt fein
ßerj,
3BiH er mit neuem ftummer mich belaften,
Ser ferner genug feit meines 3ofepb3 2iob
SDtein alterägraueg Jpaupt au woben brüdt?
3tn0en.
So wiüft Su, SSater, felbft ben (Ihrentag
Sen un3 Äleopbaä ©üte beut bereitet,
Unb ben Su felbft beä fiebenä fdbönften nannteft,
Surdb Seinen fteten ©ram um 3wfepb trüben!
Jöaft auper Qofepb Su benn leinen ©obn,
Set beinern SBaterberjen tbeuer wäre?
$aftoft.
0 fpridb nidbt fo, ibr alle feib mir tbeuer!
Socb nimmer lann bie ©tunbe icb bergejfen,
8113 ibr belümmert vor micb bingetreten.
Unb fragtet: „SJater, Hebt an bieiem Äleib
Stidbt Qofepbä, Seine3 lieben Sobne3 SBlut?"
Sie 33rüber mochten wobl ibn halb verfebmeraen,
Sodb ewig lebt er fort im 33aterberaen.
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3ofepb nnb feilte fltuber.
(3onimmt 3afofc« £>anb unb brüdt fie an feine
Stuft.)
Sift $u eS, Benjamin, bet meine £anb
SWit folget 3nbrunft an baS £erg gebrüdt?
3*eitjamtit.
Kein, lieber Sätet, unfer mäd&t’ger
Beftbüfcer KleopbaS bat beine £anb gebrüdt.
3ato6.
©laubt i<b bodb eines SobneS £änbebrud —
So marm ging et gum Sergen — gu berfpüren.
Sodb Serr, oergeibe, gröle angft befällt
Sftidj plöblidb um ben büfteren Simeon,
ÜBarum bodb loeilt er niept in unferet SÖlitte?
3oM.
Beruhige 2)cd^! Sofort ergebt Befehl,
5$bn ringS um SDtempbiS Stauern aufgufudben.
Mpr Silanen fort, unb grofcer Sohn wirb bem,
Ser Simeon in y[a!obS arme führt.
(5£>ie ©Hatten gehen ab.)
3b* Knaben aber, ftimmt bie golbnen Warfen,
^jebooab'S £ob im geierllang gu fingen.
3ato6.
0 Serr, fo glaubft Su auch an unfern ©ott?
3tun bift bu hoppelt tbeuer meinem Sergen.
©efang ber Knaben mit 6§or:
£obt ben ^errn, mit Sarfenfptel unb
Saiten k.*)
(Uto&al mit bet 2eibtoa<$e eilt herein.)
^toböf.
Serr, la| erftummen biefe geftgefänge,
Ggppten ift nicht toertb, fie gu oernebmen.
Obmobl beS ßanbeS fetter Su geworben,
Obwohl Sir Sbarao auf feinem Königsthrone
Sen Si& gur Dtecöten ebrenb eingeräumt,
Bift bu mdbt ficper oor ber geinbe Brut —
Sie toagten’S, Sieb beim König angullagen.
SDticb angullagen? SBelcbeS ift bie Sdjulb,
Ser mic$ bie Unbanlbaren geiben wollen ?
$a| Su baS frembe Soll hier aufgenommen,
Unb eS mit deiner ©nabe überfdjütteft,
Grregt GgpptenS Seib. 2Jtit grimmiger SEButb,
Sabn fie bie gremben in beS 3ug3 ©epränge,
Sen Sir beS Königs ©üte jüngft bereitet,
2ln Seiner Seite bod) gu Sßagen fteben.
3af00.
©rolmütbiger 3Jtann! fo ift eS unfre Sdbutb,
Sa| Su beS SolleS 3orn auf Sidb gelaben,
SieHeicbt beS Königs ©roß Sir gugegogen?
Sei rubig, ebler ©reis, fei unbeforgt.
ttfoöaf.
Sie feilen Höflinge, fie fmbS gunätbft.
Sie auf bie gremben bie Ggppter petjen.
So ba| ftbon einige ferner milbanbelt mürben
(erregt).
SDtilbanbelt ? 333er oergal fo febr, ba| tdb
Sie gremben unter meinen Sdbufc gefteHt?
Sd&mer buffen foüen’S bie Sermeg’nen mir.
3um Sb*one eil* ich, bören foll ber König
Ser SBabrbeit Stimme unb er mirb fie börev.
Befdbämen mirb Sebooab meine geinbe.
3 br, Söbne 3alobS, eilet burdf) bie Straffen,
nb fammelt eure greunbe, eure Knedbte,
Sringt fie bieber in beS SalafteS fallen,
Stit meinem Raupte bürg’ icb für ibr Sehen,
(©egen bie ©tabt.)
Unb ibr, Ggppter, bört nun meinen Stbmur,
Sen idb bet jenem munberbaren ©ott,
Surdf} ben idb euch Srübfale propbegeite,
3efet fdbmöre: „2Ber oerrud&t bie Sanb
Cfrbebt jum Sdblage gegen galobS Söbne,
»uf beffen £aupt mirb faden baS Serberben —
Gr fod gur Stunbe blut’gen SobeS fterben.
Seibwadben! eurem oft bemäbrten Scbufce
2Bid meine Schüblinge ich anoertrauen,
Begleitet fie — Su aber Senjamin,
Stagft mit bem lieben Saier hier oermeilen,
Stit Seinem Sroft fein trauernb S«3 gu heilen.
(®ie ©rübet, bie Seibma^e unb 3^f^b 0*$** ab*)
*) 2)ie ©Snger mit Meinen £arfen rechts unb HnfS |
unb hinter ben Souliffen revtbedt, fönnen folgern I
ben $ert pngen: |
4>atfenlieb ber Knaben OPagen 3°i e Pb Ä )* |
2obt ben 4)etm mit ©aitenfpiel unb #arfen, gto| ift i
ber $ert, Sfrael« ©ott
©toig mabrenb ift feine ©nabe, unb ftarf feine {)ilfe
in ber 9totb*
©olo.
25urcb i^n mirb befruchtet bie ©rbe, burch ihn toirb bes
oölfert 2uft unb 3tteeT,
ßntftanben burch fein mächtig 23erbe, lebet baö
2ltt’, grob ift ber i>«*r!
6hor. £obt ben ^erm :c.
jCie ©erge, mo man Krauter finbet, unb bie SBeibe,
bie in 3:hälern grünt,
£ie gelber, mo man ©aTben binbet, fegnet ©ott, trenn
auch oft unoerbient
6hör. Sobt ben £errn :c.
£urch ihn ftrömt nieber attcr ©egen, auf ihn bauen
toir mit jjuocrficht,
Söir bringen Siebe ihm entgegen. 6rfüUcn freubig
unfre Pflicht
6hor. Sobt bem $errn :c.
3. $<ene. 3afob unb SBenjamtn.
$aM.
©rofemütbiflet SWann! be8 (Sro’ßen Segnungen —
SSeniantin.
Äleobba? bört 5Bid» nimmer, er oerliefs uns.
SaSo6.
So tooden mir, bis er unS miebertebrt,
ä im Simmel brunftige Sitten für ibn rieten.
ie freu’ idb mich febon roieber, feine Stimme,
2>ie fo m,bUautenb an baS Serj mir bringt,
Son bleuem ju oernebmen; fcbön’re 3 e i* en
SRuft fie erinnerunaSfelig mir jurüd,
SllS noch fein Statten trübte meines fiebenS
©lütf.
^Senjamin,
SEBie munberbar. auib ibn ergreift bie SRübrung,
fflenn er ben Slicf auf’S Singest 5)ir beftet,
Unb als icb Seine Sugenben ibm rühmte,
glob Sbrän’ auf Sbtäne über feine fflangen.
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93
3ofrpJ) not feine ßrfl&cr.
Sprich, ©imeon, bift bu nid^t felbet Sätet?
SBenti ©u »on ©einen flinbern eineß »erlßreft,
Sermödbte je bie 3eit ©ein Seib ju railbetn?
§«fto 0 «
©lüdfelig ift bet Sätet biefeß Sobneß!
ggenjamin.
Unb gtiidflicb ift baß Äinb, baß fidj afß Stubet
Sin biefeß eblen SBanneß Stuft batf febmiegen.
gaftoft.
©ehr reich unb »ornebm fdjeint er mir ju fein.
3Seujauritt.
n ©olb unb Sutpur ift er ftetß getleibet,
nb bet Salaft, in bem mit bier »ermeilen,
©rglänjt »on Starmor unb beß ©olbeß Aietbe.
©in £eer »on ©ienern ift um ibn gefd^äftig,
fieibmacben folgen ibra,mobin er gebt.
©emifj, ein mächtiger mann ift unfet greunb!
Saftoß.
©eß Solfeß Siebe febeint er ju befihen.
SSenjamiu.
aft, Sater, ©u ben 3«bel nicht gehört.
Iß im ©riumpb er bureb bie Stabt gezogen,
«Gß lebe Äleopbaß, beß Soltß ©rretter!"
So btang ber 3“belgruh ringß bureb bie Süfte.
3 aßoö.
Unb boeb bat biefer eble Stann auch geinbe,
©ie, neibifdj auf fein ©lüd, Serberben finnenb,
Son feiner £öbe gern ihn fturjen möchten! —
SBobl mir, bafs id) an ©ir, mein liebeß Äinb,
60 füffen Sroft für meine alten Sage
©efunben habe, bleib boeb ftetß bei mir,
Unb fei ber 6 tab unb Stühe meineß 2 llterß.
©uett: „Su bift bie ©tüfce 2 c.
(Siebe ßtaoiexauSjug.)
4. $cene. ©er Offijier, ©imeon, 3afob, Senjantin.
jtfmeott (»om Offijier bereingeleitet.)
353aß foO ich hier? 2Baß fübrft ©u mich hiebet?
Qffli iet.
5. $cene.
SSenjamin.
O lommft ©u enblidj, ©imeon, o hilf
Stir boeb beß Saterß tummer»oUeß fjerj ju trßften,
Son Sofepb fpridjt er ftetß —
§tmeon.
0 ©ott! »on 3 ofepb!
3 «fto8.
2 Baß fliebft ©u midi? 2 Benn ©ich ein Aummet
brüdt,
ßntlafte ©ich an ©eineß Saterß fjerjen.
3Bo ift ein Ort, an bem baß Seib beß ©obneß
©o fidjer Mitgefühl unb Sröftung finbet,
Sllß an beß Saterß tbeilnabmß»oDem ^erjen?
Sertraue mir ben Aurnmer, ber ©idb martert.
jftntecm.
Sie, Sater, nie »erratb’ ich meinen Aummer.
Safte»#.
©o bädjteft ©u mobl auch, mie ©eine Srüber,
Unb fcbiUft mid) ob ber ©btänen, bie um 3ofepb
Sluß meinen Slugen unaufhörlich fliehen?
£imeou.
0 Sater, ©u jerreifieft mir baß fjerj!
Sprich nidbt fo gütig, nicht fo tbeilnabmßooB,
©enn ich »in unmertb ©einer Saterliebe!
$a&oft.
Unmertb ber Saterliebe? ©imeon, fprich,
©rüdtt ein Setbrechen ©eine büft’re ©eele?
Son rauben Sitten marft ©u immerbat,
Unb leicht ju jähem 3» r ne b'ngeriifen —
haft $u bie fjanb mit Slenfcbenbtut befledtt?
£inteott.
Sein, nein, »on Slut ftnb meine fjänbe rein.
SSeujamitt.
3Bie, Sater, ift nicht ©imeon ©ein ©obn?
353ie lönnte er fo gtofee ©unbe tbun?
^tmeon.
Serfludbt »on ©ott mirb ber Stamm Qalob’ß fein!
$aft«9.
3 u mir, bem Änedite, bat ber $ert gefprodben:
„©eine ©öbne mirft ©u in ßgppten feanen,
Unb Aönige merben blüb’n auß ihrem Stamme,
©em ©anb am Meere* gleich bureb alle Sanbe
©oll fteb »erbreiten ©eineß ©tammeß gälte!"
jttmeoit.
©och fpradj ber $jerr: Sin Qatobß Gieren folt
Sticht ©imeon, ber Sermorf’ne, Slntbetl baten.
3>aßo6.
353er bat ©ir ©otteß Stimme funb getban?
^imeou.
Sludb fprach ber £err: „©er fruchtbare 3 >»eig
SBitb gofepb fein!"
9 aft<>6.
©raufamer, meifst ©u nicht,
©ah gofepb tobt ift?
gimeon.
Unnennbare Qual
©urdjjbobrt nun mieber nagenb mein ©emiffen.
3a, ©otteß «Strafgericht »erfolget mich,
Schon fühl’ ich ferne Sache über’m Raupte.
$afto#.
Ungtüdlidber, fprich, maß baft ©u »erbrodben?
$itneon.
0 Sater, Sater! ©u mirft mich »etfludben!
$afto#.
Serfludben? 0 ©ott, maß roerb’ idb hören!
So febmer ift ©ein Serbredben? Sofepfcß Samen
£aft »orbin ©u genannt? 3Belcb ©rau’n er»
fafit mich!
Serrudbter! baft ©u meinen ©obn getöbtet?
Jdmecnt.
Sein, nein! rnenn ©ott gerecht ift, muh et leben,
Um mich, mich unb bie gottlofen Srüber
3 « ftrafen, mie mit greoler eß »erbienen.
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94
3ofepl) nnb feint Örübrr.
* Jato* (freubig).
Sie, 3ofeplj - 3 ofepf) lebt - (träum) unb
fünfjebn 3 abre
©abt 3 br mein §erj um ben ©crftorb’nen bluten!
ftmeeu.
0 ©atet, jebe Sbräne fiel
©leid) einer geuerflamme mit auf« wn-
?aüo6.
Sarft Su eS nidE)t, ber mir oerlünbete:
„(Sin milbe« Sbier bat Seinen ©obn jetrtffen.
jfttuetu.
©etrogen bab ich Sieb mit biefet Jhmbe.
JafioB.
Sud) Seine ©rüber warfen ftcb jur Grbe,
Unb iamraerten um ihre« ©ruber« Sob.
$iuteou.
Sud) f*e betrogen Sidb, »ie id).
$afteft.
Sarft Su e« ni<bt, ber 3<>f«PW btut’ge« Äteib
Sit wie« unb unter reimen Sbränen ftagte:
„ 3 ft bieb nicht 3 ofep^S, Seine« ©ohne« ©lut?"
$tmec>u.
©etrug unb ©aulelfpiel war äße« nur.
3at»0.
©erworf’nen wohin babt ibr ihn gefdbleppt?
So f.nb’ ich meinen tbeuern 3°f«Pb »ieber?
©on Seinen Öänben forbr’ ich ibn jurüd.
So ift Sein ©ruber?
$tmeou (leife unb jitternb).
©o frug ©ott bereinft
Sen Sßrbet Äain, als Sbel er erfdilagen.
SSeuiami« (fanft).
©o fag eS mir, wo ift mein liebet ©ruber?
Jaüoft.
SclcbeS £008 baft meinem 3<>f«Pb Su bereitet?
$imeou.
3 d> habe ibn »erlauft.
?alo 8 .
©erlauft? ©erlauft?
$ime«n.
O ©ater — ©ater!
Saftoft.
©ater nennft Su mich?
$traeou.
©ein, nein! Sir, bem ©erworf’nen jiemt eS nicht,
Sit biefem tbeuern ©amen Sidb 3 U nennen.
9iofto6.
©ift Su allein bet Sbäter, ober tragen
Sn biefer Untbat auch bie ©rüber Sdjulb ?
JÜmeon.
Sud) fie ftnb fdjulbig, bod) auf meinem $erjen
Saftet bie Sbat in ihrer größten ©dimere.
3d> war bie Seele beS »erruebten Serie«.
Jaßoft.
Sa« trieb euch an iu biefer ©reueltbat?
Sa« bat ber arme 3<>fePb eudb getban?
$iuteou.
©etb, $afs unb Giferfucbt bewogen un«,
©on Seinem $erjen 3<>fePb megjureiben.
©tet« fpracbft Su nur »on ibm, unb liebteft ibn
Sebr al« Su Seine anbetn tfinber liebteft.
Salb warb ber lang genährte, febwarje ©lan
Sur böfen Sbat. Sn frembe ©llaoenbänbler,
Sie einft »orbei an unf’ren Würben jogen,
©erlauften mir ben Äitaben, ber brei tage
3n bet Gifterne ©d)auemad)t gefebmaebtet.
(3»(«B OtrtlüQt (tin Hntlifc, Benjamin j<bmiegt f'4 #»
ityn unb tocint.)
©eit jenem Sage »ich »on mir bet Stiebe,
©leid) einer ©dglange nagte Sag unb ©ad)t
Sa« folternbe ©emiffen mir am £>erjen.
©ergeben« fudlt’ icb bei ben Seinen Sroft,
Senn id) in« unfcgulboolle Slug ber Hinter
Sen Slid »erfenlte, frug ich bebenb mich:
„Sirb ein’« ba« anbere nicht einmal
»erlaufen^
Sie euer ©ater an bem ©ruber tbat?'
3«ßoB (gerührt).
0 armer ©imeon!
$tmeon.
©ein, nein, nidbt Sitlejb
©oßft Su mit bem oertoorf’nen ©ohne fühlen,
Sab Seine ©äcberftrenge an mir walten,
©erflucbe mich, »erfhicpe auch bie Seinen!
3u Seinen pffen flehe ich barum!
(fniet »or ti>m iiieber-'J
6 . $cene. 3 alo 68 ©fibne treten ein
Stuften.
Ser ©üte Äleopba« »erbanlen wir’«,
Sab, ©ater, frei wir mieberum Sir naben;
Senn febon umringte un« be« ©olle« SButb "
3 br wagt e«, »or bie Slugen mir ju tommen •
Sa« ift’ 8 , wa« haben ©chwete« mir »erbrochen •
Saftoft.
E hr fragt noch, Unglüctfeliae, wie fo halb,
abt ihr bie gröbte ©reueftbat »ergeben,
Sie je ein ©ruber an bem ©ruber übte!
Stuften.
0 ©ater!
Saftoft.
©tebt auf meiner ©time nicht
Sit glammenjügen euer UrtbeilSfprn*?
©ebredt euch b« ©ame „ 3 ofeph* nicht ^
3He SSrüber: ,
Seb un«! Sit fmb »erloren! Ser »erriet»
Sftenjamin (wirft fidj nieber).
0 ©ater, ©ater, ©nabe für bie ©rüber.
$aftoft (nach Senjamin taftenb).
ßomnt, ©enjamin, für immer trenne Si 1
©on biefen ©ßfemiebtern, bab 'g aV $t
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3#fepb nn> feine ßrBier.
95
gjon ©otteS 3orn, bet fid) mit meinem Studie
Stuf fie. ergiefst, nicht mitbettoffen »erbe.
-Snfenibfe: „Stets meibe fie ic."
" (Siehe (SlaBitrauejug.)
3n ber 7. Scene »ätjtenb be8 gelungenen @nfemt>le’fl
tritt 3ofepb btnju.
30«« (ju 3o|epb).
£err, »aS nerlangft Su, wenn bie ©reueltbat
®et Unglüdjel’gen Su fennen »ürbeft,
glicht mutbejt Su um ©nabe für fie fieben,
amt Slbf^eu ȟtbeft Su non ihnen geben.
JSenianrin.
3BobI Rnb fte fttafbar, allein bennoeb finb
Sie Seine Äinbet ja unb meine Stüber.
JeM.
Sen eignen Stüber, meinen Iiebften 3ofepb
Settauften fie als ©Haben nach egppten.
Statut«
0 Sätet, f&werer als Sein tiefer Scbmerj
Sie Seele Sit um 3ofepb btücfen mag,
Sengt unS bet 9teue unnennbare Saft.
3 te?W«R.
3Bie gerne gab ich all’ mein ©ut unb Slut,
Um 3ofepb8 Stlanentetten ju jerbredben.
SutäJforfdJen »ollen »ir baä ganje Sanb,
Unb nimmer tuben, bis »it ibn gefunben.
Stuften.
Unb »enn »it ibn gefunben, in ben Staub
2Bid ich mich not bem Stubet niebet»erfen,
Unb ebet niAt nom Soben mi<b etbeben,
SiS et netjeibt, »aS »it an ibm gefünbigt.
£imeon.
Son feiner £anb toid icb bie Äetten ftreifen,
Unb meinen Urm füt ibn bamit beladen.
Stuften.
2Bir Ude, ade »öden Sclaoen fein,
Um unfetn tbeuern Sofepb tu befreien.
(Sie »ollen aBgefen)
3b* Söbne 3atobS, bleibt, icb f*be: fdeue
Ob eurer Untbat füdet eure fjerjen.
3bt wodt ben Srubet fuchen, »odt bie geffeln
3bm iöfen unb fie füt ben Stubet tragen?
3bt fodt benStubet 3ofepb »iebet finben.
$imeon.
O bütfen, bütfen »it baS »ittlidj hoffen?
Jaftoft.
ÜJtein Sobn fod »iebet mit gegeben werben ?
jdnteotu
2Bie febt, »ie tief »itb 3ofepb unS neraebten ?
3«f«Pft.
Sängft bat et euch bie fd)toere Schulb netgeben.
Saloft.
O, »ie nerlangt mein £erj nach ibm, o läg’ et
3n meinen ätmen fchon, an meinem fcerjen!
% »eilt et? Seibet et nicht bittre 9totb?
Sein Sobn ift teicb unb mächtig, hoch bat ihn
SeS ÄöntgS bet ©gppter $ulb erhoben.
3O«0.
Sübt mich ju Sofepb» bafi bie Sebnfucbt mich
nicht töbtet,
©be i<h nochmals ihn umarme —
3«f<P?*
dt Hegt ju Seinen Söffen — 3 <h 3ofepb •'
JUTe S»rüber (fallen niebet).
0 3ofepb, 3ofepb, unfer tbeuret Srubet!
^atoft
(mit non Schlucken unterbrochener Stimme).
0 mein 3ofepb, 0 — — .
So fühl’ ich »iebet Seines §erjen8 Schlag
Seglüctenb ^ter an meiner Stuft. a<b, 3o=
fetob.! —
(feierlich)
©epriefen feift Su, fcerr, ©ott SfraelS,
©rfüdet baft Su bet Serbeijiung SEBorte!
2Bie gnäbig baft Su mich hiebet geleitet,
Simm meinen Sant unb laffe Seinen Äne»t
Sit feinet Sage dteft jum Opfer »eiben!
3 o(ep$.
©rbebt euch Stübet! Su auch, Simeon!
3atob oerjeibt euch, »ie ich euch »erjeibe.
Su Sater, fodft Sich nimmet non uns trennen,
£ier in Ggbpten foUft Su bei mit »eilen,
Unb UdeS, »aS id) habe, mit mit tbeilen. —
3tun bitt’ ich Sich, jum Segen auf meinet Äin*
bet Jpaupt bie §ant> ju legen!
Sieb Seines SobneS Änaben hier; füt bie et
Sich um Seinen Segen fleht,
epbtaim unb SKanaffe nenn’ ich fie.
(führt bie ftinber »or.)
30 ««
(bie QSnbe fegnenb aulbteitenb, 21 He Inteen).
0 ©ott, not beffen gnäbiaem angefiebt
©ewanbelt meine Sätet, abrabam
Unb 3faal; ©ott, ber mich ernährt unb ftets
äJtir Stühe »at in fjreub unb Seib, »ie auch
Set ©ngel. »eichet mich erlöfet, feane
Sa biefe Knaben, fegne Such mit folcbem
etbab’nen ©lüde, bafe eS Spricbttort »erbe
3m gamen Sanb: So mode ©ott mich fegiten,
3Bie epptaim unb ÜJtanaffe. —
9tod) ein ©elübbe mu| ich löfen beute:
Sem £errn oetfprach ein Opfer ich J u bringen.
So4 benot baS Opfer flammt
Sobfingt bem ßertn füt ade fjulb,
Sie et euch Slden, unb auch mit etwtefen.
Sdblufedior.
:o:o:oioioi<5
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Qbovmeiftev& 'gfcopt.
<|ll« eiitft btr güt’gc £)err, bet <5rb unb §immel fc$uf
Unb jeglichem crfor bcn paffcnben ©eruf
Sitfritb’itcn ©licfeS fchaut ^crnicbcr auf bie Sanbe,
©Sie fc^Bn fic^ alles fügt in ^ciPgc DrbnungSbanbe,
©eraumt er Slubieng etwaiger ©efchwerung,
gür mfinniglich bereit gu $ülf unb £ulbgewfihtung.
©a eilt, bon SSoten f<hwer bie Stolle unterem Slrm,
©er StegenS ($^ori ^er unb flagt in bitterm 4>arm:
„{jerr, nimm e$ übel nicht! ©och bei ber ©üters
foenbung
$aft ©u nic$t bittiglich getroffen bie ©erWenbung.
©en ©onnentag §aft ©u in ©SeiSheit unb in Siebe
Sur Sftuljc angefefct bom garten ©Serfgetriebe.
©agu mitunter noch ein fchoncS geftge^rfinge,
©em armen SRcnfchenfinb gur Suft nach bem ©es
brfingc.
9htn fie^e, wenn bie 6 i$aar ber Unberen be^aglidjj
Slrn $eerb bie güfce ftreeft, gcht’S bo^clt mir bes
flagtich.
©a mufe georgclt fein, ©ebat unb SDtänuat;
©a Reifet eS fingen, jefct gigur unb jefct Ghoral.
60 geht e$ in ber grül), fo bei bem 0 pfitamt gu,
©ei ©cSper, Sitanei, faum bringt ber Äbcnb Stuh-
Swar ift’S ©ein ^e^rer ©ienft, auch thu* ich’S ©ir
gu ©^ren
©iit greuben unb will nicht Befreiung gang begehren,
bleibt eS ^art; benn baS finb nicht bie firgften
©Sunben,
©Senn Äe^le, #anb unb gujj am Slbenb finb ge*
fd^unben.
©iel tiefer fchncibet’S ein, wenn man als bittem 2o§n
gür fo oiel 9toih unb ©tüh nur firnbtet ©chmach unb
§ohn.
Sftach’S wie ©u wittft unb fannft, nie ift eS allen
recht,
Unbanfbar frittclt ftetS baS fchwierige ©efc^le^t.
©er färeit nach feuern nur, ber nach bem filt’ften
Sitten,
©er will ©rom^ct unb ©eig, ber nur ber 0 timme
©Salten.
Unb Hingt ein fat[c$er ©on, ein ©aft gu früh, gu foat,
4>ei, wie fie baSerfreut! ©ie fchreiben’S auf bie Staht,
Unb Weh mir armen ©Sann, lomm’ i<h gur©lauber=
ftunbe,
©in wenig auSguruh’n, — welch’ ©titeln in ber SSiutbc!
Unb was fann idj bafür? 0o Oiel bie ©Soch’ ich übe,
©rma^ne, brfiitge, fleh*, gleich ift baS ©Saffer trübe,
©er tarn gur fprobe nicht unb fc^reit als wie befeffen,
©er übte fich getreu unb Ijat’S getreu Oergeffen.
©er fühlt gefrfinfet fi<h, will ihm lein ©oto blühen,
Unb bleibt als Äranfer fort, — ba lieget mein ©es
mühen!
Unb erft baS ffiubenfyeeT bom Sllt unb bom ©opran
©ie brfi^teft fetber, £>err, ©u nicht in gute ©ahn.
©aS ganft fic^, gwieft fict), ftö&t, mit unf^ulbboUften
©tienen,
Äurg, fie finb beim ©efang grab wie beim Reffes
bienen,
©aS tyalt ich nimmer aus. §ilf, $err! Sag ©ir’S
nur fagen,
©ie ©at^* ift firger weit als bie fig^t’fc^cn plagen!
©arauf bergen* ooll §ulb: ff 3 a i a / öi'cüieber^ciftcr,
©S ift fürwahr fein ©ba6/ i$ fenne biefc ©eifter.
©S ge$t ja felbcr mir bom erften 3<ntuar
©iS gur ©ilbcftcmad^t nid&t beffer um ein §aar.
Um bon cu<$ ©ienfd^en ni^t gu reben, bie i$ j(^one f
Obwohl i^r feib gar oft befonbere Patrone, —
SßaS mac^t bie SBeltenuljr mir nic^t für ©org* unb
Wlüf)',
©afefie inDrbmmg ge$\ gu fbfit ni<^t, nod^ gufriiS;
©a& alles, ©ro^ unb Älein, fei bon ber achten ©orte,
Unb jebeS fic§ beweg’ im ©aft am regten ©rtel
Urbtöfclic$ ftürmet ba fo ein Äometenbfau
Huf feiner ©oloba^n unb ftört ben gangen ©au,
©a^ ©teme, ©onn’ unb SDSonb ergeben laute jtfagen,
SBelc^ ein ©eWirr baS gibt, fann gar fein SSort ber
fagen.
©ie ©affenjungen bann, ber©$nubj>en leidste« ©^or,
©agu halb linfS, halb re<$tS ein toltcS 3ßeteorl
©o lafe bic^ burt§ ÜJtein SooS mit beinern EooS bei--
fernen,
©Sir feilen baS ©ef<$idf bon allem ©rojen, ©dbihL«
Unb erft bie Äritifer! 3<*/ mu ^ Bote
Unb nagen überall, nichts Ifi^t eS ungefdfjorcn.
©ie^ft bu ben ©onnenglang, bie lichte ©rben^raösx^
$)ier gotb’ner ©lütten ©c^ein, bort buuflen SBatfce!
t,
4)ter fd^neeigeS ©ebirg, bort grüner ©Sogen ©t)iele, —
©o<$ nichts bon allebem, was allen wo^l gefiele!
©er ©ine f<$ilt bie ©tut, ben groft unb Steif bie
Slnbern,
©te gluten fotten fte^’n, bie ©erge Jollen wanbem;
©aS Wing’ge ©tfiublein, baS im Mittagftrable fliegt,
©o Wie ber ©btyfiren ©a§n ben Äritifern erliegt
©rum nur getroft! ©o<§ ©ins ^ab 1 iä) nid^t gern
gehört,
©a^ bu bie ©ubcnf^aaT mir fc^ittft fo arg empört.
S?tan ^at bie liebe Saft mit tynen, baS ift waljr,
©er Seit^tfinn ift gar grofj, unb ©oS^eit ift ni<^t rar.
©ie mad^en ©treidj auf ©treic^, bot| finb aus euren
SJtaffen
©ie lang bie fd&Ummftcn ni^t, brum laffc mir beiu
Raffen!
©Sarft bu benn beffer einft? ©ift beitno$ brab ges
worben,
©o wirb eS au$ no<^ ge^’n mit biefen wilben $>orben.
©S ftedft ein frfift’ger Äern in fold^’ unbfinb’gen
Sftangen,
©er beifet bir \p fiteren einmal bur(§ ©ifenftangen.
©rum tyfirm 1 bid^ nic^t gu febr ob biefem lofen Stubel,
©So ftarfe ©trömung gc^t, ba wirbeln audj bie
©trübet
Unb treiben fie’S gu toll, fo fa§re jad^ barein,
©Sie icb eS manchmal muft mit ©türm unb ©Setters
fc^eiu!
Äennft bu ben ©aftftoef nicht! Itlobf ihnen auf bie
©chfibcl,
©aS wirfet ra|$ unb mehr als langes ©SortgefabeL
©ann fte^'n p« »ic tin ©aum unb geben laitfchenb
ac^t,
©a^ felbft bie ©ngel mir nicht galten beffere ©Sa^t,
Unb fingen alfo ftar unb alfo ftarf unb weich,
SltS fläng* ber ©one ©chaar bireft bom ^immelrctdb.
Unb fönnteft bu baun erft fo- in bie ©eelen fchauen,
©ie trodfen oft unb h«t gleich bürren ©teineSgaucu
Goi igle
Original from
UNIVERSITY OF MICHIGAN
gilt Dortrag über Äufift.
97
3 etfchmeljen bot bem ©ang, toie bor bem 2 cn§ bic
rauhen
Oebtlbe f^metjen leicht be« grofte«, toie bic grauen
©etoötte fikh’n, (obalb im ftifäen Morgentauen
Oie ©trablenglut entfteigt be« Ofien« golb’nen
Äucn, —
O fönnteft {eben bu, tote bei ber Sieber Ätang,
Sßöetm ©lütegtoeigen gleich f'<h Stimm’ um ©timme
fcblang,
SBenn toie ©eftüfter je^t ba« garte gleb’n begattet.
Mit lautem 3ubelruf je&t Ofterfreube f^attet,
SBie in ben $ergcn ba fich ©chmerg unb SEBonne
rührt.
Oft ber bcrtor’ne ©obn mir toarb gurüefgeführt, —
O fabft bu e«, — ba« ift für ÄrittlerÄtoort unb #ohn,
gür alle ©onntag«müb ein reicher ©onutagSlohn.
Unb legeft bu einft hin ben Oirigentenftab,
<Erf<btoingt bein ©eift fi<b froh empor au« ©taub unb
©raB:
Oann bringt ber ©nglein ©hör in heilig froher 4>afi
SBtttbomm unb Sängergrufc bem lieben ©rbengafl,
Unb ©anft ©äcitia führt bi<b mit golb’nem 3n>cig
3 u ihrer Sünger Ärei« im feligen ©ereich- —
Ooch geig, toa« trägft bu ba? gürtoahr, bie Partitur
Oe« neuen ©anftu«! ©chön, perfeft toie nach ber
©cpnur
Der gange ©afe! SBie hebt e« maeftofo an,
3u toelchem Heben fcptoiüt ba« mächtige ©leni bann,
Oa« lügt bu mir! Mein Gbor foll gleich e« cinftus
bicrcn,
3um nfichften gefte gibt’« ein glorreich Muficicren,
Ou bßrft babon! — Oo$ ie^t geh b in unb fei *e * 5
nünftig,
Oer ©onntag mufj hoch fein ein ©onntag aueb gu=
fünftig,
Unb bc«halb mufj ©efang unb Orgelfpiel ertönen,
©onft blieb* ba« ©hönfte ja gerab hintoea Dom
Schönen.
Oa« fei bir ©hrenpunft! 3 ubem bebente toohl,
SBelch* ©cptoicrigfeiten fonft ich mit burch Slenb’rung
hol’!
Oa famen ftruppigen ©art« bie ©älgetreter her,
Oie Äüfter färnen gleich mit ähnlicher ©efchtocr,
Unb bie ho<h»ürb’gen §errn erbäten in«gcfammt
2tm ©nbe fich Oi«pen« Don ©rebigt unb Don Amt.
Äurg, — boch toa« brängt fich ba für eine ©haar
herbei,
Mit ©churs unb Müfccn toeifj, ein toirre« Utlerlei
©on Männern, SBeibern? — £a, bie Äüche ifi’-ö, ich
W,
Oeräoch, bieÄöchingar! Oa hafi bu fchon ba« SEöe^l
gür bie foll i<h am ©nb’ gu ©ontts unb gefttag«ruhc
Mit Mannaregen ftet« gelegnen Oopf unb Oruhe?
Üfting« ftitt! unb hört fogleich mein attertefcte« 2 Bort:
„©« bleibet, toie e« toar! — unb hurti^mtt euch
St. 3Ri<hcte.
f$in Worfrag
fHufif ift eine mit ©eräufch »erbunbene Sieben*
befdhäftigung be« gebildeten 2 Renftben.
3nbeffen macht fie auch ber Ungebilbete mit ber
gleichen Vorliebe unb mir bürfen annebmen, ba&
ben SBilben ihre 2 Ruftf gerabe fo aut gefaßt, mie un«
bieunfrige. Sefannt ift ja bie ©efd)i<bte jene« orten-
talifchen dürften, ber einem europäifchen Goncerte
anmohnte unb nach beffen Seenbigung gefragt mürbe,
melche Kummer ihm am beften gefallen habe. „Die
Grfte" ermiberte er. SJtan lieb alfo bie Ou»erture
mieberholen, mit meiner ba« Goncert begonnen
hatte; aber ber gürft {Rüttelte ungufrieben ba«
$aupt unb »erlangte fo lange „ba« Grfte" noch
einmal ga hören, bi« man enblich nodh einmal
bie gnftrumente ftimmen lieb, vorauf Seine
Durchlaucht in lauten Seif all au«gebrochen, benn
ba« Stimmen ber Snftrumente mit feinem mirren
Durcbeinanber hatte ihm beffer gefallen, al« alle«
Slnbere.
ge nadh bem bem bie 3Jlufif bient,
unterfcheiben mir »erfchiebene 2 Jtufiten; 3 . S. bie
Äirchenmuftf ( 1 ), bie £au«muftf (2 /bie %an& ober
Satb2Jhifif (3), bie SJtilitäriüJluftf (4), bie Kammer*
3Jtufif (5), bie ©arten * 2Jhifif ( 6 ) unb al« bie
nieberfte bon 2 lllen bie fogenannte Settel*Mufif,
melche dielfach auch al« Drehorgel »orfommt.
Die ältefte »on Sillen ift bie ftirchemjtufif,
melche ftch inbeffen »on ben übrigen häufig nur
babutch unterfdheibet, bab fie in ber $ir<he ge^
macht mirb. ^xm 3 ^de nadh ift bie^irchens
smeifeßo« bie erhabenfte, me«halb man
ihrem erhabenen Stanbpunfte entfprechenb eigene
üßer 'gUuftü.
ßhöre gebaut hat auf melden üch auch bic Or*
geln befinben. Diefe bilben einen mefentlid^en
Seftanbtheil ber Äirchenmurit unb »erfteht man
barunter Daftinftrumente, beten Döne burch einen
Sla«balg in »erfchiebenen 3 Ketaü- ober $oli-
fßfeifen hc^o r Ö e öracht merben. Orgeln gab e«
fdhon im 3. unb 4. Sahrhunbert, rnenn audh erft
1444*) bie erfte »ollftänbige Orgel gebaut mürbe.
Da jur ßerfteUung fold>er Qnftrumente Ö^ope
©efchicflichfeit gehört, fo hat e« nie an Orgel=
bauern gefehlt, melche aber nicht su ben übrtgen
Säuern, fonbern su ben Sürgern unb Zünftlern
gerechnet merben. Die Orgel ift übrigen« etn
gnftrument, ba« man mie alle anbern nur
fpielenb lernen fann.
Dappt ein Organift mit $änben unb güjen
auf aßen möglichen Daften in aßen mögltmen
Donarten hc r am, fo nennt man biefe« „pralus
biren". Äein gnftrument tommt ber Orgel an
Äraft unb güße be« Done« unb 2 ßacht ber 2 Btrt=
ung glei^, me«halb bie Orgel audh nur 3 ur
$ir<henmuftf »ermenbet mirb.
Der ßau«muft! bient »orsug«meife ba« Gla»ier,
glügel, Piano-Forte, Piano, auch Pianino ge-
nannt. Diefe« gnftrument ift heut su Dage an
*) Oer joDiaTe ©erfaffer fheint mit biefer 3 $ re « 5
Sa^l auf ben angeblichen ©rfinber be« ^ebalß
barb ben Oeutjhen" h in 5 un?c ü en » Drgelbaufunft
blühte fchon im 13. 3ahi‘h u ”bert; freilich hatte man
gute Säufte unb (Sü&ogen nothtoenbig, um bie Orgeln
„jchlagen" 31 t fönnen. Oie 9tcb.
• 13
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UNIVERS1TY OF MICHIGAN
Go. gle
. 4.‘- - { J
<fin Jtorftrag über Äufik.
99
bie Stelle ber mittelalterlichen SJtarterWerfaeuge
getreten, nur »erben mit bemfelben nicht mehr
©eftänbniffe erprefet, fonbern nur Zimmerherren
ober Stachbarn gur ©eraweiflung gebracht. Uebri*
genS tuirb aur HuuSmurif aufeerbem auch nicht
feiten bie ©ioline oer»$nbet, oon melcher weiter
unten bei ben gnftrumenten bie Siebe fein »irb.
3)te Sana* ober ©aUmufif ift an Sonntagen über¬
all, in grofeen Stäbten finbet fie auch an ©ert*
tagen ^a^lreiche ©flege. Sie gehört ©om mebi*
chtifchen Stanbpunfte auS betrachtet au ben
fchweifetreibenben Mitteln unb tommt einem leicht
in bie güfee; oon ber Seme gehört, wirft fte
melancholifdb, wehmütig unb »irb biefelbe meU
ftenS fehr gut be3ahlt. 3ur ©elebung beS SJtutheS
unb aur ©achparabe toirb bie 2Jtiltiär*ü)tufif ©er*
»enbet unb a»ar entweber als türtifche ober als
©lechmufif, inobei jebod) wenig Unterfchieb ift,
»eil beibe in ber Siegel baS gleiche ©lech fpielen.
Zeichnet fich bie 3JtiIitär*3ftuftf burch ftarten 2ärm
aus, fo ift bie fiammer^SJiuftf bagegen mit biofeem
Ob** faum oernebmbar, »eil fie nur an Höfen
gepflegt »itb, »obei gewöhnliche SJtenfchenfinber
feinen 3«tritt haben. SGBeit verbreiteter fmb bie
©artemSJtufifen mit beftimmtem (Sntrd, SJtilitär-
perfonen unb Kinber bie Hälfte — »eiche be*
fonberS bann fehr angenehm »irfen, »enn brei
ober mehr Orcfjefter in benachbarten ©irthsgärten
m gleicher 3eit fpielen. Sen ©egenfafe a u biefem
SKufifbettel bilbet bie ©ettelmuftf, »eiche oon
allen Slrten ben geringften ©enufe ge»dhrt, unb
ooraüglid) oon ben [©genannten ©ettelmufifanten
auSgeführt »irb. Sie fommt ent»eber in ihrer
einfachften gorm als $ubelfacf ober in compli 5
cirterer ©eftalt als böfemifche SStufifbanbe, ober
als Harfeniften ©or. 3u Krüppeln gefchoffene
Krieger unb ©linbe üben biefelbe als ©erfel*
mdnner, »obei fte, um baS allgemeine SJtitleib
au erregen, bie jammerooHften SKifetöne heroor*
aubringen im Stanbe ftnb.
Stach ben Hilfsmitteln, beren man fi<h au
ihrer ©raeugung bebient, unterfcheibet man ©ofal*
unb 3uftrumental' SWuftf. Schon ein grofeer
Sichter, »elcher, »eife man nicht, fagt:
,,©o man fingt, ba lafe bich ruhig nieber,
©öfe 3Jlcnf<hen haben feine Sieber!*
unb finb beSbalb feit bie SDtenfchheit burch bie
gortfdjritte ber Sleuaeit auf höherem fitttlichen
Stanbpunfte angelangt ift, bie Siebertafeln, Siebers
frdnae, ©efangS* unb Oratorien-©ereine allent*
halben in grofeer Slütbe.
Singt berÜJienfcb allein falfch, fo nennt man
baS SoIo-©efang, leiftet ihm eine a»eite Stimme
babei ©efeüfchaft, fo entfteht ein Suett, fommt
noch eine Stimme baau, fo »irb ein Seraett bar*
auS unb fingen enblich oier Stimmen au gleicher
Zeit, fo heifet man baS Quartett, »aS in ber
Siegel fehr hübfch Hingt, »enn nicht au. falfch
gelungen »irb.
SWan unterfcheibet oier oerfchiebeneStimmen:
Sopran, 2llt, Senor unb ©afe. gebe oon biefen
Stimmen bat ihren eigenen Schlüfeel unb ihre
befonbere Klangfarbe. ©ewöhnlid) ift „Sopran"
biejenige »eibliche Stimme, »eiche in ben höchften
Xönen falfch Hingt unb ben ©ehörS = Sieroen
dufeerft fdbmeraliche ©mpfinbungen ©erurfarär,
»ährenb „ s 2Ut* eine »eibliche Stimme ift, bie fich
burch ihre männliche Siefe auSieidjnet. ©eibe
Stimmen fönnen aoer auch ebenfo gut unb eben*
fo falfch oon Knaben gefungen »erben. Sem
männlichen ©efchlechte gehören bie beiben anberen
Stimmen: „Senor* uno „©afe" an. Senoriften
finb biejenigen Sänger, »eiche fich auf ihre Stimme
fehr oiel einbilben, meiftenS heifer fmb unb
»enn’S barauf anfommt, bodj nicht recht hinauf
tonnen. Sie fmb aiemlich feiten unb »erben beS*
halb, »enn fie gut fmb, unfmnig beaahlt. 3m
beffen ift hoch fein Stäbtchen fo Kein, bafe eS nicht
in feinem @efangS=©erein einen Senoriften hätte,
ber »enigftenS mit ber giftet (nicht 3ahnfiftel)
Stimme bie höchften Höhen, »eiche bem Senor
aufommen, au erflimmen oermag.
©ine fehr fchöne Stimme, »enn auch »eit
n jer oorhanben, ift ber ©afe, »elcher »ieber
ariton unb tiefen ©afe aerfäöt. ©affiften
bilben in allen Siebertafeln bie üWehraahl, hüben
in ber Siegel grofeeS Kneiptalent, »erben nie
heifer unb fingen meifienS: „baS ©fäfflein", ben
„fchlefifchen 3echer" unb, fmb fie eigentliche tiefe
ober ©ierbäffe — „in biefen heil’gen Hallen" unb
„im tiefen Keller fifc’ ich hier*.
Unter Quartett oerftefet man hauptfädblidfe ben
©iergefang a»eier Senoriften unb gtveier ©affiften,
»obei bie Auswahl ber ©ompofitionen in ber
Siegel eine fehr gelungene *) au fein pflegt. Kommt
fo ein Quartett in bieSBüfte, fo fingt eS: (oergl.
SJlünd). Slieg. Sldtter) „©er hat bich bu grüner
©alb, aufgebaut fo hoch ba broben?" »id eS ber
Siebften ein Stdnbcben bringen, fo brüllt eS fo lange:
,,©ute Stacht, fchlafe füfe!* bis bie Holbe »ach
»irb; gilt eS einen oerbienten SJtann au feiern,
fo Hingt baS Sieb: „©er ift ein SJtann? 2>er
trinfen fann 2 c.* unb bei ber Slnrunft eines ©afteS
ertönt gewöhnlich bie „Slbfchiebstafel" oon 2ltenbel=
fohn. 3)afe bei feiner ©robuttion eines richtigen
Quartettes, „ber Htrtenfnabe", „bie Kapelle" unb
„ber &ag beS Hcnn" fehlen,’aeigt oon bem reli-
giöfen Sinne ber Sdngeroereine unb »dre fehr
erfreulich, »enn babei biefe Herrlichen ©ompo=
fitionen weniger mifehanbelt würben.
Ueber ©ofalmufif liefee fich noch ©ieleS fagen,
»oau unS aber hier Slaum unb 3eit fehlen; wir
»enben uns beShalb aur 3nftvumenta(=3Jtufif.
©S gibt oerfchiebene gnftrumente a* <h^ 2
urgifche, medhanifche, StotariatSsgnftrumente unb
beraleichen; wir hoben eS in ber SJtufif nur mit
3:aft', SlaS-' unb Streich : 3uftvumenten au thun,
»oau noch bie ©aufen, Xfchinellen, Triangel unb
©Iodenfpiel fommen, bie man nicht taften, nicht
blafen unb nicht ftreichen fann, fonbern bie man,
wie ungeaogene jungen, fd)lagen mufe. 5)ie oier
Stimmen, »eiche wir oben aufgeführt, »ieberholen
fich auch hier unb aioar bei ben Streidinftru*
menten bie ©ioline, als erfte höbe Sopram
Sängerin, bie ©ratfehe, als alte Statfcfee, baS
©ioloncell als Wmachtenber Senor ur.b bie ©afe'
geige, als bis in bie tieffte Keüertiefe hinab=
fteigenber ©ierbafe, unb bei ben ©laSinftrumenten
bie fchriütönenbe glöte, bie »infelnbe Oboe, baS
fentimentale ©larinett unb baS berubigenbe gas
*) Sßir erinnern an baS 3)tenbelSfof)n’f(hc ift bc=
ftimnit in ÖotteS ba« man—* in feien bei ber
„Sobtenfeier" ber im 2ftingtheaterbranb S^crungliicftcn
um ©eften gab. 9J2enbel3)ohn h öttc bariiber „böÄlicb"
ich geärgert. 2)ie Dieb.
13-'
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Original fro-m
UNIVERSITY OF MICHIGAN
100
(Sin Portrag fiber Mnfik. — Allerlei.
got ober bie trompete, bag £orn, bie fßofaune
unb bag Sombarbon.
ÜBenn ade Sofal* unb 3nftrumentafmittel gu*
fammen in Knmenbung gebracht rnerben, entfieht
bie Oper, morunter man ein mufifalifcheg ©<hau*
fpiel oerftebt, bet meinem in ber Kegel ber
Saffift algSater oberOnfel eine reigenbe Softer
obet Kidjte h^ melche bann Sopran fingt unb
in melche ber #elb, ein Senor, oerliebt ift, mäh f
renb fein Nebenbuhler Sariton fingt unb ge*
möhnlid) ihn, fie unb fid) umbringt, mag bem
©bor ©elegenheit gibt, halb feine greube, halb fei»
nen.Sd)merg auggubrüden, ab unb gu gum Kampfe
aufguforbent ober gar in $orm einer Prügelei in
bie ftanblung eingugreifen, big ber Sorhang fünf*
mal gefallen ift. Sabei mirb eg nie an einem
Stubenmäbcpen, einer Sreunbin, ober an einer
gee fehlen, melche bie Mpartbte übernimmt unb
nur feiten auch einen üJfonn befommt. ©ine be*
fonbere Sefprecbung mürbe bie „3ufunftg*
mufil" erheifchen, meldhe ber Inbegriff 2lder
Ntufif ift unb alle Slrten berfelben, unb alle
erbenflidjen ^nftrumente unb Socal*2Jtittel an*
menbet, um eine ©irfung gu erzeugen, melche
nidht unfer ©efühl erbebt, erquiett, tröftet unb
beglüdt, mie bag bie claffiichen üdeiftermerfe big*
ber aethan, fonbern melche unfereNeroen fo lange
titelt, reibt, gerrt, fpannt unb auf regt, big ber
Serftanb in Semegung fomrnt unb augfchliefelich
über all ber SBirrfal Oon 2eitmotioen, halben 2Jte*
Iobieen, mufifalifchen ©ebanfen unb Klangfarben,
SBenbungeti unb Serbinbungen bef onberg aber über
bem fmnoermirrenben Sterte unter beit ©inmirf ungen
aller benfbaren Sicht* unb Seforationgeffefte form*
lieh ftille ftebt unb mir genöthiat fmb, ung ent*
meber in’g SBirthg* ober in’g Srrenbaug gu be*
geben, um ung oon bem gehabten ©ettufje mieber
gu erholen. Mein mir motlen ung begüalicb ber
.ßufunftgmufif nur- auf ben einen Safe befchrän*
fen, ber unbestreitbar richtig ift: entmeber biefe
ÜJtufif hat feine 3ufunft, ober bie3ufunft
hat feine ÜJiufif mehr — mag ©ott oerhüte!
v. ptrls.
„©(hau*, ber Italer matt an {(honen Khqmbaam
Unb a $&uferl a berneb’n, atg toia in fctaam,
Unb herborn, ba toinft a SJhtatterl mit ber £anb —
er ’g $oamtoeh matt ber flttufifant.
,9ttit bergarb’, ba matft agahnerl toeifeunbfclau
Unb an 24men b’rin, ber b&t a fuchtig’g ©’jehau;
SDeg bemacht mit feiner Sir a frifther Sua —
9ttit ber 9ttufi matft bie 6<hneib bergual*
&attSregel.
9öenn bu in beiner Kräfte gütle
S)ich miüig mibmeft frembem SDienfi,
Sebeitf’, ob bu für eig’ne 3^1«
2 (uch ftörberung barnit gemiunfi;
5tu foUjl bem flugen Schiffer gleichen,
$>ev barnm labet frembe gradjt.
Um mit bem Sohne gu erreichen
$08 ßanb, mo ©lüd ihm felber lacht;
Sonft bift bu nichtg, als bie ©itroiie,
$)ie, memi fein Saft ihr mehr entfUefjt,
Ser, fo fte auggepreffet, ohne
Scfutuen fchlcubert auf ben SNifi.
Sin (atttiföer ßwtfätnfaH
trug fich jüngft in ber Stabtoerorbneten * Set-
fammtung gu ©. gu. ÜJian (tritt heftig hm
unb her, ob ber ©efellfchaft „fyauua" gu ihrer im
Sftärg gu 0 eranftaItenben©eflügelsKu 8 fteUiing toie*
herum eine ftäbtifd^e Prämie oon ioO Nif. gu be=
mittigen fei. Nadjbem oon ber einen Seite barauf
hingemiefen morbeit mar, bafj nach folchem $rä*
cebengfaUe auch bie ©efangoereiue mit Unterftöfc*
ungSgefuchen Fommeu f 01 tmen, brach einer ber
Säter ber Stabt in bie flajfifchen ©orte auS: ,Kdh
mag! Singen faun jeber, aber ©ier legen uicht !' 4
Stürnüfche Jpeiterfeit folgte, unb bie 100 arf
mürben bemidigt.
»uflöfunß bet „rauftfoUfdjtn Stattet"
SSas bie 3&ufit lauft.
^rofeffor peinlich grieb oon KugSburg hat
ber # S. 3 -" fofgeitbeg ©ebicht in oberbafeerifcher
Nhmbart eingefchieft:
*9)iit ber Sftxtfi, ba fo(n)ft malen g’nua!"
berflKufi," fagt ma, „fouft t'oaöilb uct mal’n."
ig richti, unb i teilt a gar net prahl’it;
23an’g a foa SBilb net ig, h wfy nur a teeni gua:
9)iit ber 9Uufi, ba fonft malen g’nua!
ff 9?cit ber 9?tufi malft fean 29crg net, beg i« teal^r,
Unb fea 2t)al net, unb foait ©ee fo blau unb Har,
SRalft foan SSalb, Ifoa Sörfl unb toa itird) berjua —
9?iit ber 9)tu|'i malft btc © ouittaggrua l).
rr^it ber 9?iufi freili, ba malft foan Kltar
Uitb fea Gugevl mit bem golb’nen 2orfeitl)aar
Unb Fea (Ihriftugfinberl unb foan .pcilanb net —
s lUit bei 9Rufi aber malft ’g ©cbet.
„©(hau*, ber9?iatcr malt a ilammert unb a üßieg’n,
Hub a itinbcrl a, beg fid)t ina b’rinua licg’it, —
Unb fei SKuattcr, bie fo’ il;r uct fd;aua g’nua —
s !Wt ber tOtufi malft Cie 2iab bcrgita.
auf ©. 89 beg pro 1882.
1) Sag, 2tlt = Safalt.
2 ) ^äubel.
3) ^arntonica, 9Nonica.
4) ©gbretnabura.
5) Kroma.
Srei burch ba 8 2 oo 8 gu beftimntenbe Kuflofcr
ber beibeu nachfolgenbeii NebuS (©infenbungS*
termin 1. Nfai 1883) erhalten greife: ber 1 .
einen Negenf chirm, ber 2. einen En tout cas,
ber 3. einen Sonueufchirm.
1.
Allo.
2. BK \l
\<=> O }ss|
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üon §of. "glenner in Regens ßwvg
Ö T 3?eb. Obermeier beichte vom 1, Oft. 1881 bis $u [einem Sobe (gefen 1BSÄ) ben tBetfauf
Der :>nflvumeute au$ ber Sabril von Ssßefoubet in SRero*5)orf, Sa bU 1. Senf. fei S* noA 95e v
fteß»«\>en untev feiner 9lbreffe eittfiefen, jo fonnte bie SRedjnunß evft mit biefem Sage afeßef^ioRe»
wxbtn* »nb e3 ergab ber Wi y bie Summe von 861- OTart f roelcfee ber för$immuftfc
fd^ulc jußetoenbet tourten, mit feem Sluöbruäe bes feer^i^iften SarifeS an ben Sermiitter uitfe bie
verelrfi^en Slbnebmer.
Born X. Sefet. I§82 an bat &
ber fic&l. 5WuJB*
l?ie fyretmtoliiUe Seftellungen für amerif. öatmomunt nactj vörliegmbem Äatafog ent<
gegen^uuebmett unb aiiSwfübren, unb erweitert ben ©erlag auf jiroei toettere amerif älrmm, ©tafon.
tinb fuimlm in Scfton unb SDominicn in ©otomanütüe (Ontario \ Deren Sabrifaie mehr für (Ebot 5
maßen, Heinere ffafeeltet* unb streben geeionct finb, ba vc ftürferen %vn unb größere güfle geben;
wäbreitb'feie • $efagfat*i ften Quitrumente naa) tote vor bmd) Sffictchbeit unb ueiVbiifcrronenbe
beit fceä SoneS für girnnw »ab Sa Un'v empfobfen^ü;tobten' t»etbietr^|‘ v "
SR e a vit ä b u rg, 2, Sft't, 1382>
&x* Mt Jfojfetf*'
L Tfxtteüfit feer ^rnipmitm von ^eföitßet & Somp. in
i . ;t* J «Hungen
’iii " Ort, / ir ^v^mene
*<n ■ • • ? ■ r ;’p iRegi 5
••Ro .^figen
sH $ O.itv? 1 '^ßW^wtfo
unb
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’ ’ * ; : t *w ,;Ittogen
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Sir.. 10. (21) 1 %Seiten
jungen ju 5 Od. ufib
1 Gel Subbafc, 2
j?nief<$tteüen, 9 iRe-
gifter: 5)iopafon,5BiO'
fa, ©ubbab, glute
fitib fftttjgenb, Samba,
23tcl b’antour, öct.
cel., Oet, Göpel unb
Sorte ftnb mecfmn.
3tr. 11 . (19) Weit: flie
baS vorige aber mit
Stoffn'fc (rr»ic 3 u. SV
3h. 18. (39) fh I®*
f3»”öcn $ü 5 Cfc ?
Äuiefcbtt*, utib U
gifter: Siapafon ,®^ 1
ia,Coranglais,3lute
urtb (Jlarmetf fw*
fünften* , Samba,
*8iol b’ameur, (Fedo,
vo.v humana, öct.
eil, voix cel. me ;
cbamfcb.
Nr. 22. (47) 3 mm
jungen 311 5 Oct. un&
1 Oct. ©ubbalv ~
Äniefcbm. unb 14 9k>
gifter: Siapafoti,
la, coraiiglais,
(Mfo, (Flarinet, 6ub^
bafe finb ffingÄ
Samba f ®tol b'a r
mcur, Celat>' 6 opel
Vox hum., Sajiorn,
voix cel . öct, cel.
103
II. j^tefsfiflle bet ^atntoitittm von SKafo« & $amftn
in Norton.
Slu^ ber 105 Kümmern jäblenben £ifte tiefer renommirten Sabril babett mit folgende brei
gewählt, welche fid» befonberO als prooiforifcber Grfafe für Äirchenorgeltt unb bei Aufführungen im
Goncertfaal ober Begleitung beS KtaffengefangeS eignen, ba fte in 3ungen* unb ffiinbftärfe heröor=
ragen. Sie duftere AuSftattung ift (rote bei 111) oon ber. äußeren Grfcbeinung ber Seloubet’fchen
Qnftrumente toenig üerfcbieben.
«W.
Kr. 1. (360) 2 Keihen S un 0 en ju 5 Oct. unb 1 Oft. ©ubbafj, 2 Äniefcb». 13 Keg.: Siola,
Oboe, Siapafon, Slelobia, ©ubbaö ftnb flingenb, Siola dulce, Glarinet, Sulciana, Gla=
rabetla, voix cel., tremulant, Oct. Göpel, Süll Organ medpnifd). 650
Kr. 2 ( 433 ) 2 '/* Keinen ßungen ju 5 Oct., 1 Oct. ©ubbaft, 2 Äniefdjro., 13 Keg.: Siola,
Stute, SÜapafon, Slelobia, ©ubbafj, ©ayopbon ftnb tlingenb, Voix cel., Siola dalce,
Oct. Gop., guD Organ, vox hum., 2 Sorte tnecbanifd). 750
Kr. 3. (510) 3 3 / t Keiben 3 ull 0 erI ju 5 Oct., 30 3 nngen im fJJebal, 3 »et finiefdjro., 18 Keg.:
Siapafon, Slelobia, Siola, Siute, Sapopbon, Gontrabafj, Gorno, fßebalbourbon ftnb flin=
genb, Siola dulce, voix celeste, Oct. Göpel, Sebalbourbon dulce, vox hum., Süll Organ
Sebal, 2 Sorte, Sebalfopel, S“H Organ mecbanifd). 1500
III. xeiitifte bet |>ominiottf}atwoninm, §faftti&
in ^SonnttanviKe, Ontario.
Kr. 1 . (Villa Gern, ©tpl B) 2 Keiben 3ungen ju 5 Oct., 2 flniefcbro., 8 Keg.: Siapafon,
Siola, Principal, celeste melodia ftnb flingenb, vox angel., Sioletta, Sorte unb Gcbo
metbanifcb. 420
Kr. 2 . (17) 27» Keiben 3ungen ju 5 Oct. u. 1 Oct. ©ubbafj, 2 Äniefd)., 11 Keg.: Siapafon,
Slelobia, Srinjipal, Siute b’amour, ©ubbafj, Siola ftnb flingenb, Octaotopel, Sulcet
Sorte, Voix celeste, vox humana tnecbanifd). 630
Kr. 3. (33 G) 37» Keiben 3ungen ju 5 Oct. u. 1 Oct. ©ubbafj, 2 Äniefdjro., 17 Kegifter:
Siap., Klei., Srinc., Sl- b’amour, Siugle £>orn, Gello, ©ubbafj, Piccolo ftnb flingenb,
Voix cel., Stola, Sulcet, Gremona, Aeoline, 2 Sorte, Oct. Göpel, Vox hum. mecbanifd). 900
BefteHungen auf. biefe Snftrumente »erben bis $kf}tthof ^egettsßttrg franco
geliefert; »enn aber ber Beftettort näher an Hamburg liegt ober bie »erlangte Kummer
momentan nicht auf ßager ift, oon Hamburg au§ nach öorhergefjenber genauefter fßrüfung
ejpebirt. 3m lebten Salle fann ber geehrte ©mpfänger 10 Jf>. feiner fßortoauSlagen
oon ben obigen greifen abgieben.
©ine „Anmeifung über bie Bebanblung unb ©inriebtung ber Snftrumente" »irb auf
Söunfcb gratis berfenbet.
S)a in beit obigen feften greifen tt«t 5% ^ftonifiott $tt gttttßett bet Hit#*
fi^ett miteingefcbloffen ftnb, fo fann eine eüentueHe Katen$abtnng
ttftet 3 IKtonate nach ©mpfang beS SnftrumenteS gewährt »erben, »enn nicht 5% $er=
jinfung ber Sanffumme garantirt »irb. llnbefannte ober bnrdj Befannte nicht empfohlene
5))erfönli<bfeiten wollen ber Beftellnng Keferenjen ober minbeftenS ein drittel ber Sauf*
fnmme beilegen.
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Original fro-m
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104
Sfür-Defterreidj, ©djweij, J&ollanb unb Sujemburg gelten bie glei
£a jebocf) gütige SSeftettungen nach biefen Säubern in jebem ffaffe öon 3fret&afe
• aus afs X ranfit gut bebanbelt »erben, fo bürfen bie Auslagen, »eiche ber
für 3 oK ju machen fint, fotoie 10 Jk. für Sßorto Don ben in ber Sßretölifte cn
greifen abgegogen »erben. —
2:er Unterzeichnete erteilt auch beteittoilligfl 2tuf|d)luj3 unb 9tatb bei 2ln
unb älterer (überfplelter) ftlügel nnb «ßianinoS gn billigen greifen.
3ablrei<ben freunblidjen Aufträgen Hebt bodjacbtungSDoll entgegen
SRegenSburg, 1. ©ept. 1882.
3of. Rennet («Pete
g>ußfcrt;ptton
auf
bit btv tyttkt tum ®ttt
Jlicrhii0i tut
fotoie auf bas
Magnum Opus Musicum von Orl. di Lasso
nimmt ber Unterzeichnete entgegen unter ber 33ebingung, bafj für bie 15 bi?b«
nen SBänbe Don Sßaleftrina’8 Sßerfen 100 «Dt. fogteidj bezahlt, unb bie übrigen 51
Saufe non gwei 3abren getilgt »erben, ßateinifdje Xitel unb SBotreben
3nfenbung franco. Siebe auch SSormort biefeS ftal. ©. YD.
3 ».
gubfiripttonb-Jfrrmular.
©ubferibire btenttt auf .(Sjempt.:
Giovanni Pierlnigi da Palestrina opera omnia:*)
„Magnum opns musicum“ von Orlando di Lasso.*)
Partitur.
(genaue Slbreffe:
*) SBroj$. 10 2 K cnal. Seiimjanbbcmb 12 IV., f»IgcTcdjtcr 3iiict= unb Cjitcbevtcuib
mit SSrcfalciitfafc 14
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UMIVERSITY OF-MICRTGAN
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